Liebe Teufis,
hier kommt der 2. Teil meiner KG über den Comic-Ladenbesitzer und die geheimnisvolle Lady. Das Ende sozusagen. Ist er Schluss nach dem bereits überarbeiteten Einstieg ...
Lady Angelica heißt nun Isabella
Gerd, der Nerd
ist jetzt ein Muskelmann, weil er nicht wie ein Nerd aussehen will.
Aus der Europakarte wurde eine Münchner Karte (der Drachen). Es gibt von jeder Gegend oder Stadt welche, die eine Geheimgesellschaft (der Drachen) gefertigt und versteckt hat, habe ich mir so gedacht.
FRAGEN:Her mit euren Anmerkungen! Mir ist wichtig, dass Isabella auf den Leser geheimnisvoll wirkt und für Gerd super-attraktiv ist. Und Gerd weder besonders sympatisch noch unsympatisch wirkt.
- Kommt das rüber?
- Ab wann ahnt ihr Lady Isabellas Absichten bzw., dass etwas nicht so ist, wie Gerd sich das ausmalt?
- Ist das Ende für euch eine Überraschung für euch oder nicht?
- Ich müsste noch etwas längen. Kann noch etwas weiter ausgeführt werden, ohne euch zu langweilen? Die Karte vielleicht? Oder Gerd, Isabella?
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(...)
„Für Kunden ist hier kein Zutritt“, wollte er sagen. Stattdessen kam ihm nur ein, „n-nein, es ist heruntergefallen“, über die Lippen.
Sie lächelte. Ihre Augen, dachte Gerd. Ihre Augen waren wie Spiegel, doch er konnte nichts darin erkennen außer tiefes Dunkelblau. Wie ein uralter See. Ach was, einfach nur eine sehr ungewöhnlich schöne Irisfarbe.
„Entschuldigen Sie, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Juana Isabella Maria Velasquez de Marco. Sie haben gerade meine Karte gefunden. Wir haben sie 1919 von Ihrem Vorgänger sicher aufbewahren lassen. Ich kam heute, um sie abzuholen.“
„Vorgänger?“ Gerd fummelte an seinem Hemdkragen. Ihr Parfüm, das er vorhin schon kennenlernen durfte, kitzelte ihm nun im Hals. Nicht unangenehm, das war es nicht, eher überraschend. Wie Staub, der sich von antiken Buchdeckeln erhebt, sobald man diese aufschlägt.
„Ja. Ich vielleicht ihr Urgroßvater?“
Er blickte Isabella an. Was sollte sie nur von ihm denken, wenn er weiter so einsilbig antwortete. Komm schon, das kannst du besser!
„Klar, Senora de Marco. 1919 sagten Sie? Wahrscheinlich der Vorgänger meines Vorgängers.“ Gerd stützte seine Hände in die Hüften und spannte die Armmuskeln an.
„Isabella. Nennen wir uns doch einfach beim Vornamen!“
„Gerd... Also früher, ganz früher, war hier eine Buchhandlung.“ Er machte eine ausladende Geste mit der Hand.
„Die, äh, die alte Registrierkasse haben wir noch. Bestimmt haben Sie sie gesehen, vorne?“
Isabella nickte und fixierte die Mappe in seiner Hand.
„Würden Sie ...?“
„Sie wollen einen Blick hineinwerfen? Natürlich! Ich muss sowieso erst den Beleg suchen. 1919, du meine Güte. Das muss in einem der alten Kassenbücher vermerkt sein. Gut, dass wir die auch aufgehoben haben. Computer hatten sie ja damals noch nicht!“ Gerd lachte über seinen Scherz. Die Lady mit dem märchenhaften Namen lächelte auch.
Isabella de Soundso. Irgendwas Spanisches. Ob sie mit jemandem wie ihm zum Essen gehen würde? Ein Versuch war es wert ...
„Kommen Sie!“
Isabella nickte und folgte ihm. Er spürte ihre Blicke in seinem Rücken, während er versuchte, diesmal weder zu humpeln noch zu stolpern. Dann legte er die Mappe auf den Verkaufstresen und fuhr mit seiner Hand über die Vorderseite. Strich man nach rechts, war die Oberfläche fast glatt. Aber strich man nach links, stellten sich viele winzige Strukturen auf und es knisterte. Wie Widerhaken oder Schuppen. Wer dieses Cover veredelt hatte, musste ein Meister der Buchkunst sein.
„Drachenhaut“, hauchte Isabella. Auch sie strich langsam mit ihren schlanken Fingern über den Einband, dabei berührte sich zufällig ihre Hände. Gerd zuckte zurück, als hätte er einen Stromstoß bekommen. Ihm wurde heiß.
„Wollen Sie sie nicht öffnen?“ Drachenhaut? Witzig war die Frau auch noch. Genau sein Typ!
„Nein, Sie sind an der Reihe. Der Finder!“
Sie war definitiv ein Fantasy-Fan. Er sollte sie wirklich zum Essen einladen. Oder auf einen Kaffee, bevor sie auf immer durch seine Ladentür verschwand.
Gerd nickte. Feierlich war ihm zumute, als er den Strick, der die Mappe umschlungen hielt, vorsichtig aufknotete. Schließlich war sie über 100 Jahre in seinem Laden verborgen gewesen. Unglaublich! Vorsichtig schlug er die Mappe auf. Etwas vom Schwarz des Einbands rieselte auf das Glas des Tresens. Es knisterte wieder.
„Also ein Comic ist das nicht!“ Gerd hatte Seiten erwartet, stattdessen steckte hinter dem Einband nur ein zusammengefaltetes vergilbtes Blatt.
„Es ist eine Karte!“, sagte Lady Isabella. Sie schien sich über seine überraschte Miene zu freuen. Von einem Clan von Fantasy-Fans hätte er auch nichts anderes erwartet. Wenn sogar ihre Urgroßeltern ein Dokument im Geheimtresor eines Buchladens versteckt hatten. Seines Ladens ...
Vorsichtig entfaltete Gerd das Papier. Es handelte sich tatsächlich um eine Karte, und was für eine! Gezeichnete Hügelketten, Ebenen, Häuserzeilen ... Viele winzige Details, wie Bäume und ... War das ein Museum? Ein Fluss in leuchtend grünblau teilte die Karte. Der Zeichner hatte sie in schwarzbrauner Tinte erstellt und meisterhaft ausgemalt. Wie Karten in mittelalterlichen Folianten. Oder die aus seiner alten „Herr der Ringe“-Ausgabe nur, dass auf Tolkiens Meisterstück Mittelerde festgehalten war, nicht ...
„Das ist ja München! So realistisch und doch ...“
Am oberen Rand entdeckte er zwei Schlangenwesen mit Köpfen über der als 'Hartelholz' gekennzeichneten grünen Fläche. Unten schlängelten sich zwei Exemplare mit Füßen und Flügeln, die feine Feuerkringel auf den 'Forstenrieder Park' spukten. Unglaublich, wie die Farben nach all den Jahren noch leuchteten.
„Schön nicht?“, flüsterte Isabella dicht neben seinem Kopf.
„Ja!“, hauchte er und wusste nicht, was schöner war: die Karte oder ihr duftiges Haar, das seine Stirn berührte.
„Da bewegt sich etwas.“ Sie tippte mit ihrem Schlangenringfinger auf die Karte. Gerd konnte sich nur langsam von Isabella lösen, um hinzuschauen.
Sie deutete auf einen winzigen Punkt in der Mitte von dem Gebilde, das eine Stadt darstellte. Genauer gesagt, München. Nicht das München aus dem Mittelalter, sondern die Großstadt, die sie jetzt war, mittelalterlich gezeichnet.
„Oh, nein! Eine Brotkäferlarve, auch bekannt als Bücherwurm. Warte, ich hole schnell einen Pinsel!“
Lady Isabella hielt ihn am Arm fest und wieder fesselte ihn ihr Blick. „Schau genau hin!“
Gerd erschrak. Ihre schlanke Hand hatte sich schmerzhaft in seinen Oberarm festgekrallt. Ein angenehmer Schauer lief ihm den Rücken herunter. Bitte nicht loslassen, dachte er und versuchte, sich wieder auf die Karte zu konzentrieren. „Oh, du hast Recht. Vielleicht eine Markierung?“
Oh Mann, wie peinlich. Sie wollte ihm etwas zeigen und er dachte gleich an Ungeziefer ... Im nächsten Augenblick wurde der Fleck größer. Gerd wischte sich über die Augen. Konnte es sein, dass sich diese Marke oder was auch immer vergrößerte? Erst wurde sie rund, dann eiförmig und noch etwas größer. Verwirrt blickte er zu Isabella. Sie lächelte.
„Es ist angekommen!“
„Was?“
„Das Ei. Im Feuer geboren, dem Erdreich entkommen. Es ist Zeit.“
„Zeit wofür?“
„Es zu finden, an sich zu nehmen und für es zu sorgen.“
„Bist du sicher, dass du nicht zu sehr in deiner Fantasy-Welt lebst? Ich meine, find ich ja gut. Aber das hier ist nur eine Karte von München. Ein schöne, geb ich ja zu.“
Isabella lächelte wieder: „Du irrst. Die Karte funktioniert wie ein Zeiger. Soeben hat sie ein neu erschienenes Drachenei lokalisiert. Das müssen wir so schnell wie möglich finden. Am besten, bevor der kleine Drache schlüpft.“
Wenn sie sprach zogen sich ihre Lippen wie kleine, leuchtend rote Kissen zusammen und auseinander. Das sah sehr süß aus. Gerd schüttelte den Kopf.
„Du willst mir jetzt nicht erzählen, dass da ein Monster aus dem Ei schlüpfen wird oder?“
Er versuchte es mit einem Lachen. Es gelang ihm aber nicht ganz. Isabella sollte auf keinen Fall denken, dass er Angst hatte, aber nachfragen wollte er schon.
„Nein, überhaupt nicht. Die Kleinen sind so hilfebedürftig, das können sich die meisten nicht vorstellen. Nur leider sind Dracheneier besonders schwer, weil ihre Schalen aus Gold sind. Da bräuchte ich etwas Hilfe.“
Sie schaute auf seine Armmuskeln. „Möchtest du mir helfen?"
„Hmmm.“
Gerd blickte wieder auf die Karte. „Ich wüsste schon gerne, wie so ein Drachenbaby schlüpft. Ich könnte es zumindest abholen, den Rest macht ja dann ihr oder?“
Isabella nickte.
„Weißt du, wo das ist?“ Sie tippte wieder auf den Kartenfleck, der sich mittlerweile in ein goldenes Ei verwandelt hatte.
„Lass mal überlegen. Wir sind hier, Fraunhoferstraße. Das Ei ... es muss in der Nähe des Kiosks am Eiskanal sein. Lustig!“
Isabella schaute ihn fragend an.
„Naja, das ist mein Lieblingskiosk. Die haben den besten Kaffee in der Stadt, wollen wir?“
„Und dein Comic-Paradies?“
„Ach das... Ist nicht so wichtig!“
Isabella schüttelte den Kopf. „Kommt nicht infrage! Der Laden muss offenbleiben. Wenn du nichts dagegen hast, bleibe ich hier und passe auf. Mit fantastischen Geschichten kenne ich mich aus, falls jemand fragt. Wie wäre das?“
Gerd nickte. „Okay, und danach lade ich dich zum Essen ein, Isabella!“
„Essen. Klingt gut!“ Sie zwinkerte verschwörerisch. Gerd wurde es wieder etwas heiß unter seinem T-Shirt. Er schnappte sich eine Stofftasche, holte etwas Geld für die U-Bahn aus der Kasse und verabschiedete sich. Mann, nicht nur die Frau, auch das Abenteuer seines Lebens war heute in seinen Laden getreten.
***
Isabella schaute dem Mann mit den vollgepumpten Muskeln nach. Als er verschwunden war, zog sie ein silbernes Mobiltelefon aus ihrer Manteltasche und wählte eine Kurzwahlnummer.
„Tabula monacum hat ein neues Ei gemeldet. Futter ist unterwegs ... Ja, mit viel Eiweiß!“