22 November 2024, 04:24:07

Autor Thema: Flug LH 420 nach San Francisco  (Gelesen 5397 mal)

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Maks Morgenstern

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Flug LH 420 nach San Francisco
« am: 05 January 2022, 10:22:01 »
So, heute lernt ihr Dan Lehmann kennen, meinen Hauptprotagonisten in Die Stipendiaten.
Bin gespannt, wie er bei Euch ankommt.
Viel Freude beim Lesen!

LH 420 Frankfurt - San Francisco,
24. August 2021
Kein Leben verläuft linear, Leben folgt keinem Programm, es gibt keinen Algorithmus, das wusste er aus Erfahrung. Jede Eizelle war Beleg für das exponentielle Wunder des Lebens, lange bevor sie befruchtet wurde. In der Nacht, in der Dan Lehmann geboren wurde, betrat der erste Mensch den Mond. Seit Jahren schickten die Stipendiaten Satelliten gen Himmel, um in aller Stille irdisches Leben optimieren und Wohlstand zu mehren.
„Cabin doors closed“ klang es vertraut aus dem Bordlautsprecher über ihm. Daniel, der seit Jahren von allen Dan genannt wird, ließ sich entspannt in den extra breiten Sitz 10B der Lufthansa Business-Class zurückgleiten. Jedes Mal, wenn die Kabinentüren eines Flugzeugs geschlossen wurden, überkam ihn dieses unwiderstehliche Gefühl von Freiheit. Dan spürte wieder dieses ersehnte Prickeln, genau wie damals.

In einem Flugzeug hatte sein Leben begonnen, und zwar im Sommer 1990. In einer Boeing 747, genauer gesagt, sein neues Leben. Es war, wie heute, sein erster Flug, von Frankfurt am Main nach San Francisco. Eine doppelte Premiere für ihn, denn zuvor kannte Daniel nur Frankfurt an der Oder. Er war gerade 21 geworden, Jahrgang 69, genau wie der riesige Clipper, in dem er die nächsten 12 Stunden verbringen würde. Jumbo wurde zum Spitznamen für diese Königin der Lüfte, damals das größte Passagierflugzeug der Welt. Fast zärtlich nannten die Leute diese Flugmaschine wie die riesige Elefantendame bei Disney. Jedoch nie ohne die der modernsten Technik geschuldete Ehrfurcht. Neben der Spannweite von fast 60 Metern beeindruckte den republikflüchtigen Nachwuchsingenieur, der nie zuvor ein Flugzeug betreten hatte, auch der überwältigende Luxus, mit dem die Passagiere in der Lufthansa Business Klasse schon vor Beginn des Fluges verwöhnt wurden. Der süßliche Duft von Ledersesseln und Gummireifen, Plastikverkleidung und Aluminium sowie die Geruchssynthese von Kerosindämpfen und Schweiß, mischten sich mit außergewöhnlichen Parfümnoten der Crewmitglieder, männlich wie weiblich. Der Menschheitstraum vom Fliegen mit dem olfaktorischen Hauch von Freiheit und Abenteuer, den Dan nie vergessen würde. Seit seiner Kindheit wollte er fliegen, um die Welt und bis ins All, am liebsten sofort. Frisch im Premium Segment der Lufthansa gelandet fühlte er sich auf der Überholspur des Lebens. Unvorstellbar, wohin diese Freiheit ihn führen würde, er war zu allem bereit. Romy würde es verstehen.

Mit professioneller Gelassenheit erklang die blonde Lautsprecherstimme erneut „Please fold up the tray tables in front of you and bring your seat into an upright position“.
Dan, als Daniel Lehmann in Dresden geboren, hatte in den letzten drei Monaten fast nur Deutsch gesprochen, nicht anders als vor seinem Jungfernflug ab Frankfurt vor über 30 Jahren. Diese eindrückliche Erinnerung machte ihm bewusst, dass er inzwischen automatisch den englischen Anweisungen der Stewardess folgte anstelle den deutschen. Nicht das Schulenglisch der markentypisch kostümiert und moderat geschminkten Flugbegleiterinnen, sondern das forsche Idiom der kalifornischen Küste war für ihn faktisch zur Heimatsprache geworden. Ein Arbeitswerkzeug, das er ebenso perfekt beherrschte wie alles, was er in seinem Leben begonnen hatte. Nach dem erfolgreichen Masterabschluss in Stanford, selbstverständlich mit Prädikat, wurde promoviert in Informatik und hatte mit seiner Kommilitonin Lin eine Familie gegründet.

Seine Eltern hatten mit Verzögerung von seinem neuen Leben erfahren. Anton saß auf Platz 10A, direkt neben ihm. Sein Ältester war im Juli vierundzwanzig geworden und nach Deutschland gekommen, um mit seinem Dad dessen alte Heimat zu erkunden. Der Junge hatte seinen Abschluss in Umweltwissenschaften gemacht und Dan wollte die Zeit mit ihm nutzen, um eine vernachlässigte Vater-Sohn Beziehung zu stärken. Gab es Grenzen der digitalen Optimierung? Wer eicht die Maßstäbe für Gut und Böse, fragte sich angesichts der revolvierenden Diskussionen mit seinem Sohn. Wieviel war genug? Gemeinsam hatten sie zwei Wochen die dynamische Dauerbaustelle Berlin erforscht, und zum Abschluss Antons Großvater besucht.  Der Besuch im ehemaligen Pfarrhaus in Moritzburg war wie erwartet verlaufen, schwierig, eine Scheißaktion nannte es Anton.

Seit er in die USA gezogen war lebte Dan im Epizentrum des Silicon Valley, so wie die meisten der Stipendiaten. In Palo Alto. Ohne Ellens Entschlossenheit, das war Dan klar, hätten sie es nie geschafft. Ellen Eberlein war Anfang 2000 von der Ostküste in die Bay Area gestoßen und CEO von NetSpace Enterprises.
Schon im Bootcamp war Ellen seine engste Vertraute geworden. Es gibt Phasen, da verdichtet sich das Leben eines Menschen wie Kaffeepulver in einer Espressomaschine, bevor es heiß aufgebrüht wird und die Bohnen den Wasserdampf in ein bitteres Kultgetränk umwandeln, das anschließend überzuckert genossen wird. Ereignisse, die binnen weniger Tage oder Wochen, dein Leben in eine andere Umlaufbahn katapultieren. Zumeist lautlos, aber irreversibel und erst im Rückspiegel als Zäsur erkennbar. Waren es die Umstände oder besondere Begegnungen, die so gravierende Weichenstellungen der Lebenswirklichkeit bewirkten, bewusste Entscheidungen oder einfach nur Zufall, fragte er sich. Danach führt dein Leben in eine andere Zukunft, egal ob mit Milch oder Zucker, abgestanden oder brühfrisch. Dan hatte das erlebt und spürte, wie das Gefühl einer disruptiven Umwälzung seines gewohnten Lebens wiederkehrte.

Als Ingenieur wusste Daniel Lehmann, dass der Jumbo von Boeing zu den sichersten Verkehrsflugzeugen seiner Generation zählte, wenn man von der tödlichen Katastrophe auf der Landebahn in Teneriffa 1977 und dem Schicksal des Clippers Maid of the Seas im letzten Winter absah. Auf dem Linienflug Pan Am 103 von Frankfurt über London-Heathrow nach New York JFK waren drei Tage vor Weihnachten alle Passagiere und die gesamte Crew der Pan American World Airways Maschine vom Typ Boeing 747-121 ums Leben gekommen, insgesamt 270 Tote. Ihr Massengrab im schottischen Galloway wurde zu einem globalen Mahnmal für die asymmetrische Bedrohung der sogenannten zivilisierten Welt. Etwa 400 Gramm Plastiksprengstoff machten den Name Lockerbie zum Synonym dafür, dass destruktive Mächte ihre Opfer jederzeit und überall auf diese Planeten erreichen konnten. Auch wenn Bomben und Raketen im digitalen Zeitalter zu den gröberen, inzwischen selten verwendeten, Instrumenten zählten. Diese letalen Werkzeuge einzusetzen war weniger effektiv und barg nach Daniels Meinung wesentlich höhere Risiken. Als Physiker war er mit Wahrscheinlichkeiten und Schadensbewertungen von Risiken bestens vertraut. Es ist wie mit dem Regen, zu wissen, dass es sehr wahrscheinlich regnen wird, ist eine Sache, aber die Frage wie stark und lang der Regen sein wird, ist letztlich die entscheidende, die in der Wissenschaft als Impact-Stärke gemessen wird. Die jüngsten Ereignisse in der DDR, seinem Teil-Deutschland, waren mehr als unwahrscheinlich gewesen. Weder hätte die friedensbewegten Demonstranten gegen den Atomkrieg, egal ob in Ost- oder Westdeutschland auf einen friedlichen Fall der Berliner Mauer zu ihren Lebzeiten gewettet noch die Stockholmer SIPRI Experten die Chancen dafür mit höher als 5 % bewertet. Ganz unmöglich war so etwas nie, aber undenkbar, zumindest im Vorhinein. Surreal wirkte dagegen mit welcher lawinenartigen Intensität dieses so unwahrscheinliche Ereignis die Realität für Millionen von Deutschen in den letzten Monaten nichtsdestotrotz völlig umgekrempelt hatte. Impact, bezeichnete die Wirkmächtigkeit seltener Ereignisse, wie Störfälle in Kernkraftwerken, die Explosion eines Raumschiffs oder die Begegnung mit Außerirdischen, unvorhersehbare Großereignisse der Menschheit die positive oder negative Auswirkungen von lokal begrenzter oder globaler Reichweite entwickeln konnten. Der eiserne Vorhang war zerrissen, eine unerwartete Osterwende im deutsch-deutschen November. Nutzen oder Schaden dieses geopolitischen Erdbebens in Berlin konnte im August 1990 niemand seriös abschätzen. Die jeweilige Perspektive bestimmte zudem die subjektiven Vorzeichen dieser höchst individuellen Bewertung. Onkel Martin hatte ihn sehr ermutig dieses Stanford-Stipendium anzunehmen.

Daniel schaute rüber zu Karl-Heinz, den er aus dem Physikstudium an der TU-Dresden kannte, der hinter ihm in Reihe 14 seinem Platz am Gang eingenommen hatte. Ellen und Suzanne hatten nebeneinander in der Mittelreihe mit vier Sitzen, ihre Plätze gefunden und sich ausgestreckt. Erich saß zwei Reihen hinter Maria auf der rechten Flanke des Riesenvogels. Der Stasi-General a.D., Vogel, hatte ihnen eingeschärft mit niemandem über Ziel und Zweck ihrer wichtigen Mission zu sprechen. Sie sollten getrennt reisen wie Fremde und durften während des Fluges keinen Kontakt zueinander aufzunehmen. Diese letzte Vogel-Doktrin wirkte geradezu lächerlich, da die jungen Ingenieure ausgestattet mit original Westdeutschen Pässen legal unter ihren Klarnamen reisten und aus den 60 Passagieren, die auf diesem Flug Business-Class gebucht hatten, aufgrund ihres Alters und der untypischen Kleidung so hervorstachen wie Walraffspatzen aus Köln in einer Papageien-Voliere im Park von Sanssouci. In der letzten Reihe der mittelgroße Mann im karierten Einheitsanzug und runder Metallbrille stach unter den Mitreisenden hervor und wirkte ebenso mal place wie er selbst. Wahrscheinlich ein Stasi-Agent, der Beobachten sollte, ob die flügge gewordenen Stipendiaten Vogels letzten Anweisungen Folge leisteten. Genauso fehl am Platz wie die Stipendiaten über den Wolken fühlten sich mit ihrer neugewonnenen Reisefreiheit am Boden Millionen seiner entfesselten Landsleute, die in eigenhändig gepflegten Wartburgs und Trabis gleichermaßen stolz wie unsicher entschlossen, den entgrenzten Westen eroberten, ausgestattet mit Begrüßungsgeld, Bettzeug und Bananen. Während in Berlin die Tinte auf dem Einigungsvertrag trocknete, reifte in Daniel der Entschluss, mit dem Verlassen der Deutschen Demokratischen Republik, auch die staatsbürgerliche Fügsamkeit hinter sich zu lassen, die im elterlichen Pfarrhaus mehr belächelte als gefördert wurde, und endgültig mit der systemimmanente Befehlskette der entsetzten Ostzone zu brechen.

Die elektronische Botschaft, die Dan gestern Abend von Eric auf seinem Langwellenpager erreicht hatte war verschlüsselt, aber eindeutig gewesen. Er müsse umgehend zurückkommen. Am nächsten Montag sei für ein Krisen-Meeting des Vorstandes seine Anwesenheit im Headquarter von NetSpace Enterprises unverzichtbar. Mit dem ironischen Programmiergruß SNAFU  unterstrich der Absender lässig die gefühlte Dringlichkeit. Typisch für Erich von Arnim, wie sein Mitstipendiat bürgerlich hieß. Die DDR hatte ihre Adligen zwar entjunkert, aber als nützliches Mitglied der neuen Gesellschaft war jeder willkommen. Erics Eltern hatten sich als Parteigenossen für den Sozialismus eingesetzt. Genau wie jetzt hatte Eric ihm die Krisenmeldung beim Projekt Blue Chip geschickt, kurz vor dem gescheiterten IPO. In zwei Wochen wäre er pünktlich zum Firmenjubiläum zurück in Kalifornien gewesen. Der Zeitpunkt war überraschend, aber gänzlich unerwartet kam dieser Notruf von Eric nicht. Dank seines Senatoren-Status konnte Dan ihre Tickets trotz Corona anstandslos auf diesen früheren Flug umbuchen.
Dan nahm den perlenden Begrüßungsdrink, französischer Champagner, kein Sekt, von der Wurzelholzablage mit Pfauenaugen in der breiten Mittelarmlehne und prüfte, ob er angeschnallt war und sich sein neues iPhone ordnungsgemäß im Flugmodus befand. Er blickte auf seine Lange & Söhne No. 1, die er im Hotel in Dresden für den Preis eines Kleinwagens erworben hatte. Die Flugzeit nach San Francisco heute würde Non-Stop rund 12 Stunden betragen. Seinem Sohn hatte er eine Apple Watch geschenkt, er würde den analogen Langezeitmesser erben. Wie wichtig die Angelegenheit wirklich war, würde er nach der Landung erfahren. Er hatte einen halben Tag an Bord, um sich vorzubereiten. Aus Erfahrung wusste Dan, die Welt konnte sich in wenigen Stunden völlig verändern, richtig vorbereitet war man darauf nie.

Fliegen war für ihn als High-Tech Unternehmer zu einer notwendigen Routine geworden, jede Fahrt mit dem betagten Cable Car in San Francisco bot mehr Abwechslung. Ausnahmsweise saß heute Anton auf dem Fensterplatz neben ihm. „Auf die Zukunft, Anton“, prostete er seinem Sohn zu und leerte das Glas in einem entschlossenen Zug. Die prickelnde Witwe aus Reims würde ihm an Bord noch öfter beistehen. Eine besondere Zeit der Vater-Sohn Begegnung lag hinter ihnen, genaugenommen eine Begegnung über drei Generationen hinweg, und sie waren sich nähergekommen, auch wenn Reden für Männer nicht immer einfach war. Anton konnte schweigen, aber seine stahlblauen Augen verrieten wie ein Vergrößerungsglas seine intensiven Gedanken. Den IQ von 140 und die glatten pechschwarzen Haare hatte er von seiner Mutter Lin, die faktisch alleinerziehend gewesen war. Nach beruflich intensiven Jahren mit NetSpace als Priorität, in denen Dan wenig zuhause gewesen war, hatten die Lehmänner vorsichtig angefangen wieder miteinander zu reden. Es gab noch so viel zu entdecken.

„We wish you a pleasent flight to San Francisco,“ war das letzte, was Dans Hirn erreichte, bevor sein Körper den Schlafentzug der letzten Wochen kompensierte. Alkohol war für ihn ein treuer Gefährte, allerdings kein Risiko. Da war Dan sich sicher.

Nun meine Fragen:

Kapiert der Leser, dass es sich um zwei Flüge mit 30 Jahren Abstand handelt?
Der junge Daniel Lehman nennt sich heue Dan und wird von seinem Sohn Anton begleitet, mit dem er dessen Großvater besucht...

Sind die DDR Retrospektiven glaubwürdig,
Erzeugt die angedeutete Stasi Connection Spannung oder wirkt diese künstlich
(Die Stasi finanzierte 1990 die Stipendien)

merin

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Re: Flug LH 420 nach San Francisco
« Antwort #1 am: 05 January 2022, 14:59:03 »
Hallo Maks,

wenn ich es richtig verstehe, gehört das zu dem gleichen Text wie der Ausschnitt von letzte Woche, oder? Folgen die beiden aufeinander? In welcher Reihenfolge? Insgesamt bin ich etwas irritiert, weil dort noch so viele Fragen offen scheinen und schon der nächste Text kommt.

Ich habe Mühe, die beiden Texte zusammenzubringen. Sie sind so verschieden. Das Stück von letzte Woche wirkte etwas oberflächlich, plänkelte so dahin. Das hier ist auch ruhig, aber es ist voller philosophischer Gedanken und hat einen sehr sichtbar werdenden Erzähler.

Insgesamt komme ich erstmal gut hinein. Ich mag den Grundton, die Schwere, die der Text hat, die Art, wie der Text ruhig fließt. Ich sehe Dan zu und erfahre eine Menge über ihn, wobei mich seine Technikbegeisterung einigermaßen abschreckt, weil ihr jedes Maß für die Folgen zu fehlen scheint. Allerdings werde ich mit zunehmendem Text dann doch ungeduldig, denn alles liest sich wie die Einleitung zu einer Handlung, die jetzt folgt. Nein jetzt. Nein ... jetzt vielleicht? Ich warte ungeduldig auf Dans Auftritt, dass er mal ins Handeln kommt - und werde enttäuscht.
Wie auch in deinem anderen Text kommt mir ab einem bestimmten Punkt der rote Faden abhanden, der Text mäandert zu allen möglichen Leuten, bei denen ich schnell den Überblick verliere, wie die zusammengehören. Und dann gibt es noch so einige inhaltliche Ungenauigkeiten, Gedanken, die tiefsinnig klingen, aber in sich nicht stimmig sind.

Verloren hast du mich hier (bis dahin gab es zwar Schnitzer, aber ich las flüssig und gern):

Zitat
Als Ingenieur wusste Daniel Lehmann, dass der Jumbo von Boeing zu den sichersten Verkehrsflugzeugen seiner Generation zählte, wenn man von der tödlichen Katastrophe auf der Landebahn in Teneriffa 1977 und dem Schicksal des Clippers Maid of the Seas im letzten Winter absah. Auf dem Linienflug Pan Am 103 von Frankfurt über London-Heathrow nach New York JFK waren drei Tage vor Weihnachten alle Passagiere und die gesamte Crew der Pan American World Airways Maschine vom Typ Boeing 747-121 ums Leben gekommen, insgesamt 270 Tote.

Da machst du grammatikalisch einen Gegensatz auf, der keiner ist. Oder aber die Aussage stimmt nicht. Denn die statistische Sicherheit eines Flugzeuges kann ja nicht an einer einzigen Katastrophe gemessen werden. Die Katastrophe interessiert mich an dieser Stelle auch nicht, ich will wissen, was mit Dan ist. Und ich habe nicht die geringste Ahnung, warum mir das an dieser Stelle erzählt wird.

Hier ist auch so eine Stelle:

Zitat
Während in Berlin die Tinte auf dem Einigungsvertrag trocknete, reifte in Daniel der Entschluss, mit dem Verlassen der Deutschen Demokratischen Republik, auch die staatsbürgerliche Fügsamkeit hinter sich zu lassen, die im elterlichen Pfarrhaus mehr belächelte als gefördert wurde, und endgültig mit der systemimmanenten Befehlskette der entsetzten Ostzone zu brechen.

Da steckt ganz viel Behauptung drin. Liest sich erstmal gut, ruft in mir aber eine Menge Fragezeichen hervor. Aber als Einleitung zu einer Handlung les ich das gern. Nur kommt sie nicht, die Handlung. Stattdessen brichst du ab und machst woanders weiter.

Der Text wirkt auf mich ein bissel, als würde ich jemandem zusehen, der immer wieder auf auf den 10-Meter-Turm steigt und aber nie springt.

Hier noch ein letztes Beispiel:

Zitat
Die elektronische Botschaft, die Dan gestern Abend von Eric auf seinem Langwellenpager erreicht hatte war verschlüsselt, aber eindeutig gewesen. Er müsse umgehend zurückkommen. Am nächsten Montag sei für ein Krisen-Meeting des Vorstandes seine Anwesenheit im Headquarter von NetSpace Enterprises unverzichtbar. Mit dem ironischen Programmiergruß SNAFU  unterstrich der Absender lässig die gefühlte Dringlichkeit.

Das hätte ich gern gezeigt. Szenisch: Dan bekommt die Botschaft und er reagiert darauf ... wie? Und dann würde ich gern dabei bleiben. Nicht weitermäandern.

Zitat
Kapiert der Leser, dass es sich um zwei Flüge mit 30 Jahren Abstand handelt?

Das habe ich kapiert. Ja.

Zitat
Sind die DDR Retrospektiven glaubwürdig,

DDR-Retrospektiven? Mir sind da deutlich zu wenige drin. Mich hast du mit der Stimmung im Pfarrhaus angeteasert, ich hätte nun auch gern miterlebt, wie der Besuch mit Sohn war. Aber das fehlt alles. Kann man machen, aber hier verstehe ich nicht, warum.

Zitat
Erzeugt die angedeutete Stasi Connection Spannung oder wirkt diese künstlich
(Die Stasi finanzierte 1990 die Stipendien)

Bei mir erzeugt das keine Spannung, weil ich es nicht verstehe. 1990 gab es für mein Dafürhalten keine funktionierende Stasi mehr, daher verstehe ich gar nicht, wie die Stipendien vergeben kann. Du hast ja in dem Text einen sehr stark steppenden Erklärbär (und bekommst es über weitere Strecken auch hin, dass ich es trotzdem gern gelesen habe), aber an dieser Stelle hätte ich mehr Erklärung gebraucht.

Insgesamt finde ich diesen Text deutlich stärker als den letzten. Sprachlich gibt es da einiges drin, was ich richtig mag. Auch den Ton mag ich, sehr literarisch. Aber das Stringenzproblem gibt es leider auch hier und so recht lebendig wird Dan auch nicht. Außerdem habe ich das Gefühl, er hat zwei Frauen. Kann ja sein, ich hab auch Polybeziehungen in meinen Texten, aber hier scheint es doch eher ein Versehen.

Soweit erstmal.
merin
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Maks Morgenstern

  • Gast
Re: Flug LH 420 nach San Francisco
« Antwort #2 am: 05 January 2022, 17:59:19 »
Liebe Merin,
deine präzisen Nachfragen zeigen mir, dass du den Text in seiner Tiefe erkannt hast, auch wenn dieses Kapitel von Andeutungen lebt. Es freut mich, dass du es gerne gelesen hast, das ist ja die Vorausetzung für alles Weitere...

Zitat
Folgen die beiden aufeinander? In welcher Reihenfolge?
Dans Flug ist Kapitel 2, also vor Ellens Wüstentouur, die zeitgleich stattfindet. Es war ursprünglich als erstes Kapitel gedacht, habe dann aber eine spannenden Thriller Anfang davor gesetzt, der den mysteriösen Satelitendiebstahl und die Folgen beschreibt.
Der Flug mit dem Sohn ist eine Art Rahmenhandlung, die mehrfach aufgerufen wird, um Rückblenden zu ermöglichen. Erst in Kap. 25 findet der mißglückte Besuch beim Großvater statt und in Kap. 29 landen Vater und Sohn endlich in San Franzisko. Es kann sein, dass dieser Spannungsbogen zu lang ist, aber da probiere ich gerade noch aus... 

Zitat
Ich habe Mühe, die beiden Texte zusammenzubringen. Sie sind so verschieden.
Habe mir für jeden Protagonisten einen Erzählstil bzw. Handlungsdynamik überlegt. Dan ist eine Hight-Tech Familiensaga über drei generationen, mit Liebe, Sehnsucht, Enttäuschungen und und Täuschungen...
Ellen steht für Action... Magnus von Braun, "ein alter Mann blickt zurück" auf seine Nazi-Vergangenheit, USA im kalten Krieg und die digitale Zukunft im Weltraum

Zitat
Die Katastrophe interessiert mich an dieser Stelle auch nicht, ich will wissen, was mit Dan ist. Und ich habe nicht die geringste Ahnung, warum mir das an dieser Stelle erzählt wird.

Die Terrorgefahr (Lockebie) ist ein Stück Bedrohung, das intelligenter und digital gewordenn ist... Vielleicht kann ich Teneriffa ganz weglassen... ein statistischer Ausreißer... 

Zitat
Da steckt ganz viel Behauptung drin. Liest sich erstmal gut, ruft in mir aber eine Menge Fragezeichen hervor. Aber als Einleitung zu einer Handlung les ich das gern. Nur kommt sie nicht, die Handlung. Stattdessen brichst du ab und machst woanders weiter.

Daniel bricht im Auflösungszustand der DDR aus nach Stanford, sein Traum, vieles zu bedenken, er ist mutig und feige zugleich. Er verlässt die Familie und sagt nicht, dass er fünf Jahre "Kontaktsperre" einhalten muss. Da die Beziehung zum Vater sehr schwierig ist, nimmt er das in Kauf. 

Zitat
Außerdem habe ich das Gefühl, er hat zwei Frauen.
Romy ist seine Jugendfreundin, die er damals in der DDR zurückgelassen hat, er hat Gewissensbisse, da er ihr nichts von der Kontaktsperre gesagt hat.... Romy stirbt 1994 bei einem Verkehrsunfall...Dan weiß nicht dass Romy schwanger war. Dan heiratet Lin, Kommiltonin und später Ärztin. Sie wird Antons Mutter.

Zitat
1990 gab es für mein Dafürhalten keine funktionierende Stasi mehr, daher verstehe ich gar nicht, wie die Stipendien vergeben kann.
Im Prinzip ja, aber das ist Teil der Pointe. Wir sind uns einig, die Menschen gibt es ja noch und sie nutzen ihre Netzwerke. In Stakkato: Ein paar clevere MfS Mitarbeiter kapern ein Stasi-Stipendienprogramm mit dem Agenten in den Westen geschleust wurden, und finanzieren aus SED Auslandsvermögen (Rote Fini) die Quantum Stiftung. Sie wollen für sich vorsorgen (General a.D.) und nutzen ihre Rest-Autorität (Feb - April 1990) und die jungen DDR Talente, um sich Zugang zu dem Wissen im Silicon Valley zu erhalten. Man weiß ja nie und trifft sich immer mehrmals...

Zitat
Dan bekommt die Botschaft und er reagiert darauf ... wie? Und dann würde ich gern dabei bleiben. Nicht weitermäandern.
Das folgt im Buch, hier nur als Teaser. Der Rückflug zeigt die Dringlichkeit....  Ursache, die Sentinell-Satelliten wurden gehackt, NetSpace hat die Kontrolle über die Daten verloren und wird bedroht.

Zitat
Und ich wüsste ja, wenn du so diskutieren magst, auch gern, was für Überlegungen du zur Perspektive angestellt hast. Oder wir stellen sie zusammen an. Die scheint mir aktuell recht unklar und eines der großen Probleme des Textes.

Du hattest angeboten über den Aufbau und die Protagonisten zu diskutieren. Das mache ich gern, weil meine Selbsteinschätzung pendelt zwischen genialer Plot, guter Stil und völlig überfrachtet, zu langatmig...

Deswegen find ich unseren Austausch hier schon sehr hilfreich und bin gerne bereit diesen zu vertiefen.
Fändest Du es sinnvoll, wenn ich als nächstes das Expsoé oder die Zusammenfassung einstelle...
Ich habe auch Excel Profile aller Protagonisten, das wird aber sehr umfangreich und ist mir für ein Forum zu viel. Privat Chatrooms gibts hier nicht??

Mit dankbaren Federgüßen
Maks Morgenstern




merin

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Re: Flug LH 420 nach San Francisco
« Antwort #3 am: 05 January 2022, 18:15:05 »
Zitat
Romy ist seine Jugendfreundin, die er damals in der DDR zurückgelassen hat, er hat Gewissensbisse, da er ihr nichts von der Kontaktsperre gesagt hat.... Romy stirbt 1994 bei einem Verkehrsunfall...Dan weiß nicht dass Romy schwanger war. Dan heiratet Lin, Kommiltonin und später Ärztin. Sie wird Antons Mutter.

Und Ellen?

Das mit der Stasi muss auf jeden Fall erklärt werden, denke ich.

Zitat
Du hattest angeboten über den Aufbau und die Protagonisten zu diskutieren. Das mache ich gern, weil meine Selbsteinschätzung pendelt zwischen genialer Plot, guter Stil und völlig überfrachtet, zu langatmig...

Deswegen find ich unseren Austausch hier schon sehr hilfreich und bin gerne bereit diesen zu vertiefen.
Fändest Du es sinnvoll, wenn ich als nächstes das Expsoé oder die Zusammenfassung einstelle...
Ich habe auch Excel Profile aller Protagonisten, das wird aber sehr umfangreich und ist mir für ein Forum zu viel. Privat Chatrooms gibts hier nicht??

Vielleicht gibt es ja noch andere Teufel, die da Lust drauf haben. Ich würde auch gern noch ein bissel gegenseitige Kritik haben, bevor ich da so einen Kopfsprung mache. Habe zu oft erlebt, dass ich Stunden investiert habe, und meine Texte bekamen nichtmal einen Blick. Daher müssen sich Leute erstmal ein bissel beweisen, bevor ich mich richtig ins Zeug lege.

Wenn es dann Teufel gibt, können wir ein privates Unterforum eröffnen und die Leute, die mitmachen wollen, einladen. Aber dafür, denke ich, solltest du schon ein paar Monate hier sein.
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Maks Morgenstern

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Re: Flug LH 420 nach San Francisco
« Antwort #4 am: 05 January 2022, 18:31:37 »
Zitat
Und Ellen?

Ellen ist eine vertraute Kollegin, die hohe Führungsqualitäten besitzt. Sie ist verheiratet mit einer kanadischen Anwältin.

Hier eine Liste meiner Haupt-Protagonisten:

Daniel Lehmann, Freiheitsliebender Technikvisionär, realisiert kühne Träume und macht dafür Kompromisse
Ellen Eberlein, hochbegabte MIT-Absolventin, NetSpace CEO, die Männer herausfordert und Risiken eingeht
Charly König, genialer Nerd mit exklusiven Kontakten zu Geheimdiensten, der heimliche Leidenschaften pflegt
Erich von Arnim, Geldmensch, der zwischen Wall Street und Valley-Unternehmen lukrative Beziehungen pflegt
Martin Lehmann, Dans Patenonkel und Mentor, Republikflüchtling mit Affären und einer Hidden Agenda
Lin Lehmann, Dans Frau, Kinderärztin, die alle Lehmänner durchschaut
Alice Caroll, Top-Anwältin und Ellens kanadische Frau
Magnus von Braun, Wernhers gut vernetzter jüngerer Raketenbruder vermittelt den Kontakt zu Elon Musk 
Chalid ibn-Saud, Ehrgeiziger saudischer Prinz mit moderner Schwester will die Kontrolle über das Sentinel-System
Anton Lehmann, hinterfragt seinen Vater mit Blick auf Verantwortung für den Planten und macht selbst Fehler
Larissa Lehmann, Umwelt- und Free-Data-Aktivistin, Antons adoptierte Cousine, gerät in eine tödliche Falle
Lillmor Bergman, Stasi- und Treuhand-Psychologin aus Norwegen sucht Spuren ihres Nazi-Großvaters
Gottfried Hauptmann vorausschauender Stasi-Major a.D. mit nützlichen Netzwerken in Ost und West.
Hans Christian Lehmann, HC war engagierter DDR-Pfarrer, der väterliche Zuneigung unterschiediich dosiert und mit dem Leben und seinem Alter hadert...

Zitat
Das mit der Stasi muss auf jeden Fall erklärt werden, denke ich.
Dazu gibt es mehrere Kapitel, deswegen hier nur Andeutungen, aber wer weiß...

Federgrüße
MM



merin

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Re: Flug LH 420 nach San Francisco
« Antwort #5 am: 05 January 2022, 18:51:58 »
Protagonist = Hauptperson. Ein Roman mit 14 Hauptpersonen ist sehr ungewöhnlich. Ich würde sagen, um das hinzubekommen, musst du super gut planen und schreiben können. Für ein Erstlingswerk ist das meiner bescheidenen Erfahrung nach enorm unwahrscheinlich, dass das Handwerkszeug dazu da ist.
Du bräuchtest ein genaues Konzept davon, wie der rote Faden laufen soll - wenn nicht entlang der Hauptperson.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Oldlady

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Re: Flug LH 420 nach San Francisco
« Antwort #6 am: 06 January 2022, 11:33:35 »
hallo Maks,

ich röste während des Lesens.

Zitat
Es war, wie heute, sein erster Flug, von Frankfurt am Main nach San Francisco.
Der Satz klingt schief.  Auch dann noch, wenn es zeitlich richtig heißen würde:

Es war, wie heute, sein erster Flug, von Frankfurt am Main nach San Francisco gewesen.
Besser wäre wohl: Es war sein erster Flug gewesen, und wie damals hatte er ihn von Frankfurt am Main nach San Francisco geführt.

Danach ist es für mich erneut ein Durcheinander von Zeiten und Fakten.  Und zu viel über Flugzeuge.

Dann noch mehr Fakten, Fakten, Fakten über Menschen. Aber nichts Menschliches oder Persönliches. Keine Gefühle, auch die Sinne sprichst Du für meinen Geschmack zu selten an. (Kerosindämpfe, Schweiß …)

Dann geht es um Daniels Herkunft, sein Leben.  Fakten. Die lassen mich kalt.

Ab

Zitat
„Als Ingenieur wusste Daniel Lehmann dass der Jumbo von Boeing zu den sichersten Verkehrsflugzeugen seiner Generation zählte, wenn man von der tödlichen Katastrophe auf der Landebahn in Teneriffa 1977 ..“
habe ich aufgehört zu lesen. Für mich ist das alles viel zu ingenieurmäßig – andere mag das ja schon interessieren.

Dann habe ich mir noch das Textende  angeschaut. Der Mann hat also 140 IQ und schwarze Haare.  Was ich durchaus mag. Und er trinkt zu viel.

Nun zu Deinen Fragen:

Zitat
Kapiert der Leser, dass es sich um zwei Flüge mit 30 Jahren Abstand handelt?
Der junge Daniel Lehman nennt sich heue Dan und wird von seinem Sohn Anton begleitet, mit dem er dessen Großvater besucht...

Ja, hab ich kapiert.

Zitat
Sind die DDR Retrospektiven glaubwürdig,
Erzeugt die angedeutete Stasi Connection Spannung oder wirkt diese künstlich
(Die Stasi finanzierte 1990 die Stipendien)

Das weiß ich nicht, dort habe ich den Text nur noch überflogen.

Sorry, aber dieser Text war einfach nicht meins.  Der mit Ellen hat mir besser gefallen.

Oldlady



Maks Morgenstern

  • Gast
Re: Flug LH 420 nach San Francisco
« Antwort #7 am: 06 January 2022, 19:24:10 »
Werte Oldlady,

Dan ist eher eine  schizoider, gefühlsarmer Charakter, der nie Vaterliebe erfahren hat...
Und er ist ein Vollblutingenieur, der großes Leisten will, aber dem seine Nächsten ziemlich egal sind...

Zitat
Für mich ist das alles viel zu ingenieurmäßig – andere mag das ja schon interessieren.
Ich suche nach der richtigen Dosierung der technischen Hintergründe, hier soll es nur zeigen, dass er sich SEHR für Technik interessiert...

Zitat
Der mit Ellen hat mir besser gefallen.
Danke für dein geschätztes Feedback und schön, dass dir Ellen besser gefallen hat!

Beste Federgrüße
MM

Maks Morgenstern

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Re: Flug LH 420 nach San Francisco
« Antwort #8 am: 06 January 2022, 19:29:48 »
Liebe Merin,

ich nenne meine Figuren, die die Handlung in Kapiteln maßgeblich bestimmen so, über 50 Nebenfiguren sprechen und tragen zur Erzählung bei.... ann gibt es viele Statisten beim FBI, an der Uni etc...

Zitat
Protagonist = Hauptperson.
Danke für den Hinweis!
Die Hauptpersonen des Romans sind eindeutig Dan Lehmann und Ellen Eberlein, sie treiben die Handlung und leiten NetSpace.

Antagonisten, die Widersacher sind ambivalent und auf verschidenen Ebenen, Major Hauptmann, Prinz Chalid, HC der Vater und ein Stipendiat gehören dazu.

Beste Federgrüße
MM

Paul

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Re: Flug LH 420 nach San Francisco
« Antwort #9 am: 09 January 2022, 19:49:46 »
Hi Maks

Hier kommt also ein weiterer Teil deines Romans.

Wie immer erst einmal ein Erstleseeindruck:

Der Text liest sich für mich flüssiger, als dein letzter Text. Er springt nicht mehr so viel, sondern bleibt mehr bei sich. Es gibt einige sprachliche kleinere Stolperer, doch hielten die sich für mich in Grenzen. Mehr stört mich die Häufung von manchen Bildern und Begriffen in einigen Abschnitten.

Auch gibt es immer wieder Zusammenstellungen, die für mich nicht so ganz zueinander passen:

Ein Beispiel dazu:

Zitat
Der süßliche Duft von Ledersesseln und Gummireifen, Plastikverkleidung und Aluminium sowie die Geruchssynthese von Kerosindämpfen und Schweiß, mischten sich mit außergewöhnlichen Parfümnoten der Crewmitglieder, männlich wie weiblich.

Ich selbst bin noch nicht so oft geflogen, aber Kerosin hatte ich im Flugzeug noch nie gerochen - und wenn, hätte es mich eher in Panik vesetzt (Stichwort: defekte Leitung). Insgesamt scheint mir die Mischung besser zur Formel 1 zu passen, als zu einem Großflugzeug.

Doch was mir das Lesen letztlich am Schwersten machte, waren die vielen Informationen, die du in deine Geschichte "gepackt" hast. Für mich sind das viel zu viele Informationen, die ich alle so nicht direkt brauche (Stichwort: Info-Dump).

So war ich am Ende eher gespalten: der Text läuft auf der einen Seite flüssig durch, auf der anderen Seite gibt es aber viele "Störungen", die mich aus der Geschichte immer wieder hinauswerfen.

Nun zu deinen Fragen:

Kapiert der Leser, dass es sich um zwei Flüge mit 30 Jahren Abstand handelt?

Wie heißt es so schön bei Radio Eriwan: im Prinzip ja, aber ...
Du hast in deinen Rückblick so viele weitere Informationen verpackt, dass die Struktur der Erzählung darüber leicht verloren geht.

Sind die DDR Retrospektiven glaubwürdig,
Erzeugt die angedeutete Stasi Connection Spannung oder wirkt diese künstlich
(Die Stasi finanzierte 1990 die Stipendien)

Du erzählst m. E. mit großem emotionalem Abstand den ersten Flug, so dass ich die Stimmung von damals nicht so richtig spüre. Ich kenne Menschen, die nach der Maueröffnung in den Westen kamen - so wie ich auch alte Freunde im Osten besuchte. Es war damals ein ganz besonderes Lebensgefühl, das ich in deiner Geschichte so nicht wiederfinde.

Exkurs:

Toll - von der Idee her - fand ich folgenden Abschnitt:

Zitat
Es gibt Phasen, da verdichtet sich das Leben eines Menschen wie Kaffeepulver in einer Espressomaschine, bevor es heiß aufgebrüht wird und die Bohnen den Wasserdampf in ein bitteres Kultgetränk umwandeln, das anschließend überzuckert genossen wird. Ereignisse, die binnen weniger Tage oder Wochen, dein Leben in eine andere Umlaufbahn katapultieren. Zumeist lautlos, aber irreversibel und erst im Rückspiegel als Zäsur erkennbar. Waren es die Umstände oder besondere Begegnungen, die so gravierende Weichenstellungen der Lebenswirklichkeit bewirkten, bewusste Entscheidungen oder einfach nur Zufall, fragte er sich. Danach führt dein Leben in eine andere Zukunft, egal ob mit Milch oder Zucker, abgestanden oder brühfrisch. Dan hatte das erlebt und spürte, wie das Gefühl einer disruptiven Umwälzung seines gewohnten Lebens wiederkehrte.

Das war originell - und mit der Geschichte verwoben.

Fazit:

Spannender wäre die Geschichte für mich, wenn du vieles von dem Info-Dump streichen würdest und auch ansonsten bei dern Sprache mit den Bildern etwas sparsamer umgehen würdest. Umgekehrt wäre es schön, mehr von dem Lebensgefühl der beiden Flüge zu spüren: von dem Gefühl der großen Freiheit in den 90-Jahren, verbunden mit den letzten Ängsten vor der Stasi - umgekehrt die Routine dreißig Jahre später, in der ein Flug für ihn banal geworden ist.

Paul  ;)
« Letzte Änderung: 09 January 2022, 20:03:38 von Paul »
"Es ist besser, einige der Fragen zu kennen, als alle Antworten." (James Thurber)

Maks Morgenstern

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Re: Flug LH 420 nach San Francisco
« Antwort #10 am: 10 January 2022, 18:45:26 »
Lieber Paul,

danke für deine aufmerksame Kritik und den lobenden Exkurs!

Zitat
Doch was mir das Lesen letztlich am Schwersten machte, waren die vielen Informationen, die du in deine Geschichte "gepackt" hast. Für mich sind das viel zu viele Informationen, die ich alle so nicht direkt brauche (Stichwort: Info-Dump

Ja daran feile ich noch, denn diese assoziativen Zusatz-Information sollen den Leser fessel, nicht ermüden.


Zitat
Ich selbst bin noch nicht so oft geflogen, aber Kerosin hatte ich im Flugzeug noch nie gerochen - und wenn, hätte es mich eher in Panik vesetzt (Stichwort: defekte Leitung). Insgesamt scheint mir die Mischung besser zur Formel 1 zu passen, als zu einem Großflugzeug.

Tatsächlich war es in den 90 noch üblich, wenn man über das Rollfeld einstieg, dass man von den Triebwerken den starken Geruch von verbranntem Kersoin mitbekamt. Am BER mit Easy Jet kann man das noch heute erleben. Aber es bleibt ein fun fact, das Antmosphäre schaffen soll. Vom Erstflug zur Routine ist mein Grundgedanke!

Zitat
Du erzählst m. E. mit großem emotionalem Abstand den ersten Flug, so dass ich die Stimmung von damals nicht so richtig spüre. Ich kenne Menschen, die nach der Maueröffnung in den Westen kamen - so wie ich auch alte Freunde im Osten besuchte. Es war damals ein ganz besonderes Lebensgefühl, das ich in deiner Geschichte so nicht wiederfinde.

Genau mit diesen Gefühlen versuche ich zu spielen, das kommt an mehreren Stellen vor... Wobei es im Valley, im Gegensatz zu Deutschland, keine Ex-DDR Mentalität gibt. Es sind alles Deutsche, die an einer neuen faszienierenden Vision arbeiten... Der Synthese von Dollars und Digitaliiserung... 

Danke für deine Gedanken, ich werde dranbleiben.
Beste Federgüße
MM


Viskey

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Re: Flug LH 420 nach San Francisco
« Antwort #11 am: 12 January 2022, 16:38:35 »
Hallo Maks!

Ich melde mich aus der Versenkung zurück (hoffentlich), und fange gleich mal mit deinem Text an. Ich finde den Titel einfach spannend, insofern dahinter so ziemlich alles kommen könnte.

Kein Leben verläuft linear, Leben folgt keinem Programm, es gibt keinen Algorithmus, das wusste er aus Erfahrung. Jede Eizelle war Beleg für das exponentielle Wunder des Lebens, lange bevor sie befruchtet wurde. In der Nacht, in der Dan Lehmann geboren wurde, betrat der erste Mensch den Mond.
Schon beim Einstieg hopst mir der Text etwas zu viel. Das Leben ist nicht linear, Eizellen sind exponentiell, und Lehman wurde 1969 geboren. Das erste und das dritte bring ich ja noch zusammen, aber was die Eizelle da mittendrin soll, wird mir nicht klar.
Und inwiefern eine unbefruchtete Eizelle exponentielles Wachstum belegen soll, verstehe ich auch nicht. Die ist dann einfach eine Zelle und wird nach ein paar Tagen ziemlich unsauber entsorgt. Exponentiell wachsen tut da nichts. :dontknow:

Zitat
Seit Jahren schickten die Stipendiaten Satelliten gen Himmel, um in aller Stille irdisches Leben optimieren und Wohlstand zu mehren.
Hier kommen gleich mal die Stipendiaten vor, was mich aufmerken lässt. Aber sie verschwinden leider sofort wieder aus dem Fokus. Ich habe also keine Ahnung, was es damit auf sich hat, was schade ist, weil es doch genau auf die anzukommen scheint.
Stattdessen kommen Betrachtungen, die mich eigentlich überhaupt nicht interessieren. Zum Beispiel, dass die Boeing Jumbo heißt, und wieso (und das, meine ich, nicht wegen irgendeinem Disney-Elefanten, sondern wegen DEM Elefanten namens Jumbo, dem wir dieses Wort für besonders große Dinge verdanken).

Zitat
In einem Flugzeug hatte sein Leben begonnen, und zwar im Sommer 1990. In einer Boeing 747, genauer gesagt, sein neues Leben. Es war, wie heute, sein erster Flug
Er kann nur einen ersten Flug haben. Vielleicht gibt's da ja eine coole Erklärung im Hintergrund, dass er jetzt ein Cyborg ist, und als Cyborg zum ersten Mal fliegt ... aber an der Stelle? Da ist für mich Dan einfach nur ein stinknormaler Mann  in einem Flieger. Punkt. Und ein stinknormaler Mann kann nur einen ersten Flug haben.

Zitat
[...], von Frankfurt am Main nach San Francisco. Eine doppelte Premiere für ihn, denn zuvor kannte Daniel nur Frankfurt an der Oder. Er war gerade 21 geworden, Jahrgang 69, genau wie der riesige Clipper, in dem er die nächsten 12 Stunden verbringen würde. Jumbo wurde zum Spitznamen für diese Königin der Lüfte, damals das größte Passagierflugzeug der Welt. Fast zärtlich nannten die Leute diese Flugmaschine wie die riesige Elefantendame bei Disney. Jedoch nie ohne die der modernsten Technik geschuldete Ehrfurcht. Neben der Spannweite von fast 60 Metern beeindruckte den republikflüchtigen Nachwuchsingenieur, der nie zuvor ein Flugzeug betreten hatte, auch der überwältigende Luxus, mit dem die Passagiere in der Lufthansa Business Klasse schon vor Beginn des Fluges verwöhnt wurden.
Das durchgestrichene würde ich - eben - streichen. Die Spannweite der Boeing interessiert mich nicht, dass er 69 geboren wurde, wissen wir schon, und wer nicht weiß, wann die Mondlandung war, kann sich das gern ausrechnen, du gibst uns ja die Jahreszahl 1990.
Und pardon, aber sitzt der 21jährige, republikflüchtige Nachwuchsingenieur in der luxuriösen Business Class? Wie kommt der denn da hin? Kann ja schon sein, dass das so ist, aber dann möchte ich an der Stelle schon wissen, wie es dazu kommen konnte. Stattdessen gibst du eine lange Beschreibung der Business Class, und was Dan daran so toll findet.

Zitat
Mit professioneller Gelassenheit erklang die blonde Lautsprecherstimme erneut „Please fold up the tray tables in front of you and bring your seat into an upright position“.
Und, wenn's ein Lufthansa Flug ist, reden die da nicht erst mal Deutsch? Keine Ahnung, so oft bin ich noch nicht geflogen, und nach Amerika noch gar nicht. Du schiebst zwar eine Erklärung hinterher, aber Auch wenn Dan die letzten Jahre in Amerika verbracht hat, Deutsch versteht er ja wohl immer noch. DA wird er doch nicht sitzen und darauf warten, dass er die Anweisungen noch einmal auf Englisch hört.


Zitat
Nach dem erfolgreichen Masterabschluss in Stanford, selbstverständlich mit Prädikat, wurde promoviert in Informatik und hatte mit seiner Kommilitonin Lin eine Familie gegründet.
Schiefe Grammatik.

Zitat
Seit er in die USA gezogen war lebte Dan im Epizentrum des Silicon Valley, so wie die meisten der Stipendiaten. In Palo Alto. Ohne Ellens Entschlossenheit, das war Dan klar, hätten sie es nie geschafft. Ellen Eberlein war Anfang 2000 von der Ostküste in die Bay Area gestoßen und CEO von NetSpace Enterprises.
Uff. Muss ich das denn wissen? Und wenn ja, wirklich jetzt schon? Reicht es nicht, Ellen später kennenzulernen? Und deren Lebensgeschichte interessiert mich an der Stelle wirklich noch gar nicht.

Zitat
Es gibt Phasen, da verdichtet sich das Leben eines Menschen wie Kaffeepulver in einer Espressomaschine, bevor es heiß aufgebrüht wird und die Bohnen den Wasserdampf in ein bitteres Kultgetränk umwandeln, das anschließend überzuckert genossen wird. Ereignisse, die binnen weniger Tage oder Wochen, dein Leben in eine andere Umlaufbahn katapultieren. Zumeist lautlos, aber irreversibel und erst im Rückspiegel als Zäsur erkennbar.
Du hast wirklich schöne, philosophische Passagen in deinem Text, wie diese hier. Aber sie sind irgendwie zusammenhanglos im Rest des Textes eingestreut.

Zitat
Als Ingenieur wusste Daniel Lehmann, dass der Jumbo von Boeing zu den sichersten Verkehrsflugzeugen seiner Generation zählte, wenn man von der tödlichen Katastrophe auf der Landebahn in Teneriffa 1977 und dem Schicksal des Clippers Maid of the Seas im letzten Winter absah. Auf dem Linienflug Pan Am 103 von Frankfurt über London-Heathrow nach New York JFK waren drei Tage vor Weihnachten alle Passagiere und die gesamte Crew der Pan American World Airways Maschine vom Typ Boeing 747-121 ums Leben gekommen, insgesamt 270 Tote. Ihr Massengrab im schottischen Galloway wurde zu einem globalen Mahnmal für die asymmetrische Bedrohung der sogenannten zivilisierten Welt. Etwa 400 Gramm Plastiksprengstoff machten den Name Lockerbie zum Synonym dafür, dass destruktive Mächte ihre Opfer jederzeit und überall auf diese Planeten erreichen konnten. Auch wenn Bomben und Raketen im digitalen Zeitalter zu den gröberen, inzwischen selten verwendeten, Instrumenten zählten. Diese letalen Werkzeuge einzusetzen war weniger effektiv und barg nach Daniels Meinung wesentlich höhere Risiken. Als Physiker war er mit Wahrscheinlichkeiten und Schadensbewertungen von Risiken bestens vertraut. Es ist wie mit dem Regen, zu wissen, dass es sehr wahrscheinlich regnen wird, ist eine Sache, aber die Frage wie stark und lang der Regen sein wird, ist letztlich die entscheidende, die in der Wissenschaft als Impact-Stärke gemessen wird. Die jüngsten Ereignisse in der DDR, seinem Teil-Deutschland, waren mehr als unwahrscheinlich gewesen. Weder hätte die friedensbewegten Demonstranten gegen den Atomkrieg, egal ob in Ost- oder Westdeutschland auf einen friedlichen Fall der Berliner Mauer zu ihren Lebzeiten gewettet noch die Stockholmer SIPRI Experten die Chancen dafür mit höher als 5 % bewertet. Ganz unmöglich war so etwas nie, aber undenkbar, zumindest im Vorhinein. Surreal wirkte dagegen mit welcher lawinenartigen Intensität dieses so unwahrscheinliche Ereignis die Realität für Millionen von Deutschen in den letzten Monaten nichtsdestotrotz völlig umgekrempelt hatte. Impact, bezeichnete die Wirkmächtigkeit seltener Ereignisse, wie Störfälle in Kernkraftwerken, die Explosion eines Raumschiffs oder die Begegnung mit Außerirdischen, unvorhersehbare Großereignisse der Menschheit die positive oder negative Auswirkungen von lokal begrenzter oder globaler Reichweite entwickeln konnten. Der eiserne Vorhang war zerrissen, eine unerwartete Osterwende im deutsch-deutschen November. Nutzen oder Schaden dieses geopolitischen Erdbebens in Berlin konnte im August 1990 niemand seriös abschätzen. Die jeweilige Perspektive bestimmte zudem die subjektiven Vorzeichen dieser höchst individuellen Bewertung. Onkel Martin hatte ihn sehr ermutig dieses Stanford-Stipendium anzunehmen.
Wieso weiß er "als Ingenieur" das? Es gibt da so viele Fachgebiete. Wenn er nicht gerade ausgerechnet Flugzeugingeneur ist, ist das eine gewagte Behauptung.
Der grüne Teil: Mja. Schön recherchiert. Braucht aber keiner. Das ist Infodump erster Güte.
Der lila Teil: Auch Infodump. Gerade für den deutsch(sprachig)en Markt musst du, meine ich, nicht erklären, wie das mit der deutschen Zweiteilung und v.a. der Wende war.
Und Onkel Martin brauch ich hier auch nicht. Dan hat studiert, in Amerika. Reicht mir. Wenn das noch irgendwann irgendwie wichtig werden sollte, reicht das auch dann.

Zitat
Daniel schaute rüber zu Karl-Heinz, den er aus dem Physikstudium an der TU-Dresden kannte, der hinter ihm in Reihe 14 seinem Platz am Gang eingenommen hatte. Ellen und Suzanne hatten nebeneinander in der Mittelreihe mit vier Sitzen, ihre Plätze gefunden und sich ausgestreckt. Erich saß zwei Reihen hinter Maria auf der rechten Flanke des Riesenvogels. Der Stasi-General a.D., Vogel, hatte ihnen eingeschärft mit niemandem über Ziel und Zweck ihrer wichtigen Mission zu sprechen. Sie sollten getrennt reisen wie Fremde und durften während des Fluges keinen Kontakt zueinander aufzunehmen.

Und an der Stelle bin ich dann raus. Zu viele Namen, die mir nichts sagen, wie's scheint ein Zeitsprung zurück ins Jahr 1990, aber ohne ersichtliche Kennzeichnung - und wieso die in der Business Class fliegen, erschließt sich mir immer noch nicht. Wenn die Stasi diese Flüge finanziert hat, sehe ich nicht, wieso die Business Class finanzieren. Für DDRler war sicher ein Flug an sich - wie du Dan ja auch feststellen lässt - schon eine Sensation. Da tut's auch die billigste Touristenklasse, die jungen Stipendiaten in Spe werden trotzdem aus dem Häuschen sein. Und wenn die sich wirklich nicht treffen sollen auf dem Flug ... Mei, dann steck sie doch in verschiedene Flugzeuge, gehen (bzw. gingen) ja genug von da nach dort.

Außerdem hat er Ellen doch erst in Amerika getroffen, dachte ich?


Also, wie gesagt, ich bin raus. Ich kenne mich hinten und vorne nicht mehr aus. Was an wichtigen Informationen da ist, ist - sofern vorhanden, ich bin nicht sicher - unter viel Gedöns begraben, das ich nicht brauche. Jedenfalls ganz bestimmt nicht an der Stelle.

Es ist, nehme ich an, der Einstieg in die Geschichte, und dafür ist es einfach viel zu viel Kram. Und wenn es nicht der Einstieg ist, frage ich mich, wieso ich diese Informationen nicht schon davor bekommen habe, bzw. wieso sie hier wiederholt werden. Sie stören nur.

Für mich ist jetzt eigentlich nur hängengeblieben: Dan fliegt nach San Francisco. Er ist Ost-Deutscher und Ingenieur. Und irgendwie gibt's da geheimnisvolle Stipendiaten und die Stasi.

Für die Menge Information stehen mir da viel zu viele Wörter.
Hoffe, das hilft trotzdem.

LG Viskey

"There is no such thing as bad work, just unfinished work." - Eric Idle

Maks Morgenstern

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Re: Flug LH 420 nach San Francisco
« Antwort #12 am: 14 January 2022, 17:36:35 »
Hallo Viskey,

Danke, dass Du mit auf die Reise gegangen bist, auch wenn dir die Leseluft dabei manchmal ausgeht, aufgrund der vielen Worte. Kürzen scheint meine Hauptaufgabe zu werden.....

Ja wir befinden uns noch im Aufbau der Geschichte, schön, das die Stipendiaten erstmal deine Aufmerksamkeit wecken. Ich muss wohl an dieser Stelle mehr zu den sechs sagen.

hst
Zitat
Hier kommen gleich mal die Stipendiaten vor, was mich aufmerken lässt. Aber sie verschwinden leider sofort wieder aus dem Fokus. Ich habe also keine Ahnung, was es damit auf sich hat, was schade ist, weil es doch genau auf die anzukommen scheint. Stattdessen kommen Betrachtungen, die mich eigentlich überhaupt nicht interessieren.

Ich denke, die technischen Betrachtungen/Assoziationen sind unterhaltsam und unterstreichen die Technikbegeisterung von Dan... Es gibt viel Spannweite zum kürzen...

Zitat
Und pardon, aber sitzt der 21jährige, republikflüchtige Nachwuchsingenieur in der luxuriösen Business Class? Wie kommt der denn da hin? Kann ja schon sein, dass das so ist, aber dann möchte ich an der Stelle schon wissen, wie es dazu kommen konnte. Stattdessen gibst du eine lange Beschreibung der Business Class, und was Dan daran so toll findet.

Vielleicht muss ich die Truppe umsetzen .... Dachte es zeigt, dass die Quantum-Stiftung Geld ohne Ende hat.

Zitat
Auch wenn Dan die letzten Jahre in Amerika verbracht hat, Deutsch versteht er ja wohl immer noch. DA wird er doch nicht sitzen und darauf warten, dass er die Anweisungen noch einmal auf Englisch hört.


Nach fast 30 Jahren in USA finde ich kann das vorkommen, kenne viele Ex-Pats, die zwischen Berufs- und  Muttersprache unterscheiden. Die ganze Familie und die Stipendiaten leben amerikanisch, Third Culture Kids....  Nur mit dem alten Vater (HC) wird halt noch deutsch gesprochen. 

Zitat
Reicht es nicht, Ellen später kennenzulernen? Und deren Lebensgeschichte interessiert mich an der Stelle wirklich noch gar nicht.
Ellen ist die zweite Hauptperson, die im nächsten Kapitel (Fata Morgana) eingeführt wird. Wollte hier eine Brücke bauen, da sie für Dan seit dem Bootcamp der Stipendiaten sehr wichtig ist und im Roman sehr aktiv. 

Zitat
Wieso weiß er "als Ingenieur" das? Es gibt da so viele Fachgebiete. Wenn er nicht gerade ausgerechnet Flugzeugingeneur ist, ist das eine gewagte Behauptung.

Ingenieur betone ich, weil die Parallelität zu den V2-Ingenieuren für Dan eine große Rolle spielt.

Zitat
Gerade für den deutsch(sprachig)en Markt musst du, meine ich, nicht erklären, wie das mit der deutschen Zweiteilung und v.a. der Wende war. Und Onkel Martin brauch ich hier auch nicht

Weiß nicht, inwieweit die DDR als Alltagsstaat bei Millenials wirklich präsent ist. Der Patenonkel Martin ist Republikflüchtling und für Dan das Idol, steht für Mut, Freiheit und Technik... Leider ein falscher Fuffziger.. (Spoiler)

Liebe Viskey, danke für die klaren Hinweise, ich werde denn Text weiter bügeln, kneten und verdichten, obwohl ich gerne erzähle ;-)

Beste Federgrüße
MM

 

Viskey

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Re: Flug LH 420 nach San Francisco
« Antwort #13 am: 16 January 2022, 13:56:24 »
Hey,

Kürzen scheint meine Hauptaufgabe zu werden.....
Damit befindest du dich in bester Gesellschaft. :cheese: Erst mal viel zu viel zu schreiben, scheint das am weitesten verbreitete Schreibproblem der Welt zu sein.


Zitat
Ich denke, die technischen Betrachtungen/Assoziationen sind unterhaltsam und unterstreichen die Technikbegeisterung von Dan... Es gibt viel Spannweite zum kürzen...
Die Gefahr dabei ist, dass du überschätzt, wieviel Begeisterung deine Leser·innen für dieses Thema auifgringen können. Zielführender wäre mMn, wenn du dir ein FAchgebiet herauspickst, über das Dan sich in epischer Breite auslassen kann. Und das dann aber auch rechtzeitig wieder abbrechen. Weil Dan von anderen zum Schweigen gebracht wird, weil etwas passiert, das ihn unterbricht, weil etwas anderes in den Fokus rutscht ...


Zitat
Vielleicht muss ich die Truppe umsetzen .... Dachte es zeigt, dass die Quantum-Stiftung Geld ohne Ende hat.
Ah, ok. Das kam bei mir so nicht an. Ist also an der Stelle und in der Art vermutlich der falsche Weg. Wohlgemerkt: vermutlich. Das käme noch darauf an, wie die Geschichte weitergeht. Aber hier sähe ich zB eine gute Möglichkeit, Dans Technikverliebtheit zu zeigen. Er wird von Quantum mit technischem Zeug ausgestattet, von dem er weiß, dass es schweineteuer ist. - Also, vorausgesetzt, das passt in deine Story.

Zitat
Zitat
Reicht es nicht, Ellen später kennenzulernen? Und deren Lebensgeschichte interessiert mich an der Stelle wirklich noch gar nicht.
Ellen ist die zweite Hauptperson, die im nächsten Kapitel (Fata Morgana) eingeführt wird. Wollte hier eine Brücke bauen, da sie für Dan seit dem Bootcamp der Stipendiaten sehr wichtig ist und im Roman sehr aktiv. 
OK. Eine Erwähnung ist dann schon in Ordnung, sogar gut. Weil dann eben klar ist: Das ist nicht irgendwer, sondern das ist eine noch wichtige Figur. Aber wenn die dann eh ihr eigenes Kapitel bekommt, würde ich die Fakten zu ihrem Leben hier streichen. Es wäre interessanter zu erfahren, was sie in Dans Leben für eine Rolle spielt, wie er zu ihr steht und was er von ihr hält.

Zitat
Weiß nicht, inwieweit die DDR als Alltagsstaat bei Millenials wirklich präsent ist. Der Patenonkel Martin ist Republikflüchtling und für Dan das Idol, steht für Mut, Freiheit und Technik... Leider ein falscher Fuffziger.. (Spoiler)
Gut, dann möchte ich das aber auch erfahren, über Onkel Martin. Das ist ein Teil LEbensgeschichte, den ich hier brauche, um ihn einordnen zu können. Ohne das steht er einfach nur da, und ich bin nicht sicher, ob er jetzt eine wichtige Information ist oder eine überflüssige, von denen du ja auch eine Menge hast.

Zitat
Beste Federgrüße

Federgrüße gefällt mir! :cheer:
Viskey
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