Teufelsrost > Höllenfenster
Die List der Schlange - Eine Psychiatriegeschichte
Viskey:
Hey, Reptilian!
Eines gleich vorweg: verlagsreif finde ich davon noch nichts. Weder die Struktur, noch die Geschichte, noch die Inhaltsangabe deiner Geschichte.
--- Zitat von: The_Reptilian am 28 April 2022, 20:21:50 ---- Passt die Überschrift?
- Klingt die Geschichte schlüssig?
- Könnt ihr euch mit jemanden identifizieren und findet ihr die Charaktere interessant?
- Ist der Rote Faden erkennbar (durch den hoffentlich aktiveren Protagonisten)?
--- Ende Zitat ---
- Wenn du mit Überschrift den Titel meinst, wenn's sein muss. Aber der Titel ist mMn das kleinste Problem bei diesem Exposé u/o der Geschichte. Ich kann ehrlich nicht beurteilen, ob nur das Exposé so verwirrend geschrieben ist, oder ob das auch auf die Geschichte zutrifft. Im Zweifelsfall beides.
- Schlüssig/roter Faden? Nein. Du springst von irgendwelchen Details zu irgendwelchen Details, aber der Kern der Geschichte bleibt unklar. Menschen werden mit Fehldiagnosen ins Krankenhaus gelockt und dort dann getötet. Aber wieso sie das als beste Möglichkeit auserkoren haben? Wenn jemand im Krankenhaus stirbt, ist der nicht einfach halt weg. Da muss genau Rechenschaft abgelegt werden.
Es wird auch nicht wirklich klar, wieso genau sie es überhaupt tun. Gut, der eine isst die Toten. Aber was ist mit den Organen, die an Millionäre verkauft werden? Was sind das für Millionäre, wozu brauchen die Organe? Transplantate? Dann schreib das bitte hin.
- Identifizieren kann ich mich mit niemanden, und ich will auch nicht. Es ist auch in einem Exposé nicht der Platz, an dem man sich mit irgendjemandem identifiziert. Dazu ist das Exposé nicht da. Das Exposé ist quasi ein Infoblatt von dir an den Verlag. Das hier ist das Rezept, nicht der Kuchen.
Die Frage nach dem Interesse ist hier hingegen schon berechtligt. Denn genau darum geht es schließlich im Exposé: Du willst damit das Interesse von jemandem an deiner Geschichte wecken. Bei mir ist dir das in diesem Fall allerdings nicht gelungen.
--- Zitat ---
Ein-Satz-Zusammenfassung:
Teenager Georg rettet seine Mutter vor einem außerirdischen Arzt, der sie schlachten lassen möchte.
--- Ende Zitat ---
Das ist keine Zusammenfassung, das ist ein Teaser.
Nach einer Zusammenfassung sollte bei mir keine Frage mehr übrig bleiben, außer "Wie genau setzt der Autor das jetzt um?" Nach dieser Zusammenfassung bleiben aber noch Fragen offen, was die Aufgabe eines Teasers ist.
--- Zitat ---- Orte: Berliner Krankenhauses Herzberge (Aufzug, Pathologiekeller, Psychiatrische Station 4, Büro von Smeraldina und von Dr. Barr), Wohnung der Smokowskis
- Weltenbau
Die Geschichte spielt in Berlin, im Klinikum Herzberge im Ostteil der Stadt, mehr im Grünen. Berlin ist auch in diesem Weltenbau die große Hauptstadt Deutschlands, wo viele alternative Lebensformen und Trends gelebt werden, wozu auch der Veganismus gehört.
Die Reptiloiden, welche unter den Menschen versteckt leben, fühlen sich wegen ihrem empfindlichen Riechorgan in der verschmutzten Innenstadt nicht wohl, weshalb sie sich ein Klinikum aussuchten, was im Grünen liegt.
--- Ende Zitat ---
Orte: Ernsthaft? Nein, ich brauch da nicht den Aufzug extra aufgezählt. Der Ort, wo diese Geschichte spielt, ist das Krankenhaus. Dass er da mal einen Aufzug oder eine Treppe benutzen wird, ist selbsterklärend.
Weltenbau: Hier erwähnst du noch einmal den Spielort. Und Weltenbau geht mit "das stinkt ihnen" viel zu sehr ins Detail. Und wenn sie so empfindliche Nasen haben, ist das Krankenhaus allein schon eine Herausforderung für sie.
Veganismus als alternative Lebensweise (Lebensform ist irreführend, wenn du Aliens hast) zu definieren finde ich inzwischen auch gewagt. Gibt immer noch Menschen, die das als Spinnerei abtun, aber es gibt inzwischen wirklich genug vegan lebende Menschen, dass das nicht mehr nur ein komischer Trend ist.
--- Zitat ---Charaktere
Georg Smokowski (Prota):
Georg, ein Teenager, der sich von seinen Eltern emanzipieren möchte, wird mit dem Umstand konfrontiert, dass seine Eltern plötzlich nicht mehr für ihn da sind und er muss sie befreien gehen.
--- Ende Zitat ---
Gleich die erste Charakterbeschreibung ist ein gutes Beispiel dafür, was mir am ganzen Exposé quer liegt.
Du fängst mit "ein Teenager" an. Das ist mir zu ungenau, Teenager ist man von 13 bis 19. Da ist entwicklungstechnische eine ganze Menge drin. Schreib doch, dass er 17 ist. Dann gehst du mit einem interessanten Punkt weiter: Georg möchte "sich von seinen Eltern emanzipieren". Völlig normal in dem Alter, und alles andere als einfach. Aber die Antwort darauf ist nicht (entwicklungs)psychologisch, sondern eine Handlung: Er muss seine Eltern befreien gehen. Was, wie sich herausstellt, dann nicht mal stimmt, denn er befreit ja nicht seine Eltern, sondern nur einen Elternteil.
--- Zitat ---Exposé
--- Ende Zitat ---
Exposé ist alles, das hier ist die Inhaltsangabe. Ja, klingt nicht fancy, ist aber das, was es ist.
--- Zitat ---Der 17-jährige Georg bekommt einen Anruf von seiner Mutter Silvia, wo er erfährt, dass sie gegen ihren Willen in die Psychiatrie [...] eingewiesen wurde, weil sie eine neurologische Erkrankung hat (MS). Niemand wird deswegen eingewiesen. Georg soll hing6ehen und ein wenig protestieren, seiner Mutter den Rücken stärken, damit sie wieder entlassen wird.
Silvia lotst ihn zur Station, er wird aber von der Pflegefachkraft abgewiesen, weil Silvia angeblich Ruhe brauche. Georg wird der Schlüssel für die elterliche Wohnung verweigert.
--- Ende Zitat ---
Wenn Silvia gegen ihren Willen festgehalten wird, kann sie sicher nicht telefonieren. Und richtig, wegen MS wird sie nicht zwangseingewiesen (was übrigens sehr schwer zu bewerkstelligen ist), und schon gar nicht in eine Psychiatrie. Ich glaube, das war schon mal mein Kritikpunkt. Wegen MS bekommst du niemanden in eine Psychiatrie. Wenn deine Reptiloiden wollen, dass ihr Unternehmen läuft, sollten sie sich besser unauffällig verhalten und nicht solche Schnitzer machen.
"... und ein wenig protestieren" ... Also ... Ich stell mir da jetzt einen 17jährigen Hänfling vor, wie er vor einer geschlossenen Stationstür steht und leise murmelt "Freiheit für Mami.", und dabei vielleicht noch kurz eine lockere Faust auf Schulterhöhe hebt. Deswegen wird doch niemand freigeslassen, da kommt er höchstens noch selbst in die Psychiatrie.
Und mit 17 hat der keinen eigenen Schlüssel? Für Mamas Freilassung demonstrieren, das traut ihm Silvia zu, aber keinen eigenen Wohnungsschlüssel?
--- Zitat ---Am nächsten Morgen fragt Smeraldina den Georg, ob seine Mutter ihm gestern am Telefon erzählte, dass die Welt von Reptiloiden unterwandert sei. Georg verneint und er ist überrascht, dass Silvia es ihm nicht am Telefon erzählte und er würde sie gerne selber befragen, was sie dazu denkt. Smeraldina flüstert, er soll auch flüstern, es wird alles überwacht und sie offenbart, dass Silvia gar nicht krank ist. Sie soll beseitigt werden.
--- Ende Zitat ---
Warum sollte Smeraldine das tun? Was ist ihre Motivation? Wieso sorgt sie nicht einfach dafür, dass Silvia wieder rauskommt? In ihrer Position sollte ihr das doch möglich sein.
Dass sie keine Skrupel hat, dass Reptiloide Menschen essen, weil Menschen ja Tiere essen ... Da bin ich raus. "Weil ich scheiße finde, was du tust, tu ich mit dir im Grunde genau das gleiche." Was soll denn das für eine Philosophie sein?
Und wieso sollte sie so über diese Unternehmung, in die sie verstrickt ist, plaudern? Wie do ein paar Absätze weiter selber schreibst: Der Glaube der Menschen, dass es keine Reptioloide gibt. Wieso sollte sie also Georg davon erzählen, der wird ihr doch auch nicht glauben. Wieso begibt sie sich in die Gefahr, dass er sie für Verrückt hält? Der tut doch dann nicht, was sie von ihm will. Wenn eine ganz klar Verrückte mir erzählt, wie ich meine Mutter retten kann, renn ich da doch raus und tu was, statt der länger zuzuhören.
Selbst wenn ich noch akzeptiere, dass der 17jährige Georg nicht so weit denkt, wieso sollte Smeraldina das Risiko eingehen, dass er eben doch so weit denkt? Wieso sollte sie das Risiko eingehen, dass er sie auffliegen lässt mit ihrer Reptiloiden-Geschichte?
--- Zitat ---Smeraldina platzt in Silvias Zimmer rein und hat richtig vermutet, dass Georg bei seiner Mutter ist. Smeraldina macht eine Kopfbewegung nach draußen. Silvia schlägt mit einem Stuhl die Ärztin nieder und bezeichnet das dem protestierenden Georg gegenüber als Notwehr. Silvia zerstört mit Georg seinem Beil die verschlossene Tür der Anstalt und sie fliehen. Sie fahren mit Silvias Auto, welches sie dort seit gestern noch zu ihrer Schicht geparkt hatte, planlos davon – erst einmal weg vom Krankenhaus, in der Hoffnung, nicht wieder eingewiesen zu werden. Auf einer Hauptstraße aber stellen sie fest, dass Smeraldina auf einem Motorrad aufholt, doch sie wird in einen schweren Unfall verwickelt und die Familie hofft, dass das Monster nun tot ist, ohne, dass sie es getötet haben.
--- Ende Zitat ---
Das ist ein guter Punkt, um zu zeigen, was ich mit den "irgendwelchen Details" meine.
Was ich erwarte, dass da steht:
Smeraldina verhilft Silvia und Georg zur Flucht und wird im Anschluss daran in einen schweren Motorradunfall verwickelt, bei dem sie stirbt/den sie jedoch überlebt.
Was ich nicht verstehe, ist wieso Smeraldina ihnen erst einmal bei der Flucht hilft, sie dann aber selbst zu verfolgen scheint. Ich weiß auch nicht, ob Smeraldina jetzt stirbt oder nicht. Und ja, in einem Exposé möchte ich das genau hier schon erfahren. Du sollst mir hier die Geschichte nicht erzählen, sondern erklären.
Und "mit Georg seinem Beil" geht mal gar nicht.
--- Zitat ---Silvia fürchtet, dass Dr. Barr veranlassen kann, sie wieder einzuweisen und fragt ihren befreundeten Arzt Sven um Rat, der ihr einen Notar nennt, der ihr eine beglaubigte Patientenverfügung ausstellen kann.
--- Ende Zitat ---
Nicht, was eine Patientenverfügung ist.
--- Zitat ---Veganern vertraut sie und seine Mutter kann einfach froh sein, die Mutter eines Veganers zu sein.
--- Ende Zitat ---
Und das ist jetzt die Moral von der Geschichte? Veganer sind supi, alle anderen potentiell ... keine Ahnung? Böse? Futter für Reptiloide?
Ich hab jetzt echt nichts gegen Veganismus, aber das hier würd's mir eher austreiben, als mich dafür zu interessieren.
The_Reptilian:
Liebe Teufel,
ich habe mir aufmerksam eure ausführlichen Beiträge durchgelesen und . . . uff, es ist hart, aber ich erkenne selber, dass die Geschichte nicht funktioniert. Allein der Punkt mit dem Krankenhaus, wo die Reptiloiden Menschen verschwinden lassen, ist unrealistisch. Ich habe ein neues Setting, wo nur Georg und Esmeralda vorkommen, damit meine Geschichte nicht zu überladen wird, und auch die Umgebung ist eine andere.
Es wird eine neue Kurzgeschichte, die ich demnächst hier zum rösten präsentieren werde.
Auch dass meine Geschichten oberflächliche Charaktere hat ist mir bewusst geworden.
Ich will mit meinen Charakteren ein Thema ausdrücken, dass ich bislang nicht bewusst genannt hatte, aber mit der tieferen Recherche zu meinem männlichen Protagonist (mal heißt er Klaus, mal Georg) wird mehr klar, wer er und sein Problem ist. Mit dem Beschreiben seiner Gefühlswelt wird die neue Kurzgeschichte "aufgeblasen" genug. Eine Geschichte lebt von ihren Charakteren. Wenn sie kongruent sind, ist auch die Geschichte kongruent. Die Charakterbildung habe ich in der Psychiatriegeschichte vernachlässigt.
Aber dieses Kapitel hier ist abgeschlossen. Ihr könnt es schließen.
merin:
Ich hoffe, das ist nicht zu bitter für dich. Ich habe auch Texte, an denen ich ewig feile und andere, die ich irgendwann resigniert beiseite lege.
:closed:
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