24 November 2024, 19:16:58

Autor Thema: Der grüne Drache  (Gelesen 6675 mal)

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The_Reptilian

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Re: Der grüne Drache
« Antwort #15 am: 02 August 2020, 20:04:28 »
@merin Oh, verstehe mich nicht falsch. Ich habe mich vielleicht falsch ausgedrückt. Ich  habe den Text natürlich verbessert und eure Röstungen als Hilfe genutzt, auch nach dem zweiten, korrigierten Text. Es gibt eine dritte Version, die habe ich nur nicht rein gestellt. Soll ich es machen?
« Letzte Änderung: 02 August 2020, 20:08:53 von The_Reptilian »
- sup -

merin

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Re: Der grüne Drache
« Antwort #16 am: 02 August 2020, 20:15:13 »
Das ist nicht nötig. Aber wenn ich mir was wünschen darf: Irgendwie auf die Röstungen eingehen, das wäre schön. So dass ich als Röstende mich gelesen und verstanden fühle.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Paul

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Re: Der grüne Drache
« Antwort #17 am: 30 October 2020, 17:27:15 »
Lieber Reptilian

Auch ich bin neu hier. Du bist meine dritte "Röstung" und ich muss meinen Stil erst noch finden. Aber ich hoffe, meine Anmerkungen sind für dich hilfreich.

Liebe Grüße und Dir alles Gute beim Schreiben.
Paul


PS: Ich habe die anderen Röstungen nicht gelesen, sondern lasse mich ganz von meinem Ersteindruck leiten.


Der grüne Drache                     

In Zeiten, wo der Mensch immer ökologischer denkt und auf Elektroautos zurückgreift, wird Permakultur populär.

Jede gute Geschichte braucht einen guten Anfang. Einen Satz, der einen in die Geschichte hineinzieht, der neugierig macht, der eine Stimmung anschlägt, welche die Geschichte trägt. Dein Satz tut dies nicht. Er könnte auch aus einem Sachbuch stammen, denn er gibt nur Informationen weiter, aber keine Stimmungen, erweckt keine Personen zum Leben,...

 Sie ist ein nachhaltiges Konzept für Landwirtschaft, womit natürliche Ökosysteme und Kreisläufe nachgeahmt werden. Klaus, ein 29-jähriger Berliner Informatiker, belegt als Freiwilliger ein Seminar auf einer Öko-Finca im feuchten Norden Teneriffas. Diese Finca ist einem internationalen Netzwerk zugeordnet und Verkehrssprache ist Englisch. Unter der brütend heißen Sonne jätet er Unkraut von Hand auf einem Salatfeld.

An dieser Stelle beginnt für mich die Geschichte. Alles davor ist ein Info-Block, der zwar viel erklärt, der aber nichts erzählt

Klaus hebt seinen Strohhut, um zur Abwechslung die Aussicht auf das Inselinnere zu genießen. Die blauen Augen des Blondhaarigen erblicken ein tannenbedecktes Gebirge im Zentrum der Insel. Dahinter ragt der mit Schnee bedeckte Vulkan Teide empor. Klaus genießt diesen Ausblick, die Alternative zur Hinterhofwohnung in Berlin.
Sein Blick kreuzt Esmeralda, die neue Kollegin, eine Biologiestudentin in ihren Semesterferien. Die Südländerin lehnt an einer Palme. Über einem Sprachcomputer der neuesten Generation, welcher ihren Kopf wie eine Krone ziert und ihre Gedanken wie ein EEG liest, kann sie kommunizieren. Die Spanierin ist eigentlich stumm und muss nicht einmal ihren Mund aufmachen, während sie spricht.
Lästige Mücken umschwirren den Berliner schon seit zehn Tagen in Scharen und stechen ihn. Das schafft ihn und er fragt sich, was Esmeralda geleistet hat. Er schaut sich das Feld genauer an. Es ist kurz vor Feierabend und sie hat keinen Finger gerührt. Klaus ist verärgert. Obwohl die Südländerin einen Kopf kleiner ist als Klaus, wirkt sie auf ihn beängstigend, da sie nie Emotionen im Gesicht zeigt. Weil sie mit ihren dunkelbraunen Locken auch hübsch ist, wirkt sie auf Klaus eher anziehend.

 Ambivalenzen sind spannend. Du baust hier eine auf. Allerdings überzeugt sie mich noch nicht richtig. Hast du schon einmal versucht, anstatt von "außen" von "innen" zu schreiben? Also eine Art Gedankenstimme anzuwerfen, welche der Held hat. Also lauter kurze Sätze, was der Protagonist denkt. So ließen sich die Ambivalenzen viel deutlicher zeigen - und der Leser würde viel mehr in die Geschichte hineingezogen

Klaus bittet sie freundliche: „Esmeralda, es wäre schön, wenn du mir helfen würdest. Mir machen die Mücken zu schaffen.“
Aus ihrem Headset klingt es blechern: „Du hältst Artemisia in Händen.“
„Ja, und?“
„Das sollst du nicht ausreißen, weil es ein Heilkraut ist!“
Dieser Ratschlag kommt für Klaus überraschend. Er entgegnet: „Wow, da hast du aber gut aufgepasst. Danke.“
„Warum hast du mich nicht früher gefragt? Dann würde das Artemisia noch wachsen.“

Ist Artemesia nicht ein gefährliches Unkraut, das massive Allergien auslöst?

Klaus erkennt, dass Esmeralda sich mit ihrem Charme aus der Arbeit raus geredet hat. Einen weiteren Versuch ihn für die Arbeit zu begeistern, startet er dennoch.
Er deutet auf einen fünf Schritte entfernt Stein: „Siehst du diese Kanarieneidechse da?“
„Ja“
„Ok. Schau auf meine Hand!“
Er hebt einen Stein auf und wirft ihn auf die Echse. Sie ist tot.

Um mehr Spannung zu erzeugen, könntest du hier mehr beschreiben, was geschieht. z.B. : Der Stein flog durch die Luft ...

Esmeralda schlägt mit ihrer geballten Faust dem Hünen

Hüne ist ein sehr altertümlicher Begriff. Ich würde eher bei Klaus bleiben.

 ins Gesicht, welcher taumelnd umfällt. So viel Kraft hätte man von ihr nicht erwartet. Er wischt sich das Blut von der Nase und schreit: „Verrückt geworden?“
„Wie lange ermordest du schon diese Tiere, du Affe?“
Um sich Ärger zu ersparen, sagt Klaus: „Ich habe heute angefangen….“
Esmeralda greift ins Feld und hebt einen anderen Echsenkadaver hoch: „Das glaube ich dir nicht. Schau, wie verrottet dieses Tier hier ist. Dein Morden begehst du mit Sicherheit schon seit Wochen!“
„Das war jemand anderes…“
„Quatsch nicht! Es gibt nur deine und meine Fußabdrücke in der Erde.“
„Esmeralda. Das Töten von Schädlingen gehört zum Landleben dazu.“
„Mit dem Mord an den Echsen bringst du das Gleichgewicht der Natur durcheinander. Ohne Echsen werden die Mücken nicht gefressen und Mücken übertragen hier, in den Subtropen, sehr gefährliche Krankheiten. Es schadet letztlich uns selbst.“
Ihr Verhalten erinnert den Berliner an radikale Weltverbesserer, die behaupten, etwas sei rassistisch oder sexistisch. Diese gescheiterten Studenten aus der linken Szene ziehen Klaus seiner Meinung nach immer fadenscheinige Begründungen zu Rate, um das eigene, sozial auffällige Verhalten zu rechtfertigen. Er bleibt daher sachlich: „Abwarten, Esmeralda! Erst einmal sollten wir uns vergewissern, ob die Mücken tatsächlich mehr geworden sind.“
Esmeralda deutet auf das Wasserreservoir für die Bewässerung des Feldes und sagt: „Solange wie die Echsen schon tot sind, brüten die Mücken dort oben und vielleicht bist du schon vor einer Woche gestochen worden. Die Inkubationszeit könnte schon rum

Sprache: "rum" klingt im Vergleich zu den anderen Worten nicht passend. Sicher, die Figuren können alles mögliche sagen, können im Dialekt sprechen, oder, oder, oder ... trotzdem passt das Wort für mich nicht so richtig zum Ton von Esmeralda

sein. Dann bricht bei dir vielleicht schon morgen die Krankheit aus.“
Klaus sagt: „Ich habe noch nie von etwas Vergleichbarem auf Teneriffa gehört. Ich werde die anderen Freiwilligen fragen.“
Esmeralda sagt noch, bevor sie geht: „Du wirst sehen, was passiert, wenn du weiter mordest. Der grüne Drache wird wütend sein.“
Ein grüner Drache. Das klingt geheimnisvoll. Ein Übersetzungsfehler ihres Headsets? Ihr Glaube? Egal. Niemand zwingt ihn, sich mit ihr herum zu schlagen.
Er geht ins Gemeinschaftshaus. Bis auf Denis, der an dem Abend nicht da ist, ist Klaus sonst von neuangekommenen Freiwilligen umgeben, mit denen er Skat drischt. Zwei von ihnen sind Aadil und Jenny. Sie haben alle noch keine Ahnung von Permakultur und von Mücken übertragbaren Krankheiten.
Klaus geht schlafen.
Als das leckere Frühstück serviert wird, reibt sich Klaus seinen Bauch, weil ihm übel ist. Könnte Klaus sich tatsächlich infiziert haben?

Bei Schmerzen würde ich mir eher am Bauch "halten", nicht ihn reiben. Eine Anmerkung zum Stil: was ist ein leckeres Frühstück? Beschreibe es - und beschreibe seinen schmerzenden Bauch und seine Gedanken dabei.

„Ach“, denkt er sich. „Ich glaub, ich trinke erst einmal viel Wasser – ein altes Hausmittel gegen Übelkeit. Dann geht es hoffentlich vorbei. Man muss ja nicht gleich, wie Esmeralda, den Teufel an die Wand malen.“
Nachdem Klaus frisches Wasser getrunken hat, geht er zur Arbeit ins Gewächshaus.
Die Mücken hingegen haben sich vermehrt und Klaus ist verzweifelt, als er sie jagt. Als die Anderen zum Abendessen laufen und Denis an Klaus vorbeigeht, muss der Alt-Punk am Wegesrand erbrechen.
Er knurrt: „Esmeralda meint, du bist wegen dem töten der Echsen an der Mückenplage verantwortlich. Ich will hoffen, dass wir von Malaria verschont bleiben.“
„Malaria? Und ich bin dafür verantwortlich?“
Denis humpelt schweigend in Richtung Gemeinschaftshaus.
Klaus muss sich im Gewächshaus auf die Couch setzen, weil ihn die Mückenjagd erschöpft. Dann muss auch er erbrechen. Er hofft immer noch, dass es ihm nach einer Weile besser geht.
Die Spanierin kommt ins Gewächshaus zurück und stellt sich vor Klaus seine Couch und sagt: „Ich habe mitbekommen, dass es Denis schlecht geht. Krankheiten sind ausgebrochen, wie ich es vorhergesagt hatte.“
Klaus sagt: „Ich erfahre diesen Zusammenhang gerade am eigenen Leib, kannst du mir irgendwie helfen?“
Sie hat eine freudige Körperhaltung und aus dem Sprachcomputer blechert es: „So, du siehst also deine Fehler ein. Jetzt ist der grüne Drache nicht mehr wütend. Er wird dich heilen. Er wird auch die Mücken restlos beseitigen.“
„Wie bitte? Was ist der grüne Drache? Eine Unterart der Kanarienechse?“
Sie geht dicht an sein Ohr und flüstert: „Höre auf alle meine Ratschläge.“
„Aber schlag´ mich nicht!“
„Ich gebe jedem eins auf die Mütze, wenn mir was nicht passt. Ich kann nicht anders.“
Klaus hat keine Einwände mehr. Soll sie doch diesen Drachen holen.
Er erwidert: „Ich werde auf alle deine Ratschläge hören.“
Esmeralda sagt auch diesmal: „Bravo“.
Klaus fragt: „Wo ist der grüne Drache?“
Esmeralda erwidert schmunzelnd: „Du sitzt vor ihm!“
„Du?“
Sie blickt zur Tür, welche sich daraufhin wie durch Geisterhand schließt.
Dann sagt sie: „Ich komme aus einem unterirdischen Reich namens `Lacanda`. Dort lebt meine Spezies seit Millionen von Jahren. Was du von mir gerade siehst, mein menschlicher Körper, ist nur ein Anzug.“

Es ist eine Information, die Esmeralda an dieser Stelle weitergibt. Aber ist es wirklich das, was sie sagen will? Spannender wäre es, wenn du ihr Wesen nicht "erklärst", sondern "zeigst", wie in den Zeilen, die jetzt folgen.

„Ein Anzug?“
„Ich weiß, wie gefährlich es auf der Oberfläche ist.“
Daraufhin schließt Esmeralda die Augen. Die Haut, welche ihren Kopf umgibt, wird mit den Haaren in das Headset hinein gesogen. Ein schwarzgrün schimmernder Reptilienkopf kommt zum Vorschein. Klaus wird käsebleich. Er schreit: „Wie kann das sein? Träume ich?“
Ihre Smaragdaugen sehen ihn wieder an und die blecherne Stimme schnarrt: „Keine Angst. Das ist nur mein wahres Ich. Ich werde dir nichts tun.“
Klaus erschreckt, als ein langes Etwas, einer Zunge ähnlich, wie ein Gummiband aus dem Maul des Drachen heraus schießt. Das Etwas verformt sich über seinem Bett

Moment: Wo kommt hier ein Bett her? Vorher saß er noch auf einer Couch.

zu einem Kringel, an welchem die lästigen Insekten kleben bleiben. Dann schnalzt das Etwas in das Maul des Drachens zurück. Kaugeräusche.
Der schwitzende Klaus glaubt, er ist endgültig verrückt geworden. Er legt die Decke beiseite und will aufstehen, um in das Gemeinschaftshaus zu flüchten.
Doch Esmeralda nimmt wieder ihre Menschform an und drückt ihn runter auf das Bett: „Du hast Malaria, Klaus. Leg´ dich hin. Ich bringe dir einen heilsamen Tee!“
Der Berliner hört Schritte. Jenny und Aadil kommen in die Höhle.
Klaus ist außer Atem und schreit: „Rettet euch, so schnell ihr könnt! Esmeralda ist ein Monster! Sie kann ihre Haut ausziehen wie eine Maske! Rettet euch vor ihrer Zunge!“
Jenny meint kritisch: „Mein Lieber, das glaube ich dir erst, wenn ich es gesehen habe. Gefährliches tut Esmeralda schon mal nicht. Sie bringt dir gerade einen Tee!“
Esmeralda aber sagt: „Ich hatte ein Monster gesehen, aber nicht hier! “
Die Engländerin ist schockiert: „Meine Liebe, wo und wann hast du es gesehen?“
„In meinen Fiberträumen. Klaus hat auch Fiberträume – er hat Malaria! Da sieht man die komischsten Dinge.“
Aadil erschreckt sich und sagt zu Esmeralda: „Du musst ganz schnell etwas gegen die Malaria tun, sonst ist es unheilbar! Das ist ein sehr ernstes Problem bei uns in Afrika.“
Die Spanierin legt ihre Hand auf Aadils Schulter: „Keine Sorge. Die Krankheit ist noch im Anfangsstadium. Klaus wird schon überleben.“
Esmeralda reicht die Schale an Klaus seinen Mund. Er trinkt ergiebig.

Wie trinkt man ergiebig? Beschreibe: Er trinkt die Schale leer...

Esmeralda ergänzt: „Was Klaus da trinkt, ist Artemisia. Es wächst hier überall. Ich rate euch, davon zu trinken, falls ihr auch gestochen wurdet!“
Denis schlurft mit einem Werkzeugkoffer in die Höhle und sagt: „Artemisia-Tee! Eine gute Idee! Damit niemand mehr auf die blöde Idee kommt, Echsen zu töten, bin ich gekommen um mit euch den Salat einzuzäunen.“
Klaus beobachtet, wie die Anderen raus gehen und vor der Höhle die Nutzpflanzen einzäunen.
Denis erklärt: „Wir machen das, damit die Pflanzen nicht von den wiederkehrenden Eidechsen gefressen werden. So geht Permakultur!“
Klaus hat dazu gelernt. Für ein Monster ist Esmeralda ziemlich weise.
Oder, sollte sich die Frage stellen, wer hier wirklich das Monster war? ENDE


Mein erster Eindruck beim Lesen:
Deiner Geschichte fehlt ein erzählerischer Ton. Sie hat viel zu viele Info-Teile und wirkt dadurch oft steif. Dadurch bleibt sie hölzern, obwohl der Kern-Konflikt zwischen Klaus und Esmeralda durchaus spannend sein könnte und auch die philosophische Frage am Schluss, wer eigentlich das Monster ist, etwas hat, dem sich lohnt, nachzugehen.

Nun zu deinen Fragen

Sind euch Logiklöcher aufgefallen?
Im hinteren Teil der Geschichte liegt Klaus auf einmal mit Decke im Bett, obwohl er zuvor noch auf einer Couch saß. Auch wäre es spannender das "Unkraut" am Anfang ohne Namen zu lassen und es nur zu beschreiben: grüne, längliche Stengel ... um es dann am Ende als Heilmittel gegen Malaria aus dem Hut zu zaubern.

Ist der Text spannend geschrieben?

Leider nein. Er wirkt in weiten Teilen hölzern.  Helfen, den Text spannender zu machen, könnte dir ein erzählerischer, beschreibender Ton. Gehe mit den Augen von Klaus durch die Geschichte und beschreibe in kurzen, knappen Sätzen, was er sieht oder denkt.

Ist das Thema /die Pointe klar erkennbar?

Ja, die Pointe kommt rüber, du musst aber aufpassen, dass du sie nicht zu sehr auswalzt, sonst wird die Geschichte leicht zu moralisch.

Mit welcher Person identifiziert ihr euch am ehesten?

Klaus ist die Figur, welche die Geschichte trägt. Wir sehen die Geschichte durch seine Augen. Aber durch den "Info-Stil" fällt es schwer, sich tiefer mit ihm zu identifizieren.

Wirkt Esmeralda auf euch sympathisch?

Nein. Aber das muss sie auch nicht. Aber sie ist faszinierend. Sie trägt die Geschichte, weil sie ein Geheimnis hat. Und sie ist ein wunderbarer Gegenpol zu Klaus.

Wirken die Personen meiner Erzählung zu „kalt“?

Nein, aber es fällt einem schwer, sich mit ihnen zu identifizieren. Versuche die Personen mehr zu beschreiben: Wie sehen sie aus? Was tun sie? Was denkt Klaus über Esmeralda? ... so werden die Personen lebendiger.

Und zur Schlussfrage:
Nein, es kommt überraschend, dass Esmeralda der grüne Drache ist. Allerdings vergibst du in der aktuellen Fassung viel von der Geschichte, weil du nicht erzählst, wie Klaus nach und nach unter Schrecken erkennt, wer ihm hier wirklich gegenüber steht.


PPS: Ich habe nun die anderen Röstungen und auch deine zweite Geschichte gelesen. Es wäre für mich hilfreich gewesen, wenn du am Anfang auf die zweite Geschichte hingewiesen hättest, dann hätte ich gleich mit der zweiten Geschichte begonnen. Sie hat im Vergleich zur ersten Geschichte deutlich gewonnen, weist aber noch immer viele sprachliche Schwächen auf. Da du aber bereits eine dritte Überarbeitung vorgenommen hast, verzichte ich an dieser Stelle auf Kommentare zu ihr.
« Letzte Änderung: 30 October 2020, 17:52:17 von Paul »
"Es ist besser, einige der Fragen zu kennen, als alle Antworten." (James Thurber)

The_Reptilian

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Re: Der grüne Drache
« Antwort #18 am: 31 October 2020, 22:09:22 »
Hallo Paul,

danke, dass du meiner Geschichte so viel Aufmerksamkeit widmetest. Seit ich die Geschichte hier das erste Mal veröffentlichte, ist viel Zeit über den Jordan gegangen und ich habe auf Basis der Verbesserungen hier und Suchmaschinen meinen Schreibstil verbessert.
Danke noch mal allen dafür.

Bevor man meine Geschichte weiter unten liest, hier einige Anmerkungen:
Ich hoffe, dass man jetzt alles besser aus Klaus seiner Perspektive sieht und mit ihm leiden kann, wie er von Esmeralda geröstet wird :voodoo: und ihm nach und nach langsam bewusst wird, dass sie ein  :schnaub: ist.
Ich habe das mit dem Artemisia am Anfang der Geschichte drin gelassen, weil Esmeralda es explizit erwähnen muss, um zu zeigen, dass sie Biologin ist, damit sie im Disput mit Klaus gewinnt.


Zu PPS: Ich kenne es aus einem anderen Forum so, dass man eigene Beiträge, auf die schon jemand geantwortet hatte, nicht nachträglich ändern kann. Sorry, war eine Marotte von mir. Jetzt steht dick ein Warnhinweis am Anfang.



Der grüne Drache                           

„Mistvieh!“
Während der hoch gewachsene Klaus das Salatfeld des „Harmoniehofs“ jätete, war er unzähligen Mücken ausgesetzt, die sogar seine Jeans durchstachen. Ein landwirtschaftliches Sabbatical auf Teneriffa als willkommene Abwechslung zur Informatik! Was für eine blöde Idee! In der schwül-warmen Hitze wedelte er hilflos mit seinem Strohhut.
Er sah zum Gebirge im Zentrum der Insel, wo im Abendrot der schneebedeckte Gipfel des Teide die Tannenwälder überragte. Dort war es sicher schön kühl! Sein Blick streifte dabei seine neue Kollegin, die stumme Esmeralda.
Die Südländerin in ihrem weißen Kaftan spazierte mit verschränkten Armen auf dem Salatfeld herum und drehte hin und wieder mit ihren schlanken Fingern an ihren Locken. Verstand sie nicht, dass sie ihm beim Jäten helfen sollte und wünschte sie sich nicht auch, wie alle auf dieser Finca, in einem friedlichen Miteinander zu leben? Begeistert war Klaus nicht. Zudem hatte sie ein merkwürdiges Gesicht, völlig glatt und emotionslos.

Die Spanierin mit den smaragdgrünen Augen erwiderte seinen Blick und blieb stehen. Ihr Körper wirkte angespannt, ihre rechte Faust war geballt. Was war mit ihr los? Was für ein merkwürdiges Ding sie auch noch da auf dem Kopf hatte. Fast wie eine große Haarspange, die ihr Haar nach hinten machte. Für ihn sah das nicht aus wie der tragbare Sprachcomputer, der es sein sollte.
„Hey, Prinzessin. Ich schufte mir einen ab! Pack mal mit an!“
Sie antwortete, ohne den Mund zu öffnen. Aus einem Lautsprecher ertönte blechern: „Du bist Klaus, richtig?“
Klaus nickte.
„Du bist fleißig, aber ohne Hirn!“
„Ohne Hirn?“
„Du hast das ganze Artemisia ausgerissen.“ Ihre Hand zeigte auf das frische Kraut am Boden.
„Für mich ist das Unkraut.“
„Klaus. Wir machen Permakultur. Wenn wir etwas jäten, nehmen wir nur weg, was zu viel ist.“
„Prinzesschen, ich bin seit zwei Wochen hier. Ich weiß mittlerweile, was ich ausreißen darf!“
„Ich als Biologin sage dir, dass Artemisia ein Heilkraut ist.“
„Und das sagst du mir erst jetzt, wo ich schon das halbe Feld ausgerissen habe?“
„Ich war mit Anderem beschäftigt!“ Esmeraldas blecherne Stimme klang wehmütig.
Sie beugte sich kurz, um den Kadaver einer Kanarienechse hoch zu heben. „Ich habe recherchiert, wer für die vielen Leichen auf den Feldern verantwortlich ist.“
„Also, ich war das nicht!“
Esmeralda schlug mit ihrer Faust Klaus ins Gesicht, welcher taumelnd umfiel. Er war auf einen solch kräftigen Schlag von dieser kleinen Frau nicht vorbereitet.
„Verrückt geworden?“, schrie er, und er wischte sich das Blut von der Nase.
Ihre Haarspange blecherte: „Wie lange ermordest du schon diese Echsen, du Affe?“
„Wieso denkst du, dass ich es war?“
„Es gibt nur deine und meine Fußabdrücke in der Erde, auch, wo du noch nicht gejätet hast. Das Verfallsstadium der Leichen sagt mir, dass du diese Wesen seit Wochen ermordest!“
„Esmeralda. Diese Viecher fressen die Jungpflanzen.“
„Mit deinen Morden bringst du das Gleichgewicht der Natur durcheinander, was auch dir schaden wird. Hüte dich vor dem grünen Drachen.“
„Was meinst du damit?“
Sie hatte sich bereits auf den Weg gemacht und Klaus verwarf sein Vorhaben, diese aggressive Frau weiter auszufragen. Er blickte aufs Gemeinschaftshaus. Es gab ja noch andere Leute hier. Esmeraldas´ Wutausbruch verschwieg Klaus besser. Es wäre ihm peinlich, wenn rauskäme, dass eine Frau ihn nieder gestreckt hatte. Über den grünen Drachen aber wollte er mehr wissen.
Jenny Wu aus Hong Kong mit ihrem kulturellen Hintergrund wusste Bescheid. „In der chinesischen Mythologie beschützt der grüne Drache die Natur vor Verwüstung.“
„Hat das was mit Permakultur zu tun?“
„Naturschutz ist ganzheitlich, so wie Permakultur.“
Der Übergang vom mythologischen Drachen zur Permakultur machte Klaus nachdenklich, weil Permakultur funktionierte, der Hof war profitabel.
Doch wie beschützte der Drache die Natur? Gähnend fragte er sich, ob der Drache etwas mit den Echsen zu tun hatte. Er legte sich schlafen.

Am nächsten Tag regnete es in Strömen. Die Mücken waren überall. Auch im Gemeinschaftshaus, wo das Frühstück serviert wurde. Klaus hielt sich seinen Bauch. Ihm war übel. Ein zischender Atem bließ ihm in den Nacken. Sein Arm zuckte schützend auf, weil Esmeralda direkt neben ihm saß. Noch nie hatte er einen Menschen so atmen hören.
„Morgen, Klaus. Du siehst blass aus. Soll ich dir sagen, woher das kommt?“
Die Spanierin las seine ratlose Mimik und deutete aus dem Fenster auf ein Wasserreservoir: „Deine Übelkeit kommt von den Moskitos dort.“
„Von einem Mückenstich?“
„Ein paar Wochen nach dem Stich bricht eine Krankheit aus.“
„Hab … Habe ich jetzt Malaria, oder so?“, stotterte Klaus schockiert.
„Gut möglich“
Jenny zog die Augenbrauen hoch. „Ist das ansteckend?“
„Nein. Aber die Echsen, welche diese Mücken fressen, hat Klaus innerhalb von zwei Wochen getötet!“
Klaus meinte fast so etwas wie Genugtuung in Esmeraldas zischelnder Stimme zu hören.
„Ach, deswegen leben die ganzen Jungpflanzen noch“, ließ Denis, der Hofälteste, vernehmen. „Gut, zäunen wir das Beet endlich ...“
Ohne Denis ausreden zu lassen, sprang Klaus auf und fing an, Jagd nach Mücken zu machen. Er wollte nicht dafür verantwortlich sein, wenn alle an Malaria erkranken, weshalb er so schnell wie möglich handelte, während er gegen Schmerzen in seinem Magen ankämpfte. Überall sah man ihn in den folgenden Stunden mit einer Fliegenklatsche auf Gegenstände eindreschen.
Als alle Anderen ins Gemeinschaftshaus zum Mittagsessen gingen, kapitulierte Klaus im Gewächshaus vor der Mücken-Übermacht. Er sackte auf der Couch zusammen. Er wollte nur ein Bisschen Ruhe.

Daraus wurde nichts. Esmeralda blickte auf ihn herab und setzte sich. Ihr Schritt, war derart lautlos, ein Killer hätte sich nicht besser nähern können. War sie wirklich nur Biologin?
Klaus hielt es daher für eine gute Idee, sich mit dieser unheimlichen Person gut zu stellen. Er meinte zerknirscht: „Ich glaube, es war keine gute Idee, die Echsen zu töten.“
Esmeralda hob ihren Daumen. „Du scheinst es verstanden zu haben und bist auf dem richtigen Weg“, begann sie mit sanfter Stimme: „Deshalb wird der grüne Drache die Mücken restlos beseitigen.“
„Was hat es damit auf sich?“
Sie senkte den Kopf, nahm einen tiefen Luftzug und blickte anschließend Richtung Tür, die mit einem lauten Knall ins Schloss fiel, so dass Klaus zusammenschrak.
„Kommt jetzt der grüne Drache?“
„Er ist bereits hier!“
Klaus sah sie ungläubig an.
„Du hast die Ehre, eine stolze Bewohnerin des unterirdischen Reiches  `Lacanda` sehen zu dürfen.“
Während sie sprach, zog sich ihre Gesichtshaut mitsamt den Haaren in die „Haarspange“ zurück. Als sich ihr weites, mit scharfen Backenzähnen besetztes Maul öffnete, flackerten in Klaus Fragmente von Gemälden seiner Oma auf, wo Menschen vom Satan in Krokodilform zerfleischt wurden.
„Ich will nicht in die Hölle!“ schrie er in Todesangst.
Ihre Augen jedoch sahen über ihn hinweg. Er fiel vor Schreck von der Couch, als aus dem Maul des Ungeheuers ein langes Etwas, einer Zunge ähnlich, herausschoss. Das Etwas verformte sich über ihm zu einem Kringel, an welchem die lästigen Insekten kleben blieben. Dann schnalzte es in das Maul  zurück und schluckte die Mücken hinunter.
Panisch robbte Klaus zum Ausgang. Er schaute auf Esmeralda zurück, welche ihre Menschenform wieder annahm und  ihre rechte Hand nach ihm aussteckte. Mit einem Ruck stand er auf und kollidierte mit der reinkommenden Jenny.  „Klaus, was ist los?“
„E … Esmeralda ist der Satan, der sich unter einer Menschenhaut versteckt!“
„Unsere temperamentvolle Esmeralda fährt öfters mal aus der Haut“, kicherte Jenny.
„Sie ist wirklich ...“
Weil Esmeralda an die beiden herantrat, packte Klaus Jenny und rannte mit ihr in die nahe Höhle. Nachdem er das schwere Eisentor zuschlug, sprach Esmeralda mit ruhiger Stimme. „Klaus, du hast Malaria, was bekannt ist für fiebrige, halluzinative Delirium-Momente.“
Jenny hielt ihrem Retter eine Thermokanne hin. „Nach dem Frühstück hatten wir uns beraten, was wir am besten machen können. Wir fanden im Artemisia-Tee ein Vorsorgemittel gegen Malaria. Ich denke, du hast es gerade am Nötigsten.“
„Jenny, merkst du, was hier gerade los ist?“, fragte Klaus entsetzt. „Da draußen  ist der Satan!“
„Esmeralda, hier ist Jenny“, sprach sie durch die Tür: „Nimms mir nicht übel, aber damit er runter kommt, solltest du gehen!“
„In Ordnung“, ließ die Spanierin verlauten und ihr zischender Atem verklang in der Ferne.

Der Schock war am nächsten Tag verklungen, aber Klaus blieb skeptisch. Hatten seine Sinne ihm wirklich einen Streich gespielt? Wenigstens zeigte das Artemisia rasch Wirkung und er vergegenwärtigte sich, dass er erst die Pflanze zerstörte, die ihm später heilte. Beim Jäten ließ er sich von ihr weitere Kräuter auf dem Salatfeld zeigen, welche sein anfängliches Auge übersehen hatten, bis zu seinem letzten Tag auf Teneriffa, wo er zum Flughafen lief. Er hörte ein Zischen im Gebüsch. Esmeralda verschlang einen ganzen Hasen am Stück und winkte.
Klaus war jetzt klar, jederzeit könnte ein grüner Drache auftauchen.

Liebe Grüße, Max
« Letzte Änderung: 31 October 2020, 22:14:21 von The_Reptilian »
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Re: Der grüne Drache
« Antwort #19 am: 01 November 2020, 13:43:01 »
Lieber Reptilian,

ich mach hier zu. Und bitte dich, für den neuen Text einen neuen Thread zu eröffnen, wie es unsere Regeln besagen. Sonst wird das hier einfach arg übersichtlich. Bitte beim nächsten mal daran denken: Überarbeitungen sind okay, aber gehören dann in einen neuen Thread (es sei denn, es handelt sich um mini-Sequenzen). So sehen dann auch alle, dass es neues Röstgut gibt und nicht eine laufende Diskussion in einem bekannten Thread.

Viele Grüße
merin
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.