21 November 2024, 18:27:26

Autor Thema: Charakterplanung und ein nörgelnder Protagonist  (Gelesen 8742 mal)

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Lionel Eschenbach

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Charakterplanung und ein nörgelnder Protagonist
« am: 06 May 2021, 16:24:34 »
Gestern hatte ich eine Erkenntnis, als ich an zwei Szenen arbeitete, die ich aus der Perspektive des einen Protagonisten geschrieben habe.  Die Szenen spielen kurz vor dem großen Finale, befinde mich auf den letzten 100 Seiten.  500 Seiten davor gibt es schon.

Ich habe aber für mich festgestellt, dass ich in letzter Zeit ungern daran gearbeitet habe, mir wollte so gar nichts  Gescheites einfallen. Also ließ ich die Szenen mit Lionel liegen, und gestern musste ich aber wieder ran. Es half nix, war eigentlich ein Krampf, zu schreiben.

Dann habe ich es sein gelassen, und habe an den Szenen gearbeitet, in denen mein Antagonist seine Intrige vorantreibt. Es flutschte nur so durch meine Finger. Der Rohtext war relativ schnell geschrieben.

Und dann fragte ich mich, warum ist das so,  warum kann ich für den "Bösen" leichter schreiben als für meinen Helden?

Und da dämmerte es mir.

Bevor ich es später beschreibe, hier ein Dialog, der mir einfiel.

Im Gespräch sind. Der Autor und sein fiktiver Protagonist. Den Autor nenne ich Thorsten, den Charakter Lionel.

Thorsten: "Man, du bist mein Held, du rettest die Welt, sei nicht immer so negativ"
Lionel:"Will die Welt nicht retten, bin nicht deine Marionette"
T. "Du bist ein Held, Lieder werden auf dich gesungen."
L. "Ich will meine Ruhe! Ich will nicht König werden, ich will im Zirkus bleiben"
T. " Aber die Welt ist in Gefahr."
L. "Mir völlig wumpe, solls doch ein anderer machen."
T. "Aber in dir stecken die uralten Kräfte"
L. "Habe ich mir nicht gewünscht, außerdem warst du es, der mich damit ausgestattet hat."
T. "Ich wollte einen Helden erschaffen."
L. "Sorry, bin der Falsche dafür, suche dir einen anderen Deppen."

Wieso dieser Dialog. In zwei gerade aktiven Themen wird z.B. darüber gesprochen, ob Mehrbänder geplant werden können oder wie Szenen komponiert werden können.

Ja, wir können plotten, wir überlegen uns, wie ist die Geschichte, wie ist das Ensemble usw ist. Und natürlich habe ich mir über die Charakterplanung Gedanken gemacht. Und doch bin ich einem klassischen Anfängerfehler aufgesessen, der ein wenig ungewöhnlich ist.

In  meiner Charakterplanung hatte ich angedacht. Lionel fühlt sich wohl im Zirkus, endlich hat er seine Ruhe gefunden, weil er eine scheiß Kindheit gehabt hat. Dann erfährt er durch Todd, dass Kräfte in ihm sind, die benötigt werden, die Welt zu retten. Klassisches Fantasy-Setting. Er stellt sich seiner Herausforderung, besiegt den Antagonisten im großen Finale. Er übernimmt Verantwortung und stellt sich den Gefahren.

So war es gedacht. Hier passierte nun folgendes für mich als Autor. Ich schuf einen mit sich selber zufriedenen Charakter, der seinen Platz in der Welt gefunden hat. Und je länger ich mir als Autor einredete, er ist der Auserwählte,  so muss er handeln, wollte es nicht funktionieren.  Denn - sagen wir es ist meiner Unerfahrenheit geschuldet - habe ich zwar geplottet, geplant wie ein Weltmeister. Ich wusste, also was die Handlung ist, wie welche Szene wann gesetzt werden sollte. Nur eben eines hatte ich vergessen, was ist eigentlich die Motivation meines Helden.

Und da suchte ich mal wieder auf meiner Lieblingseite und fand eine Erklärung

Writer on Board.

Obvious authorial intrusion. When the characters start behaving like idiots or acting against their established characterization because the writer damn well needs them to tell the story in a particular way, often to make a point. Who cares if the characters become less believable as a result?

Das war es, ich wollte einen strahlenden, charismatischen Helden, der es dem Bösen zeigt und ihn in der großen Schlacht niederringt. Aber alles was ich vorher geschrieben habe, zeigte einen anderen Helden. Er wollte kein Held sein, sondern nur seine Ruhe haben. Er hätte zwar prinzipiell seine Ruhe haben können, da aber in der Mitte des Romans alles schief gelaufen ist, muss er nun etwas machen, was er überhaupt nicht will.

Er will andere nicht leiden lassen, muss es aber tun, er kann aber auch nicht mehr in seinen Zirkus zurück, weil da wäre er nicht mehr sicher. Er fängt an zu grübeln und überlegt nur, wie er aus dem ganzen Schlamassel herauskommt. Das heißt, hinsichtlich seiner Motivation gibt es keine Gründe, überhaupt etwas zu tun. Und als ich das für mich erkannt hatte, dass der Autor seiner Figur etwas auferlegt hatte, was er selber gar nicht wollen würde, sondern er macht es nur, weil der Autor es will, wusste ich, warum ich so sehr stocke beim Schreiben.

Ich spürte, ohne es mir einzugestehen, ich lasse meinen Protagonisten wider seiner Natur handeln. Verrückt. Aber so wie ich ihn auf 300 Seiten skizziert hatte, kann ich nicht glaubhaft vermitteln, warum er sich auf 50 Seiten zum strahlenden Helden entwicklen kann.

Jetzt habe ich meine Konzeption angepasst, er handelt widerwillig, hadert ständig mit sich selbst. Aber er weiß, wenn er es nicht macht, wird er sterben. Er hat in seiner Situation keine andere Wahl. Also aus einem strahlenden Held, wird zunächst ein zaudernder Held.

Jetzt wusste ich auch, wie er von A nach B kommt mit dem finalen Kampf am Ende.

Und hier mag ich etwas für mich gelernt haben. Ich muss nicht nur auf die Grobplanung achten, wie ich Szenen anordne, sondern mich immer fragen, was würde denn realistisch der Charakter wollen und nicht der Autor.


Und das macht es dann auch noch schwerer, ganze Bände zu planen? Was wenn einem im zweiten Band auffällt, verdammt, dass passt doch gar nicht zu der Charakterisierung

T. "ok, habe dich verstanden, du willst kein strahlender Held werden"
L. "Jup"
T. "Willst du am Leben bleiben?"
L. "Ja."
T. " Du weißt, du wirst nie deine Ruhe finden, wenn du ihn nicht besiegst.
L."Verdammt ja, weiß ich, verdammt, lass ihn uns töten, dann wird alles besser"

Was L. nicht weiß, danach wird alles nur noch schlimmer. Aber das sage ich ihm erst im zweiten Band.

Das hier waren nur Gedanken eines Schreibenden, der gerade in einigen Szenen eine Scheibblockade hatte :)





« Letzte Änderung: 06 May 2021, 16:40:34 von Lionel Eschenbach »

merin

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Re: Charakterplanung und ein nörgelnder Protagonist
« Antwort #1 am: 06 May 2021, 17:21:19 »
Hallo Lionel,

ich wundere mich ja etwas, wie du geplant hast. Bei mir steht die Charakterplanung immer am Begin und zwar mit den Fragen: Was will die Person? Was steht ihr dafür im Weg? Wo ist der Konflikt?

Mit ist schleierhaft, wie du so viele Seiten geschrieben hast, ohne dir zumindest die Frage nach dem Konflikt zu stellen. Der wäre ja bei dir: "Soll die Welt retten, will aber nicht". Was bei mir sowohl bei Danyla so war, als auch jetzt bei Lea so ist. Und dann muss sich der Plot auch an der Frage entlanghangeln, wieso die Prota dann eben doch in Richtung Weltrettung marschiert. Bei Danyla war es Neugier und Verpflichtung, bei Lea ist es Ausweglosigkeit und Glaube, später dann pure Wut.
Die Motivation von Lionel muss es gar nicht sein, König zu werden. Er kann eigentlich Dompteur werden wollen, aber herausfinden, dass er das am besten wird, wenn er König ist und eigene Schafe hat, die er dressieren kann. Es muss nur irgendwie klar sein, wie die Handlung ihn dorthin treibt.

Just my 2 cents ...
merin
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Lionel Eschenbach

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Re: Charakterplanung und ein nörgelnder Protagonist
« Antwort #2 am: 06 May 2021, 17:46:54 »
Ich schrieb doch, es war ein Anfängerfehler. Ich hatte nur unterschätzt, dass wenn ein Charakter glaubwürdig bleiben soll, er genug Erfahrungen sammeln muss, damit der Leser es mir abnimmt, er ist eine realistische Figur. Und von daher dachte ich, das wird schon in dem letzten Teil des Romans klappen. Habe doch nur unterschätzt, dass ich jetzt mehr Raum benötigen würde, um ihn dazu zu machen, wie ich es geplant hatte.
Ja, er wird noch der Anführer werden, werden müssen. Oh, er wird ein guter Anführer werden, nur eben noch nicht  jetzt. Und von daher wollte ich nur noch auf ein zusätliches Problem aufmerksam machen, das eintreten könnte, wenn wir an einem Roman arbeiten. Nicht nur die Szenenfolge :)

Und bei dem Artikel Writer on Board gibt es aus vielen Bereichen, nicht nur Fantasy, dieses Problem und das selbst bei Bücher, die erfolgreich vermarktet wurden. Eigentlich verhält sich der Charakter völlig unlogisch, und er macht  es nur, weil der Autor es so geplottet hatte :)

Wie gesagt, es ist mein Problem und wer weiß, vielleicht mag es jemanden anderen interessieren, oder auch nicht.

my4cents

P.S.

 The Count of Monte Cristo: All of the good characters are or were supporters of Napoleon, and nearly all of the bad ones are royalists. Alexandre Dumas' father was a famous general in Napoleon's army.

Aldous Huxley set a new standard for this, as well as acting as an inspiration for later writers such as Rand, Heinlein, and Card. Almost all of his post Brave New World novels feature an author stand-in who lectures the reader about the Way Things Should Be (e.g. Propter in After Many A Summer). This reached its ultimate point of absurdity in Island, which is essentially a several-hundred-page lecture on the perfect society bookended by a couple of chapters of narrative.

Victor Hugo does this all the time. He has a tendency for: "Okay, now let's stop the story and have a "short" explanation about something that has nothing to do with the plot!" Meanwhile, his characters are usually in big trouble. In Hugo's defense... he was paid by the word.

usw. usw. :)

P.S. Wo ich gerade so las, das ist auch schön.

Stephen King's The Dark Tower series has a particularly uncomfortable section where he inserts his own real-life incident of being hit by a reckless driver into the plot. Not only does he use the actual real name of the person who hit him, but he also spends a considerable amount of time demonstrating and discussing that the driver was an absolute inbred moron that had no business driving on the road.

P.S. Das trifft es wohl am Besten, was mein Problem ist.

Die Fangemeinde von Games of Thrones ist tief gespalten. Bis zur 6. Staffel war alles ok, super, klasse, geil, noch nie gesehen. In Staffel 7 ein großem mmmmmmmh. In Staffel 8. dann der Shitstorm, Petionen, muss neu gedreht werden. Warum? Unter anderem deshalb, weil die Drachenmutter sind in vier Folgen von der lieben süßen Weltretterin in ein tyrannisches Monster entwickelt hatte. Diese Charaktierisierung hätte weitere 2 Staffeln benötigt :) Hammer, das ist mein Problem :)
« Letzte Änderung: 06 May 2021, 18:17:43 von Lionel Eschenbach »

merin

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Re: Charakterplanung und ein nörgelnder Protagonist
« Antwort #3 am: 06 May 2021, 18:00:25 »
Die Frage war nicht als Kritik, sondern ganz realistisch gemeint: Wie hast du es gemacht? Wo war dein Fokus beim Plotten?
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Lionel Eschenbach

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Re: Charakterplanung und ein nörgelnder Protagonist
« Antwort #4 am: 06 May 2021, 18:06:55 »
Die Handlung  ;)

Viskey

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Re: Charakterplanung und ein nörgelnder Protagonist
« Antwort #5 am: 08 May 2021, 13:33:54 »
Ich find's lustig, dass ich schon relativ früh dachte: "Na, dann mach ihn halt zu einem widerwilligen Helden. Helden müssen ja nicht immer strahlen ..." Und dann bist du zu dem selben Ergebnis gekommen. :cheese:

Zugegeben, ich hatte es relativ leicht mit dieser Schlussfolgerung, weil zumindest die Heldin der Pentalogie eine absolut unwillige ist. Aber sie weiß, wenn sie es nicht tut, tut es niemand und es gibt viele, viele Tote... :hehe:
"There is no such thing as bad work, just unfinished work." - Eric Idle

Lionel Eschenbach

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Re: Charakterplanung und ein nörgelnder Protagonist
« Antwort #6 am: 08 May 2021, 14:35:49 »
Genau das! :biggrin:

merin

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Re: Charakterplanung und ein nörgelnder Protagonist
« Antwort #7 am: 08 May 2021, 15:11:49 »
Meine beiden Heldinnen sind auch Heldinnen wider Willen. Ich finde, da ist gar nichts dagegen zu sagen.
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Oflinitrium

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Re: Charakterplanung und ein nörgelnder Protagonist
« Antwort #8 am: 08 May 2021, 17:03:44 »
Komisch, wie ihr alle Helden wider Willen kreiert...
Meine Charaktere haben nichtmal das Gefühl eine Wahl zu haben. Entweder sie haben ein hohes Pflichtgefühl was sie bindet oder aber sie würden einen gute Freund/in im Stich lassen.

Aber am Ende zu merken, dass sie gar keinen Grund haben ihren Weg zu beschreiten, finde ich muss man schon ganz am Anfang nochmal ansetzen und eine Grundmotivation einbauen, damit der Leser nicht das Gefühl bekommt, dass der Prota nur einer Eisenbahnschiene folgt. Generell sind aktive Protagonisten sehr viel genießbarer zu lesen. Passive Protagonisten sollte man zumindest eine aktive wichtige Nebenfigur (oder Deuteragonist) an die Seite stellen, damit die Reise für den Leser nachvollziehbar bleibt. Niemand feuert einen Charakter an der nur "jo ich mach das dann mal, weil sonst alles scheiße ist" als Hauptmotivation hat. Diese Motivation kann am Anfang ausreichen aber es sollte im Verlauf der Charakterentwicklung dazugehören, wie sie aus der passiven, in die aktive Rolle übergehen. Am Ende sollte auf gar keinen Fall mehr die Motivation fremdbestimmt sein.
Die Werke die ich am meisten liebe, sind gleichzeitig die, die ich am meisten kritisiere. Im Grunde ist es so, dass eine ausführliche Kritik meinerseits auch eine Anerkennung und ein Glückwunsch ist, denn wenn es einfach nur schlecht wäre, würde ich mir gar keine Gedanken darüber machen.

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Re: Charakterplanung und ein nörgelnder Protagonist
« Antwort #9 am: 08 May 2021, 17:35:10 »
Da hast du Recht. Und meine Protas sind auch alle aktiv. Nur sind sie nie klassische Heldinnen, eher schon Anti-Heldinnen. Zumindest Lea. Die Welt rettet sie eher aus Pflichtgefühl - und weil sie nicht weiß, was sie sonst tun soll. Weltretten ist aber auch nicht das Hauptthema des Textes.
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Viskey

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Re: Charakterplanung und ein nörgelnder Protagonist
« Antwort #10 am: 09 May 2021, 19:10:51 »
Weil die widerwilligen die viel interessanteren Helden sind als die strahlenden ... :hehe:
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Lionel Eschenbach

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Re: Charakterplanung und ein nörgelnder Protagonist
« Antwort #11 am: 09 May 2021, 20:01:18 »
Mein Prota soll auch nicht Supermann werden, nur halt nicht getrieben, sondern aktiv handelnd, aber das kommt später. :)

merin

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Re: Charakterplanung und ein nörgelnder Protagonist
« Antwort #12 am: 10 May 2021, 14:14:46 »
Bei mir geht es ganz oft um die Frage, wie man bei limitierten Handlungsoptionen trotzdem noch in die eigene Aktivität findet - auch das ist ja eine Option. Getrieben oder aktiv ist ja meist kein (reines) Entweder-Oder.
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Re: Charakterplanung und ein nörgelnder Protagonist
« Antwort #13 am: 10 May 2021, 14:40:11 »
Edit- Ich weiß nicht Viskey... entweder lese ich keine Mainstreamigen Bücher oder hab ne andere Wahrnehmung. Ich kenne fast ausschließlich Helden wider Willen. Gerade im Fantasybereich. Diese Eigenschaft kommt mir schon ziemlich ausgelutscht vor. Inzwischen fände ich es tatsächlich erfrischend wenn mal wieder ein Knabe davon träumt ein großer Ritter zu werden, dass dann schafft und erstmal mit den Herausforderungen auf dem Weg dorthin und den Pflichten als Ritter überfordert ist und sich eingewöhnen muss. -
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Also strahlen will bei mir keiner xD
Bei der einen Geschichte versinkt die eigentlich übermächtige Heldin in vollkommener Depression weil sie gegen ihren Willen als Waffe benutzt wurde und der Hauptcharakter hat die Motivation ihr zur Seite zu stehen und sie aufzubauen.

Und in meiner anderen Geschichte werden die Hauptcharaktere quer durchs Europa der heutigen Zeit gejagt.

Aktiv sind beide dahingehend, dass sie in dem Raum den sie von ihrem Schicksal bekommen versuchen das Beste zu machen und dafür trainieren/lernen aus ihrer Fremdbestimmtheit zu entkommen.

« Letzte Änderung: 10 May 2021, 14:45:54 von Oflinitrium »
Die Werke die ich am meisten liebe, sind gleichzeitig die, die ich am meisten kritisiere. Im Grunde ist es so, dass eine ausführliche Kritik meinerseits auch eine Anerkennung und ein Glückwunsch ist, denn wenn es einfach nur schlecht wäre, würde ich mir gar keine Gedanken darüber machen.

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Re: Charakterplanung und ein nörgelnder Protagonist
« Antwort #14 am: 10 May 2021, 16:22:16 »
Dann sind wir doch alle einer Meinung.  ;) Natürlich ist es kein entweder oder, sondern auch ein sowohl als auch. Hier sind es Schattierungen.

Auch wenn mein Lionel jetzt etwas stärker getrieben ist, um ihn konsistenter zu seiner Charakterentwicklung zu zeichnen, handelt er ja, nur eben noch nicht voller Überzeugung. Sein Selbsterhaltungstrieb funktioniert aber einwandrei, er will halt nicht sterben, dafür muss er was tun, auch wenn ihn nicht immer gefällt. Das ist eben der Entwicklungsschritt für ihn, der aber Zeit braucht und von mir nicht im ersten Band abgehandelt werden kann. Das habe ich festgestellt und musste es anpassen.

Wenn er aber erst einmal überzeugt ist, das Richtige zu tun, dann entfaltet er ja gerade seine charismatischen Fähigkeiten, die in ihm schlummern. Dann erst kann er zu dem Anführer mit Fehl und Tadel werden. Denn das er das kann, hat er bereits im Zirkus bewiesen, als er über zehn Jahre den Haufen der Verzweifelten und Ausgesetzten zusammengehalten hat. Und wenn Recht verletzt wurde, hat er auch Strafen ausgesprochen. Nur eben, er war überzeugt!!!!

« Letzte Änderung: 10 May 2021, 16:24:27 von Lionel Eschenbach »