Teufelsrost > Höllenfenster
Der grüne Drache
Salamander:
Hallo Reptilian,
hier die Fortsetzung.
Du fragtest nach möglichen Logiklöchern. Richtige Löcher würde ich es zwar nicht nennen, aber ich finde einige Stellen schlecht verknüpft.
Z.B. ärgert sich K. über das scheinbare Nichtstun von E. und tötet deshalb eine Echse? Merkwürdig für mich als Leser. Dass die Eidechsen Pflanzen fressen und deshalb Schädlinge sind, erfahre ich (im Gartenbau Unbedarfte) erst am Ende.
Dann: Wie sollte K. E. nach Artemisia fragen, wenn er es offensichtlich gar nicht von anderen Kräutern unterscheiden konnte?
Ganz unklar bleibt allerdings, was K. als Freiwilliger überhaupt dort sucht.
Spannend geschrieben? Mittelprächtig. Der Plot hat mehr Potential, das noch herausgekitzelt werden könnte.
Mit keiner Person identifiziere ich mich, aber ich bin auch nicht so der Leser, der sich identifiziert. Diese Frage würde mich wohl bei jeder Lektüre überfordern.
Klaus als Eidechsenmörder ist mir klar unsympathisch.
E. hat eine Tendenz zum Unsympathischen durch ihre herablassende Art, ihre Kontroll- und Wärterfunktion und durch ihr Nichtstun.
"Kalt" würde ich die anderen Figuren nicht nennen, aber sehr farblos. Da ist bestimmt noch mehr zu machen.
Einige grammatische und auch stilistische Unsauberkeiten sind mir tatsächlich aufgefallen (Z.B. "sein Blick kreuzt Esmeralda" = den von Es.) Andererseits bin ich mir dessen bewusst, dass ich selbst noch zu den Neulingen hier im Forum gehöre und gehe davon aus, dass Du Letzteres, Sprachliches, was ja oft auch Geschmacksfragen sind, lieber aus dem Munde von alteingesessenen, bewährten und renommierten Mitgliedern hören möchtest.
Ich hoffe, es hat Dir genützt
(Die Kommentare der anderen lese ich immer erst, nachdem ich selbst geantwortet habe.)
Schöne Sonntagabendgrüße
Sal
merin:
Lieber Reptilian,
ich gebe zu, ich hatte mit dem Text meine Mühe. Und zwar sowohl auf der sprachlichen, als auch auf der inhaltlichen Ebene. Rein sprachlich finde ich in dem Text die Perspektive unklar und auch den Stil sehr wechselhaft. Das fängt schon am Anfang an:
--- Zitat ---In Zeiten, wo der Mensch immer ökologischer denkt und auf Elektroautos zurückgreift, wird Permakultur populär. Sie ist ein nachhaltiges Konzept für Landwirtschaft, womit natürliche Ökosysteme und Kreisläufe nachgeahmt werden. Klaus, ein 29-jähriger Berliner Informatiker, belegt als Freiwilliger ein Seminar auf einer Öko-Finca im feuchten Norden Teneriffas. Diese Finca ist einem internationalen Netzwerk zugeordnet und Verkehrssprache ist Englisch. Unter der brütend heißen Sonne jätet er Unkraut von Hand auf einem Salatfeld.
--- Ende Zitat ---
Das klingt wie der Beginn eines Lehrtextes, nicht wie eine Geschichte. Es ist eher berichthaft beschrieben und für mich anstrengend zu lesen.
--- Zitat ---Klaus hebt seinen Strohhut, um zur Abwechslung die Aussicht auf das Inselinnere zu genießen. Die blauen Augen des Blondhaarigen erblicken ein tannenbedecktes Gebirge im Zentrum der Insel. Dahinter ragt der mit Schnee bedeckte Vulkan Teide empor. Klaus genießt diesen Ausblick, die Alternative zur Hinterhofwohnung in Berlin.
Sein Blick kreuzt Esmeralda, die neue Kollegin, eine Biologiestudentin in ihren Semesterferien. Die Südländerin lehnt an einer Palme. Über einem Sprachcomputer der neuesten Generation, welcher ihren Kopf wie eine Krone ziert und ihre Gedanken wie ein EEG liest, kann sie kommunizieren. Die Spanierin ist eigentlich stumm und muss nicht einmal ihren Mund aufmachen, während sie spricht.
--- Ende Zitat ---
Das wiederum ist eher eine Geschichte, ich schaue Klaus zu und habe einen klaren Protagonisten. Damit würde ich den Text auch beginnen.
Stilistisch wirkt der Text auf mich recht unbeholfen. Du hast eine wirklich spannende Idee, mit der Echse in Menschenform, aber du malst kein Bild. Ich habe keine Idee, wie Esmeralda aussieht. Trotzdem hast du mich hier eingefangen, wenn auch nur kurz. Schon den nächsten Absatz finde ich so kompliziert zu lesen, dass du mich wieder verlierst.
Meines Erachtens ist stilistisch ein Hauptproblem des Textes, dass du zu viel erklärst und zu viel aneinanderreihst. Dadurch entsteht kein Textfluss und das Lesen bleibt mühsam. Außerdem bleiben die Protagonisten sehr blass. Ich habe keine Idee, wieso Klaus, wenn er so ein besserwisserischer Arsch ist, ein Praktikum auf einer Finca macht. Was interessiert ihn da? Was will er lernen?
Ich weiß auch nicht, wieso Esmeralda sich unter die Menschen begeben hat und wieso sie ausgerechnet ihm ihre wahre Gestalt zeigt. Das ist mir zu wenig nachvollziehbar. Nicht zuletzt ist es für mich ein riesen Plotloch, dass ich noch nie von Echsen als Schädlingen gehört habe, und es daher für mich nicht nachvollziehbar ist, warum er meint, diese töten zu müssen. Zumal sie ja Insekten fressen und keine Pflanzen. Und um wirklich einen Unterschied zu machen, müsste er ja wirklich viele töten, das müsste doch den anderen aufgefallen sein.
Und: Für mich ist nicht nachvollziehbar, wieso er ihr glaubt, dann sie verrät und dann doch ihren Tee trinkt. Ich kann seine Beweggründe nicht nachvollziehen. Ich kann auch nicht verstehen, wieso er überhaupt die Echse tötet. Um sich aufzuspielen? Und wieso er auf ihren Schlag so gar nicht (emotional) reagiert.
Sympathisch finde ich weder Esmeralda noch Klaus, sie aber noch etwas eher als ihn. Beide wirken etwas unterkühlt auf mich, das liegt aber am Schreibstil.
Insgesamt weiß ich nicht, was ich dir raten soll. Vielleicht, zu überlegen, ob der Fokus auf der inneren Wendung von Klaus liegen soll. Wenn ja, braucht es mehr Innensicht. Wenn nicht, braucht es mehr äußere Handlung. Und auf jeden Fall, am Stil zu arbeiten. Wie beschreibt man eine Person? Wie schreibt man einen Dialog? Wie geht innere Rede? Wie zeigt man Gefühle? Da fehlt meines Erachtens noch viel grundlegendes Handwerkszeug. Und um das im Detail zu rösten, bräuchte ich einen kürzeren Text, das kann ich bei der Länge nicht leisten.
Ich hoffe, das ist nun nicht zu negativ für dich.
Viele Grüße
merin
The_Reptilian:
Hallo Leute, vielen Dank für eure Hilfe. Ich habe den Text überarbeitet (siehe am Ende meines Beitrages).
@Eska
1. ich habe mich bemüht, den Einstieg direkter zu gestalten und habe die Struktur anderer Kurzgeschichten als Inspiration hergenommen.
Ich habe Klaus am Ende der Geschichte entscheiden lassen, dass der Drache nur eine Halluzination war, weil er nicht in sein logisches Denkgebäude passt – Ende der Story? Es wird nach der Verwandlung mehr über den Fiebertraum gesprochen.
2. Der Echsenmörder hat seine Lektion gelernt und „chillt“ beobachtend am Ende, inklusive Mitteilung seiner Gedanken – so wollte ich ihn übrigens auch haben.
3. Für Klaus ist Esmeralda erst eine eigenwillige Frau, die sich nicht unter Kontrolle hat, die er in dem Idyll von Teneriffa gar nicht haben möchte. Später erkennt er, dass ihr Verhalten ziemlich reptilienhaft ist, was er indirekt befürchtete.
4. Klaus will von seinem technischen Umfeld und Großstadt abschalten und das genaue Gegenteil erleben, das Natürliche, das Ländliche.
Ich hoffe mit dem Namen „Finca der Harmonie“ und anderen Anmerkungen angedeutet zu haben, dass Harmonie im Umgang Untereinander auf dem Hof angestrebt wird.
@Paradieseule, @Salamander
Ich hab andere Kurzgeschichten durchgelesen, dazu von Wettbewerben prämierte und da strukturell was von abgeschaut. Auch um Lesefreundlichkeit war ich bemüht. Auch etliche Sätze habe ich umgestellt.
Die Message / das Thema meiner Geschichte ist mir selbst nicht ganz klar. Am ehesten zielt es auf Ganzheitlichkeit ab. Einerseits gibt es die Permakultur, welche ganzheitlich ist. Zentraler Bestandteil ist im ganzheitlichen Zusammenhang Feng Shui und darin die Drachen, welche die Natur „bewachen“.
Der immer logisch denkende Klaus erlebt letztlich eine Sinneserweiterung und Jenny sagt jetzt auch mehr – eigentlich das Wichtigste über den grünen Drachen.
@merin
Ich habe den Anfang komplett umgeschrieben, eindeutig personal, ohne diese auktorialen Sätze. Der Anfang steigt jetzt auch direkt bei Klaus ein. Die Charaktere habe ich mehr beschrieben, aber nicht zu sehr, um die Kurzgeschichte nicht zu überladen.
Überdies ist sie nun auf bis zu 9000 Zeichen geschrumpft, ohne an Aussagekraft eingebüßt zu haben.
Das Plotloch mit den Echsen habe ich jetzt „gestopft“.
Gruß, Max
---
Der grüne Drache
„Mistvieh!“
Während der blonde Hüne Klaus das Salatfeld der „Finca der Harmonie“ jätete, war er unzähligen Mücken ausgesetzt, die sogar seine Jeans durchdrangen. Der Informatiker hatte sich gedacht, dass ein landwirtschaftliches Sabbatical auf Teneriffa eine willkommene Abwechslung zu seinem Beruf sei. In der schwül warmen Hitze des Nordens der Insel aber musste der 32-Jährige die lästigen Insekten ständig mit seinem Strohhut vertreiben.
Er lenkte sich immer wieder ab, indem er mit seinen blauen Augen in das tannenbedeckte Gebirge im Zentrum der Insel blickte, um mit etwas Glück die Schneekoppe vom Vulkan Teide zwischen den Wolken zu erkennen. Sein Blick streifte dabei seine neue Kollegin, die stumme Esmeralda.
Die Südländerin spazierte in ihrem weißen Kaftan mit verschränkten Armen auf dem Salatfeld herum und drehte hin und wieder an ihren braunen Locken. Klaus hatte mit ihr bislang noch kein Wort gewechselt. Er fragte sich, ob sie verstanden hatte, dass sie ihm beim Jäten helfen soll. Es gab leider noch viel Unkraut zu jäten. War dieses hübsche, junge Ding um die 20 nur ein verwöhntes Großstadtkind? Wünschte sie nicht auch, in einem friedlichen Miteinander zu leben? Ihr Gesicht zeigte keinerlei Emotionen, was Klaus verunsicherte.
Als die Spanierin mit ihren smaragdgrünen Augen seinen Blick erwiderte und stehenblieb, erkannte Klaus den tragbaren Sprachcomputer, welcher ihren Kopf wie eine Krone zierte. Er knurrte: „Hey, Prinzessin. Ich schufte mir einen ab und du hilfst mir nicht einmal?“
Die technisierte Krone erlaubte ihr, ohne den Mund aufmachen zu müssen, zu sprechen. Aus einem Lautsprecher ertönte blechern: „Du bist Klaus, richtig?“
Klaus nickte.
„Du hast Artemisia ausgerissen.“
„Für mich ist das Unkraut.“
„Klaus. Wir machen hier Permakultur. Wir töten hier keine Lebewesen – nicht einmal das, was du als Unkraut bezeichnest.“
Klaus reagierte empört: „Ich bin seit zwei Wochen hier. Ich weiß mittlerweile, was ich ausreißen darf!“
„Ich als Biologin sage dir, dass Artemisia ein Heilkraut ist.“
„Und das sagst du mir erst jetzt?“
„Ich war mit etwas Anderem beschäftigt!“ Aus Esmeraldas blecherner Stimme klang Wehmut heraus.
Esmeralda beugte sich kurz, um den Kadaver einer Kanarienechse hoch zu heben: „Ich habe recherchiert, wer für die vielen Leichen auf den Feldern der Finca verantwortlich ist.“
„Ich weiß nicht, wer das getan hat.“
Esmeralda schlug mit ihrer geballten Faust dem Hünen ins Gesicht, welcher taumelnd umfiel. So viel Kraft hatte Klaus von dieser kleinen Frau nicht erwartet.
Er wischte sich das Blut von der Nase und schrie: „Verrückt geworden?“
Ihre Krone zischte blechern: „Wie lange ermordest du schon diese Echsen, du Affe?“
„Ich war das nicht!“
„Es gibt nur deine und meine Fußabdrücke in der Erde, also warst du das. Das Verfallsstadium und die Anzahl der Leichen sagt mir, dass du diese Wesen seit Wochen ermordest!“
„Esmeralda. Diese Viecher fressen die ganzen Jungpflanzen auf.“
„Mit deinen Morden bringst du das Gleichgewicht der Natur durcheinander, was auch dir schaden wird. Hüte dich vor dem grünen Drachen.“
„Wie meinst du das?“
Sie hatte sich bereits auf den Weg gemacht. Klaus ging ins Gemeinschaftshaus und fragte die Anderen, ob sie von einem grünen Drachen im Zusammenhang mit Permakultur gehört hätten. Die Schlägerbraut wieder anzusprechen hielt er für keine gute Idee. Außer dem Berliner waren nur neuangekommene Freiwillige anwesend, der Hofälteste Denis war leider nicht dabei.
Jenny aus Hong Kong grübelte: „In der chinesischen Mythologie beschützt der grüne Drache die Natur vor Verwüstung, als Teilaspekt des ganzheitlichen Feng Shui. Permakultur ist auch ganzheitlich. Mehr wüsste ich dazu auch nicht.“
Der Berliner staunte und fragte sich, wie der Drache aussehen mochte. Er legte sich schlafen.
Am nächsten Tag regnete es in Strömen. Die Mücken waren überall. Auch im Gemeinschaftshaus, wo das Frühstück serviert wurde. Klaus rieb sich seinen Bauch. Nicht aber, weil er hungrig war. Ihm war übel.
Esmeralda setzte sich unbemerkt neben ihn und fragte: „Morgen, Klaus. Du siehst blass aus. Soll ich dir sagen, woher das kommt?“
Sein Arm zuckte kurz schützend auf und Klaus erwiderte: „Von einem grünen Drachen?“
Esmeralda deutete aus dem Fenster auf das Reservoir für die Bewässerung und sagte: „Weil du auf den Feldern die Echsen getötet hast, werden weniger Mücken gefressen und sie können sich schneller vermehren. Bestimmt bist du schon vor einer Weile gestochen worden und spürst nun die Konsequenzen. Durch den Regen bricht jetzt eine richtige Mückenplage aus!“
Klaus erschrak: „Willst du mir damit sagen, dass ich Malaria oder so etwas Ähnliches haben könnte und auch noch euch in Gefahr bringe?“
Der erfahrene Denis warf ein: „Jetzt wissen wir immerhin, wer die ganzen Echsen getötet hat. Jetzt musst du Verantwortung zeigen.“
Klaus ahnte, was mit „Verantwortung“ gemeint war. Er begann seine Jagd gegen die Mücken. Überall sah man ihn in den folgenden Stunden mit einer Fliegenklatsche auf Gegenstände eindreschen, insbesondere im Gewächshaus. Es waren aber zu viele Mücken. Als alle Anderen ins Gemeinschaftshaus zum Abendessen gingen, sackte Klaus im Gewächshaus auf der Couch vor Erschöpfung zusammen. Dann erbrach er.
Esmeralda kam herein, setzte sich zu Klaus auf die Couch und sagte:
„Mit deinen Einsatz gegen die Mücken hast du was Gutes für die Gemeinschaft getan und ich hoffe, dass du aus etwas gelernt hast. Der grüne Drache wird jetzt die Mücken restlos beseitigen und dich anschließend heilen. Allerdings macht er das nicht ganz bedingungslos.“
„Was sind die Bedingungen?“
„Verspreche mir, zu beherzigen, was ich dir über Permakultur beigebracht habe und töte nie wieder ein Lebewesen mit Absicht. “
„Solange du mich nicht wieder schlägst!“
„Es fällt mir schwer, mich zu beherrschen. Das liegt in meiner Natur!“
Klaus gab nach: „In Ordnung, Frau Prinzessin Esmeralda!“
Esmeralda rieb ihre Hände: „Bravo“.
Sie blickte zur Tür und er hörte, wie sie ins Schloss fiel.
Während Klaus verblüfft zur Tür schaute, fragte er: „Kommt jetzt der grüne Drache?“
„Er ist bereits hier!“
Klaus sah sie ungläubig an.
„Ich komme aus einem unterirdischen Reich namens `Lacanda`. Dort lebt meine Spezies seit Millionen von Jahren. Mein menschlicher Körper hier ist nur ein Anzug.“
„Spezies? Anzug? Willst du mir jetzt weiß machen, du bist dieser Drache?“
Daraufhin schloss Esmeralda ihre Augen. Die Haut, welche ihren Kopf umgab, wurde mit den Haaren in die „Krone“ hinein gesogen. Ein schwarzgrün schimmernder Reptilienkopf kam zum Vorschein. Klaus wurde käsebleich.
Er stotterte entsetzt: „Du bist ein Raubtier auf der Jagd!“
Ihre smaragdgrünen Augen sahen ihn wieder an und die blecherne Stimme schnarrte: „Dummer Affe! Wäre ich auf der Jagd, wärst du jetzt tot.“
Klaus erschrak, als er sah, dass ein langes Etwas, einer Zunge ähnlich, wie ein Gummiband aus dem Maul des Drachen heraus schoss. Das Etwas verformte sich über ihm zu einem Kringel, an welchem die lästigen Insekten kleben blieben. Dann schnalzte es in das Maul des Drachens zurück. Kaugeräusche.
Der schwitzende Klaus glaubte, er ist verrückt geworden. Er wollte aufstehen, um in das Gemeinschaftshaus zu flüchten.
Esmeralda nahm ihre Menschform wieder an, drückte ihn auf das Bett zurück und zischelte: „Du hast Malaria. Leg´ dich hin. Ich bringe dir einen heilsamen Tee!“
Der Berliner hörte Schritte. Jenny und Aadil kamen in das Gewächshaus.
Klaus schrie: „Hilfe, Esmeralda ist ein Monster! Sie kann ihre Haut ausziehen wie eine Maske!“
Esmeralda aber sagte: „Er sah das Monster in seinen Fiberträumen – er hat Malaria! Da sieht man die komischsten Dinge.“
Klaus säuselte: „Das war kein Traum. Sie ist ein großes Reptil.“
Jenny lachte: „Das würde zu unserer Esmeralda passen, so impulsiv wie sie ist.“
Esmeralda hielt Klaus Tee hin und ergänzte: „Das ist Artemisia. Es wächst hier überall.“
Klaus befürchtete, sie wolle ihn vergiften, nach all ihren Spielchen. Esmeralda drehte sich zu den Anderen und sagte: „Ich rate euch, davon zu trinken, egal, ob ihr gestochen wurdet, oder nicht. Man kann nie wissen.“
Sie tranken davon, was Klaus überzeugte, den wohltuenden Tee auch zu trinken.
Denis schlurfte mit einem Werkzeugkoffer in das Gewächshaus und sagte: „Artemisia-Tee! Eine gute Idee und damit niemand mehr auf die blöde Idee kommt, Echsen zu töten, bin ich gekommen um mit euch den Salat einzuzäunen.“
Klaus klammerte sich schweigend an seinen Tee. Er beobachtete, wie die Anderen raus gingen, um die Nutzpflanzen einzuzäunen. Seine letzten zwei Wochen auf dem Hof ging er Esmeralda aus dem Weg und war auch sonst nicht gesprächig.
Klaus hat eine bahnbrechende Erfahrung gemacht, nämlich, dass in der Permakultur auch der Respekt vor der Natur notwendig ist, nicht nur vor den Menschen. Klaus redet sich letztlich ein, dass ihm der Drache, der Wächter der Natur, als Vision erschien, um das eigene Weltbild nicht weiter hinterfragen zu müssen. ENDE
Paradieseule:
Hallo Reptilian,
Die Geschichte (der Plot) hat durch die Überarbeitung gewonnen.
Mit dem sprachlichen Ausdruck bin - für mein Empfinden - am Hadern. Ich bin gespannt, was die anderen dazu sagen.
LG
Paradieseule.
merin:
Hallo,
mir geht es sehr ähnlich. Ich finde den Plot klarer, aber sprachlich hapert es für meinen Geschmack gewaltig. Trotzdem finde ich die Sprache besser als im ersten Entwurf. Ich finde, du erklärst zu viel und lässt mir als Leserin zu wenig Raum, meine eigenen Schlüsse zu ziehen.
Ich versuche mal an einem kleinen Stück eine Detailröstung:
--- Zitat ---„Mistvieh!“
Während der blonde Hüne Klaus das Salatfeld der „Finca der Harmonie“ jätete, war er unzähligen Mücken ausgesetzt, die sogar seine Jeans durchdrangen. Der Informatiker hatte sich gedacht, dass ein landwirtschaftliches Sabbatical auf Teneriffa eine willkommene Abwechslung zu seinem Beruf sei. In der schwül warmen Hitze des Nordens der Insel aber musste der 32-Jährige die lästigen Insekten ständig mit seinem Strohhut vertreiben.
--- Ende Zitat ---
Der Einstieg ist wesentlich gelungener. Aber ich würde direkter formulieren, näher an ihn und seine Gedanken heranrücken:
„Mistvieh!“
Während der blonde Hüne Klaus das Salatfeld der „Finca der Harmonie“ jätete, war er unzähligen Mücken ausgesetzt, die sogar seine Jeans durchdrangen. Ein landwirtschaftliches Sabbatical auf Teneriffa als willkommene Abwechslung zur Informatik! Was für eine blöde Idee! In der schwül-warmen Hitze des Nordens der Insel aber bissen die Mistviecher ihn fast zu Tode. Hilflos wedelt er mit seinem Strohhut.
Was mir auffällt ist, dass du seine Gedanken beschreibst, aber nicht in sie eintauchst. Und dass du zahlreiche Infos unterbringst, die ich nicht brauche. Es ist mir egal, wo genau die Finca liegt und wie alt er genau ist. Wissen muss ich, dass er sich ärgert und leidet.
--- Zitat ---Er lenkte sich immer wieder ab, indem er mit seinen blauen Augen in das tannenbedeckte Gebirge im Zentrum der Insel blickte, um mit etwas Glück die Schneekoppe vom Vulkan Teide zwischen den Wolken zu erkennen. Sein Blick streifte dabei seine neue Kollegin, die stumme Esmeralda.
--- Ende Zitat ---
Hier wäre es für mich besser, du würdest mir zeigen, dass er sich ablenkt, ohne es zu benennen. So dass ich selbst auf den Gedanken komme. Warum nicht mit innerer Rede? Und zeig mir, wie es ihm geht.
Sein Blick schweifte zum tannenbedeckten Gebirge im Zentrum der Insel und suchte nach der Schneekoppe des Vulkans Teide zwischen den Wolken. Dort war es sicher schön kühl! Sein Blick streifte dabei seine neue Kollegin, die stumme Esmeralda.
--- Zitat ---Die Südländerin spazierte in ihrem weißen Kaftan mit verschränkten Armen auf dem Salatfeld herum und drehte hin und wieder an ihren braunen Locken. Klaus hatte mit ihr bislang noch kein Wort gewechselt. Er fragte sich, ob sie verstanden hatte, dass sie ihm beim Jäten helfen soll. Es gab leider noch viel Unkraut zu jäten. War dieses hübsche, junge Ding um die 20 nur ein verwöhntes Großstadtkind? Wünschte sie nicht auch, in einem friedlichen Miteinander zu leben? Ihr Gesicht zeigte keinerlei Emotionen, was Klaus verunsicherte.
--- Ende Zitat ---
Okay, er ärgert sich über sie. Dann zeig mir das deutlicher. Und dann gibt es einen Zeitformenfehler: "Hatte sie verstanden, dass sie ... sollte" muss es heißen. Mein Vorschlag:
--- Zitat ---Die Südländerin in ihrem weißen Kaftan spazierte mit verschränkten Armen auf dem Salatfeld herum und drehte hin und wieder mit dem schlanken Finger an ihren braunen Locken. Klaus hatte mit ihr bislang noch kein Wort gewechselt. Hatte sie nicht verstanden, dass sie ihm beim Jäten helfen sollte? Oder war sie ein junges, verwöhntes Großstadtkind, das sich dafür zu fein war? Ein merkwürdiges Gesicht hatte sie, völlig glatt und emotionslos.
--- Ende Zitat ---
Du siehst, dass ich Einiges umgestellt habe. So ergibt es für mich eher Sinneinheiten. Und auch die Bilder sind klarer.
--- Zitat ---Als die Spanierin mit ihren smaragdgrünen Augen seinen Blick erwiderte und stehenblieb, erkannte Klaus den tragbaren Sprachcomputer, welcher ihren Kopf wie eine Krone zierte. Er knurrte: „Hey, Prinzessin. Ich schufte mir einen ab und du hilfst mir nicht einmal?“
Die technisierte Krone erlaubte ihr, ohne den Mund aufmachen zu müssen, zu sprechen. Aus einem Lautsprecher ertönte blechern: „Du bist Klaus, richtig?“
Klaus nickte.
„Du hast Artemisia ausgerissen.“
„Für mich ist das Unkraut.“
„Klaus. Wir machen hier Permakultur. Wir töten hier keine Lebewesen – nicht einmal das, was du als Unkraut bezeichnest.“
Klaus reagierte empört: „Ich bin seit zwei Wochen hier. Ich weiß mittlerweile, was ich ausreißen darf!“
„Ich als Biologin sage dir, dass Artemisia ein Heilkraut ist.“
„Und das sagst du mir erst jetzt?“
„Ich war mit etwas Anderem beschäftigt!“ Aus Esmeraldas blecherner Stimme klang Wehmut heraus.
--- Ende Zitat ---
Das ist für mich merkwürdig. Wenn er sie nun erstmals von Nahem betrachtet, sollte er sich über die Krone wundern. Und auch darüber, dass die Neue behauptet, mehr zu wissen, als er. Und wie ist es denn nun mit der Permakultur: Jätet man, oder nicht? Und: Wenn sie so neu ist, kann sie es ihm ja vorher nicht gesagt haben, sie war ja nicht da. Es sei denn, es geht um die letzten Minuten oder Stunden. Rein sprachlich kannst du auch hier ruhig wieder bildhafter werden und näher an ihn ran. Und behalte deinen roten Faden im Hinterkopf. Worum geht es dir? Beispielhaft:
Die Spanierin mit den smaragdgrünen Augen erwiderte seinen Blick und blieb stehen. Was für ein merkwürdiges Ding sie da auf dem Kopf hatte. Fast wie eine Krone. Für ihn sah das nicht aus wie der tragbare Sprachcomputer, der es sein sollte.
„Hey, Prinzessin. Ich schufte mir einen ab! Pack mal mit an!“
Sie antwortete, ohne den Mund zu öffnen. Aus einem Lautsprecher ertönte blechern: „Du bist Klaus, richtig?“
Klaus nickte.
„Du hast Artemisia ausgerissen.“ Ihre schlanke Haut zeigte auf das noch frische Kraut am Boden.
„Für mich ist das Unkraut.“
„Klaus. Wir machen hier Permakultur. Wir töten hier keine Lebewesen – nicht einmal das, was du als Unkraut bezeichnest.“
„Ich bin seit zwei Wochen hier. Ich weiß mittlerweile, was ich ausreißen darf!“, schnaubte Klaus.
„Ich als Biologin sage dir, dass Artemisia ein Heilkraut ist.“
„Und das sagst du mir erst jetzt, wo ich es schon in der ganzen Reihe ausgerissen habe?“
„Ich war mit etwas Anderem beschäftigt!“ Esmeraldas blecherne Stimme klang wehmütig.
Natürlich sind das nur Vorschläge, wie man es machen könnte, um meine Gedanken dazu zu verdeutlichen. Ich hoffe, du kannst etwas damit anfangen.
LG
merin
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