Teufelsrost > Höllenfenster
Kurzröstung nonbinäre Sprache 4
merin:
Hallo nochmal,
die Infos zum Welthintergrund gibt es in der Kurzröstung 2. Hier nun noch ein Experiment (das wahrscheinlich letzte) mit din als Artikel und en als Pronom.
--- Zitat ---Sie fasste eine Person ins Auge, die einen Seidenoverall trug, wie sie selbst, und hinter einem Schild stand, auf dem “Familienleben jetzt!” stand. Faren des Balvan, Pronom en. Vielleicht hatte der Nachrichtenkanal recht und es waren wirklich Verrückte. Aber das war jetzt egal.
“Guten Tag, Faren des Balvan”, grüßte Lea lächelnd.
Faren sah Lea erschrocken an.
“G-guten Tag”, stotterte en und hielt Lea ein kleines Kärtchen entgegen. “Hier, nehmen Sie. Sie sind herzlich zu unseren Treffen eingeladen!”
Lea ergriff die Karte, glatt war sie, aus einem merkwürdigen Material. Ihr Herz schlug heftig, der Kartenrand piekste in ihre Handfläche wie in Fremdkörper.
--- Ende Zitat ---
Hier habe ich mich entschieden, das Pronom zu verwenden und kein neutrales Substantiv:
--- Zitat ---“Bis morgen!”, rief Suki fröhlich und glättete eine unsichtbare Falte in enes Bluse.
Lea lächelte en an. “Bis morgen. Ich mach das hier noch fertig.”
Suki schürzte die Lippen. “Kein Wunder, so kurz wie du letzten Donnerstag hier warst.”
Lea beugte sich schweigend über ihren Eingabeschirm. Sollte en doch reden.
“Viel Spaß!” zwitscherte Suki endlich und verschwand.
--- Ende Zitat ---
Das gefällt mir gut, aber sier fand ich noch besser.
Mit Substantiv wäre es so:
--- Zitat ---“Bis morgen!”, rief Suki fröhlich und glättete eine unsichtbare Falte in enes Bluse.
Lea lächelte ihre Kollegon an. “Bis morgen. Ich mach das hier noch fertig.”
Suki schürzte die Lippen. “Kein Wunder, so kurz wie du letzten Donnerstag hier warst.”
Lea beugte sich schweigend über ihren Eingabeschirm. Sollte en doch reden.
“Viel Spaß!” zwitscherte Suki endlich und verschwand.
--- Ende Zitat ---
Leider kam der Artikel jetzt nirgendwo vor, daher bilde ich mal einen im Text nicht vorkommenden Beispielsatz damit:
--- Zitat ---Suki, din ich aus der Arbeit kenne, trinkt am liebsten Wasser.
--- Ende Zitat ---
Oder eben, wenn es doch bei dier bleibt:
--- Zitat ---Suki, dier ich aus der Arbeit kenne, trinkt am liebsten Wasser.
--- Ende Zitat ---
Was den Artikel angeht, bin ich unentschieden. Aber sier als Pronom gefällt mir am besten, glaube ich. Lässt sich für mich am intuitivsten verwenden und fügt sich am besten in den Sprachfluss ein.
Was meint ihr?
Liebe Grüße
merin
eska:
Hi.
Entschuldige, ich verstehe nicht, was du hier meinst:
--- Zitat ---Mit Substantiv wäre es so:
--- Ende Zitat ---
Ich kann keine Veränderung zu dem vorherigen Text erkennen, weiß aber auch nicht, was für ein Substantiv du non-binär setzen willst und warum.
Das din, genauso wie dier, überlese ich automatisch als Tippfehler, weil es dem die so ähnelt. Es ist hier übrigens ein Relativpronomen. Einen veränderten Artikel finde ich schon wieder problematischer, weil die Verbindung Artikel-Nomen fest gesetzt ist (die - Katze), du also nichts Neues ausprobierst/anbietest, sondern etwas 'falsch' machst. Daran sind Leser/innen nicht gewöhnt.
Noch etwas zu dien (mit e): Diese Form erscheint mir besser (= leichter zu akzeptieren und in die Sprache zu integrieren), weil es in ein System mit en passt. Mir und vielleicht ja auch anderen Lesern fällt es leichter, mich auf deine neuen Pronomen einzulassen, wenn sie ein System bilden, also irgendwie alle erkennbar zusammenhängen. Wenn die Silbe en also das Neutrale/Nicht-Festgelegte signalisiert, könnte sie 1. wie ein Verb- oder Substantivstamm verändert werden und 2. überall, in allen Wortformen auftauchen.
Trotzdem noch ein Einwand gegen en: Beim Sprechen/Vorlesen verschwindet das kurze e von allen Vokalen am leichtesten, dann bliebe nur das n, das verschleift sich schnell. (Beispiel: Kannstn hier lassen.) Gerade, wenn du auf das andere Pronomen aufmerksam machen willst, empfehle ich dir einen stärkeren Vokal.
Ich denke mir, all diese Entscheiderei ist anstrengend, aber wenn du Leute überzeugen willst, dass das Schreiben, Lesen und schließlich Denken auch anders funktioniert als gewohnt, dann sollte es möglichst wasserdicht sein, oder?
Gruß,
eska
P.S.: Die Angabe
--- Zitat ---Faren des Balvan, Pronom en.
--- Ende Zitat ---
im ersten Textabschnitt steht sehr unvermittelt da und ist nicht gleich zuzuordnen. Vielleicht kannst du sie mehr einbinden? Steht sie auf dem Schild oder auf einem Button an Farens Hemd oder wird über ihren Interpreter gesendet oder...?
merin:
Liebe eska,
vielen Dank für deine Rückmeldung. Der Unterschied mit und ohne Substantiv besteht nur in einem Wort: Da steht einmal en und einmal Kollegon. Da der Unterschied klein ist, habe ich extra auf ihn hingewiesen - scheinbar wird er trotzdem leicht überlesen.
Anhand von Kollegon kann ich auch leicht erklären, warum ich meine, Artikel zu brauchen:
din Kollegon, einin Kollegon.
Die Artikel kämen also nur bei den Substantiven vor, die in eine geschlechtsneutrale Form abgewandelt wurden. Oder eben bei Namen: din Kim.
--- Zitat ---Das din, genauso wie dier, überlese ich automatisch als Tippfehler, weil es dem die so ähnelt. Es ist hier übrigens ein Relativpronomen.
--- Ende Zitat ---
Da hast du Recht, danke für den Hinweis. Ich brauch echt mal wieder Pronomennachhilfe. Mein Grammatikunterricht ist echt schrecklich lange her.
--- Zitat ---Noch etwas zu dien (mit e): Diese Form erscheint mir besser (= leichter zu akzeptieren und in die Sprache zu integrieren), weil es in ein System mit en passt. Mir und vielleicht ja auch anderen Lesern fällt es leichter, mich auf deine neuen Pronomen einzulassen, wenn sie ein System bilden, also irgendwie alle erkennbar zusammenhängen. Wenn die Silbe en also das Neutrale/Nicht-Festgelegte signalisiert, könnte sie 1. wie ein Verb- oder Substantivstamm verändert werden und 2. überall, in allen Wortformen auftauchen.
--- Ende Zitat ---
Das ist eine gute Idee, die ich auch schon hatte. Ich habe aber keine Endung gefunden, mit der das geht. Bei en wäre die neutrale Form von Kollege dann Kollegen - und das ist ja schon vergeben.
--- Zitat ---Ich denke mir, all diese Entscheiderei ist anstrengend, aber wenn du Leute überzeugen willst, dass das Schreiben, Lesen und schließlich Denken auch anders funktioniert als gewohnt, dann sollte es möglichst wasserdicht sein, oder?
--- Ende Zitat ---
Zumindest gut durchdacht. Und dabei helfen eure Hinweise enorm. Und wenn ich das Gefühl habe, dass es nicht grundsätzlich darum geht, geschlechtsneutrale Sprache abzulehnen, kann ich sie auch gut annehmen.
--- Zitat ---im ersten Textabschnitt steht sehr unvermittelt da und ist nicht gleich zuzuordnen. Vielleicht kannst du sie mehr einbinden? Steht sie auf dem Schild oder auf einem Button an Farens Hemd oder wird über ihren Interpreter gesendet oder...?
--- Ende Zitat ---
Ich habe ja vier Threads zu diesem Thema aufgemacht und nicht alle Erklärungen überall wiederholt. War vielleicht nicht so schlau. Aber in einen Thread ging auch nicht, weil ich immer nach den Erklärungen erst entschieden habe, was ich als nächstes probiere.
Die Erklärung lautet: Das ist im Weltenbau an der Stelle bereits etabliert. Kursive Einschübe sind die Nachrichten von Leas virtuellen Assistenten, sie hört die sozusagen in ihrem Kopf, weil der mit ihr verkabelt ist.
Liebe Grüße
merin
Paul:
Liebe Merin
Ich habe die neuen Textproben gelesen: mit der "Erklärung" des virtuellen Assistenten geht auch "en", obwohl es mir persönlich nicht so gut gefällt wie das "sier". Das "din" finde ich beim Lesen schrecklich. (Weiß nicht warum, vielleicht wirft es mich zu sehr aus dem Text raus)
PS.: Die "Person" stört mich noch immer. Hast du eine Idee, wie du deine Non-Binären Protagonisten nennen möchtest?
Paul
Viskey:
Îch finde "en" phonetisch harmonischer als sier. Ich stelle mehr und mehr fest, dass für mich das das wichtigste Kriterium ist.
Für das Substantiv: Da du das Beispiel mit Kollege hast ... Wie wäre es mit din Kolleg? Muss da denn irgendeine Endung dran?
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