Teufelszeug > Theorie
Wissensvermittlung im Roman
Viskey:
Bei Dialogen zwischen lauter Experten geht das auch. Es gibt kaum zwei Experten, die sich völlig einig sind. Da werden dann halt um Peanuts gestritten. - Im Fernsehen finde ich da zB The Big Bang Theory ein gutes Beispiel. Zwischen all dem Geplänkel, das natürlich auch stattfindet, gibt es immer wieder "Fach-Diskussionen", wo sie sich streiten, wer warum mit welcher Theorie recht hat. - Ich versteh nicht wirklich ein Wort von dem, was sie sagen, es könnte also auch Humbug sein. Aber die Methode funktioniert sicher auch mit garantiert richtigen Theorien. - Und gerade, wenn Experten eng aufeinanderhocken und sonst nichts zu tun haben ... Da fachsimpelt man eben. :cheese:
Mooncat:
Ich dachte, ich lass mir etwas Zeit für die Antwort, in der Hoffnung auf Inspiration. Vergebens.
Sehr gute Frage. Keine leichte Antwort. Grundsätzlich denke ich, dass es keine Geheimrezeptur gibt, schlicht weil in dem Punkt auch die Geschmäcker der Leser sehr unterschiedlich sind.
Die einen mögen Dialoge, die anderen Gedankenüberlegungen, wieder andere ganz was anderes. Den einen ist es zu viel, den anderen zu wenig. Die einen haben solch starke Vorurteile, dass alles was über eine kurze Erklärung wenn überhaupt als Infodump ansehen, die anderen mögen etwas mehr Hintergrundwissen.
Hilft dir wenig, was? So viel wie nötig und so wenig wie möglich wohl auch nicht?
Persönlich mag ich die Übermittlung via Interaktion der Charas am Liebsten. Wobei es da dann nicht in eine Belehrung oder künstliche Dumm-/Schlaumachung der Charas abdriften darf. Es muss halt weiterhin charaktertreu bleiben und sollte der Handlung dienen. Wenn es nicht eine Vermittlung an einen Laien/Schüler sein kann, bieten sich Diskussionen und Auseinandersetzungen an. Oder ein Ping-Pong oder Brainstorming.
Beschreibung geht auch, indem Leute aktiv was machen und du erzählst, was sie machen, mit welchem Ergebnis. Wenn das geht.
Irgendwo habe ich mal kurze Artikelausschnitte/Reportabschnitte gesehen, was dort gut funktioniert hat.
Für mich ist es einfach wichtig, dass es dann nicht endlose Szenen sind, wie z.B bei Larsen oder auch einer Cornwell oder Reichs.
Gute Beispiele? Agathe Christie. Hat unheimlich viele Hintergrundinfos in ihre Geschichten verpackt, du merkst es kaum. Aber Jahre später musst du eine Frage beantworten und wenn du dir überlegst, woher du das eigentlich weisst, merkst du, dass es aus einem Christie war. :devgrin:
Dana Stabenow lehrt uns auch unheimlich viel, meist indem ihre Prota die Dinge selbst macht, ab und zu durch Erinnerungen oder Erklärungen.
Ilona Andrews verpackt auch gut Wissen, ist allerdings Fantasy, da kann ich schwer beurteilen, wie akkurat es ist. Aber Hintergrundwissen ist Hintergrundwissen. Meist aus einer Mischung zwischen Aktion und kurzem Gedanken dazu, einfach gesagt, so wie es sein sollte oder eben nicht. Oder dann auch Dialogen oder kurzen Auszügen irgendwo.
Hmm, ich glaube, Abwechslung ist auch wichtig. Dass es nicht immer auf die gleiche Art daher kommt. Und immer, immer, als Teil der Geschichte.
Tja, aber ob dir das alles nun weiterhilft ...
Ayira:
Meine Prota stolpert ja von einem Tag auf den anderen in eine komplett andere Welt - für sie ist alles neu, was sie dort sieht und erfährt. Ich hab mich dafür entschieden, das ganze stresslastig aufzubauen - sie hat nicht viel Zeit, die Welt und alles darinliegende zu ergründen = wodurch der Leser nicht gezwungen wird, sich seitenlang die Geschichte meiner Welt anzuhören. Meine Informationen kommen im Dialog, durch Überlegungen der Prota - und das alles ziemlich zackig. Ihr liegen ziemlich viele Frage auf der Zunge, aber weder passt der Augenblick noch die Motivation ihrer Gesprächspartner :)
Der Leser wird eingeführt, aber er soll sich am Anfang bewusst etwas verloren vorkommen. Im Endeffekt entdeckt er die Welt wie meine Prota.
Ryek Darkener:
--- Zitat von: felis am 18 December 2013, 21:23:21 ---@Uli,
Einfacher Trick, leider in meinem Setting nicht umsetzbar - die 4 Besatzungsmitglieder der Farrider sind alle Experten.... *seufz*
--- Ende Zitat ---
Das muss kein Nachteil sein. Da es sich um Experten handelt, werden sie sich nicht über die Basics austauschen, sondern über das, was sie bewirken. Nehme ich zumindest an. Und wenn du dich dann nicht in Fachjargon ergehst, sondern sachlich richtig beschreibst / zeigst, was passiert, dann dürfte das sowohl interessant als auch wissensvermittelnd sein. Eben nicht belehrend. Wer sich für das Thema interessiert, sollte über die Beschreibung auch den fachlichen Hintergrund finden können, als Sahnehäubchen sozusagen.
Uli:
Ok, ich noch mal:
Das Problem ist, daß du offenbar sehr personal und 'zeigend' schreiben willst - mit einem Off-Erzähler wäre es einfach(er). Ich denke, in der Situation musst du an mehreren Stellschrauben drehen: Sowohl beim Thema 'Authentisch', als auch bei der Perspektive.
Ich meine, ein realistischer Dialog in einem Flugzeugcockpit, der sagt einem Nicht-Piloten genau gar nichts - Zahlen, Abkürzungen und Codeworte, die zwar eine echt spannende Situation beschreiben, aber eben nur für 'KennerInnen'.
Ein Erzähler aber 'darf' sagen, daß hier grad haarscharf am Absturz gehandelt wird.
Aus dem Gedächtnis eine Mini-Szene von Pratchet:
eine Hexe berichtet einer anderen:
'Und sie tanzen. Am Kreis. Bei Vollmond'
Oma zog ein Gesicht wie ein Kernphysiker, der erfährt, daß jemand zwei subkritische Uranmassen aneinanderschlägt um sich ein wenig zu wärmen.
Die Technik ist klar: Im Dialog genau das, was die Fachleute eben aussprechen, in der vom Erzähler gezeigten und gewerteten Reaktion die Bedeutung ...
Natürlich wird kein Dialogpartner die sorgenvolle Reaktion groß wahrnehmen, weil klar ist, daß man sich große Sorgen machen muß, wenn ... das Gorm berumfschackt ... - also muß eine andere Instanz die Reaktion registrieren, und das ist eben die Erzählstimme - jemand anders ist ja nicht an Bord.
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