Liebe Salamander;
um gut auf deine Frage nach der Wirkung antworten zu können, fehlt mir eigentlich die Info, was für ein Text daraus werden soll. Handelt es sich um den Anfang eines Romans (denke ich eher nicht, weil schneller Einstieg) oder einer Kurzgeschichte, geht es um die Pechmarie, um das Erobern (oder sich Absetzen von) der Schwiegerfamilie, um Omabellas Geschichte...?
Für sich genommen, ist die Passage ein Wechsel vom netten Zusammensitzen zu einer schlimmen Begebenheit aus der Kindheit der Oma, und das knapp genug, so dass es den Leser schön führt. Dass die eine der Schwestern als ältere Frau im Raum ist, lenkt mich zu der Vermutung, dass die Protagonistin noch mehr mit dieser Schwesterngeschichte zu tun haben wird. Idealerweise wird es einen tiefgreifenden Konflikt zwischen ihr und ihrem Verlobten aufmachen. Das ist also gut zum Leserködern und interessant gemacht.
Inhaltlich wundere ich mich ein bisschen über die Bereitwilligkeit von Omabella, einer fast noch Fremden dunkle Familiengeheimnisse zu erzählen, zumal ihre eine Schwester im Raum ist. Aber entweder gibt es gar kein Geheimnis, sondern eben nur eine Tragödie, oder die alte Frau erzählt das sozusagen jeder neuen Bekanntschaft (es wäre interessant, warum, was für einen Vorteil sie davon hat, welche Rolle sie spielte bzw. gespielt haben möchte), oder es signalisiert eine besondere Sympathie zwischen der jungen und der alten Frau (das könnte dann noch stärker herauskommen im Verlauf).
Gibt es einen Grund für den zusammengezogenen Namen Omabella? Heißt sie z.B. Mabel? Oder ginge auch Oma Bella? Deine Version irritiert mich jedesmal beim Lesen, weil mir die Pause fehlt.
Wenn es gar nicht um den Verlobten geht, würde ich den Namen Mark weglassen, weil der, besonders im ersten Satz, gleich eine Hauptfigur ankündigt.
Mich stört es nicht, dass du viel die Narrative nutzt, aber wenn es um das Verhältnis von Omabella und Protagonistin geht, könntest du noch mehr Dialog einbauen (szenisch). Wenn es aber eine Kurzgeschichte wird, ist die Zusammenfassung wohl besser, weil du dich auf das tragische Geschehen konzentrierst. (Deswegen mein Wunsch nach mehr Info.
)
Einige Sätze sind einander (auch inhaltlich) sehr ähnlich:
Besonders interessierte es mich, die Personen auf den Fotos mit den Anwesenden im Zimmer zu identifizieren. Es faszinierte mich, Verbindungen zwischen den Fotos und den Anwesenden im Raum zu finden,
Da kannst du gut kürzen, z.B. zu
Besonders interessierten mich die Personen. Ich versuchte gleich, Verbindungen zwischen den Fotos und den Anwesenden zu finden, von denen ich die meisten noch nicht kannte. (Je nachdem, wie groß der Raum, wieviele Personen da sind...)
mit den damals üblichen Trägerschürzen
Bisher wissen wir noch nicht, um welches Damals es sich handelt.
Und wenn du die Schürzen erwähnst, vielleicht noch im Verein mit Zöpfen oder einer Flechtfrisur, brauchst du das altmodisch nicht.
Was ist denn an dem Foto so herausstechend? Hat es ein Blatt für sich alleine, schlägt die Seite sich quasi von alleine auf, weil so oft angesehen, ist es besonders groß oder war es beschädigt und sorgsam geklebt? Oder sehen die Mädchen sich so erstaunlich ähnlich?
„Wer sind diese?“
Ich würde eher sagen: die beiden, klingt lockerer.
Suchend schaute ich mich im Raum um, ob sie möglicherweise anwesend waren und ob ich sie erkennen würde. Diese große Frau an der Kuchentheke, das konnte die eine der beiden sein,
Würde ich kürzen:
Suchend schaute ich mich im Raum um: Diese große Frau an der Kuchentheke, das konnte die eine der beiden sein,
„Stimmt“, bestätigte Omabella meine Vermutung der Identität der Frau und begann zu erzählen:
Das kommt etwas unvermittelt, siehe oben.
Jahrelang waren sie wie siamesische Zwillinge unzertrennlich, die beiden, unzertrennlich; und doch verschieden wie Tag und Nacht. Maya war immer die Führende, Strahlende, Maßgebende, beliebt bei allen. Maya entschied, was gespielt wurde, wer mitspielen durfte und wer nicht. Marie folgte ihr, war das Anhängsel. Dazu kam noch eine körperliche Behinderung Maries infolge einer Kinderlähmung. Sie Im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie hinkte nach einer Kinderlähmung. ‚Pechmarie’ verhöhnten andere Kinder sie oft.
Kann man auch noch kürzen, siehe Vorschlag.
Oja das muss furchtbar für die kleine Marie gewesen sein
oja oder oje? Und danach ein Komma.
„Nein, ich meinte ein anderes Schreckensereignis “, entgegnete Omabella.
Das klingt etwas irritierend: Noch war ja von keinem schrecklichen Ereignis die Rede. Vielleicht: ein besonderes Ereignis?
„Eines Tages passierte eine Tragödie.
In meinem Empfinden passen 'passieren' und 'Tragödie' stilistisch nicht zusammen. 'passierte etwas Schreckliches/Furchtbares' oder 'geschah ein Unglück' oder 'spielte sich eine Tragödie ab'...
Jetzt ist es doch ein ganzer Durchlauf geworden, ich hoffe, das stört dich nicht.
Viel Spaß beim Weiterschreiben,
eska