Teufelsrost > Höllenfenster
Zorn
Oldlady:
Hallo Irrendes Licht,
Deinen Beitrag habe ich gleich gelesen, aber ich komme erst jetzt dazu, Dir zu antworten – tut mir leid!
--- Zitat ---In erster Linie ist der Abschnitt einfach zu kurz. Es wir klar gesagt, dass er zornig ist, aber wirklich gefühlt habe ich es erst ganz am Ende ein bisschen. Ich versuche immer nach dem Grundsatz zu schreiben: wenn man es benennen muss, ist es nicht richtig dargestellt.
--- Ende Zitat ---
Da hast Du Recht! Ich versuche es mal ohne den Zorn zu benennen.
Ich würde mit dem zweiten Absatz beginnen. Er stampft auf und ab, versucht sich zu beruhigen, aber dann denkt er daran: er wurde von einer Frau gefesselt und geknebelt! Von. Einer. FRAU!
Deinen Vorschlag, die Reihenfolge zu ändern und seine Aktionen länger darzustellen, finde ich gut!
Vielen Dank dafür!
Trippelschritt:
--- Zitat von: Oldlady am 29 February 2020, 17:41:39 ---Hallo Teufel,
hier ein kurzer Abschnitt aus meinem aktuellen Fantasieprojekt, der mir Schwierigkeiten macht.
Ein Herrscher ist wütend, fühlt sich schrecklich blamiert.
Der Zorn sprengte schier Mahors Brust. Seine Fäuste ballten sich, in seinem Magen wanden sich glühende Würmer. Seine Zähne knirschten.
Er stapfte in seinem Arbeitszimmer auf und ab, wischte die Papiere vom Tisch, schleuderte einen Stuhl in die Ecke.
Was für eine Schmach. Von seinen Leibwächtern gefunden zu werden, gefesselt und geknebelt von einer Frau.
Er hielt sich gerade noch zurück, mit den Fäusten gegen die Wand zu hämmern. Denn das hätte Geret gehört, der im Vorzimmer wartete.
Ich finde das noch ein bisschen schwach.
Wie könnte man diese Gefühle besser darstellen?
--- Ende Zitat ---
Der erste Satz muss weg, denn der beschreibt kühl und sachlich, worum es geht. Da brauchst Du das Folgende gar nicht mehr. Willst Du es aber dramatisch - und so habe ich dich verstanden - dann ist der erste Satz nur im Weg.
Vielleicht ist es besser, mit zwei Gefühlen zu arbeiten. Sein erstes Gefühl ist Scham. Schließlich wurde er blamiert. Aber auch das ist in Deinem Text eine Erklärung mitten drin. Wie Du das machst, kann ich Dir nicht sagen. Ich denke mir mal willkürlich etwas aus.
"Diesem Weib würde er es zeigen. Sie würde schon merken, was es hieß, ihn ..."
oder ganz anders:
Jetzt musste er ruhig bleiben. Er hatte sein Gesicht verloren. Vor seinen eigenen Wachen ...
oder:
Am liebsten hätte er sich für drei Schwarztage verkrochen. Aber das kam nicht in Frage. Er richtete sich auf, um den Knoten in seinem Magen zu lösen, zerschlug den Spiegel, weil er sein eigenes Geischt nicht ertragen konnte ...
Und dann Phase 2.
Aus seiner Scham, mit der er irgendwie umgehen muss, wird Wut. Entscheide Dich für eine bestimmte Art von Wut. Wenn er Choleriker ist schlägt er um sich und macht alles kaputt. Sie kann aber auch unterdrückt werden und ihn von innen zerfressen. Ich würde ihn kleine bedeutungsvolle Dinge tun lassen, wie einem Käfer die Beine ausreißen oder was auch immer, und mit einigen Metaphern arbeiten. Starke Gefühle gehen gut mit Metaphern, weil es dafür keine passende Worte gibt.
Viel Erfolg
und bleib gesund
Trippelschritt
(schau mal auf meine FB-Seite, vielleicht findest du eine Anregung, auch wenn es Angst, nicht Wut ist)
Oldlady:
--- Zitat ---Der Zorn sprengte schier Mahors Brust.
--- Zitat ---Der erste Satz muss weg, denn der beschreibt kühl und sachlich, worum es geht.
--- Ende Zitat ---
--- Ende Zitat ---
Wie Recht Du hast. Beschreibungen sind hier fehl am Platz.
Dann schlägst Du vor, zuerst über seine Scham zu schreiben, dann über die Wut.
--- Zitat ---Aus seiner Scham, mit der er irgendwie umgehen muss, wird Wut.
--- Ende Zitat ---
Ich denke darüber nach, ob das tatsächlich so ist, oder ob in dieser Situation nicht eher beide Gefühle gleichzeitig da sind.
Aber über beides gleichzeitig kann man natürlich schlecht schreiben. Dein Rat, zuerst die Scham deutlich zu machen und dann die Wut, ist auf jeden Fall sinnvoll.
--- Zitat ---Entscheide Dich für eine bestimmte Art von Wut.
--- Ende Zitat ---
Das werde ich.
--- Zitat ---Starke Gefühle gehen gut mit Metaphern, weil es dafür keine passende Worte gibt.
--- Ende Zitat ---
Eine kreative Aufgabe. Ich versuche es mal.
Zeit habe ich ja jetzt dafür, da ich nicht mehr die Wände hochgehen darf.
Herzlichen Dank, Trippel!
Manu:
Hi Oldlady,
ich denke es haben jetzt hier schon viele nach mehr Innensicht gerufen und gute Beispiele genannt. Ich tu das jetzt auch. :devgrin: Aber du kannst noch mehr tun, nämlich – wie du es bereits begonnen hast – die Gefühle durch Äußeres zeigen UND Innensicht (z.B. Gedankenstrom) damit kombinieren. Beides geht auch leise, damit es nicht gehört wird.
Dazu zunächst mal die Frage (und dazu würde ich mal alles mögliche auflisten, was passen könnte)
* Warum ist Mahor zornig?
* Was genau ist ihm peinlich?
* Wie könnte man das noch darstellen?
--- Zitat ---Was für eine Schmach. Von seinen Leibwächtern gefunden zu werden, gefesselt und geknebelt von einer Frau.
--- Ende Zitat ---
Aha, er ist ein Macho. Ich stelle ihn mir groß und stark vor, ein Grobmotoriker? Jemand, der sich beweisen will? Doch das geht momentan nicht. Nicht nur das, er wurde in einer hilflosen Situation von einem – für ihn – hilflosen Wesen (Frau) aufgefunden.
Wut + Scham bei Mahor?
Da er ein Macho, ein Macher und sicher auch sehr groß und kräftig (?) ist, macht er Sachen kaputt, fegt Dinge vom Tisch ... Das würde ich ausweiten, sagten die anderen bereits. Vielleicht verletzt er sich dabei selbst? Das tun Choleriker oder besonders männliche Wesen oft. Ich würde das Körperliche noch mehr ausweiten (Hände o.a. blutig schlagen/treten). Damit bringst du mehr Dramatik und Bewegung in die Szene.
--- Zitat ---Er hielt sich gerade noch zurück, mit den Fäusten gegen die Wand zu hämmern. Denn das hätte Geret gehört, der im Vorzimmer wartete.
--- Ende Zitat ---
Zeig seine Gefühle zusätzlich durch leise äußere Dinge: Wut treibt einem das Wasser in die Augen, Schweißperlen treten wo auch immer auf, man zittert, Zähne knirschen .... man rauft sich Bart und Haare, zerreißt sein Hemd ...
Und jetzt das Ganze gewürzt mit einer guten Prise Innensicht: Hier könntest du vor allem die Scham ausweiten. Einen Gedankenstrom zum Thema, wie peinlich es ist, dass ihn ausgerechnet ein schwaches Weib geknebelt hat und die eigenen Leute haben ihn so hilflos gesehen. Vielleicht hat er ein Kindheitstraume? Da könntest du Rückblenden schreiben, Erinnerungen an ähnlich schlechte Erlebnisse. Oder er leidet unter einer starken Mutter ... :deveek:
So, und wenn du genügend Brauchbares gesammelt hast, verknüpfst du im Text äußere und innere Dinge.
Viel Vergnügen! :coffee:
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