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Der grüne Drache
The_Reptilian:
ACHTUNG: Die letzte Version der Geschichte ist am Ende dieses Threads, bitte da lesen.
Hallo, Federteufel,
ich habe wegen zig vorangegangen Recherchen und Überarbeitungen lange gebraucht, bis ich endlich einen Text fertigschreiben konnte.
Ich habe irgendwo geschrieben, dass ich seit 20 Jahren schreibe. Das ist mit großer Vorsicht zu genießen, weil ich in der Zeit mich größtenteils nicht weiter entwicklet hatte und es große Pausen gab.
Weil es mein erster Text hier ist, sollte er besser nicht ins Höllenfenster.
Hier vorab meine Fragen:
Sind euch Logiklöcher aufgefallen?
Ist der Text spannend geschrieben?
Ist das Thema /die Pointe klar erkennbar?
Mit welcher Person identifiziert ihr euch am ehesten?
Wirkt Esmeralda auf euch sympathisch?
Wirken die Personen meiner Erzählung zu „kalt“?
Ihr könnt mich gerne auf Rechtschreib- und Grammatikfehler hinweisen.
Ich will letztlich mit einem Comic aufklären und die Verbreitung von Malaria stoppen, so ganz aus Eigeninitiative, ohne an irgendeiner Ausschreibung beteiligt zu sein.
Weil dies eine Kurzgeschichte ist, hoffe ich, dass für mich bis zu 20.000 Zeichen inkl. Leerzeichen gelten.
Ich hoffe, das wirklich nicht allzu ermüdend.
Und, auch, wenn es wie eine irdische Geschichte erst einmal wirkt, ist es eine Phantasiegeschichte.
Zielgruppe:
Naturfreunde, Grüne, Animisten, Verschwörungstheoretiker, sozial benachteiligte Menschen, Philosophen.
Thema: Soziale Gerechtigkeit
Genre: Thriller, Science-Fiction
Pointe: Dass alles in der Natur untereinander aufeinander angewiesen ist, auch die Menschen.
Ein-Satz-Zusammenfassung:
Ein Informatiker bekommt vor Augen geführt, wie natürliche Ökosysteme und Kreisläufe in der Natur funktionieren.
Klappentext:
Klaus, ein Berliner Informatiker, belegt auf Teneriffa ein Seminar in Permakultur und befolgt der Einfachheit halber nicht immer das empfohlene, nachhaltige Konzept der alternativen Landwirtschaft. Er bekommt Häme von seiner Kollegin Esmeralda, welche der Meinung ist, dass Klaus die Natur aus dem Gleichgewicht bringe und dem Menschen selbst schade.
Er ist von ihrer Meinung nicht überzeugt. Bei der nächsten Katastrophe aber muss er aktiv handeln… Hat er damit Erfolg?
Kurzgeschichte: Der grüne Drache
In Zeiten, wo der Mensch immer ökologischer denkt und auf Elektroautos zurückgreift, wird Permakultur populär. Sie ist ein nachhaltiges Konzept für Landwirtschaft, womit natürliche Ökosysteme und Kreisläufe nachgeahmt werden. Klaus, ein 29-jähriger Berliner Informatiker, belegt als Freiwilliger ein Seminar auf einer Öko-Finca im feuchten Norden Teneriffas. Diese Finca ist einem internationalen Netzwerk zugeordnet und Verkehrssprache ist Englisch. Unter der brütend heißen Sonne jätet er Unkraut von Hand auf einem Salatfeld.
Klaus hebt seinen Strohhut, um zur Abwechslung die Aussicht auf das Inselinnere zu genießen. Die blauen Augen des Blondhaarigen erblicken ein tannenbedecktes Gebirge im Zentrum der Insel. Dahinter ragt der mit Schnee bedeckte Vulkan Teide empor. Klaus genießt diesen Ausblick, die Alternative zur Hinterhofwohnung in Berlin.
Sein Blick kreuzt Esmeralda, die neue Kollegin, eine Biologiestudentin in ihren Semesterferien. Die Südländerin lehnt an einer Palme. Über einem Sprachcomputer der neuesten Generation, welcher ihren Kopf wie eine Krone ziert und ihre Gedanken wie ein EEG liest, kann sie kommunizieren. Die Spanierin ist eigentlich stumm und muss nicht einmal ihren Mund aufmachen, während sie spricht.
Lästige Mücken umschwirren den Berliner schon seit zehn Tagen in Scharen und stechen ihn. Das schafft ihn und er fragt sich, was Esmeralda geleistet hat. Er schaut sich das Feld genauer an. Es ist kurz vor Feierabend und sie hat keinen Finger gerührt. Klaus ist verärgert. Obwohl die Südländerin einen Kopf kleiner ist als Klaus, wirkt sie auf ihn beängstigend, da sie nie Emotionen im Gesicht zeigt. Weil sie mit ihren dunkelbraunen Locken auch hübsch ist, wirkt sie auf Klaus eher anziehend.
Klaus bittet sie freundliche: „Esmeralda, es wäre schön, wenn du mir helfen würdest. Mir machen die Mücken zu schaffen.“
Aus ihrem Headset klingt es blechern: „Du hältst Artemisia in Händen.“
„Ja, und?“
„Das sollst du nicht ausreißen, weil es ein Heilkraut ist!“
Dieser Ratschlag kommt für Klaus überraschend. Er entgegnet: „Wow, da hast du aber gut aufgepasst. Danke.“
„Warum hast du mich nicht früher gefragt? Dann würde das Artemisia noch wachsen.“
Klaus erkennt, dass Esmeralda sich mit ihrem Charme aus der Arbeit raus geredet hat. Einen weiteren Versuch ihn für die Arbeit zu begeistern, startet er dennoch.
Er deutet auf einen fünf Schritte entfernt Stein: „Siehst du diese Kanarieneidechse da?“
„Ja“
„Ok. Schau auf meine Hand!“
Er hebt einen Stein auf und wirft ihn auf die Echse. Sie ist tot.
Esmeralda schlägt mit ihrer geballten Faust dem Hünen ins Gesicht, welcher taumelnd umfällt. So viel Kraft hätte man von ihr nicht erwartet. Er wischt sich das Blut von der Nase und schreit: „Verrückt geworden?“
„Wie lange ermordest du schon diese Tiere, du Affe?“
Um sich Ärger zu ersparen, sagt Klaus: „Ich habe heute angefangen….“
Esmeralda greift ins Feld und hebt einen anderen Echsenkadaver hoch: „Das glaube ich dir nicht. Schau, wie verrottet dieses Tier hier ist. Dein Morden begehst du mit Sicherheit schon seit Wochen!“
„Das war jemand anderes…“
„Quatsch nicht! Es gibt nur deine und meine Fußabdrücke in der Erde.“
„Esmeralda. Das Töten von Schädlingen gehört zum Landleben dazu.“
„Mit dem Mord an den Echsen bringst du das Gleichgewicht der Natur durcheinander. Ohne Echsen werden die Mücken nicht gefressen und Mücken übertragen hier, in den Subtropen, sehr gefährliche Krankheiten. Es schadet letztlich uns selbst.“
Ihr Verhalten erinnert den Berliner an radikale Weltverbesserer, die behaupten, etwas sei rassistisch oder sexistisch. Diese gescheiterten Studenten aus der linken Szene ziehen Klaus seiner Meinung nach immer fadenscheinige Begründungen zu Rate, um das eigene, sozial auffällige Verhalten zu rechtfertigen. Er bleibt daher sachlich: „Abwarten, Esmeralda! Erst einmal sollten wir uns vergewissern, ob die Mücken tatsächlich mehr geworden sind.“
Esmeralda deutet auf das Wasserreservoir für die Bewässerung des Feldes und sagt: „Solange wie die Echsen schon tot sind, brüten die Mücken dort oben und vielleicht bist du schon vor einer Woche gestochen worden. Die Inkubationszeit könnte schon rum sein. Dann bricht bei dir vielleicht schon morgen die Krankheit aus.“
Klaus sagt: „Ich habe noch nie von etwas Vergleichbarem auf Teneriffa gehört. Ich werde die anderen Freiwilligen fragen.“
Esmeralda sagt noch, bevor sie geht: „Du wirst sehen, was passiert, wenn du weiter mordest. Der grüne Drache wird wütend sein.“
Ein grüner Drache. Das klingt geheimnisvoll. Ein Übersetzungsfehler ihres Headsets? Ihr Glaube? Egal. Niemand zwingt ihn, sich mit ihr herum zu schlagen.
Er geht ins Gemeinschaftshaus. Bis auf Denis, der an dem Abend nicht da ist, ist Klaus sonst von neuangekommenen Freiwilligen umgeben, mit denen er Skat drischt. Zwei von ihnen sind Aadil und Jenny. Sie haben alle noch keine Ahnung von Permakultur und von Mücken übertragbaren Krankheiten.
Klaus geht schlafen.
Als das leckere Frühstück serviert wird, reibt sich Klaus seinen Bauch, weil ihm übel ist. Könnte Klaus sich tatsächlich infiziert haben?
„Ach“, denkt er sich. „Ich glaub, ich trinke erst einmal viel Wasser – ein altes Hausmittel gegen Übelkeit. Dann geht es hoffentlich vorbei. Man muss ja nicht gleich, wie Esmeralda, den Teufel an die Wand malen.“
Nachdem Klaus frisches Wasser getrunken hat, geht er zur Arbeit ins Gewächshaus.
Die Mücken hingegen haben sich vermehrt und Klaus ist verzweifelt, als er sie jagt. Als die Anderen zum Abendessen laufen und Denis an Klaus vorbeigeht, muss der Alt-Punk am Wegesrand erbrechen.
Er knurrt: „Esmeralda meint, du bist wegen dem töten der Echsen an der Mückenplage verantwortlich. Ich will hoffen, dass wir von Malaria verschont bleiben.“
„Malaria? Und ich bin dafür verantwortlich?“
Denis humpelt schweigend in Richtung Gemeinschaftshaus.
Klaus muss sich im Gewächshaus auf die Couch setzen, weil ihn die Mückenjagd erschöpft. Dann muss auch er erbrechen. Er hofft immer noch, dass es ihm nach einer Weile besser geht.
Die Spanierin kommt ins Gewächshaus zurück und stellt sich vor Klaus seine Couch und sagt: „Ich habe mitbekommen, dass es Denis schlecht geht. Krankheiten sind ausgebrochen, wie ich es vorhergesagt hatte.“
Klaus sagt: „Ich erfahre diesen Zusammenhang gerade am eigenen Leib, kannst du mir irgendwie helfen?“
Sie hat eine freudige Körperhaltung und aus dem Sprachcomputer blechert es: „So, du siehst also deine Fehler ein. Jetzt ist der grüne Drache nicht mehr wütend. Er wird dich heilen. Er wird auch die Mücken restlos beseitigen.“
„Wie bitte? Was ist der grüne Drache? Eine Unterart der Kanarienechse?“
Sie geht dicht an sein Ohr und flüstert: „Höre auf alle meine Ratschläge.“
„Aber schlag´ mich nicht!“
„Ich gebe jedem eins auf die Mütze, wenn mir was nicht passt. Ich kann nicht anders.“
Klaus hat keine Einwände mehr. Soll sie doch diesen Drachen holen.
Er erwidert: „Ich werde auf alle deine Ratschläge hören.“
Esmeralda sagt auch diesmal: „Bravo“.
Klaus fragt: „Wo ist der grüne Drache?“
Esmeralda erwidert schmunzelnd: „Du sitzt vor ihm!“
„Du?“
Sie blickt zur Tür, welche sich daraufhin wie durch Geisterhand schließt.
Dann sagt sie: „Ich komme aus einem unterirdischen Reich namens `Lacanda`. Dort lebt meine Spezies seit Millionen von Jahren. Was du von mir gerade siehst, mein menschlicher Körper, ist nur ein Anzug.“
„Ein Anzug?“
„Ich weiß, wie gefährlich es auf der Oberfläche ist.“
Daraufhin schließt Esmeralda die Augen. Die Haut, welche ihren Kopf umgibt, wird mit den Haaren in das Headset hinein gesogen. Ein schwarzgrün schimmernder Reptilienkopf kommt zum Vorschein. Klaus wird käsebleich. Er schreit: „Wie kann das sein? Träume ich?“
Ihre Smaragdaugen sehen ihn wieder an und die blecherne Stimme schnarrt: „Keine Angst. Das ist nur mein wahres Ich. Ich werde dir nichts tun.“
Klaus erschreckt, als ein langes Etwas, einer Zunge ähnlich, wie ein Gummiband aus dem Maul des Drachen heraus schießt. Das Etwas verformt sich über seinem Bett zu einem Kringel, an welchem die lästigen Insekten kleben bleiben. Dann schnalzt das Etwas in das Maul des Drachens zurück. Kaugeräusche.
Der schwitzende Klaus glaubt, er ist endgültig verrückt geworden. Er legt die Decke beiseite und will aufstehen, um in das Gemeinschaftshaus zu flüchten.
Doch Esmeralda nimmt wieder ihre Menschform an und drückt ihn runter auf das Bett: „Du hast Malaria, Klaus. Leg´ dich hin. Ich bringe dir einen heilsamen Tee!“
Der Berliner hört Schritte. Jenny und Aadil kommen in die Höhle.
Klaus ist außer Atem und schreit: „Rettet euch, so schnell ihr könnt! Esmeralda ist ein Monster! Sie kann ihre Haut ausziehen wie eine Maske! Rettet euch vor ihrer Zunge!“
Jenny meint kritisch: „Mein Lieber, das glaube ich dir erst, wenn ich es gesehen habe. Gefährliches tut Esmeralda schon mal nicht. Sie bringt dir gerade einen Tee!“
Esmeralda aber sagt: „Ich hatte ein Monster gesehen, aber nicht hier! “
Die Engländerin ist schockiert: „Meine Liebe, wo und wann hast du es gesehen?“
„In meinen Fiberträumen. Klaus hat auch Fiberträume – er hat Malaria! Da sieht man die komischsten Dinge.“
Aadil erschreckt sich und sagt zu Esmeralda: „Du musst ganz schnell etwas gegen die Malaria tun, sonst ist es unheilbar! Das ist ein sehr ernstes Problem bei uns in Afrika.“
Die Spanierin legt ihre Hand auf Aadils Schulter: „Keine Sorge. Die Krankheit ist noch im Anfangsstadium. Klaus wird schon überleben.“
Esmeralda reicht die Schale an Klaus seinen Mund. Er trinkt ergiebig. Esmeralda ergänzt: „Was Klaus da trinkt, ist Artemisia. Es wächst hier überall. Ich rate euch, davon zu trinken, falls ihr auch gestochen wurdet!“
Denis schlurft mit einem Werkzeugkoffer in die Höhle und sagt: „Artemisia-Tee! Eine gute Idee! Damit niemand mehr auf die blöde Idee kommt, Echsen zu töten, bin ich gekommen um mit euch den Salat einzuzäunen.“
Klaus beobachtet, wie die Anderen raus gehen und vor der Höhle die Nutzpflanzen einzäunen.
Denis erklärt: „Wir machen das, damit die Pflanzen nicht von den wiederkehrenden Eidechsen gefressen werden. So geht Permakultur!“
Klaus hat dazu gelernt. Für ein Monster ist Esmeralda ziemlich weise.
Oder, sollte sich die Frage stellen, wer hier wirklich das Monster war? ENDE
Bitte erst lesen, wenn ihr die Geschichte durch habt:
Habt ihr geahnt, dass Esmeralda der grüne Drache ist?
eska:
Hi Reptilian!
Für einen Einstiegstext ist der hier ganz schön lang. ;)
Du kannst also keine Satz-für-Satz-Röstung erwarten, sorry. Aber ein bisschen was hoffentlich Wegweisendes kann ich schon sagen:
1. In meinen Augen ist dein Text (noch) keine Kurzgeschichte. Das liegt an der Form. Direkter Einstieg in die Handlung bzw. Situation ohne Erklärungen - hast du nicht. Stark verknappte Beschreibungen, am besten nur Andeutungen von Setting und Drumrum - hast du zwischendrin durchaus, aber noch zuviel dazu. Dadurch verliert das Wichtige an Gewicht. Die Pointe (ist ja wohl die Verwandlung von Esmeralda?) kommt zwar überraschend, zumal das Genre Fantasy durch nichts angekündigt war, außer vielleicht dem Titel, beendet aber nicht die Story. Und die schöne Zweideutigkeit des Fiebertraums vom Drachen in Esmeralda verliert sich durch die Diskussion danach.
2. Was Klaus lernt, sollte für den Leser erlebbar werden, ohne dass du es platt aussprechen musst.
--- Zitat ---Klaus musste anerkennen, dass er verkrustete Denkstrukturen hatte, welche beinahe eine Katastrophe auslösten. Er hat wieder dazu gelernt.
--- Ende Zitat ---
Wenn es nur um Methoden der ökologischen Nutzung von Unkräutern und angeblichen Schädlingen geht, ist von vorneherein die Spannung weg, denn das stellst du ja schon am Anfang klar, sie sind bei einem Seminar über Permakultur. Was Klaus über sich erkennt, vielleicht stellvertretend für die meisten (westlichen) Menschen, nämlich ein beurteilendes Denken statt eines beobachtenden, also die Tendenz zu schnellen (zu kurzen) Schlüssen statt der Demut, längere Prozesse verstehen zu lernen, könnte stärker herauskommen, aber implizit in der Handlung, per Szene (show, don't tell).
Schwierig ist auch, dass du zwischen den Zeiten springst.
--- Zitat ---Klaus beobachtet...Jenny lacht...Klaus musste anerkennen
--- Ende Zitat ---
3. Der Konflikt zwischen Klaus und Esmeralda ist etabliert. Von ihrer Seite ist auch ganz klar, warum: Klaus hat keine Ahnung und will sich auch nichts sagen lassen, also haut sie ihm eins auf die Nase. Folgerichtig, wenn auch verblüffend. Und was die Kraft dahinter angeht, ein guter Hinweis auf ihren animalischen/reptiloiden Charakter. (Vielleicht musst du die Frage gar nicht explizit stellen.)
Von seiner Seite gibt es verschiedene mögliche Gründe. 1. Esmeralda ist eine Frau. 2. Sie ist jünger als er. 3. Sie ist hübsch. 4. Sie ist selbstbewusst.
Irgendetwas davon (oder alles zusammen) kratzt empfindlich an seinem Stolz und verhindert, dass er tut, wozu er eigentlich da ist, nämlich lernt. Kannst du festmachen, wo genau sein Problem sitzt? Dürfen Frauen in seinem Weltbild klüger sein als Männer/als er, mehr wissen? Wenn ja, könntest du eine Expertin zu Wort kommen lassen, gegen die er nicht opponiert. Lebt er in einem Autoritätsgefälle zwischen jung und alt? Ist Attraktivität für ihn gleichbedeutend mit Dummheit? (Sieht er sich selbst als wenig attraktiv, aber klug?) Oder geht es um unterdrücktes Begehren? Warum hat er Probleme mit selbstbewusstem Auftreten? Weil es ihm selbst schwer fällt?
Wenn du es hinkriegst, die Ängste und Empfindlichkeiten von Klaus geschickt anzudeuten, die möglichst noch seine Interpretation von Esmeralda als Drachen im Fieber stützen (mir am liebsten ohne Auflösung, was jetzt wahr ist), würde er mir sympathischer. Jetzt agiert ere etwas unreflektiert, ohne dass wir wissen, wieso. Außerdem frage ich mich die ganze Zeit, was er denn bei diesem Seminar überhaupt will. Wozu ist er da? Was motiviert ihn bzw. ist er überhaupt motiviert?
Zu deinen Fragen:
--- Zitat ---Sind euch Logiklöcher aufgefallen?
Ist der Text spannend geschrieben?
Ist das Thema /die Pointe klar erkennbar?
Mit welcher Person identifiziert ihr euch am ehesten?
Wirkt Esmeralda auf euch sympathisch?
Wirken die Personen meiner Erzählung zu „kalt“?
--- Ende Zitat ---
1. Nein, Löcher nicht. Zusammenhänge siehe oben.
2. Spannend wird es durch dramatische Fragen: Was passiert als Nächstes? Wieso tut sie das? Was versteckt er da? Wie soll das klappen? etc. Du könntest durch Weglassen von Erklärungen und stattdessen Andeutungen mehr Spannung reinbringen.
3. Du hast als Thema soziale Gerechtigkeit genannt. Die sehe ich nicht im Fokus. Auch die Bekämpfung von Malaria bzw. ihren Voraussetzungen trifft es für mich nicht wirklich. Geistige Offenheit, Lernbereitschaft, die Notwendigkeit zu mehr Flexibilität... irgendwie so würde ich sagen.
4. Ich übernehme Klaus' Perspektive, weil du mich durch seine Augen sehen lässt, aber identifiziere mich nicht wirklich mit ihm. Immerhin kann ich sein Denken nachvollziehen.
5. Nein. Dass ich sie nur durch Klaus' Augen sehe, ist der eine Grund, der andere ihre fehlende Geduld.
6. Ich hätte sie nicht kalt genannt, Wut z.B. ist eher ein heißes Gefühl, aber sie sind so gar nicht auf Harmonie aus, außer vielleicht Jenny mit ihrem stereotypen 'Ihr Lieben'. Das bleibt wirkungslos. Aber das berührt die Frage nach der Motivation eines jeden dort: Müssen sie keine Gemeinschaft bilden, um sinnvoll zu handeln? Kann jede/r ihr/sein Ding machen?
Und halten die meisten mehr von der Natur als von den Mitmenschen?
I
--- Zitat ---ch will letztlich mit einem Comic aufklären
--- Ende Zitat ---
Wieso Comic???
Ok, ich hoffe, das erschlägt dich nicht gleich.
Und bin gespannt auf weitere Meinungen. ;)
Ciao,
eska
Paradieseule:
Hallo Reptilian,
Vorweg: Ich möchte mich nur auf folgenden Text (exemplarisch) konzentrieren:
--- Zitat ---Diese Finca ist einem internationalen Netzwerk zugeordnet und Verkehrssprache ist Englisch. Unter der brütend heißen Sonne jätet er Unkraut von Hand auf einem Salatfeld.
Klaus hebt seinen Strohhut, um zur Abwechslung die Aussicht auf das Inselinnere zu genießen. Die blauen Augen des Blondhaarigen erblicken ein tannenbedecktes Gebirge im Zentrum der Insel. Dahinter ragt der mit Schnee bedeckte Vulkan Teide empor. Klaus genießt diesen Ausblick, die Alternative zur Hinterhofwohnung in Berlin.
Sein Blick kreuzt Esmeralda, die neue Kollegin, eine Biologiestudentin in ihren Semesterferien. Die Südländerin lehnt an einer Palme. Über einem Sprachcomputer der neuesten Generation, welcher ihren Kopf wie eine Krone ziert und ihre Gedanken wie ein EEG liest, kann sie kommunizieren. Die Spanierin ist eigentlich stumm und muss nicht einmal ihren Mund aufmachen, während sie spricht.
Lästige Mücken umschwirren den Berliner schon seit zehn Tagen in Scharen und stechen ihn. Das schafft ihn und er fragt sich, was Esmeralda geleistet hat. Er schaut sich das Feld genauer an. Es ist kurz vor Feierabend und sie hat keinen Finger gerührt. Klaus ist verärgert.
--- Ende Zitat ---
Du schreibst für mein Empfinden 100% aus der Sicht des Erzählers. Aus meiner eigenen Erfahrung habe ich für mich drei Perspektiven entwickelt, die ich als Autorin beachten möchte:
1.) des Erzählers (der die Geschichte beschreibt)
2.) des Korrektors / Lektors (der auf Rechtschreibung, Wortwiederholung, Logik, usw. prüft.)
3.) des Lesers (der die Geschichte „erfahren“ soll. Dem sich die Geschichte Satz für Satz erschließt. Der Bilder in seinen Kopf aufbaut. .. die du als Autor anleitest.)
Als Lektor falle ich z.B. über:
... und Verkehrssprache ist Englisch. (Ist das wichtig?)
Unter der brütend heißen Sonne jätet er Unkraut von Hand auf einem Salatfeld. (Einem Salatfeld. Lieber dem Salatfeld. Ob es eines oder mehrere gibt, ist nicht wichtig. Die Geschichte spielt auf dem Salatfeld.)
... Sein Blick kreuzt Esmeralda, die neue Kollegin, eine Biologiestudentin in ihren Semesterferien. (Braucht es die neue Kollegin? Wichtig?)
... Die Spanierin ist eigentlich stumm und muss nicht einmal ihren Mund aufmachen, während sie spricht. (Eigentlich stumm? – Entweder ist man stumm oder nicht!)
Die viel wichtigere Perspektive in deiner Geschichte ist für mich, die des Lesers.
(Ich drucke mir gerne meine Geschichte aus und lasse auf der Seite etwas Platz für meine Notizen. Da kann ich mir notieren, was der Leser für Rückschlüsse zieht.)
Beispiel:
Sein Blick kreuzt Esmeralda, die neue Kollegin, eine Biologiestudentin in ihren Semesterferien. (Ah ... da ist noch wer da.)
Die Südländerin lehnt an einer Palme. (Okay.)
Über einem Sprachcomputer der neuesten Generation, welcher ihren Kopf wie eine Krone ziert und ihre Gedanken wie ein EEG liest, kann sie kommunizieren. (Hmm? Wieso hat sie so ein Ding?)
Die Spanierin ist eigentlich stumm und muss nicht einmal ihren Mund aufmachen, während sie spricht. (Ah, die ist stumm. Deshalb der Sprachcomputer.)
Wenn es anderesrum wäre - sind die Bilder/Gedanken des Lesers anders gewichtet.
Sein Blick fällt auf die stumme Esmeralda. (Eine stumme Frau!)
Die Südländerin lehnt an einer Palme und sieht ihm beim Jäten zu. (Ah, die hilft ihm nicht.)
Generell:
Ich würde in dem Text einiges umstellen. z.B. dass Klaus nicht den Strohhut hebt, um die Aussicht zu genießen, sondern weil ihm heiß ist und er sich damit Luft zuwedelt. Vielleicht stützt er einen Arm in die Hüfte, um sich durchzustrecken. Lass ihn wütend werden. Lass es dem Leser spüren, anstatt zu schreiben: „Klaus ist verärgert.“ Die schöne Esmeralda schaut nur zu, während er staubig seiner Arbeit nachgeht und mit den Mücken kämpft!
LG Paradieseule.
Paradieseule:
Hallo Reptilian,
ich hoffe, ich habe dich nicht allzu verschreckt.
Die Geschichte selbst finde ich nett. Für einen aufgeklärten (erwachsenen) Menschen, sollte das Augenmerk weniger auf der Öko-Message: (Echsen fressen Mücken – keine Mücken – keine Malaria – Heilkraut ... usw) liegen. Die ist klar und offensichtlich. Es sei denn, du schreibst für junges Publikum. Der Augenmerk sollte eher auf Esmeralda und ihrem eigenartigen Wesen liegen.
LG Paradieseule
Salamander:
Hallo Reptilian,
vorweg ein erster Eindruck/Schnellschuss, ohne auf Details einzugehen.
Thema und Plot finde ich gut und gefällt mir.
Den informativen Anfang würde ich bewusst absetzen, vielleicht kursiv, als Prolog.
Oder diese Infos allmählich in die Geschichte einfließen lassen.
Die Endfrage: Ahnt man, dass E. der grüne Drache ist? Nein. Aber bei Fantasy überrascht mich sowieo nichts, weil alles möglich ist. (sorry, es ist nicht mein Genre)
Für mich bleibt es am Ende in der Schwebe, ob das grüne Monster nur von Klaus halluziniert wurde oder E. es tatsächlich ist. Aber dieses Doppelbödigkeit finde ich grade reizvoll und spannend.
Der wirklichkeitsverhaftete, mathematisch denkende Informatiker begegnet dem Drachen - super! Und wird in Zweifel an seiner Wahrnehmung gestürzt. Das mag ich.
Btw: wieso ist er als Freiwilliger überhaupt dort?
Ich glaube, man könnte aus Details und aus den Figuren noch mehr herausholen, werde später noch detailliert kommentieren.
Bis dann, Sal
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