Teufelsrost > Höllenfenster
Alte Freunde
Salamander:
Hallo Ryek,
noch eine Rückmeldung zum Textausschnitt.
Deine Frage: klassisch? Ja, im Sinne von Spannung aufbauend: funktioniert.
Was mich irritierte, - hat eine Weile gedauert, bis ich draufkam, waren oft die Formulierungen in den Dialogen.
Ich hatte das Gefühl:eigentlich würden Menschen nicht so kommunizieren. Es ist, als würden sie oft nicht die richtigen Worte treffen.
Ich habe mal ein paar Beispiele im Text direkt kommentiert.
Andererseits fanden die anderen das ja bisher gar nicht, sondern im Gegenteil die Dialoge gelungen, also ... bin ich vielleicht einfach die falsche Leserin. :biggrin:
Hoffe, es hat trotzdem genützt.
LG
Salamander
P.S. Deine Zusatzfrage zum Infodump: Ich sehe hier im Gegenteil nicht einmal Infos, geschweige denn Dump, ich weiß gar nichts, außer, dass ein Böser eine vermutlich Gute unter Druck setzt und sie nötigt, sich mit ihm zu treffen und dass sie sich ohne Wissen ihres Mopses mit dessen Sense =? bewaffnet.
P.S.2: Und Redundanzen: mehrmals: "kannst du ... wirst du verstehen"
--- Zitat von: Ryek Darkener am 27 March 2020, 21:03:53 ---
Leonie hatte gerade ihre Jacke und Schuhe im Flur abgelegt, als das Telefon in klingelte.
Sie hob ab.
»Hallo?«
»Selber Hallo. Keine Namen.«
»Wie bitte? Kennen wir uns?«
»Besser, als dir lieb ist.«
Leonie tastete nach dem Smartphone in der Handtasche.
»Wer sind Sie und was wollen Sie?«
»Ich bin dein Ex von der Uni. Hier passt meinem Geschmack nach der nächste Satz nicht: Wir sollten uns treffen.«
»Ihre Stimme kommt mir bekannt vor. Auch diese Reaktion finde ich merkwürdig. Eigentlich weiß doch jeder, wer sein Ex ist und würde z.B. sagen : M.? Nein, das glaub ich nicht, auch wenn mir deine Stimme bekannt vorkommt." oder ähnliches
Aber warum wir uns treffen sollten, kann ich für mich - kann weg nicht nachvollziehen.«
Die Stimme lachte hässlich. »Wenn es das gewesen wäre, dann wäre es schon lange passiert. Finde ich auch sehr umständlich formuliert, lässt den Lesefluss stocken Sagen wir einfach, ich habe eine Information, für die sich dein Mops interessieren könnte.« Er lachte wieder. »Mops! Also wirklich. Ich hätte mehr von dir erwartet.«
»Woher weiß ich, dass Sie derjenige sind, der Sie vorgeben zu sein?« Würde sagen: woher weiß ich, dass Sie wirklich M oder X oder Z. sind.
Er sagte es ihr.
Hier geht es mir wie Oldlady: bin verärgert, dass es mir vorenthalten wird.
Leonie war überrascht, dass sich der Boden unter ihr nicht auftat, um sie zu verschlingen.
Auch diese Formulierung finde ich nicht angemessen, lässt mich stolpern.
»Etwas zu wissen und etwas zu tun waren schon immer zwei verschiedene Dinge«, lästerte er.
Welches Tun ist denn damit gemeint?
Leonie fand wieder zu ihrer Sprache. »Ja. Was wollen Sie?«
»Du wirst es kaum glauben. Aber du musst. Reden. Mit mir. Unter vier Augen. Keine elektronischen Geräte. Keine Telefone. Kameras. Auch keine intelligenten Feuerzeuge.«
»Wieso schicken Sie mir keine Mail, wenn Sie mir etwas mitzuteilen haben?«
Hat er doch gerade gesagt: er will es persönlich.
»Du wirst es verstehen. Da bin ich ganz sicher.«
»Ich bin noch nicht ganz sicher, ob ich mir das antun soll.«
»Kann ich verstehen. Von mir aus sieh es als Erpressung an. Wenn du nicht auftauchst, dann lasse ich mir etwas einfallen, um dein Leben zu zerstören. Nachdem wir uns getroffen haben, wirst du erstaunt darüber sein, wie einfach das ist. Du hast Angst, nehme ich an.«
»Zumindest fühle ich mich sehr unwohl.«
»Kann ich verstehen. Unter uns: Ich genieße es, mich bei dir zu revanchieren. Aber das ist nicht der Grund für meinen Anruf. Wie läuft dein neuer Wagen so?«
»Bin zufrieden.«
»Werwolfstraße 13. Das kannst du dir merken, nehme ich an. Nicht aufschreiben. Nicht googeln. Nur merken. Du brauchst etwa eine Stunde für die Fahrt.«
»Weiter.«
»Ich kenne deinen Dienstplan. Dein Mops – unglaublich! – hat morgen Nachtschicht. Sei Punkt zwölf Uhr Mitternacht da.«
»Sehr komisch.«
»Aber ja. Gerne Silberkugeln, wenn es dich beruhigt. Wenn du nicht kommst, dann bekommt dein Mops eine Mail. Mit Fotos.«
Er legte auf.
Leonie setzte sich auf den Schuhschrank. Es dauerte einige Minuten, bis sie ihre Gedanken wieder beisammen hatte.
»Na gut!« Sie lächelte gequält. »Mops bringt mich um, wenn er erfährt, dass ich seine Sachen ohne sein Wissen ausleihe. Aber ich brauche die Sense.«
Das ungute Gefühl blieb, als Leonie ihren Hybrid-Kleinwagen startete. Genau genommen waren es zwei ungute Gefühle. Das eine: Wie würde Mops reagieren, wenn er erfuhr, dass sie die Sensenklinge, die samt ihrem Griff eher ein Schwert darstellte, gemopst hatte? Eigentlich verzieh er ihr alles, solange er nicht belogen wurde. Vielleicht sollte sie sogar …? Sie hatte einen Brief hinterlassen. Für den Fall, dass ihre zweite Befürchtung zutraf. Sense und Sensenstiel gehörten zusammen. Auf eine Weise, die sich ganz sicher nicht elektronisch zurückverfolgen ließ. Mops hatte ihr gezeigt, wie man damit umging.
Leonie gab die Adresse im Navi des Autos ein.
»Werwolfstraße 13. So ein Bullshit! Die Straße gibt’s doch gar nicht!«
»Bitte fahren Sie zu einer Straße«, gab das Navi von sich. Es wurde kein Zielort angezeigt. Aber die Entfernung und die wahrscheinliche Ankunftszeit.
»Okay. Dann wollen wir mal.«
Das Navi führte sie schnell aus der Stadt heraus. Leonie bemerkte, dass bestimmte Straßen vermieden wurden. Zum Beispiel die mit den fest installierten Blitzern. Und auch die, wo gelegentliche Kontrollen mit mobilen Geräten stattfanden. Ein Wissensvorteil, wenn man Bekannte bei der Polizei hatte.
»Aber nicht alle Straßen«, sinnierte Leonie. »Seltsam.«
Nach Verlassen der Landstraße wurde die Anzeige des Navis dunkel.
Leonie kannte die Gegend grob. Sie würde auch ohne elektronische Hilfe zurück in die Zivilisation finden.
Eine Viertelstunde vor Mitternacht, auf einem Wanderparkplatz, behauptete das Navi: »Ziel erreicht.«
»Ach. Tatsächlich?«
»Folge dem Wanderweg Nummer 5 bis zum Grillplatz. Zu Fuß«, gab das Navi zurück.
Ein kalter Schauer überlief Leonie.
»Komm in die Schwünge!« Auf dem Display des Navis erschien ein Bild von Leonie, dass sie in einer interessanten erotischen Pose zeigte.
»Du Drecksack!«
»Mach schon! Wir haben nicht ewig Zeit!«
Das anschließende Geräusch wie von poppendem Popcorn wies darauf hin, dass das Navi wohl einen irreparablen Schaden erhalten hatte. Der Bildschirm wurde dunkel, es roch nach verbrannter Isolation.
Leonie stieg aus und ging zum Informationsschild, vor welchem sie geparkt hatte. Ihr Gasfeuerzeug spendete genug Licht, um sich zu orientieren.
»Taschenlampe wäre auch nicht verkehrt gewesen.«
Sie machte sich langsam auf den Weg. Immerhin war es nur leicht bewölkt. Wahrscheinlich hätte die Sense geholfen, aber das wollte sie sich aufsparen bis zuletzt.
--- Ende Zitat ---
merin:
Oh doch doch die reden eigenwillig. Das finde ich auch noch mehreren Mopsepisoden noch.
Ryek Darkener:
Hallo Salamander,
danke für die Röstung und die Markierungen.
Zum einen: Du hast recht. Die Formulierungen in den Gesprächen entsprechen nicht der gradlinigen Art, die sonst eher in diesem Genre verwendet wird. Das ist durchaus gewollt und dem geschuldet, dass Inspektor Mops ursprünglich mein Sparringspartner für schräge Dialoge war. :biggrin:
Die anderen Markierungen fallen mehr in den Bereich, in dem der Text aus deiner Sicht inhaltlich besser sein könnte. Da sind gute Hinweise für mich dabei, es nützt mir also auf jeden Fall.
Das mit den Redundanzen habe ich an dieser Stelle möglicherweise tatsächlich übertrieben. Allerdings spiele ich bei Inspektor Mops auch gern mit diesem "Schreibfehler" in dem Sinn, dass die Redundanz oft wesentlich zum Kontext beiträgt. Wer versucht, solche Texte schnell zu lesen, dem entgeht die Hälfte. :diablo:
merin:
Ich liebe diese Wiederholungen. Für mich machen sie einen Großteil des Witzes der Dialoge aus - und ich wäre in diesem Text nicht auf die Idee gekommen, sie für zufällig oder gar versehentlich zu halten.
Nun frage ich mich, ob ich deine Texte zu schnell lese. Und ob ich wohl mehr verstünde, wenn ich sie noch langsamer läse. Dass du ein bissel mehr erklären könntest, das finde ich ja auch oft.
Salamander:
Bin erleichtert, dass du mir meine offene Rückmeldung nicht krumm nimmst.
Ich verstehe, was du meinst, und wenn du weißt, was Du machst und warum Du das machst und damit auf Leser stößt, denen das gefällt, ist ja alles in Butter. Ebenso bei den Redundanzen: Wenn sie gezielt und bewusst eingesetzt werden - alles okay. Wiederholungen sind ja manchmal Stilmittel und manchmal ein Makel.
Allerdings würde ich dann erwarten, dass die sprachliche Eigenart nicht bei allen Figuren inklusive dem Erzähler und seiner Sprache gleich ist, sondern z.B. nur Merkmal der Erzählersprache ist. Uff, im Moment habe ich das Gefühl. mich selbst nicht klar ausdrücken zu können, und hoffe, du verstehst es trotzdem. Also sowohl Leone als auch der Böse und der Erzähler bedienen sich dieser merkwürdigen Sprache.
Stimmt, mich hat die Sprache beim Lesen abgebremst. Also - die Entschleunigung ist Dir auf jeden Fall gelungen.
Und Mops ist ein genialer Name .:biggrin:
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