21 November 2024, 23:54:03

Autor Thema: Zorn  (Gelesen 7059 mal)

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Oldlady

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Re: Zorn
« Antwort #15 am: 03 March 2020, 16:50:22 »
Hallo merin,

Herzlichen Dank!

Zitat
ich habe auch nichts daran auszusetzen (außer dass ich die glühenden Würmer als Bild nicht so gelungen finde)

Das sehe ich jetzt auch so. Die glühenden Schlangen, die eska vorgeschlagen hat, treffen es besser. Auf jeden Fall möchte ich ein Wühlen und Glühen in der Magengegend übermitteln, so ist für mich das Gefühl, gedemütigt und wütend zu sein.

Zitat
Wenn du es stärker haben willst, würde ich dafür plädieren, mehr in seinen Kopf zu schauen. Was macht sein Kopfkino? Vierteilt er die Frau? Beschimpft er sie im Geiste wüst?

Das werde ich tun.

Zitat
Und ich wundere mich, wieso er einen Stuhl wirft ohne daran zu denken, gehört zu werden.

Ein guter Einwand! Vielleicht eher so, das er beim Herumlaufen den Stuhl aus Versehen umwirft.

Oldlady

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Re: Zorn
« Antwort #16 am: 03 March 2020, 16:54:03 »
Hallo mooncat,
vielen Dank!

Zitat
Hmm. Kommt darauf an, wie er wirken soll. Im Moment kommt er bei mir ziemlich puperbierend rüber, so eher lächerlich. Wenn du das willst, dann ist alles gut.

Interessant, dass Du es so empfindest. Auch Erwachsene reagieren bei starken Gefühlen oft wie Kinder (Regression im Psychodeutsch, glaube ich).

Zitat
Da fehlt entweder die Kälte in seinem eisigen Zorn oder der kurze aber heftige Ausbruch in seinem Jähzorn.

Eigentlich wollte ich den Ausbruch von Zorn beschreiben. Mit Jähzorn  verbinde ich, dass er den Zorn an jemandem auslässt. Nur ist gerade niemand da, an dem er  seinen Zorn auslassen kann oder darf.

kass

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Re: Zorn
« Antwort #17 am: 04 March 2020, 19:45:25 »
Hi Oldlady,

ich würde da wohl anders rangehen. Etwas suchen, womit er seinen Dampf ablässt. Eine Handlung, an der es zu erkennen ist. Das kann ein Abreagieren an einer Strohpuppe sein, einer stellvertretenden Figur / Sache, oder auch das Verfassen eines Ediktes, das solche Weibsbilder, die es wagen, ihn derart zu schmähen, schlicht aus dem Land verbannt. Natürlich muss er es hinterher zerreißen, ins Feuer schmeißen, aber das Gefühl der Genugtuung dürfte sich einstellen. Irgendwie in die Richtung würde ich für eine solche Szene mal bei einem Gläschen Wein sinnieren.  :)

LG
Kass

PS: Hilfreich fand ich früher, als ich noch zur Schule ging, Skizzen mit Strichmännchen zu zeichnen bei dem meistgehassten Lehrer der Schule (Typ Altnazi und Schülerinnen behelligen). Liegendes Strichmännchen auf der Erde, alle Viere von sich gestreckt, vier Seile rangemalt, 4 Pferde ans Ende der Seile ....
mir hats geholfen :cheese:
« Letzte Änderung: 04 March 2020, 19:48:41 von kass »

irrendes Licht

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Re: Zorn
« Antwort #18 am: 05 March 2020, 19:38:53 »
Hallo Oldlady,

Ich musste eine Zeit lang über diesen kurzen Abschnitt nachdenken bis mir eingefallen ist, was man verbessern könnte. Es kann gut sein, dass ich andere wiederhole, ich habe die vielen Kommentare nicht gelesen.

In erster Linie ist der Abschnitt einfach zu kurz. Es wir klar gesagt, dass er zornig ist, aber wirklich gefühlt habe ich es erst ganz am Ende ein bisschen. Ich versuche immer nach dem Grundsatz zu schreiben: wenn man es benennen muss, ist es nicht richtig dargestellt.
Zorn an sich ist wie jedes Gefühl allein nur von kurzer Dauer (vom wissenschaftlichen Standpunkt), dass Gefühle als dauerhaft wahrgenommen werden, liegt daran, dass sie immer wieder aufgerufen werden und der Auslöser in Endlosschleife im Kopf läuft.

Ich würde mit dem zweiten Absatz beginnen. Er stampft auf und ab, versucht sich zu beruhigen, aber dann denkt er daran: er wurde von einer Frau gefesselt und geknebelt! Von. Einer. FRAU!
Er wischt die Papiere vom Tisch und tritt gegen den Stuhl, der nicht weit fliegt. Und so, gefesselt und geknebelt wurde er von seinen Leibwächtern gefunden! Was für eine Schmach! Daraufhin wirft er den Stuhl durch den Raum. Seine Muskeln beben, weil das alles noch nicht ausreicht, weil die Bilder wieder kommen, wie er hilflos und ausgeliefert war, wie man ihm helfen musste, wo er doch alle Macht hat! Wo er doch der Herrscher ist!
Aber er reist sich zusammen. Knirscht mit den Zähnen, entkrampft seine Fäuste. Er will nicht das andere mit bekommen wie aufgewühlt er ist.
Er muss sich beruhigen, aufräumen. Hebt die Blätter wieder auf, aber da ist wieder diese Frau! Also zerknüllt er die Papiere und wirft sie in eine Schublade. Hebt den Stuhl auf und rammt ihn auf den Boden hinter dem Schreibtisch. Schafft es weder sich zu kontrollieren noch zu toben.

Das sind nur Vorschläge von meiner Seite. Er könnte auch andere Sachen machen, wie in ein Kissen schreien, aber er wirkt auf mich nicht wie jemand, der das tun würde, vielleicht eher einen Diener drangsalieren, um die Hilflosigkeit durch Machtmissbrauch auszugleichen oder so.
Er könnte auch versuchen sich in Arbeit zu flüchten nur um dann keinen vernünftigen Satz zustande zu bringen. Wichtige Papiere zu zerreißen und sich dann auch darüber aufzuregen, usw.

Ich hoffe das hilft dir weiter :)

irrende Grüße,
dein Licht

Oldlady

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Re: Zorn
« Antwort #19 am: 15 March 2020, 15:48:33 »
Hallo Kass,

sorry für die späte Antwort!

Deine Idee  mit dem Dampfablassen finde ich gut, wobei er das in meiner Fassung auch tut (Aggression gegen den Stuhl).  Aber das reicht vielleicht nicht ganz ... Danke für Deine Anregungen zu anderen Möglichkeiten!

Oldlady

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Re: Zorn
« Antwort #20 am: 15 March 2020, 16:01:35 »
Hallo Irrendes Licht,
Deinen Beitrag habe ich gleich gelesen, aber ich komme erst jetzt dazu, Dir zu antworten – tut mir leid!

Zitat
In erster Linie ist der Abschnitt einfach zu kurz. Es wir klar gesagt, dass er zornig ist, aber wirklich gefühlt habe ich es erst ganz am Ende ein bisschen. Ich versuche immer nach dem Grundsatz zu schreiben: wenn man es benennen muss, ist es nicht richtig dargestellt.
Da hast Du Recht! Ich versuche es mal ohne den Zorn zu benennen.

Ich würde mit dem zweiten Absatz beginnen. Er stampft auf und ab, versucht sich zu beruhigen, aber dann denkt er daran: er wurde von einer Frau gefesselt und geknebelt! Von. Einer. FRAU!

Deinen Vorschlag, die Reihenfolge zu ändern und seine Aktionen länger darzustellen, finde ich gut!

Vielen Dank dafür!

Trippelschritt

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Re: Zorn
« Antwort #21 am: 18 March 2020, 15:21:10 »
Hallo Teufel,

hier ein kurzer Abschnitt aus meinem aktuellen Fantasieprojekt, der mir Schwierigkeiten macht.
Ein Herrscher ist wütend,  fühlt sich schrecklich blamiert.

Der Zorn sprengte schier Mahors Brust. Seine Fäuste ballten sich, in seinem Magen wanden sich glühende Würmer. Seine Zähne knirschten.
Er stapfte in seinem Arbeitszimmer auf und ab, wischte die Papiere vom Tisch, schleuderte einen Stuhl in die Ecke.
Was für eine Schmach. Von seinen Leibwächtern gefunden zu werden, gefesselt und geknebelt von einer Frau.
Er hielt sich gerade noch zurück, mit den Fäusten gegen die Wand zu hämmern. Denn das hätte Geret gehört, der im Vorzimmer wartete.

Ich finde das noch ein bisschen schwach.
Wie könnte man diese Gefühle besser darstellen?

Der erste Satz muss weg, denn der beschreibt kühl und sachlich, worum es geht. Da brauchst Du das Folgende gar nicht mehr. Willst Du es aber dramatisch - und so habe ich dich verstanden - dann ist der erste Satz nur im Weg.

Vielleicht ist es besser, mit zwei Gefühlen zu arbeiten. Sein erstes Gefühl ist Scham. Schließlich wurde er blamiert. Aber auch das ist in Deinem Text eine Erklärung mitten drin. Wie Du das machst, kann ich Dir nicht sagen. Ich denke mir mal willkürlich etwas aus.
"Diesem Weib würde er es zeigen. Sie würde schon merken, was es hieß, ihn ..."
oder ganz anders:
Jetzt musste er ruhig bleiben. Er hatte sein Gesicht verloren. Vor seinen eigenen Wachen ...
oder:
Am liebsten hätte er sich für drei Schwarztage verkrochen. Aber das kam nicht in Frage. Er richtete sich auf, um den Knoten in seinem Magen zu lösen, zerschlug den Spiegel, weil er sein eigenes Geischt nicht ertragen konnte ...

Und dann Phase 2.
Aus seiner Scham, mit der er irgendwie umgehen muss, wird Wut. Entscheide Dich für eine bestimmte Art von Wut. Wenn er Choleriker ist schlägt er um sich und macht alles kaputt. Sie kann aber auch unterdrückt werden und ihn von innen zerfressen. Ich würde ihn kleine bedeutungsvolle Dinge tun lassen, wie einem Käfer die Beine ausreißen oder was auch immer, und mit einigen Metaphern arbeiten. Starke Gefühle gehen gut mit Metaphern, weil es dafür keine passende Worte gibt.

Viel Erfolg
und bleib gesund
Trippelschritt
(schau mal auf meine FB-Seite, vielleicht findest du eine Anregung, auch wenn es Angst, nicht Wut ist)
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

Oldlady

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Re: Zorn
« Antwort #22 am: 20 March 2020, 15:03:35 »
Zitat
Der Zorn sprengte schier Mahors Brust.
Zitat
Der erste Satz muss weg, denn der beschreibt kühl und sachlich, worum es geht.

Wie Recht Du hast.  Beschreibungen sind hier fehl am Platz.
Dann schlägst Du vor, zuerst über seine Scham zu schreiben, dann über die Wut.

Zitat
Aus seiner Scham, mit der er irgendwie umgehen muss, wird Wut.

Ich denke darüber nach, ob das tatsächlich so ist, oder ob in dieser Situation nicht eher beide Gefühle gleichzeitig da sind.
Aber über beides gleichzeitig kann man natürlich schlecht schreiben. Dein Rat, zuerst die Scham deutlich zu machen und dann die Wut, ist auf jeden Fall sinnvoll.

Zitat
Entscheide Dich für eine bestimmte Art von Wut.
Das werde ich.

Zitat
Starke Gefühle gehen gut mit Metaphern, weil es dafür keine passende Worte gibt.

Eine kreative Aufgabe. Ich versuche es mal.
Zeit habe ich ja jetzt dafür, da ich nicht mehr die Wände hochgehen darf.

Herzlichen Dank, Trippel!

Manu

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Re: Zorn
« Antwort #23 am: 27 March 2020, 18:45:07 »
Hi Oldlady,
ich denke es haben jetzt hier schon viele nach mehr Innensicht gerufen und gute Beispiele genannt. Ich tu das jetzt auch.  :devgrin: Aber du kannst noch mehr tun, nämlich – wie du es bereits begonnen hast – die Gefühle durch Äußeres zeigen UND Innensicht (z.B. Gedankenstrom) damit kombinieren. Beides geht auch leise, damit es nicht gehört wird.

Dazu zunächst mal die Frage (und dazu würde ich mal alles mögliche auflisten, was passen könnte)

  • Warum ist Mahor zornig?
  • Was genau ist ihm peinlich?
  • Wie könnte man das noch darstellen?

Zitat
Was für eine Schmach. Von seinen Leibwächtern gefunden zu werden, gefesselt und geknebelt von einer Frau.

Aha, er ist ein Macho. Ich stelle ihn mir groß und stark vor, ein Grobmotoriker? Jemand, der sich beweisen will? Doch das geht momentan nicht. Nicht nur das, er wurde in einer hilflosen Situation von einem – für ihn – hilflosen Wesen (Frau) aufgefunden.

Wut + Scham bei Mahor?
Da er ein Macho, ein Macher und sicher auch sehr groß und kräftig (?) ist, macht er Sachen kaputt, fegt Dinge vom Tisch ... Das würde ich ausweiten, sagten die anderen bereits. Vielleicht verletzt er sich dabei selbst? Das tun Choleriker oder besonders männliche Wesen oft. Ich würde das Körperliche noch mehr ausweiten (Hände o.a. blutig schlagen/treten). Damit bringst du mehr Dramatik und Bewegung in die Szene.

Zitat
Er hielt sich gerade noch zurück, mit den Fäusten gegen die Wand zu hämmern. Denn das hätte Geret gehört, der im Vorzimmer wartete.

Zeig seine Gefühle zusätzlich durch leise äußere Dinge: Wut treibt einem das Wasser in die Augen, Schweißperlen treten wo auch immer auf, man zittert, Zähne knirschen .... man rauft sich Bart und Haare, zerreißt sein Hemd ...

Und jetzt das Ganze gewürzt mit einer guten Prise Innensicht: Hier könntest du vor allem die Scham ausweiten. Einen Gedankenstrom zum Thema, wie peinlich es ist, dass ihn ausgerechnet ein schwaches Weib geknebelt hat und die eigenen Leute haben ihn so hilflos gesehen. Vielleicht hat er ein Kindheitstraume? Da könntest du Rückblenden schreiben, Erinnerungen an ähnlich schlechte Erlebnisse. Oder er leidet unter einer starken Mutter ... :deveek:

So, und wenn du genügend Brauchbares gesammelt hast, verknüpfst du im Text äußere und innere Dinge.

Viel Vergnügen!  :coffee:

"Es ist idiotisch, sieben oder acht Monate an einem Roman zu schreiben, wenn man in jedem Buchladen für zwei Dollar einen kaufen kann." (Mark Twain)