Also Hitchcock in allen Ehren, aber da widersprech ich dem Mann mal.
Ich hatte ca. ein Jahrzehnt lang ein echt tolles Setting. Und sonst nichts. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie unspannend das war. Damit will ich jetzt nicht sagen, dass Setting nicht wichtig ist, aber es ist in aller Regel nicht das spannungserzeugende Element.
Das Setting steckt einen Rahmen von Möglichkeiten ab. Wenn ich im 17. Jahrhundert schreibe, werde ich mich mit meiner Geschichte auf einen eher kleinen geographischen Rahmen beschränken müssen. Mal eben von Berlin nach Rom? Mal eben einen Abstecher in die Kolonien? Solche Reisen wurden schon gemacht, nur "mal eben" waren sie halt nicht.
Oder wenn ich, wie Oflinitrium, einen Fluss einbaue, dann ist da ab jetzt ein Fluss, basta, und dann steht eine Armee vielleicht plötzlich da und kann nicht weiter, weil die Gegner die einzige Brücke für Meilen gesprengt haben.
Noch viel wichtiger halte ich das Setting allerdings für die Figurenentwicklung. Wir alle sind Kinder unserer Zeit und unserer Gesellschaft. Dazu gehören Dinge wie ... wir träumen davon, zum Mond zurückzukehren und den Mars zu besiedeln - hätte vor 200 Jahren keiner davon geträumt. Heute gehen Frauen in Hotpants (oder überhaupt nur Hosen) herum, verdienen ihr eigenes Geld, haben keinen Mann, oder mehrere hintereinander, und keiner denkt sich recht viel dabei. Uneheliche Kinder ... heute absolut normal. Ein paar hundert Jahre zurück, und das uneheliche Kind hat keine Rechte, die Mutter wird aus der Gesellschaft ausgestoßen, eine Frau, deren nackte Waden jedermann sehen kann ... skandalös!
Das sind jetzt kleine Dinge, aber die machen oft den Flair einer Geschichte aus.
Ansonsten mache ich es wie Ofli, und ich finde diese Methode äußerst effektiv. Weil ich mich mit nichts aufhalten muss, dass am Ende viel Zeit gekostet hat, für die Geschichte aber komplett irrelevant ist und daher nie auftaucht ...