Teufelszeug > Schreibmethoden

Plotten nach der "Save the Cat"-Methode

(1/1)

June:
Durch einen Post in einem anderen Forum fiel mir auf, dass diese Plotform auch noch fehlt. Daher hier noch mal:

Save The Cat heißt seit 2005 ein Buch über das Drehbuchschreiben von Blake Snyder, der vier Jahre später verstarb und in der Zeit noch zwei Nachfolger produzierte. Inzwischen gibt es auch ein Buch namens Save the Cat writes a Novel von Jessica Brody, dass die Methode auf Romane erweitert.
[Ins Deutsche übersetzt gibt es nur das erste Buch.]

Snyder hat ein Beatsheet erstellt. Einen Geschichtenablauf, den er minutiös vorgibt.
Das Beatsheet besteht aus folgenden Punkten:

0 % - Opening Image - Eine Szene, die den Ton der Geschichte festlegt.
5 % - Theme Stated - Das eigentliche Thema der Geschichte wird - gerne in einem Nebensatz - erwähnt.
10 % - Catalyst - Der Moment, der die Geschichte ans Laufen bringt. (Das, was die Proats in eine neue RIchtung schubst.)
Die ersten zehn Prozent nennt Snyder das Setup, in dem wir die normale Welt der Protas kennenlernen.
Die zweiten zehn Prozent sind die Debate - die Zeit, in der sich die Protas in der Heldenreise zieren, auf Abenteuer zu gehen, oder in der die Prota mit der besten Freundin darüber spricht, dass der Kerl, der da aufgetaucht ist, das größte Arsch überhaupt ist, aber irgendwie heiß. (sry)
20 % - Break into 2 - Der erste Akt ist durch, der zweite beginnt. Die Protas verlassen ihre gewohnte Welt.
25% - B-Story - Die A-Story ist das große Ziel der Protas. Die B-Story ist die eigentliche Entwicklung der Protas und wird meistens von einem B-Story-Charakter angefacht, der hier ins Spiel gebracht wird.

Die erste Hälfte des zweiten Aktes heißt Fun and Games. Nicht, weil es den Protas so viel Spaß macht, sondern weil hier das passiert, weshalb das Publikum das Buch kauft. Hier haben Bücher diese tollen Momente in denen alles zu funktionieren scheint, aber auch die Momente, um die es geht. Fun and Games.

50 % - Midpoint - Fun and Games endet mit einem großen Knall, sollte die Geschichte schlecht ausgehen, haben wir hier einen Scheinsieg mit anschließender Party, sollte sie gut ausgehen, gibt es hier den Moment, an dem man einen fetten Dämpfer bekommt - und auch er hat oft mit einer Party zu tun.
Die nächsten 25 Prozent heißen Bad Guys close in. Die Bad Guys können aber auch eine Krankheit oder innere Dämonen sein. Oder eben echte Bad Guys, die den Protas das Leben zur Hölle machen.
75 % - All is lost - Freundschaften zerbrechen, Menschen werden auseinandergerissen, Mentoren sollten eine gute Lebensversicherung abgeschlossen haben, sowas halt.
Die nächsten fünf Prozent sind die Dark Night of the Soul, in der sehr tiefe Gedanken geäußert werden können, in der aber die Protas auch versuchen können, wieder in ihr normales Leben zurückzukehren - was natürlich nicht befriedigend ist und nicht gelingt.
80 % - Break into 3 - Der dritte Akt, das Finale, beginnt. Die Protas haben endlich kapiert, was ihnen eigentlich fehlt und was sie ändern müssen und mit diesem Wissen können sie nun mit neuem Mut den letzten Versuch starten, alles zum Besseren zu verändern.
100 % - Final Image - Das gerne ein bisschen wie das Opening Image sein darf, aber eben ganz anders, denn das grundlegend Wichtige ist ja jetzt richtig. Oder zumindest richtiger … oder es war eine Tragödie und der Rest ist Schweigen.

Diese Struktur ist keine feste Regel, sondern eine, die sehr weit ausgelegt und natürlich auch gebrochen werden kann. Dennoch ist sie etwas, was mehr Verständnis für Plot und Geschichte geben kann. Es steckt für mich viel Gutes im Beatsheet, auch wenn ich mich manchmal anders entscheide - also von dieser Struktur abweiche.

Viskey:
Boah, ich bin ja echt ein Plotter ... aber das ist sogar mir zu eng gesteckt. :deveek:

tlt:
Ja, eine gute Anleitung für Schreiber, die sich ihre Geschichte nicht selbst einteilen wollen.
Erinnert mich ein wenig an die Eingangsszene aus "Club der toten Dichter", wo es darum geht, wie man die Qualität eines Textes "mathematisch" bestimmen kann.

merin:
Mir geht es auch so, dass es auf mich zu eng gestrickt wirkt. Geschichten müssen für meinen Geschmack leben und atmen dürfen. Was ich dagegen hilfreich finde ist, sich darüber Gedanken zu machen, welche Wendepunkte es gibt und wie was ins Rollen kommt. Wo sind die zentralen Szenen in meinem Roman? Und dazu sind in der Methode ja einige Stichpunkte enthalten, anhand derer mensch schauen kann.

Navigation

[0] Themen-Index

Zur normalen Ansicht wechseln
Mobile View