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KG/SGZ/ Dichter Nebel

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Oflinitrium:
Hallo liebe Teufelchen.
Ich habe mir mal ein altes SGZ (Schreiben gegen die Zeit) Thema vorgeknöpft um an mir zu feilen.


--- Zitat ---Edit: Aus irgendwelchen Gründen (wahrscheinlich meine eigene Dummheit) war das Wort "kistenweise" jedes Mal großgeschrieben. Für besseren Lesefluss habe ich das korrigiert.
--- Ende Zitat ---

Meine Fragen an euch sowie die Vorgaben für den Text kommen am Ende, damit ihr erst einmal unvoreingenommen lesen könnt. Den Kern der Geschichte habe ich tatsächlich in etwas mehr als 1h niedergeschrieben und dann nur das Ende abgefeilt. Seitdem habe ich sie ein paar Mal durchgelesen und versucht auszubessern...
Leider ist beim rüberkopieren mal wieder die Formatierung flöten gegangen und ich durfte eben erstmal nach jeder Zeile einen Absatz rausnehmen. Ich hoffe dahingehend habe ich alles bereinigt.

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Lockruf der See



Dunst liegt über dem Meer und dämpft das sanfte Wellenrauschen. Die frische Morgenluft genießend schlendere ich über den Steg des kleinen Hafens. Möwen rufen aus der Ferne. Das Kichern einer jungen Frau weht leise über das Wasser.
Ein gutes Stück vor mir manövriert ein Fischer nach getaner Arbeit sein kleines Holzboot an den Steg und vertäut es an einer Bohle. Ein Cormoran landet auf der Bootskante und beobachtet neugierig wie der Fischer seine wertvolle Fracht kistenweise für den Abtransport fertig macht.
Um niemanden zu stören biege ich links ab. Schöne kleine ein-Mann Segler finden sich rechts des Steges und schwanken fröhlich vor dem Sonnenaufgang. Ein schwaches Glitzern am Boden erregt meine Aufmerksamkeit. Zwischen den Holzbrettern klemmt etwas das aussieht wie ein silbernes Schmuckstück.  Vorsichtig puhle ich es zwischen den Planken hervor. In meiner Hand halte ich eine silberne Brosche mit einem blauen verschnörkeltem L in der Mitte. Das Schmuckstück sieht wertvoll aus und muss wohl ihrem Besitzer aus der Tasche gefallen sein. Vielleicht ist er oder sie ja noch in der Nähe. Nachdenklich gehe ich weiter, die Hände in den Jackentaschen und die Brosche in der Rechten.
Am Ende des Stegs ist ein Fischer gerade dabei seine wertvolle Fracht kistenweise aus dem Boot zu hiefen und für den Abtransport zu stapeln. Ein Cormoran sitzt auf der Mohle an der das Boot vertäut liegt und beobachtet ihn neugierig bei der Arbeit.
Da ich niemanden stören will biege ich erneut nach links ab Richtung Land. Der Dunst des Meeres entwickelt sich langsam zu dickem Nebel. Möwen kreischen in der Ferne und die tiefstehende Sonne blendet in den Augen. Statt dem Ufer taucht vor mir ein Fischer auf, der gerade dabei ist seine wertvolle Fracht kistenweise aus dem Boot zu hiefen und für den Abtransport zu stapeln. Ein Cormoran sitzt auf der Mohle an der das Boot vertäut liegt und schaut neugierig in meine Richtung. Stirnrunzelnd gehe ich weiter. Der Fischer scheint fertig mit Abladen. Mit einem tiefen Gähnen streckt er sich. Sein Blick fällt auf mich, er zieht eine Braue hoch. Ich nicke höflich. Er nickt zurück. Der Cormoran auch. Ich biege wieder nach links ab. Wieder taucht statt dem Ufer nach wenigen Schritten der Fischer vor mir auf. Dieses Mal ist er gerade dabei mit einer Sackkarre seine Kisten wegzufahren. Obenauf natürlich der verfluchte Cormoran der mich herausfordernd anstarrt. Der Fischer unterbricht seine Arbeit und die linke Augenbraue berührt fast seinen Haaransatz. Ich nicke höflich und hoffentlich souverän. Meine Hände werden feucht.
"Suchen Sie was?" Seine Stimme ist kratzig. Ich schlucke trocken.
"Nein. Ich genieße nur die Morgenluft. Warum?"
Er legt die Stirn in Falten. Der Cormoran hopst auf seine Schulter und legt den Kopf schief.
"Sie laufen hier dauernd hin und her als könnten Sie sich nicht entscheiden wohin mit sich."
 Jetzt ziehe ich eine Augenbraue hoch.
"Wieso hin und her? Ich bin im Halbkreis gelaufen um wieder ans Ufer zu kommen."
Er lacht auf.
"Im Halbkreis? Wohl eher mehrmals im vollen Kreis. Kommen Sie mal mit. Das bisschen Nebel muss Sie wohl ordentlich durcheinander gebracht haben." Schmunzelnd packt er wieder seine Sackkarre und führt mich an Land. Vollkommen verlegen bedanke ich mich bei ihm.
Er lacht freundlich:
"Nichts zu Danken. Passen Sie nur auf, dass Sie nach Hause finden."
"Mache ich." Erwidere ich dankbar und wende mich Richtung Stadt. Der Nebel ist inzwischen zu einer undurchdringlichen Wand geworden doch meine Füße finden den Weg von selbst. Die Stadt ist noch friedlich. Irgendwo knarzt Holz. Eine schöne Frauenstimme singt eine beruhigende Melodie. Das Hotel ist nicht weit und ich freue mich aufs Frühstück. Mit einem Mal krallt sich eine Hand in meine Schulter und wirbelt mich mit Macht herum.
"HE?!..."
Vor mir steht der Fischer mit ernster Miene, den unvermeidlichen Cormoran auf der Schulter.  "Wusste ich es doch… Loreley treibt wieder ihr heimtückisches Spiel." Der Vogel auf seiner Schulter krächzt empört. Mein Herz rast, was will der denn?!
"Leeren Sie ihre Taschen Freund. Sie schweben in Gefahr."
Vollkommen verdattert starre ich ihn an. "Warum sollte ich das tun. Wovon reden Sie überhaupt und warum folgen Sie mir?! Was zum Henker wollen Sie von mir?!"
Ängstlich versuche ich zurückzuweichen doch der Fremde packt mich fest am Arm, zieht mich zu sich und hebt direkt danach entwaffnend die Hände. Erbost und vollkommen verwirrt rutsche ich meine Jacke zurecht die der ungehobelte Kerl fast kaputt gerissen hätte.
"Es tut mir Leid, wenn ich Ihnen einen Schreck einjage… aber beinahe wären Sie gefallen!"
"Gefallen? Was ein Quatsch. Wir sind doch mitten in der Fußgängerzone hier kann man doch nirgends fallen?!" Meine Fäuste schwitzen und die Rechte umklammert kühles Metall. Was zum Geier ist mit dem Kerl?
"Sehen Sie selbst… aber bewegen Sie sich vorsichtig. Ich will lediglich helfen!"
Mit diesen Worten deutet er hinter mich. "Sehen Sie ganz genau hin!"
"Was soll denn da sein?" Frage ich stur, schaue aber doch. Vor lauter Nebel erkenne ich nicht einmal die Straße. Misstrauisch beuge ich mich etwas nach vorn und erkenne Holzplanken unter meinen Füßen.
"Das kann doch nicht…"
"Doch. Sie sind wieder schnurgerade zu mir an den Hafen gelaufen. Ich konnte Sie gerade noch herumreißen bevor Sie ins Wasser fielen."
Jetzt erkenne ich es auch. Keine 2 Schritte vor mir liegt die schwarze See und ich hatte es nicht einmal bemerkt.
"Wie ist das Möglich?" Selbst ich höre das zittern in meiner Stimme.
"Haben Sie zufällig etwas hier am Hafen gefunden und aufgehoben?"
"Ja..." erstaunt zeige ich ihm die Brosche, " die lag eingeklemmt zwischen zwei Planken vom Steg."
Er hält mir die Rechte hin. "Darf ich mal?"
"Natürlich"  Vorsichtig lasse ich die Brosche in seine Hand gleiten. Ohne ein Wort gibt der Fischer sie seinem Cormoran in die Krallen und der fliegt krächzend aufs Meer hinaus.
"Hey!"
Der Mann mustert mich mit hochgezogener Augenbraue.
"Was wenn sie jemand vermisst? Sie können doch nicht einfach Schmuck von anderen ins Meer werfen!"
"Dieser 'Schmuck' ist genau da wo er hingehört… geht es Ihnen besser?"
Jetzt wo er so direkt fragt fällt mir auf, dass es sich tatsächlich anfühlt als wäre mir eine Last von den Schultern genommen worden.
"Ja…" antworte ich verwirrt, "tatsächlich schon."
"Gut!" Ein Lächeln erhellt seine Züge. "Kommen Sie ich begleite Sie noch einmal zum Ufer. Gehen Sie dieses Mal heim und ruhen Sie sich aus."
Gesagt getan. Trotz völliger Verwirrung bemerke ich unterwegs wie der Nebel sich lichtet und die Sonne die Wolken niederringt. Es verspricht ein schöner warmer Tag zu werden. Am Ufer angekommen dreht der freundliche Herr sich noch einmal um.
"Jetzt sollten Sie sicher sein. Kommen Sie gut nach Hause und schauen Sie besser nicht zurück." Er grinst breit und tippt sich spielerisch an die Stirn.
"Sicher nicht! Haben Sie vielen Dank."
"Nicht dafür mein Freund. Passen Sie auf sich auf!"
"Sie ebenso" mit einem verlegenen Lächeln winke ich ihm zu während ich loslaufe. Nach drei Schritten befolge ich seinen Rat nicht zurückzuschauen und konzentriere mich darauf sicher anzukommen. 

Dunst liegt über dem Meer und dämpft das sanfte Wellenrauschen. Heute jagt mir die frische Morgenluft eine Gänsehaut über den Rücken.. Die Rechte Faust umklammert fest den 50Euro Schein. Die ganze letzte Woche habe ich mich mit mulmigem Gefühl vor dem Hafenbecken gedrückt. Aber ich kann nicht einfach nach Hause fahren ohne mich zu bedanken! In der Ferne erkenne ich die Umrisse des freundlichen Fischers und halte zielstrebig auf ihn zu. Ein Glück ist er da. Irgendwas beobachtet er in der Ferne, seinen treuen Cormoran auf der Schulter.
"Ahoi!", rufe ich spaßsichtshalber und winke mit der Linken, "Wie war der Fang mein Freund?"
Keine Reaktion. Der Fischer dreht sich nicht einmal um. Nur der Cormoran krächzt ärgerlich. Zögerlich nähere ich mich der Szenerie. Der Fischer wirkt steif und unbeweglich… Erst aus der Nähe fällt mir auf, dass ich eine bronzene Statue begrüßt habe. Stumm starrt sie aufs Meer hinaus die Hand an der Stirn um die aufgehende Sonne abzuschirmen.
An einem Infoständer für Touristen liegt ein Schreiben aus:
"Diese Bronzestatue wurde in Gedenken an die Flutkatastrophe vom 07.05.1978 gebaut. Sie ist den Fischern und Seeleuten gewidmet die unter widrigsten Bedingungen bei der Evakuierung und den Aufräumarbeiten tatkräftig halfen. 67 Menschen verloren ihr Leben. Rund dreitausend Einwohner verloren ihr Heim."
Mit zittrigen Fingern schaue ich der Bronzestatue ins Gesicht. Es ist eindeutig der selbe Fischer der mir Letzte Woche das Leben gerettet hatte. Das Lachen einer jungen Frau weht deutlich über das Wasser. Zwischen den Bohlen glitzert etwas silbern.
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Das Thema des Textes lautet

1. Es kommt ein ungewöhnliches Fundstück aus dem oder im Wasser vor
und/oder 2. Eine namenlose Person spielt eine wichtige Rolle
und/oder 3. Ein Vogel verhält sich merkwürdig
und/oder 4. Der Text ist im Präsens geschrieben

Ich bin ehrlich gesagt unzufrieden mit der Fassung. Am schwersten fällt es mir in der Gegenwart zu schreiben (genau deswegen habe ichs gemacht). Ich finde, dass es irgendwie trotz Gegenwartsform wie eine Nacherzählung klingt. Teilt ihr die Meinung? Hat jemand ne Idee wie ich das wegbekomme?

Dann habe ich einige Dinge eingestreut bei denen ich mir unsicher bin ob sie ihre Wirkung tatsächlich erzielen:
1. Das weibliche Lachen und singen soll eine Anspielung auf eine Nixe sein. Zu offensichtlich oder zu subtil?
2. Es ist Absicht, dass sich die Begegnungen mit dem Fischer sehr ähneln. Es soll auch jedes Mal tatsächlich der selbe Fischer sein. Frage ist, geht das so als Stilmittel durch oder nervt es nur?
3. Ich habe versucht den "Ich" Erzähler weniger durch Gedanken sondern eher durch Ausdrücke und körperliche Reaktionen zu personifizieren. (z.B. die Art wie der Fischer tituliert wird.) Meint ihr das ist mir einigermaßen gelungen?
4. Als 'ich' links abbiege ist erst der Sonnenaufgang rechts von mir und nach einem weiteren links abbiegen blendet der Sonnenaufgang durch den Nebel hindurch. Eigentlich müsste die Sonne aber hinter 'mir' sein. Das ist Absicht da hier der Prota bereits falsch wahrnimmt was er tatsächlich tut. Ich hadere damit wie ich diesen Hinweis besser einstreue ohne ihn wie einen Autorenfehler wirken zu lassen  
5. Interessiert mich natürlich ob ihr der Meinung seid, dass die Vorgaben (gut) erfüllt wurden.

Ansonsten natürlich gern eure Meinung. Ich will mit dem Text nicht aufs Erbsenniveau vordringen sondern eher dass die Sache sich am Ende rund liest. Am wichtigsten ist es mir in dem Fall etwas über mich selbst zu lernen.

Vielen Dank im Voraus für eure Mühen. :)

merin:
Lieber Ofli,

ich habe mit dem Text tatsächlich meine Mühe. Das liegt einerseits an der sehr abenteuerlichen Groß- und Kleinschreibung, aber auch daran, dass mich die Wiederholungen zunächst total irritiert haben. Ich habe dann erstmal geschaut, ob ich in der Zeile verrutscht bin. Schon beim ersten Mal verstehe ich nicht, wieso er nicht nach der Person sucht, der die Brosche gehört und den Fischer nicht fragt. Und dann verstehe ich nicht, dass er immer wieder niemanden stören will. Er reagiert daher für mich unlogisch und dann noch die Wiederholungen ... gleichzeitig hat es was, als ich begreife, dass das Absicht ist.

Am Ende habe ich aber immerhin verstanden, worum es geht: Da ist also eine Lorelei, die ihn ins Meer rauszieht und eine andere mystische Stimme, die ihn rettet. Rein auf der Plotebene fällt auf, dass du das alte Lorelei-Klischee bedienst: Die Frau ist gefährlich, verführerisch, der Mann ist der Retter. Aber so geht das nunmal, nicht wahr? Daher passt für mich auch das Lachen, wobei ich mich frage, ob man bei einem Lachen hört, ob die lachende Person jung oder alt ist. Wenn wir jetzt mal Kinderlachen beiseite lassen.

Ich glaube, für mich ist der Knackpunkt, der nicht geht, dass man nicht vorher wenigstens eine Idee hat, was passiert. Er sollte vielleicht erst denken, dass er die Brosche loswerden will und dann merken, nein ich will die behalten. Wenn du die Wiederholungen behalten willst, was ja Sinn ergibt, würde ich genauer schauen, dass die Rhythmik hinhaut. Sind die immer genau gleich? Oder immer etwas anders?
Und dann muss es ja einen Sog geben, in Richtung Meer. Der ist bislang gar nicht gefüllt. Das würde ich auch ändern und im eine Idee geben, warum er ins Meer will. Wie die Stimme auf ihn wirkt. Warum er allerdings dann doch immer woanders abbiegt, wo er doch schon auf einem Steg ist (und also eins fix drei ins Wasser fallen könnte), bleibt unlogisch. Und auch, wo eigentlich der Nebel aufkommt.

Ich sehe zwei Möglichkeiten, mit dem Text umzugehen:
a) ihn wie einen Krimi aufziehen und den Plot stärker herausarbeiten. Dann ist er vielleicht auch selbst irritiert "War ich hier nicht eben schon?"
b) ihm ein stärker traumwandlerisches Element geben, stärker assoziativ und mit Bildern arbeiten.

So oder so freue ich mich, dass die alten SGZ-Ideen doch noch jemanden ansprechen.
Mhm, ist auch etwas wirr, die Röstung. Aber vielleicht hilft sie dir.

LG
merin

Oflinitrium:
Passt doch: Eine wirre Röstung für eine wirre Geschichte. ^^

Tatsächlich hilft mir die Röstung weiter. Du wirfst Fragen auf die ich nicht zu Ende gedacht habe.

Was die Wiederholung angeht (und seinen Umgang damit) hatte ich kurzzeitig eine Version in der er aktiv hinterfragt hat was los ist. Aber das hat mir nicht gefallen. Ich will es eher so haben, dass er glaubt Herr seiner Sinne zu sein es aber ab dem Berühren der Brosche nicht mehr wirklich ist. Der Nebel soll das etwas verdeutlichen. Für die normalen Bewohner steigert sich der Morgendunst gar nicht zu so einer Nebelwand. Meine Idee war, dass der erste Fischer dem er begegnet real ist. Aber er schenkt ihm nicht viel Aufmerksamkeit, da er weder den Fischer bei der Arbeit noch seine eigene Ruhe stören willl. Dann findet er die Brosche und kommt in den Loop wo er immer wieder dem 'Geist/Schutzpatron' begegnet.
Deine Kritik, dass er ja eigentlich schon am Wasser ist und einfach nur ein falscher Schritt reicht ist absolut korrekt und bis zum Lesen deiner Röstung habe ich gar nicht drüber nachgedacht. Mein erster Instinkt ist, dass der Einfluss von Loreley erst wachsen muss. Solange er das Meer als Meer erkennt springt er nicht einfach rein. Erst ab dem Zeitpunkt wo er tatsächlich gar nicht mehr weiß/sieht wo er seine Füße aufsetzt schwebt er in akuter Lebensgefahr. Und die ständige Begegnung mit dem Fischer zögert diesen Fortschritt etwas hinaus.


--- Zitat ---Ich glaube, für mich ist der Knackpunkt, der nicht geht, dass man nicht vorher wenigstens eine Idee hat, was passiert. Er sollte vielleicht erst denken, dass er die Brosche loswerden will und dann merken, nein ich will die behalten
--- Ende Zitat ---
Daran hatte ich auch kurz gedacht, wollte aber nicht die Herr der Ringe Route gehen. Auch wollte ich den Fokus erstmal wieder von der Brosche weg bekommen damit man nicht sofort weiß dass die Brosche in irgend einer Form magisch ist.
Vielleicht hilft es schon wenn ich ihn eher Ausreden an die Hand gebe den Fischer nicht zu fragen anstatt aktiv zu denken "ne die gehört jetzt mir"... ich wollte möglichst lange den Leser im Unklaren lassen, dass etwas übernatürliches passiert und ihm beim wiederholten Lesen die A-Ha Momente kommen. Doof ist nur wenn der Leser stattdessen denkt er wäre in der Zeile verrutscht... :gruebel:


--- Zitat ---Wenn du die Wiederholungen behalten willst, was ja Sinn ergibt, würde ich genauer schauen, dass die Rhythmik hinhaut. Sind die immer genau gleich?
--- Ende Zitat ---
Hier wollte ich, dass der Fischer immer einen kleinen Schritt weiter mit seiner Arbeit ist.
-Erst arbeitet er nur auf dem Boot.
-Dann verfrachtet er die Kisten vom Boot auf den Steg.
-dann arbeitet er auf dem Steg.
-Dann will er sie mit dem Sackkarren abtransportieren.
Beim erneuten drüber lesen ist mir aber selbst aufgefallen, dass ich bei den ersten Wiederholungen nicht genug ins Detail gegangen bin um diesen Fortschritt klar zu machen.

Ich denke dass ich die Überschrift auch ändern muss.. weil eigentlich gibt es keinen bewussten Drang ins Meer zu springen. Aus seiner Sicht wäre es eher überraschend da er glaubt auf dem Weg vom Meer weg zu sein :gruebel:

Vielen Dank für die Denkanstöße!

Viskey:

--- Zitat von: Oflinitrium am 28 October 2021, 00:26:55 ---Ich bin ehrlich gesagt unzufrieden mit der Fassung. Am schwersten fällt es mir in der Gegenwart zu schreiben (genau deswegen habe ichs gemacht). Ich finde, dass es irgendwie trotz Gegenwartsform wie eine Nacherzählung klingt. Teilt ihr die Meinung? Hat jemand ne Idee wie ich das wegbekomme?

--- Ende Zitat ---
Mich irritieren Texte im Präsens grundsätzlich. Das Gefühl der Nacherzählung habe ich allerdings erst im Nachsatz, als dein Erzähler Tage später den Fischer sucht. Das ist ein Zeitsprung, der sich mMn nicht mit dem Präsens verträgt. Davor ist es halt eine Erzählzeit, die ich nicht mag.  :dontknow:


--- Zitat ---1. Das weibliche Lachen und singen soll eine Anspielung auf eine Nixe sein. Zu offensichtlich oder zu subtil?

--- Ende Zitat ---
Am Anfang ist es halt eine Frau, die irgendwo lacht, soll vorkommen in einer Hafenstadt. Also zu subtil.
Am Ende ist es zu offensichtlich, und dadurch macht es irgendwie die Geschichte kaputt. Um diese Nixe zu charakterisieren, reicht es vollkommen, dass schon eine Woche später die verfluchte Broche wieder in der Stadt liegt.


--- Zitat ---2. Es ist Absicht, dass sich die Begegnungen mit dem Fischer sehr ähneln. Es soll auch jedes Mal tatsächlich der selbe Fischer sein. Frage ist, geht das so als Stilmittel durch oder nervt es nur?

--- Ende Zitat ---
Ist für mich ok.


--- Zitat ---3. Ich habe versucht den "Ich" Erzähler weniger durch Gedanken sondern eher durch Ausdrücke und körperliche Reaktionen zu personifizieren. (z.B. die Art wie der Fischer tituliert wird.) Meint ihr das ist mir einigermaßen gelungen?

--- Ende Zitat ---
Ist für mich auch ok.

--- Zitat ---
4. Als 'ich' links abbiege ist erst der Sonnenaufgang rechts von mir und nach einem weiteren links abbiegen blendet der Sonnenaufgang durch den Nebel hindurch. Eigentlich müsste die Sonne aber hinter 'mir' sein. Das ist Absicht da hier der Prota bereits falsch wahrnimmt was er tatsächlich tut. Ich hadere damit wie ich diesen Hinweis besser einstreue ohne ihn wie einen Autorenfehler wirken zu lassen 

--- Ende Zitat ---
Das ist mir gar nicht aufgefallen. Allerdings habe ich mich gefragt, wieso er irgendwohin abbiegen muss, um niemanden zu stören. Einfach vorbeigehen ist doch keine Störung. Und er biegt schon einmal ab, bevor er die Broche findet. das ist für mich also keine Erklärung, dass die Broche ihn dazu bewegt. Vor allem, weil ich dann einen Gedanken dazu erwarten würde, wenigstens ein "ich weiß nicht warum, aber ich hatte das Gefühl, zu stören, und bog deswegen nach links ab."


--- Zitat ---5. Interessiert mich natürlich ob ihr der Meinung seid, dass die Vorgaben (gut) erfüllt wurden.

--- Ende Zitat ---
Beim Vogel bin ich nicht sicher, weil ich ja nicht weiß, wie die sich normalerweise benehmen.
Beim Präsens hab ich oben schon geschrieben, wie ich dazu stehe.

Was mir fehlt, ist die Erklärung, wer der Fischer/die Statue ist. Ist das einer der Verstorbenen? Hat er als Held überlebt? Welche Rolle spielte dabei der Vogel? Ein Fischer mit Cormoran auf der Schulter wäre jetzt nicht das erste Sinnbild für eine Flutkatastrophe, das mir einfiele. Da steckt noch eine eigene Geschichte dahinter, was ich einerseits gut finde, andererseits nicht so gut, da ich ja nicht dazu komme, sie kennenzulernen.

Ein wirklich schöner Chill-Moment war, als der Erzähler sich auf dem Steg wiedergefunden hat, kaum dass er stolz festgestellt hat, dass er sich jetzt wieder zurechtfindet in der Stadt.

Ich fand es jedenfalls - trotz Präsens - eine solide kurze Geschichte. Etwas Arbeit müsste man noch reinstecken, aber im Grunde passt das schon so.

LG Viskey

Paul:
Lieber Oflinitrum

Hier kommt meine Röstung. Nimm davon, was du brauchen kannst, den Rest leg weg.

Ich beginne mit einem ersten Leseindruck:

Die Geschichte beginnt mit einer Schilderung einer Szene am Meer und bewegt sich von dort in einem gemächlichen Tempo weiter. Als Leser weiß ich nicht so genau, wohin die Geschichte läuft - das gefällt mir. Umgekehrt fallen mir aber sprachlich einige Dinge auf, die mir das Genießen der Geschichte eher schwer machen. Trotzdem lese ich weiter, weil sie mich neugierig macht. Am Ende führt sie mich in eine Ecke, mit der ich so nicht gerechnet habe - mit einer doppelten Pointe, bei der ich mir noch unsicher bin, was ich davon halten soll. Auf der einen Seite finde ich sie pfiifig. Auf der anderen Seite nimmt die Dopplung dem ersten "Ende" (Rettung vor dem Medaillon) einen Teil seiner Bedeutung.

Was mich störte:

Ich fand den Grundton der Geschichte schön. Sie erzählt, sie beschreibt, sie nimmt mich mit hinein in eine fremde Welt. Auf der anderen Seite war die Schilderung selbst nicht so gut geschrieben, dass ich mich ihr ganz anvertrauen konnte. Ich blieb immer wieder hängen. Nicht an einzelnen Formulierungen, eher an der Art und Weise, wie die einzelnen Sätze einander folgten.

Was mir definitiv zu viel war: die Adjektive

vor allem die


--- Zitat ---wertvolle Fracht
--- Ende Zitat ---

die sich mehrmals im Text findet. Aber auch die "tiefstehende" Sonne, ... das war mir alles eine Spur zu viel des Guten.

Welche Szene hakte?


--- Zitat ---Mit einem Mal krallt sich eine Hand in meine Schulter und wirbelt mich mit Macht herum.
"HE?!..."
Vor mir steht der Fischer mit ernster Miene, den unvermeidlichen Cormoran auf der Schulter.  "Wusste ich es doch… Loreley treibt wieder ihr heimtückisches Spiel." Der Vogel auf seiner Schulter krächzt empört. Mein Herz rast, was will der denn?!
--- Ende Zitat ---

Das war mir ebenfalls eine Spur zu heftig. Die Hand krallt sich, ich werde mit aller Macht herumgewirbelt, dazu die ernste Miene und das heimtückische Spiel. Ich wünschte mir hier den Fischer eher dezenter, vielleicht auch erschöpfter (Plötzlich hörte ich hinter mir ein Keuchen, schwer, wie von einem alten Mann. Dann eine Stimme: "He, Sie da!" ...)

Das doppelte Ende

Ich finde die Geschichte schön und rund - doch weiß ich nicht so genau, ob das zweite Ende (die Statue) mir nicht eine Spur zu aufgesetzt ist - und ob mir ein Ende direkt nach der Rettung nicht sogar stärker vorkäme. Auch überzeugen mich die 50 € nicht so ganz. Ich würde mir für den Fischer einen anderen Dank wünschen.

Und nun zu deinen Fragen:


--- Zitat ---Ich bin ehrlich gesagt unzufrieden mit der Fassung. Am schwersten fällt es mir in der Gegenwart zu schreiben (genau deswegen habe ichs gemacht). Ich finde, dass es irgendwie trotz Gegenwartsform wie eine Nacherzählung klingt. Teilt ihr die Meinung? Hat jemand ne Idee wie ich das wegbekomme?
--- Ende Zitat ---

Ich glaube, es liegt daran, dass du auf der einen Seite zwar beschreibst, aber es immer noch eher zu wenig ist. Dazu kommen die Adjektive.


--- Zitat ---Dunst liegt über dem Meer und dämpft das sanfte Wellenrauschen. Die frische Morgenluft genießend schlendere ich über den Steg des kleinen Hafens. Möwen rufen aus der Ferne. Das Kichern einer jungen Frau weht leise über das Wasser.
--- Ende Zitat ---

Was hältst du davon?

Dunst liegt über dem Meer, weiß und schwer, wie ein Schleier, der von dem Morgen auf das Wasser gelegt wurde. Ich schlendere am Hafen entlang. Möwen kreischen von weit entfernt. Als ich an einem Haus vorbeigehe, höre ich hinter dem Fenster eine Frau lachen. ...


--- Zitat ---1. Das weibliche Lachen und singen soll eine Anspielung auf eine Nixe sein. Zu offensichtlich oder zu subtil?
--- Ende Zitat ---

Bei mir hat da nichts "Klick" gemacht. Mir fiel sie auf, aber eher unangehm, unter dem Motto: warum lacht da ständig eine junge Frau


--- Zitat ---2. Es ist Absicht, dass sich die Begegnungen mit dem Fischer sehr ähneln. Es soll auch jedes Mal tatsächlich der selbe Fischer sein. Frage ist, geht das so als Stilmittel durch oder nervt es nur?
--- Ende Zitat ---

Ich glaube, um denselben Fischer zu beschreiben, musst du die Szene nicht auch von den Wörtern her gleich beschreiben. Mir fiel da vor allem die wertvolle Fracht auf. Insgesamt fand ich es eher störend.


--- Zitat ---3. Ich habe versucht den "Ich" Erzähler weniger durch Gedanken sondern eher durch Ausdrücke und körperliche Reaktionen zu personifizieren. (z.B. die Art wie der Fischer tituliert wird.) Meint ihr das ist mir einigermaßen gelungen?
--- Ende Zitat ---

Spannende Frage. Ich habe darauf beim Lesen gar nicht geachtet. Doch bin ich beim lesen umgekehrt immer wieder über Formulierungen gestolpert, die mich eher aus dem Text warfen (z.B. "Schöne kleine ein-Mann Segler", das ist für mich zwar ein Begriff, aber keine Beschreibung: Was ist an ihnen schön?  Wie groß sind sie wirklich? Und wie sehen sie aus?)


--- Zitat ---4. Als 'ich' links abbiege ist erst der Sonnenaufgang rechts von mir und nach einem weiteren links abbiegen blendet der Sonnenaufgang durch den Nebel hindurch. Eigentlich müsste die Sonne aber hinter 'mir' sein. Das ist Absicht da hier der Prota bereits falsch wahrnimmt was er tatsächlich tut. Ich hadere damit wie ich diesen Hinweis besser einstreue ohne ihn wie einen Autorenfehler wirken zu lassen 
--- Ende Zitat ---

Ich habe ihn ohne Probleme geschluckt. D.h. ich habe es nicht einmal als Problem wahrgenommen.


--- Zitat ---5. Interessiert mich natürlich ob ihr der Meinung seid, dass die Vorgaben (gut) erfüllt wurden.
--- Ende Zitat ---

Alle Vorgaben drin - und am Ende eine richtige Geschichte, die es sich zu lesen lohnt. Von daher: vom Plot her auf jeden Fall ja. (mit der kleinen Einschränkung: einfaches oder doppeltes Ende: was ist besser?)


--- Zitat ---Ansonsten natürlich gern eure Meinung. Ich will mit dem Text nicht aufs Erbsenniveau vordringen sondern eher dass die Sache sich am Ende rund liest. Am wichtigsten ist es mir in dem Fall etwas über mich selbst zu lernen
--- Ende Zitat ---

Ich mag die Geschichte. Ich mag den Plot. Ich mag die eher ruhige beschreibende Art. Was es m.E. für die nächste Stufe bräuchte, wäre eine Überarbeitung, die an der Sprache feilt und die Wiederholungen reduziert. Aber insgesamt hast du von den Vorgaben her eine tolle Story entworfen.

 ;) Paul








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