Teufelszeug > Theorie
Texttypen: Roman, Kurzroman, Erzählung, Novelle
June:
Hallöchen merin,
spannendes Thema! :cheer:
Also bei Novelle + Erzählung scheiden sich die Geister im Netz sehr. Was ich bisher herausfand: eine Novelle hat neben der Prämisse IMMER mindestens ein zentrales Symbol im Mittelpunkt stehen.
Abgrenzung zum Roman bei der Erzählung ist anscheinend, dass in einer Erzählung nur um EIN EINZIGES Ereignis dreht. Keine Rückblenden, keine Zeitsprünge usw.
Allerdings ist das alles sehr schwammig und ich gebe keine Garantie darauf, dass es richtig ist.
Von meinem sicher falschen Gefühl her würde ich sagen, dass Novelle ein sehr alter Begriff ist und nahtlos mit Kurzroman ausgetauscht werden kann.
Bei Erzählung würde ich an unter 100 Seiten denken.
Bei Roman an über 250.
Kurzroman 150-200.
Aber das sind nur meine "Werte" :rotwerd:
LG, June
merin:
Das mit dem Dingsymbol scheint so ein Ding zu sein: Das gibt es wohl auch nicht immer. Bei mir jedenfalls gibt es das nicht.
Rückblenden und Zeitsprünge gibt es bei mir, allerdings immer nur ganz kurz (also da wird mal ein Monat übersprungen und drei Sätze was von Gestern erzählt).
Und ich finde auch, Novelle klingt altbacken und/oder hochliterarisch. Das ist eher nicht das, was Ottonormalmensch mit SciFi in Verbindung bringt. Aber gerade deshalb wäre es vielleicht auch ganz witzig.
Seitenmäßig verfehlt mein Text genau deine Kategorien. :biggrin:
Paul:
Ich kann dir keine Antwort im Sinne der Literaturwissenschaft geben - da kenne ich mich viel zu wenig aus - aber ich kann dir meine Einschätzung geben:
Novelle - ist ein altertümlicher Begriff, der für mich zur Literatur des 19. Jhds. passt und schon im 20. Jhd. ausläuft.
Erzählung - gefällt mir als Oberbegriff. Eine Erzählung ist länger als eine Kurzgeschichte und mit knapp über 100 Seiten zwar etwas lang, aber für mich gerade noch im Rahmen des Möglichen.
Kurz-Roman - fände ich eine passende Alternative. Wobei hier knapp über 100 Seiten eher die Untergrenze bildet.
Was also tun, wenn eine Geschichte genau auf der Grenze liegt?
Da wäre für mich die Art der Geschichte entscheidend. Ist es eher eine Geschichte mit einer einfacheren Erzählstruktur, wenig bis gar keinen Zeitsprüngen, wenigen zentralen Personen, ... würde ich sie als Erzählung vermarkten. Ist die Geschichte dagegen eher komplex, hat viel "Personal" an Bord, einen komplizierten Plot, der auch einen Roman füllen könnte, ... dann würde ich sie auch als Roman - bzw. wegen der Länge - als Kurz-Roman vermarkten. Letztlich eine subjektive Entscheidung - wie so vieles im Leben, was auf der Grenze liegt.
Paul ;)
merin:
Mir gefällt an dem Begriff Novelle gerade der Verweis auf die "hohe Literatur".
Wenn ich was darüber lernen will, finde ich trotz meiner recht ausgiebigen Netzrecherchen dazu Wikipedia immer noch die beste Quelle. Dort steht:
Novelle
- mittlere Länge (ließe sich noch am Stück lesen)
- zentral ist ein unerhörtes Ereignis, oft mit großer Zufallskomponente oder es gibt ein Grundmotiv, auf das sich die Handlung konzentriert
- oft großer Fokus auf innerer Entwicklung des Protagonisten
- straffe, lineare Handlungsführung, wobei geraffte und ausgeführte Abschnitte abwechseln
- das Ende (die Zukunft der Figuren) wird oft nur angedeutet
- oft gibt es ein Ding-Symbol, also ein symbolisches Objekt, das für den Wendepunkt steht
Nicht bei Wikipedia, sondern auf anderen Seiten, wird ein überschaubares Figurenensemble erwähnt.
Erzählung
- ist laut Wikipedia der Oberbegriff über alle epischen Gattungen und gleichzeitig ein eigenes literarisches Genre
- Eine Handlung wird aus einer Perspektive und großenteils chronologisch erzählt
Roman
- der Wikipedia-Artikel dazu ist so lang, dass eine Zusammenfassung hier kaum möglich ist, zumal er keine Definition enthält. Offenbar hat sich, was ein Roman ist, im Laufe der Zeit stark verändert
- andere Seiten sagen, ein Roman erzählt die Veränderung einer Person oder Gruppe und hat meist verschiedene Stränge, ist also komplex
Joa. Mein Text ist eindeutig eine Novelle: er ist linear erzählt, es gibt Raffungen und Ausführungen, die sich abwechseln, das Grundereignis ist arg zufällig und das Ende relativ offen.
Er ist auch eine Erzählung. Aber er ist kein Roman. Wieder was gelernt.
Ob es allerdings schlau ist, das als Novelle oder Erzählung zu vermarkten, ist nochmal eine andere Frage. Wahrscheinlich hängt das auch davon ab, was bei der Überarbeitung dabei rauskommt. Aktuell ist das nicht gerade ein hochsprachlicher Text, sondern einer, der von einer sehr flapsigen Erzählstimme lebt.
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