Teufelsrost > Höllenfenster
Kartoffelsalat und von der Quintessenz ihn nicht zu mögen
Paradieseule:
Liebe Mitteufel,
ich habe hier eine kurze Anektode.
Ich habe diese in den Schnellimbiss gestellt, weil
a) der Text sehr kurz ist und
b) ich folgendes (zeitnah) von Euch wissen möchte:
- Ist der Text kurzweilig? Sprich: Liest man ihn gerne bis zum Ende?
- Kommt die Quintessenz gut raus? Mit dem letzten Absatz bin ich nicht ganz zurfrieden. Vielleicht gebt ihr mir euren Eindruck?
!! Achung!! eine mittlerweile überbeitete Version steht weiter unten. !
Die drei sind sich einig. Kartoffelsalat mit Würstchen. Das ist heute einfach, drei Kinder zu bekochen, denke ich und mache mich ans Werk. Kartoffelsalat ist zwar nicht meine Stärke, noch kann ich mich eines geheimen Familienrezeptes bedienen. Dennoch bin ich mit dem Resultat zufrieden. Ich stelle den Kartoffelsalat auf den Tisch.
„Ist das der Kartoffelsalat?“, fragt mich die Mittlere von den drei Mädchen und zieht ihre Augenbrauen zusammen. „Da sind ja gar keine Eier drinnen.“
„Dafür Joghurtmayonnaise und Essiggurken“, gebe ich zur Antwort.
„Mag ich nicht“, sagt sie und schiebt die Schüssel von sich. Ich reiche die Schüssel der Ältesten. Aber auch sie winkt ab. „Bei uns zu Hause sieht Kartoffelsalat anders aus“, sagt die Neunjährige.
„Probiert doch erst einmal“, versucht mein Mann zu beschwichtigen. „Der Salat schmeckt wirklich lecker.“ Er nimmt die Schüssel in die Hand und gibt der Jüngsten einen Löffel voll davon auf ihren Teller. Sie blickt ihre Schwestern an, die schützend ihre Hände über ihre Teller legen. „Will ich auch nicht“, sagt die Kleinste.
Überzeugung, Gewohnheit und Mainstream. Die Welt spiegelt sich gerade in meinem Kartoffelsalat, denke ich. Ich lächle. Vielleicht kann ich von den Kindern etwas lernen. Nämlich mich aus dem Kokon der festgefahrenen Gedankengänge und Muster zu schälen.
danke
Paradieseule
Maks Morgenstern:
Liebe Paradieseule,
Essen, insbesondere Kartoffelsalat ist ein Riesenthema.
Über leckeres Essen liest man immer gern, da läuft einem vor Spannung glatt der Speichel zusammen.
Meine Assoziationen beim Lesen:
Pflegefamilie, drei Schwestern die Älteste 9 Jahre, Wo sind ihre Eltern, was ist passiert, Fremdeln, Macht der Gewohnheit, verschiedene Familienrezepte, Klare Abgrenzung und Geschwistersolidarität. Die Köchin verunsichert, enttäuscht.....
--- Zitat ---Überzeugung, Gewohnheit und Mainstream.
--- Ende Zitat ---
Das ist mir zu abstrakt...
--- Zitat --- Die Welt spiegelt sich gerade in meinem Kartoffelsalat, denke ich.
--- Ende Zitat ---
Ein Super Satz!
--- Zitat --- Ich lächle. Vielleicht kann ich von den Kindern etwas lernen. Nämlich mich aus dem Kokon der festgefahrenen Gedankengänge und Muster zu schälen.
--- Ende Zitat ---
Vorschlag: Von diesen Kindern kann (will) ich noch einiges lernen. Sich aus dem Kokon festgefahrener Gedankengänge und Muster zu lösen. Ich probiere meinen Kartoffelsalat. Schmeckt nich übel, lächele ich mir zu.
Beste Federgüße
MM
merin:
Liebe Eule,
ich hatte trotz der Kürze mit dem Text meine Mühe. Es sind doch einige sprachliche Holperer drinnen und ich habe auch nicht recht verstanden, wer da am Tisch saß. Erst dachte ich, eine Familie, dann wieder wirken die Kinder fremd und nicht wie Geschwister, also keine Familie. Dann scheint es doch wieder wie Familie.
Bei der Quintessenz bin ich sehr unsicher, ob ich sie verstehe. Was ich denke: Da sind also Leute, die verschiedene Vorstellungen von Kartoffelsalat haben. Aber es wird nicht gefragt, sondern einfach gemacht und hingestellt. Und dann gibt es Enttäuschung, weil es nicht passt. Die ist für mich (vegetarische Person, die keine Mayonnaise isst) total vorprogrammiert. Meine persönliche Quintessenz wäre also: nicht annehmen, fragen! Das kann ich aber beim besten Willen nicht in den letzten Absatz hineinlesen. Er erschließt sich mir auch nach mehrfachem Lesen nicht:
--- Zitat ---Überzeugung, Gewohnheit und Mainstream. Die Welt spiegelt sich gerade in meinem Kartoffelsalat, denke ich. Ich lächle. Vielleicht kann ich von den Kindern etwas lernen. Nämlich mich aus dem Kokon der festgefahrenen Gedankengänge und Muster zu schälen.
--- Ende Zitat ---
Die Welt spiegelt sich eben nicht im Kartoffelsalat. Sie spiegelt sich, so lese ich die Situation, in den Vorstellungen vom Kartoffelsalat. Und wer hat da wo festgefahrene Gedankengänge? Alle ja irgendwie, weil sie denken, ihr Kartoffelsalat sei der einzig Wahre. Aber auch da bin ich mir nicht sicher.
Trotz des ganzen Gemeckers glaube ich, da kann was draus werden. Die kleine Szene ist plastisch und die Idee, da was Größeres dran aufzuhängen, mag ich auch. Bin gespannt, was die eigentliche Intention war.
LG
merin
Paradieseule:
Hallo Maks,
Es sind Enkelkinder, die einmal im Sommer ein paar Tage bei uns sind. Im Prinzip sind es jedoch die Enkelkinder meines Mannes. Sie nennen mich auch nicht Oma. Aber so genau will ich das niemand erklären, noch wollte ich mich als Oma deklarieren.
Höchstens einen kurzen Satz, dass zumindest kein Gedanken, wie Pflegefamilie!, aufkommt. Ich werde darüber nachdenken.
Nun.
Überzeugung = Der Kartoffelsalat ist nicht richtig, weil keine Eier drinnen sind.
Gewohnheit = Der sieht ist nicht so, wie ich ihn kenne.
Mainstraim = wenn die anderen es nicht wollen, dann will ich es auch nicht.
Danke dir für deine Anmerkungen. Ich bin gespannt, wie andere das wahrnehmen.
@merin
Auch du findest dich in der Konstellation der Personen nicht zurecht.
Okay. Da muss ich mir etwas einfallen lassen.
Ich will auf Folgendes hinaus: Wir tun etwas nicht weil es pardot nicht unserer Vorstellung entspricht. Wir machen etwas nicht, weil es außerhalb unserer Gewohnheit ist. Wir schließen uns sicherheitshalber der Mehrheit an. (Wenn es andere nicht wollen, dann will ich es auch nicht)
Paradieseule
merin:
--- Zitat ---Ich will auf Folgendes hinaus: Wir tun etwas nicht weil es pardot nicht unserer Vorstellung entspricht. Wir machen etwas nicht, weil es außerhalb unserer Gewohnheit ist. Wir schließen uns sicherheitshalber der Mehrheit an. (Wenn es andere nicht wollen, dann will ich es auch nicht)
--- Ende Zitat ---
Ich fürchte, das gibt die Situation nicht her. Zumindest meiner Erfahrung nach nicht. Was Kinder essen oder nicht essen (und wir haben hier, so lese ich das, mindestens ein Kindergartenkind), hängt nicht mit Mehrheiten zusammen und auch nicht mit eingefahrenen Gewohnheiten. Sondern mit dem Geruch, dem Mundgefühl, Assoziationen, Ängsten ... Aber das ist vielleicht schon fast eine philosophische Frage, welchen Blick man in diesem Fall auf die Kinder hat.
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