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Wolfskind (AT)

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Zauberfeder:
Huhu, ihr Lieben,

lange, lange Zeit stand das Schreiben mit mir auf Kriegsfuß und ich mit ihm. Abgesehen von RPG-Posts und Kurzgeschichten zu meinen RPG-Charas hatte ich nichts Schreiberisches im Kopf. Anfang April hatte ich dann den Anfang einer Geschichte im Kopf, endlich mal wieder etwas völlig anderes.

Ich weiß noch gar nicht, wohin ich will, aber wichtig für mich wäre eben zu erfahren, ob es überhaupt Sinn macht, weiter zu schreiben. Ob die Idee Interesse weckt. Ob es bis dahin schreibtechnisch halbwegs hinhaut. Ob ich schon ein Bild schaffen kann.

Hier dann mal der kleine Textauszug, um den es geht. Ich hoffe, mit ihm kann man etwas anfangen.

»Rotkäppchen ist mehr als nur ein Märchen«, flüsterte Großmutter und beugte sich im Schein des Kaminfeuers weiter zu dem kleinen Mädchen, welches im Schneidersitz in eine Decke gekuschelt vor ihren Füßen hockte.
Das Mädchen runzelte die Stirn. »Aber du hast es im Buch stehen.« Es griff nach dem Buch, welches auf einem kleinen Tisch neben ihr lag und blätterte darin herum.
»Lisa, glaube mir. Rotkäppchen ist eine Legende.«
»Aber das bedeutet ...«
»Dass es Rotkäppchen tatsächlich gegeben hat. Ganz genau.« Großmutter nickte. »Aber die Geschichten sind falsch niedergeschrieben worden. Man wollte die Wahrheit vergessen.«
»Aber ...« Das Mädchen starrte auf die Seiten in dem Buch, das in seinem Schoß lag, als könnte es die Worte seiner Großmutter nicht recht glauben. »Wie war es denn dann?«
»Du musst versprechen, dass du niemanden davon erzählst.«
Das Mädchen nickte.
»Versprich es«, forderte Großmutter das Mädchen beinahe barsch auf.
»Ich verspreche es.« Es war nur ein Hauchen, aber für Großmutter schien es unendlich viel Gewicht zu haben.
»Gut«, sagte sie, als hätten sie damit einen Pakt besiegelt. »Den Jäger gab es wirklich. Viel mehr gab es mehr als nur einen Jäger. Sie alle jagten den Wolf.«
»Den, der die Großmutter und das arme Rotkäppchen mit Haut und Haar verschlungen hat?« Auch wenn das Mädchen versuchte zu flüstern, konnte es die Begeisterung für das Märchen nun doch nicht ganz verbergen.
Großmutter schmunzelte nachsichtig. Das Kind konnte es nicht besser wissen. Es kannte eben nur die Geschichte aus dem Buch in ihren Händen, welches sie immer lesen wollte.
»Rotkäppchen«, sagte sie langsam und machte eine bedeutungsschwere Pause, ehe sie weiter sprach. »Sie war der Wolf.«

Die Sonne war bereits untergegangen und trotzdem befand sich Lisa noch im Wald, um nach Kräutern zu suchen. Die Laterne, die sie bei sich trug, spendete nur bedingt gutes Licht. Der Himmel war zu bewölkt, als dass der Vollmond genug davon spenden konnte. Aber sie hatte noch nicht alles beisammen. Insgeheim wusste sie, dass sie schon längst wieder zu Hause sein sollte.
Wie oft hatte Großmutter ihr gesagt, sie solle vor Anbruch der Dunkelheit zu Hause sein? Im Wald war es gefährlich, denn sobald die Sonne untergegangen war, krochen die gefährlichen Tiere aus ihren Höhlen. Lisa wusste es und doch war sie hier. Ihr fehlte noch ein entscheidendes Kraut. Und sie war nicht bereit, aufzugeben, bevor sie es gefunden hatte.
Wieso sie ausgerechnet jetzt an jenen Abend dachte, als Großmutter ihr von Rotkäppchen erzählt hatte, wusste Lisa nicht. Heute auf den Tag genau war es vor acht Jahren gewesen. In dem Märchen hatte die Mutter das Mädchen gewarnt, nicht vom Wege abzukommen, so wie Großmutter sie immer ermahnt hatte, rechtzeitig nach Hause zu kommen. Vielleicht war das der Grund.
Oder die Tatsache, dass heute Vollmond war.
Oder der Wolf, den sie erneut heulen hörte.
‚Rotkäppchen war der Wolf.‘ Diese Worte gingen Lisa nicht aus dem Kopf. Wie konnte ein Mädchen der Wolf sein? So etwas ging doch gar nicht. Oder?
Lisa schauderte bei der Vorstellung und versuchte sich zu beeilen, das Kraut zu finden, was sie suchte. Aber bislang ohne Erfolg. Immer, wenn sie etwas fand, was danach aussah, entpuppte es sich doch nur als nutzloses Unkraut.

tlt:
Hallo,
nur ganz kurz von mir, und weil Du keine wirklichen Fragen dazu gestellt hast.
Die Idee selbst, mit dem themenführenden Satz „Rotkäppchen. Sie war der Wolf.“ finde ich gut. Da kann man sicher was draus machen und das wäre für mich genug, um weiter lesen zu wollen.
Der Stil gefällt mir noch nicht so. Da ist zu viel gemischt. Auf der einen Seite der Versuch, ein wenig eine „Märchensprache“ zu benutzen. Auf der anderen umgangs/trendsprachlich „das geht gar nicht“. Auch die Dialoge sind eher Geschriebenes als Gesprochenes. Da sollte man noch dran feilen.
Ansonsten fehlt mir ein wenig die Information. Alles ist so ein wenig wage. Nicht, dass es nun vollgepackt werden muss. Aber warum ist Lisa im Wald? Warum fehlt ihr ein Kraut? Und welches?

Salamander:
Liebe Zauberfeder,

ja schreib weiter! Die Idee finde ich genial, ich bin brennend neugierig, was es damit auf sich hat, dass Rotkäppchen der Wolf sei.
Der Cliffhanger ist schon gewagt, da sehr viel Spannung aufgebaut und dann abgebrochen und die Zeitebene gewechselt wird. Aber für mich funktioniert es.
Ein Hinweis zur Perspektive: (falls Dich das hier überhaupt schon interessiert)
Ich hatte das Gefühl zu stolpern, und als ich nach der Ursache suchte, bin ich darauf gestoßen, dass diese beiden Sätze eine unterschiedliche Perspektivführung haben, der erste Außensicht. Der zweite Großmutters Sicht mit ihren Gedanken, glaube, man nennt das "Erlebte Rede" hier.

--- Zitat von: Zauberfeder am 07 May 2020, 18:14:13 ---
»Ich verspreche es.« Es war nur ein Hauchen, aber für Großmutter schien es unendlich viel Gewicht zu haben.

Großmutter schmunzelte nachsichtig. Das Kind konnte es nicht besser wissen. Es kannte eben nur die Geschichte aus dem Buch in ihren Händen, welches sie immer lesen wollte.

--- Ende Zitat ---

LG
Salamander

merin:
Liebe Zauberfeder,

mir sind einige kleine Erbsen aufgefallen, aber die willst du ja zum derzeitigen Zeitpunkt nicht haben, denke ich. Daher direkt zu deiner Frage: Die Idee, ein Märchen umzuschreiben, ist ja nicht neu. Was neu ist, ist die Idee, dass Rotkäppchen und der Wolf identisch ist. Das weckt erst einmal mein Interesse.
Was du für mich schön gezeichnet hast, ist die Eingangsszene mit der Großmutter. Dagegen fällt die Szene im Wald merklich ab. Das liegt, denke ich, daran, dass du den Wald gar nicht gemalt hast. Große Bäume, kleine Bäume, Mischwald, Monokultur, Wege oder Pfade - alles unklar. Unklar ist auch, welches Kraut sie wieso sucht (gib dem Kraut bitte einen Namen und lass Lisa nach gezähnten oder gestielten oder was auch immer Blättern suchen). Unlogisch ist, Kräuter im Dunkeln zu suchen, da sieht man doch nichts. Als Kräuterhexe spreche ich da aus Erfahrung. Im dunklen Wald find ich nicht mal Spitzwegerich. Auch mit dem "Unkraut" wäre ich vorsichtig - die meisten Heilkräuter sind landläufig genau das (Vogelmiere, Spitzwegerich, Löwenzahn ... alles gemeinhin Unkraut) - eine Kräuterfrau wird also nicht von Unkraut sprechen.
Und nicht zuletzt habe ich ein Problem mit dem Alter deiner Protagonistin. Im Wald wirkt sie auf mich wie eine Jugendliche, mindestens. Aber ein kleines Mädel ist für mich höchstens 5, plus 8 wären wir bei 13. Das ist deutlich zu jung für die Wirkung.

Aber das kannst du alles noch gerade biegen. Ich will nun die Fortsetzung lesen!

Liebe Grüße
merin

Zauberfeder:
Lieben Dank erst mal für euer schnelles Feedback :)

Also gleich vorweg: Ganz so neu, wie die Idee wahrscheinlich scheinen mag, ist sie tatsächlich nicht. In der Fernsehserie 'Once Upon A Time' war Rotkäppchen ebenfalls der Wolf. Ich mochte die Idee verdammt gerne, fand sie mega cool und deshalb hat sich die Idee wohl auch in meinem Kopf geschlichen und ich habe sie aufgegriffen. Sie entstammt leider nicht meinem Hirn.


--- Zitat von: tlt am 08 May 2020, 09:31:38 --- Auch die Dialoge sind eher Geschriebenes als Gesprochenes. Da sollte man noch dran feilen.
--- Ende Zitat ---
Was genau meinst du damit?

--- Zitat von: tlt am 08 May 2020, 09:31:38 ---Ansonsten fehlt mir ein wenig die Information. Alles ist so ein wenig wage. Nicht, dass es nun vollgepackt werden muss. Aber warum ist Lisa im Wald? Warum fehlt ihr ein Kraut? Und welches?
--- Ende Zitat ---
Das liegt daran, weil ich noch nicht wirklich mehr habe und selbst noch herausfinden muss, wohin ich genau will, nur wollte ich halt vorher wissen, ob es überhaupt Sinn macht, die Idee noch weiter zu verfolgen oder ob ich sei gleich verwerfen sollte.


--- Zitat von: Salamander am 08 May 2020, 13:26:36 ---Ich hatte das Gefühl zu stolpern, und als ich nach der Ursache suchte, bin ich darauf gestoßen, dass diese beiden Sätze eine unterschiedliche Perspektivführung haben, der erste Außensicht. Der zweite Großmutters Sicht mit ihren Gedanken, glaube, man nennt das "Erlebte Rede" hier.
--- Ende Zitat ---
Damit hast du Recht. Bei der von dir zitierten Stelle bin ich tatsächlich geswitcht. Peinlich. Danke für den Hinweis!


--- Zitat von: merin am 08 May 2020, 14:39:45 ---Unklar ist auch, welches Kraut sie wieso sucht (gib dem Kraut bitte einen Namen und lass Lisa nach gezähnten oder gestielten oder was auch immer Blättern suchen).
--- Ende Zitat ---
Das wäre im Verlauf des Textes noch gekommen, warum sie unterwegs ist und ein Kraut sucht (es handelt sich um ein bestimmtes Heilkraut). Bis zu dem Punkt geht der Text nur noch nicht.


--- Zitat von: merin am 08 May 2020, 14:39:45 ---Und nicht zuletzt habe ich ein Problem mit dem Alter deiner Protagonistin. Im Wald wirkt sie auf mich wie eine Jugendliche, mindestens. Aber ein kleines Mädel ist für mich höchstens 5, plus 8 wären wir bei 13. Das ist deutlich zu jung für die Wirkung.

--- Ende Zitat ---
Also tatsächlich sollte sie eigentlich 16 sein. Als Kind sollte sie 8 Jahre sein. Ich dachte, dass das Kind da keine 5 mehr ist, wird auch daran ersichtlich, dass es die Geschichte eben immer lesen wollte, wie im Text erwähnt wird. 5-jährige Kinder können für gewöhnlich noch gar nicht selbst lesen. Aber anscheinend hat der Satz nicht wirklich geholfen, also hab ich es wohl vermasselt^^

Aber ich glaube, damit habt ihr mir schon sehr geholfen, denn das Beste, was dieser Text für euch zu bieten hat, ist die Idee, die nicht meinem Kopf entstammt. Das sagt doch recht viel über den Text und die Idee einer Weiterverfolgung aus.
Lieben Dank! :)

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