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Struggle - wie fange ich an?

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Cimglett:
Seit gestern lässt mich eine Buchidee nicht mehr los.

Ich hatte sie schon vor ca. einem Jahr, aber da ich damals gerade an einem anderen Buch schrieb, ließ ich die Idee ruhen und arbeitete nicht daran weiter. Jetzt kommt mir die Idee aber besser vor, und da es an dem anderen Buch gerade eher hapert (was mich generell vom Schreiben abhält bzw ich muss mich dazu zwingen), möchte ich diese Idee jetzt ausbauen.

Ich will natürlich mal wieder alles besser machen als bei den letzten Projekten.  ;)

Ich versuche mal, das Problem zu umschreiben:
1) Ich habe eine Grundidee.
2) Ich habe viele kleine einzelne (bisher recht zusammenhangslose) Ideen, die wie Punkte an dem roten Faden kleben.
3) Ich liebe es, am Anfang meines Schreibprozesses kurze Szenen zum Ausprobieren zu schreiben.
4) Ein Kapitelplan hat beim letzten Mal irgendwie dazu geführt, dass mir mittendrin langweilig wurde. Dh ich wusste, jetzt kommt das und das und eigentlich ist das gar nicht so interessant, aber da es in dem Plan stand, habe ich es nicht weiter hingefragt und irgendwie hingerotzt ...

Ich fühle mich, als würde ich in der Luft schweben. Irgendwo zwischen Begeisterung und Kreativität - und gleichzeitig Mutlosigkeit, weil ich nicht weiß, wie ich anfangen soll.
Habt ihr Tipps?

LG, Cimglett

LaHallia:
Hi Cimglett,

hach ja, diese chaotischen Anfänge immer gell?
Ich hab eine ähnliche Herangehensweise wie du. Ich hab eine grobe Idee, meistens ein bis zwei Charaktere und einige "Probeszenen".
Ich plotte sehr exzessiv, aber wenn das nichts für dich ist, könnte ich dir die Methode nach Vorhaus empfehlen. Meist beginne ich damit, bevor ich mit "Bell" weitermache.

Hier mal der Link zu Vorhaus:
https://www.federteufel.de/forum/index.php/topic,142.msg1700.html#msg1700

Ich glaube, diese Methode könnte passen, weil sie dich nicht zu sehr einschränkt, aber trotzdem alle wesentlichen Plotpunkte/Höhepunkte verlangt. Im Endeffekt hast du am Ende ca eine halbe Seite Text, in der die 3-Akt Struktur erzählerisch festgehalten ist.

Vielleicht wär das ja was?

Liebe Grüße

LaHallia:
So hätte Vorhaus für ein altes Projekt von mir ausgesehen. Das muss gar nicht schön ausformuliert sein. Aber es sind Motivation der Prota, die drei Türen, Wendepunkte, oder wie auch immer man sie nennen will drinnen, sowie ein klarer Anfang und ein klares Ende.

Achtung Triggerwarnung

Tuva Borger ist ein 17jähriges Mädchen aus Berlin.
Ihr inneres Bedürfnis nach Anerkennung, Gerechtigkeit und Liebe versucht sie zu überspielen, indem sie provoziert, sich schließlich prügelt und zum ersten Mal den Kick des Gewinnens verspürt, der schnell zur Sucht wird und Tuva das Gefühl gibt, ihr Leben im Griff zu haben.
Alles ändert sich, als einige ihrer Opfer sich rächen, indem sie Tuva vergewaltigen. Sie versteckt sich, versucht sich so unauffällig wie möglich zu kleiden und das schreckliche Ereignis zu verdrängen, indem sie einfach weiterlebt, zur Schule geht ...  zunächst gelingt ihr das. Der Knüppel kommt geflogen, als sie einen der Täter durch Zufall in der Stadt entdeckt. Ihre Selbstbeherrschung unterliegt einem irregeleiteten Bedürfnis nach Gerechtigkeit, sie tickt aus und sticht mit dem Messer zu.  In dem Glauben, ihn getötet zu haben, erreicht sie ihren Tiefpunkt, indem sie ihr eigenes Handeln ablehnt und Reue und Abscheu für ihre Taten empfindet. Sie glaubt ihr Leben verpfuscht, ihrem starken Grundbedürfnis nach Gerechtigkeit folgend, zeigt sie sich selbst an. Weil sie damit ein deutliches Zeichen setzt, ihr Leben ändern zu wollen, besucht sie ihr Ex in der U-Haft, dem sie schließlich die Geschichte mit der Vergewaltigung erzählt, welche strafmildernd berücksichtigt wird - sie erfährt Gerechtigkeit, indem sie für ihre Taten geradestehen muss und die Anerkennung und Liebe ihres Ex-Freundes zurückgewinnt und ihr Leben in die richtige Bahn lenkt.

Paul:
Hi Cimglett

Ich bin nicht gerade der Profi, was das Fertigstellen von Romanen angeht, doch habe ich es immerhin nach gut zehn Jahren geschafft, mein Romanprojekt zum ersten Mal komplett abzuschließen (d.h. zu einem Ende zu bringen, ohne dass es deswegen schon fertig wäre).

Was ich bei dir heraushöre ist eine Ambivalenz zwischen "einfach losschreiben" und "ich muss doch meinen Roman irgendwie strukturieren, plotten,..."

Ich selbst schreibe nur zum Hobby, so habe ich mir (vor allem am Anfang) viele Umwege erlaubt. Doch mein Anfang lief ähnlich wie bei dir: da war eine Idee - und viele verschiedene Szenen.

Ich mochte dieses Schreiben. Es hatte einen "Flow", der mich jedes mal neu in meine Romanwelt entführte. Und es hatte eine große Freiheit. Doch irgendwann reichte das nicht mehr aus. Ich verzettelte mich. Mein Roman ging nicht mehr richtig weiter. Die Szenen hatten kein Flair.

Ich habe dann alles Mögliche probiert (Stichwort: Umwege). Ich habe die Perspektive gewechselt (von Ich zu Er), ich habe verschieden Erzählpersonen eingeführt, verschiedene Zeitebenen, ich habe mich an einzelnen Szenen verzettelt, die ich möglichst perfekt machen wollte, damit ich eine überzeugende "Erzählstimme" bekam, ...

Das alles war wichtig für mich. Ich lernte dadurch viel über das Schreiben. Meinem Roman hat es leider trotzdem nicht geholfen. So ließ ich ihn erst einmal liegen (nicht die schlechteste Idee) und schrieb eine Reihe von Kurzgeschichten. Ich lernte mehr über das Handwerk (auch immer gut) und setzte mich dann noch einmal an meinen Roman.

Ich entwarf einen Plot mit verschiedenen Höhepunkten und einer Storyline - (Material hatte ich nun ja genug). Dies ging mit dem nötigen Abstand nun viel einfacher. Ich sah die klareren Lininen, dort, wo ich mich zuvor verzettelt hatte.

Ich überarbeitete die ersten 300 Seiten, die ich schon recht weit geschrieben hatte - ich erzählte sie einfacher, ohne viel litarischen Tamtam, dafür aber näher an meinen Personen, die ich durch meine "Vorarbeiten" ja mittlerweile gut kennengelernt hatte - und die letzten 150 Seiten rutschten dann im Anschluss einfach so durch.

Dabei hat mir ein Tipp eines Schreibratgebers geholfen. Er sagt: erst ein Konzept erstellen, und dann schreiben. Aber beim Schreiben das Konzept auch wieder "vergessen".

Genau das habe ich gemacht. Auch wenn das hieß, alte "Stücke", die ich gut fand, wieder wegzuwerfen. Auch wenn das hieß, das Konzept zu verlassen, weil einem beim Schreiben eine andere Wendung eingefallen ist, die einen in diesem Moment mehr überzeugt hat, ...

Gerade diese Mischung zwischen "Planen" und "im Flow schreiben", machte es am Ende für mich aus. Beides ist nötig. Und beides hat seine Grenzen. Zuviel Planung macht das Schreiben langweilig und lässt die Story konstruiert erscheinen. Zuviel Freiheit und Flow, und die Story ufert aus und verliert sich irgendwo.

Von daher kommt es nach meiner Erfahrung auf die richtige Mischung dieser beiden Elemente an. Wie diese Mischung dabei für dich aussieht, musst du selbst herausfinden. Ich glaube, es gibt dafür kein Patentrezept. Jede und jeder schreibt anders. Die eine braucht mehr Planung, der andere mehr Freiheit. Und manchmal ist es nötig, etwas auch einmal ganz loszulassen, weil man sonst zu sehr verkrampft.

Von daher: finde die richtige Mischung für dich. Und wenn es beim ersten Mal noch nicht geklappt hat, sieh dies nicht als ein Versagen an, sondern als ein Lernschritt. Vielleicht braucht es ja auch erst noch ein anderes Projekt - bei dem du neu einsteigen kannst, mit dem Wissen, das nun mitbringst. Und vielleicht kannst du dann - mit dem nötigen Abstand - hinterher auf einmal auch deinen ersten Roman wieder mit Freude weiterschreiben.

Was mich dabei die ganze Zeit über an der Stange gehalten hat, waren neben der Freude am Schreiben vor allem die Personen in meinem Roman. Sie wurden mir immer wichtiger (auch die Nebenpersonen), auch und gerade dort, wo sie etwas völlig Dummes anstellten,...

Von daher mein Tipp: nimm dir Zeit für deine Personen. Sie tragen deine Geschichte. Je besser du sie kennst, umso lebendiger werden deine Szenen, umso mehr Freude macht es dir, diese Szenen zu schreiben, umso leichter fällt es dir, die Story weiterzuführen. Weil dich deine Personen durch deine Geschichte tragen und du sie dabei nur ein Stück auf ihrem Weg begleiten musst.

Dir alles Gute beim Schreiben

 :copc: Paul

Cimglett:
Danke für eure Tipps!!

Mit das schönste an diesem Forum ist für mich, dass mich endlich mal jemand versteht. :)
Ich habe keine Freunde, die auch schreiben oder dergleichen ...

Ich nehme daraus mit, dass in der ersten kreativen Phase die "Chaosmethode" gar nicht schlecht ist. Erstmal alles aufschreiben, was einem so einfällt, ob es nun Charaktere, Szenen oder Handlungsstränge sind. Im zweiten Schritt werde ich dann alles in eine Ordnung bringen und Lücken auffüllen. Und dann geht's ans Schreiben!

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