Teufelsrost > Höllenfenster
KG Bewerbung
Paul:
Thanks :dops:
Ich bin noch immer dabei, meinen eigenen Stil beim Rösten zu finden. Mal sehen, wo ich auf Dauer lande. Aber es ist immer schön, wenn manche meiner Gedanken hilfreich sind.
Paul :biggrin:
merin:
Will noch jemand oder kann ich schonmal anfangen zu feilen?
Ich muss bald mit dem Feilen beginnen, so viel Zeit ist nicht mehr. "Kalendergeschichte" heißt, dass es für einen Online-Kalender ist. Jeden Monat eine Geschichte.
trillian:
Das war Gedankenübertragung. Ich bin nur nicht sicher, ob ich noch etwas Konstruktives beitragen kann.
Was für mich beim ersten Lesen tatsächlich etwas holprig klang, waren die Rückblenden. Aber Rückblenden sind nun mal so. Wie will man das groß anders formulieren außer „hatte, war gewesen …“ etc. Ich glaube, da habe ich gleich auf „Analyse“ geschaltet, ohne den Inhalt als solchen auf mich wirken zu lassen.
An dem Wort „Schnapsidee“ bleibe ich hängen. Zu „irdisch flapsig“ irgendwie. Außerdem ist idee dann eine Dopplung.
Ansonsten mache ich mal einen Vorschlag für Streichungen:
--- Zitat ---June stand auf dem Felsen und sah auf die Piste. Sie war nicht viel mehr als eine Fahrspur, die sich um zerklüftete Felstürme schlängelte. Die formenreichen Felsen waren schön, aber sie waren auf hunderte von Kilometern das Einzige, was es hier zu sehen gab. Irgendwann wurden selbst die malerischsten Felsen langweilig. Felstürme, Sand und Schotter – das bestimmte das, was sie von diesem abgewrackten Planeten kannte.
Sie sah zur Farm hinüber, ein grüner Fleck neben einem hellgrauen Wohncontainer. Es war eine Schnapsidee, einfach anzuklopfen und nach Arbeit zu fragen. Sie würden sie nicht wollen. Aber alle Ideen, die einigermaßen sinnvoll klangen, waren verraucht. Sie hatte in der Fabrik gearbeitet, im Straßenbau und im Bergwerk. Sie hatte sogar einige Wochen in der Sozialstation verbracht. Das Bergwerk war am schlimmsten gewesen, laut, staubig und gefährlich. Sie hatte es nicht einmal einen Monat dort ausgehalten und ihr Körper hatte die Belastung immer noch nicht ganz verwunden und schmerzte immer noch an den merkwürdigsten Stellen. Wenn alles, was sinnvoll war, nicht klappte, war es sinnvoll, etwas Unsinniges zu versuchen. Das klang nicht einmal für June sinnvoll.
Das Grün der Farm wirkte wie ein Fremdkörper in all dem Grau und Schwarz. Zwei langgliedrige Agrobots staksten durch die Pflanzenreihen. June konnte nicht sehen, ob sie ernteten oder Pflanzen beschnitten oder was auch immer es war, das Agrobots taten. Sie hatte nicht die geringste Ahnung von Landwirtschaft. Sie war zwar Biologin, Molekularbiologin um genau zu sein, aber die Dinge, mit denen sie sich bislang beschäftigt hatte, brauchte hier niemand. Hier ging es um Praxis, nicht um Grundlagenforschung. Auf einer Farm würde sie eine völlige Anfängerin sein – so wie sie es in der Fabrik gewesen war. Und im Straßenbau. Und im Bergwerk. Trotzdem zog dieser grüne Fleck sie an wie eine Oase Wüstenreisende. Nicht einmal ihr Name passte zu dieser Wüste, in der es keine Jahreszeiten gab. Oder sie war zu unerfahren, um sie zu sehen. Hier war es immer Sommer, das ganze Jahr über, ein endloser heißer Juni, in dem nichts wuchs. Wenn man einmal von den vereinzelten Farmen absah. Woher die wohl ihr Wasser bekamen? Und die Erde? June atmete aus. Wer auch immer dort arbeitete, würde sie nicht einstellen wollen. Sie hatte keine Qualifikation. Keine Ahnung.
Aber das war jetzt egal. Zurück konnte sie nicht. Selbst wenn das Institut noch existiert hätte, konnte sie sich keinen Flug dorthin leisten. Also musste sie sich hier durchschlagen. June ließ sich vom Felsen gleiten, nahm ihren Rucksack auf und marschierte die Sandpiste entlang.
Es war heiß. June zog sich den Hut tiefer ins Gesicht. Guten Tag, ich bin June Delana und ich würde gern bei Ihnen arbeiten. Nein. Das klang, als habe sie einen Stock im Arsch. Hi, ich bin's June, können Sie Hilfe gebrauchen? Auch nicht, zu flapsig. Sie bog um die Kurve und wurde unwillkürlich langsamer. Die Fahrspur endete vor der Farm in einem Wendekreis. Es sah nicht so aus, als würde sie oft genutzt. Wahrscheinlich kam hier ein Mal in der Woche ein Versorgungswagen vorbei und das war's.
Das Haus hinter dem Wendekreis bestand aus zwei Standardmodulen, denen die raue Witterung arg zugesetzt hatte. Der Kunststoff war verblichen, das Firmenlogo darauf kaum noch erkennbar. June bewegte sich im Schneckentempo weiter. Auf der Karte hatte alles so leicht ausgesehen: die Sandpisten, die verstreuten Punkte der Farmen. Aber die erste Farm, die sie angesteuert hatte, war nicht einmal bewohnt gewesen. Ein vollautomatisiertes Gebilde, zum Glück mit einem Geräteschuppen, in dem sie die Nacht hatte verbringen können. Sie war zurückgelaufen und hatte Glück gehabt, dass an der Hauptroute ein Transportwagen sie eingesammelt hatte.
Das hier sah besser aus: Zwei Standardmodule stellte niemand hin, wenn sie nicht als Unterkunft gebraucht wurden. Aber diese Farm war auch viel abgelegener als die letzte. June hatte sich mitten in der Pampa rauswerfen lassen und war zwei Tage lang gelaufen, um hier anzukommen. Wenn die Person, die hier wohnte, June wegschickte, hatte sie schlechte Karten. Eine weitere Nacht in der Wüste würde sie nicht überstehen. So heiß es tagsüber war, so kalt wurde es nachts. Und ihre Vorräte waren alle.
Nein, sie würden sie nicht wegschicken. Das konnten sie nicht. Vielleicht würden sie ihr sagen, dass sie nicht erwünscht sei, aber in den sicheren Tod schickte sie niemand. Sie würde auf den Versorgungswagen warten und einfach wieder zurückfahren. Was dann, daran wagte sie nicht zu denken. Ihre ohnehin geringen Ersparnisse waren so gut wie aufgebraucht.
Als sie vor der Tür stand, schlug Junes Herz hart und ihr Mund war trocken. Zögernd klopfte sie an. Niemand reagierte. June starrte die Tür an. „Forschungsstation Sigma 15“ hatte jemand ungelenk darauf gepinselt. Wenn das hier eine Forschungsstation war, war June eine Profiboxerin. Sie ballte die Fäuste, löste sie wieder und klopfte lauter.
Die Tür wurde aufgerissen. „Ja?“
June starrte in das zerfurchte Gesicht einer hageren Frau mit grauer Kurzhaarfrisur. „Ähm“, machte sie. All ihre zurechtgelegten Sätze waren wie weggeblasen.
„Komm rein.“ Die Frau öffnete die Tür.
Drinnen herrschte ein unbeschreibliches Chaos. Zwischen metallisch schimmernden Apparaten und Schalen mit Pflanzen oder Pflanzenteilen türmten sich stapelweise Bücher. Reste irgendwelcher Substanzen klebten in Reagenzgläsern in glänzenden Gestängen – und in alten Kaffeetassen. Die Frau zapfte Wasser aus einem silbernen Hahn und reichte es June. Die trank gierig. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie durstig sie war.
„Bist spät dran!“, sagte die Frau.
June hielt ihr das Glas hin und sie füllte es erneut.
„Spät?“
Die Frau musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. „Siehst nicht aus wie eine Versorgungsfahrerin.“
June erwiderte den Blick. Als Fahrerin hatte sie sich vergeblich beworben. Kein Wunder, sie hatte keinen Führerschein. „Ich suche Arbeit“, sagte sie.
„Wer hat dich geschickt?“
„Niemand. Ich … suche einfach nur Arbeit.“
Die Hagere lachte trocken. „Arbeit gibt es hier mehr als genug. Satt bekomme ich dich auch. Aber wenn du Geld haben willst, muss ich dich enttäuschen.“
„Das reicht erstmal“, versicherte June.
Die Hagere bedachte sie mit einem prüfenden Blick.
„Fein“, sagte sie dann. „Ich bin Dorna.“
„June.“ Sie ergriff die hingestreckte Hand und schüttelte sie.
„Hast du einen Beruf?“
„Molekularbiologin.“
Dorna lachte so heftig, dass sie sich verschluckte.
„Willkommen Kollegin“, sagte sie dann. „Räum dir das zweite Bett frei. Es ist irgendwo da drunter.“ Sie deutete vage in eine Ecke, in der sich Bücher und Gerätschaften stapelten.
June nickte. Sie hatte sich ihren Einstieg anders vorgestellt, aber es war ja nicht so, dass sie sich angekündigt hatte. Sie würde nehmen, was sie bekommen konnte.
--- Ende Zitat ---
Ich hoffe, es hilft Dir ein bisschen.
LG,
trillian
merin:
Ja, das hilft. Ist denn der Text für dich rund oder fehlt dir am Ende noch was?
trillian:
Ich finde, der Schluss passt zu June. Sie ist ja ein eher zögerlicher Mensch. Da ist es nur konsequent, dass sie auch jetzt nicht in Jubel ausbricht.
Du könntest den vorletzten Satz vielleicht noch umstellen:
--- Zitat ---June nickte. Sie hatte sich ihren Einstieg anders vorgestellt, aber es war ja nicht so, dass sie sich angekündigt hatte. Sie würde nehmen, was sie bekommen konnte.
--- Ende Zitat ---
June nickte. Ihren Einstieg hatte sie sich anders vorgestellt, aber es war ja nicht so, dass sie sich angekündigt hatte. Sie würde nehmen, was sie bekommen konnte.
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