21 November 2024, 13:41:32

Autor Thema: Die häufigsten Anfängerfehler  (Gelesen 22875 mal)

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Federhexe

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Die häufigsten Anfängerfehler
« am: 12 July 2019, 17:42:24 »
Schreiben und lesen. – Zwei, der wohl schönsten Hobbies der Welt. … Zu mindestens für viele Menschen wie wir.
Jedoch ist mir wieder aufgefallen, als ein Klassenkamerad sein selbstgeschriebenes Buch vorlas, wie viel man doch falsch machen kann! Nichts gegen ihn. Er ist mir sympathisch und es ist immerhin sein erstes Buch! Aber die Liste der Klischees. – Oh Mann!
Die Figuren waren platt. Die Witze zu vorhersehbar und zu oft gehört. Und dann erst der schnelle Gefühlswechsel. … Naja. Ihr versteht, was ich meine.
Aber was sind die häufigsten Anfängerfehler und wie kann man sie vermeiden? Lasst uns eine kleine Sammlung machen.

Naleesha

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #1 am: 12 July 2019, 18:47:41 »
Ich kann da nur von meinen ersten Schreibversuchen berichten:

Ich wollte etwas über Vampire schreiben. Nur gab es damals schon auf diesem Gebiet nur wenig Raum für Innovatives und Neues. Meine Story bestand aus - platt gesagt - 40 Seiten. Danach gingen mir die Ideen aus. Und das Schlimmste, was ich dann als Anfänger machen konnte, war zu versuchen andere Ideen zu adaptieren.
"hey, die Szene aus dem Film ist ja mal so richtig cool. Ich wünschte, meine Vampirin wäre so cool..."
Also habe ich im Schreiben die Szene mit MEINEN Figuren nachgespielt. Irgendwann hatte mein "Buch" dann ungefähr 90 Seiten geklautes Material, das aus unzähligen verschiedenen Filmen zusammengeworfen wurde und am Ende eine Aneinanderreihung zahlreicher cooler aber unzusammenhängender Szenen war. Ich habe mich hinreißen lassen von meiner eigenen Story abzuweichen und zum Selbstzweck bzw. zum Zweck Seiten zu füllen, jede Menge Blödsinn in meine Geschichte zu integrieren.

Als ich das aber erkannte, erkannte ich auch, dass das eine super Schreibübung gewesen ist, um mich und meinen Schreibstil erst einmal kennen zu lernen.
Nur zum Veröffentlichen war es eben nix.

Danach habe ich jede Menge Szenen geschrieben, Figuren erfunden, sie handeln lassen, aber nie etwas veröffentlicht, weil ich wusste, ich mache dies, um zu üben.

Und dann, dann fing es an: Dann hatte ich die Idee für die Wolfsbrüder. zuerst nur zaghaft aber langsam wuchs das Ideenpflänzchen und bald schrieb ich (handschriftlich) meine erste Seite.
Wenn ich jetzt darauf zurückblicke, waren die ersten 180 Seiten, die ich auf diese Art schrieb auch nicht sehr viel mehr als eine Konzeptentwicklung, die aus dem zarten Ideenpflänzchen eine konkrete, feste Geschichte machte und nebenbei auch meinen Schreibstil weiterentwickelte. Außerdem habe ich durch die vielen Szenen, die mir eingefallen sind, meine Figuren richtig gut kennen gelernt und konnte mir ungefähr vorstellen, wie sie auf eine gewisse Situation reagieren würden.

Als ich dann die 180 schriftlichen Seiten verlor, musste ich hart schlucken und habe viele Jahre gebraucht, um die Geschichte neu zu beginnen. In der zwischenzeit ist die Pflanze zu einem stattlichen grünen Baum mit vielen verzweigten Ästen herangewachsen. Und ich freue mich darauf, die fertige Geschichte irgendwann eventuell in einer Buchhandlung stehen zu sehen. :)

LG, Nalee
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Federhexe

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #2 am: 12 July 2019, 19:13:05 »
Wie passend. – Ich möchte nämlich auch etwas über Vampire schreiben. Jedoch, damit es nicht so nun... einfach ist, auf Französisch. (Ja! Ich weiß. Purer Wahnsinn.) Aber dieses Genre ist bereits so überfüllt. Von daher: Was solls?
Ich nehme mir bekannte Klischees (wie z.B. das Bluttrinken) und mache es realistisch. Ich würde auch mehrere Arten von »Vampir« machen. Und sie können sich auch nicht verwandeln oder fliegen. – Das wären bei mir Gerüchte, die von Menschen im Umlauf gebracht worden sind.

Viskey

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #3 am: 12 July 2019, 21:07:17 »
Anfängerfehler gibt es viele.

- Unausgereifte Sprache
- Lücken im Text, die der Autor vergessen hat, von seinem Kopf aufs Papier zu transferieren
- logische Sprünge
- Chaos in der Erzählperspektive
- Konzentration auf wenige Lieblingsszenen, während durch den Rest durchgerauscht wird

Und ich bin sicher, ich hab noch was vergessen.

Wie man dagegen ankommt? Schreiben, schreiben, schreiben, kritisieren lassen, mehr schreiben. Ich weiß, das klingt schrecklich platt, aber ich hab noch von keinem gehört, bei dem es ohne viel Schreiben gegangen wäre.

Dem hier kann ich nur zustimmen:
Als ich das aber erkannte, erkannte ich auch, dass das eine super Schreibübung gewesen ist, um mich und meinen Schreibstil erst einmal kennen zu lernen.

Genau darum geht es: Übung. Wie alle Künste geht auch beim Schreiben nichts ohne Übung. Man probiert sich aus, versucht dieses und jenes .. und irgendwann bleibt man von selbst dort hängen, wo man sich wohl fühlt. Und dabei kann man sich mitunter selbst überraschen.  :devcool:
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Mondstern

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #4 am: 13 July 2019, 02:54:25 »
Ich denke, hier muss man zwei Dinge unterscheiden. Anfängerfehler machen alle. Mein Freund Trippel würde sagen, nichts was man mit etwas Übung und Handwerk nicht beseitigen kann.
Viel schlimmer finde ich die “Autoren“ die so von sich überzeugt sind, dass sie ihre Texte nicht kritisch hinterfragen bzw. Rat und Kritik annehmen.

Die werden immer auf dem Anfängerlevel stehen bleiben.

Für alles andere … da gibt’s doch so ein Forum … Federteufel  :devgrin:

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Federhexe

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #5 am: 13 July 2019, 08:20:02 »
Übung macht den Meister! Dieser Satz ist universell und gilt für jedes Hobby. Jedoch meine ich solch’ typische Anfängerfehler wie:
  • Die Hauptfigur ist eine Mary Sue; jedoch absolut unbeliebt oder depressiv,
  • Perspektivenchaos
  • etc

Viskey

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #6 am: 13 July 2019, 11:18:02 »
Ich denke, hier muss man zwei Dinge unterscheiden. Anfängerfehler machen alle. Mein Freund Trippel würde sagen, nichts was man mit etwas Übung und Handwerk nicht beseitigen kann.
Viel schlimmer finde ich die “Autoren“ die so von sich überzeugt sind, dass sie ihre Texte nicht kritisch hinterfragen bzw. Rat und Kritik annehmen.

Die werden immer auf dem Anfängerlevel stehen bleiben.

Für alles andere … da gibt’s doch so ein Forum … Federteufel  :devgrin:

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Für diese Aussage wünsch ich mir zum ersten Mal einen Like-Button für unser Forum. Weil: Ja, genau das.
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tlt

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #7 am: 13 July 2019, 15:48:55 »

Für diese Aussage wünsch ich mir zum ersten Mal einen Like-Button für unser Forum. Weil: Ja, genau das.
Aber sowas von. Vielleicht kann man das hier als Ersatz nehmen:  :daaanke:
Ich bin zu alt für das alles.

Oldlady

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #8 am: 13 July 2019, 17:45:05 »
Anfängerfehler, die mir spontan einfallen:

- sehr häufig: Perspektivprobleme (war bei mir auch so und passiert leider immer noch)
- zu wenig Sinnliches (Dinge fühlen sich an wie erzählt, nicht beim Lesen erlebt)
- Klischees bei Personen, aber auch Klischee-Wendungen schleichen sich leicht ein
- Das Vergessen für den Leser wichtiger Informationen (der Schreiber selbst weiß ja Bescheid)


Oflinitrium

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #9 am: 13 July 2019, 23:13:32 »
Ich les mir das hier so durch und denk mir zu 90% nur:
Schuldig im Sinne der Anklage xD

Meine größte Herausforderung besteht darin, dass ich tatsächlich nur 2 Werke als Ziel habe. Und ich habe auch nur Ideen und Motivation für diese beiden Werke. d.H
 Ich muss all meine Übung und Anfängerfehler während dem Schreiben meines wichtigsten Projekts sammeln, ausbügeln und loswerden. Was mich zu einem weiteren Anfängerfehler führt:

Sich zuviel vornehmem und deswegen die Motivation/den Spaß verderben. Das geht meist Hand in Hand mit zu hohen Erwartungen an sich selbst. Das genaue Gegenteil von 'zu sehr von sich selbst überzeugt sein'. Man muss beim Schreiben enorm viel Geduld für sich selbst mitbringen. Offen für Kritik sein und sich immer wieder klar machen "Ich werde besser solange ich es weiter versuche. Diese Probleme/Fehler die ich gerade noch mache sind vollkommen normal."
Die Werke die ich am meisten liebe, sind gleichzeitig die, die ich am meisten kritisiere. Im Grunde ist es so, dass eine ausführliche Kritik meinerseits auch eine Anerkennung und ein Glückwunsch ist, denn wenn es einfach nur schlecht wäre, würde ich mir gar keine Gedanken darüber machen.

Oldlady

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #10 am: 14 July 2019, 09:51:18 »
Wie wahr, Ofli!
 :applaus: :applaus: :applaus:

Paradieseule

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #11 am: 14 July 2019, 20:08:37 »
Irgendwann gelingt es, die eigene Sätze toll zu finden. Aber erst, wenn du bereit bist – aus eigenen Antrieb – diese zu streichen, kommst deinen eigenen Worten auf die Spur.
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Viskey

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #12 am: 15 July 2019, 12:49:19 »
Ich les mir das hier so durch und denk mir zu 90% nur:
Schuldig im Sinne der Anklage xD

Naja, diese Anfängerfehler sind ja nicht plötzlich komplett weg. Gerade was Sprünge in der Logik geht, weil irgendwo eine Info nicht zu Papier kam, weil die ja eh "selbsterklärend" ist ... das kommt - zumindest bei mir - immer noch vor. In den meisten Fällen merke ich das in der Überarbeitung, aber nicht immer. Und dann kommt von der Betaleserin: "Äh ... was'n das da?"

Ich denke, das einzige, was ich wirklich im Griff hab, ist die Sprache. Alles andere kann immer noch passieren...
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Oflinitrium

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #13 am: 20 July 2019, 17:36:18 »
Ich möchte hier noch einen Fehler hinzufügen der eher für die Kritiker von Texten gilt. Da aber niemand so oft kritisch auf den geschriebenen Text schaut wie der Autor selbst, ist dieser davon logischerweise nicht ausgenommen.

Ein viel zu häufiger Fehler beim Kritisieren von Texten ist, dass man zu schnell zur Bewertung springt. Man liest eine Szene und das erste/einzige Feedback das man (sich selbst) gibt ist: "mag ich / gefällt mir" oder eben "Gefällt mir nicht / ist nicht meins". Selbst wenn man dann noch die Begründung dran hängt ist das noch immer nicht unbedingt ein hilfreiches Feedback. "Ich mag diese Szene weil du wunderbar beschreibst wie die Natur wirkt." und ein anderer sagt: "Diese Szene ist langweilig, weil du dich viel zu lange mit der Umgebung aufhälst."
Beides ist zwar ein Argument, das Sinn ergibt aber sich nur auf den eigenen Geschmack / die eigene Vorliebe bezieht und ist daher nur bedingt hilfreich. Gute Kritik sollte nicht direkt bewerten und in 'gut' oder 'schlecht' unterteilen sondern erstmal beginnen mit: "Die Szene macht auf mich den und den Eindruck. Ich habe dieses oder jenes Bild im Kopf, war das denn so beabsichtigt? Die Figur wirkt auf mich in dem Moment ängstlich wolltest du das?" Danach kann man immer noch sagen ob einem der Eindruck gefällt oder nicht aber erstmal absichern ob der Eindruck den man als Leser hat denn mit dem Eindruck übereinstimmt den der Autor vermitteln wollte.

Das ist zwar nicht immer und in jeder Situation ein Fehler als Kritiker von fremden Texten, aber im Bezug auf eigene Texte definitiv schädlich, wenn man sich zu sehr darauf konzentriert ob einem 'nur' gefällt was man geschrieben hat. (Was natürlich trotzdem sehr wichtig ist.^^)

Außerdem spielt dieser 'Anfängerfehler' direkt in einen Fehler von Autoren rein. Man sollte sich bei jeder Szene klar sein, was man mit ihr bezwecken will. Ist eine Szene dazu da um Forshadowing zu betreiben ohne zu langweilen sollte man sich darüber ebenso klar sein wie bei einer Szene die dazu da ist um ein Gefühl wie Spannung, Friedlichkeit, Erholung, Grusel etc. zu erzeugen. Nur wenn ich weiß was ich mit meiner Szene bezwecken will, kann ich auch gegenprüfen ob ich mein Ziel beim Leser erreiche oder nicht. Und hierbei muss man nicht immer Groß und nur an Plotpunkte denken. Man braucht viele kleine, möglichst beiläufige Szenen die am besten gleich mehrere Zwecke erfüllen wie Forshadowing, Charakterisierung/entwicklung, Atmosphäre, Worldbuilding etc.

Beides sind natürlich keine Fehler die ausschließlich Anfänger machen, aber gerade als Frischling sind es Dinge an die man im ersten Moment nicht denkt. Ich ertappe mich auch nach 4 Jahren schreiben immer noch dabei diese Fehler zu machen.
« Letzte Änderung: 20 July 2019, 18:29:34 von Oflinitrium »
Die Werke die ich am meisten liebe, sind gleichzeitig die, die ich am meisten kritisiere. Im Grunde ist es so, dass eine ausführliche Kritik meinerseits auch eine Anerkennung und ein Glückwunsch ist, denn wenn es einfach nur schlecht wäre, würde ich mir gar keine Gedanken darüber machen.

merin

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #14 am: 14 August 2019, 21:30:15 »
Ich glaube ja, der häufigste Anfängerfehler ist, sich nicht mit dem Handwerk zu beschäftigen. Mir ist das erst hier im Forum so richtig klar geworden, dass es auch im Schreiben Handwerkszeug gibt und dass man das auch immer wieder trainieren muss. Dass ich mich vor 25 Jahren mal mit Kommasetzung beschäftigt habe, ist schön, aber es nützt mir heute nichts, es muss immer wieder aufgefrischt werden. Genauso Perspektive, dichte Beschreibungen, Spannungsbögen, Plotten ...

Was mir bei Anfänger*innen auch oft auffällt: Der eigene Stil ist noch nicht gefunden und das Thema des Textes unklar. Der analytische Blick auf den eigenen Text gehört meines Erachtens auch zum wichtigen, hart erarbeiteten Handwerkszeug, das erstmal erworben sein will.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Trippelschritt

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #15 am: 15 August 2019, 16:15:46 »
Oft reichen die ersten paar Sätze und man weiß, dass es ein Anfängertext ist. Und zu den meisten Schwächen braucht man gar nichts zu sagen. Sie verschwinden von selbst mit zunehmender Übung. Aber einige Fehler sind hartnäckig.
Die drei dicksten für mich sind:
- Fehler in der Satzlogik
- Fehler in der Perspektive
- wirre Kameraführung

Den dritten Punkt gibt es in zwei Ausführungen:
Der Erzähler oder der Autor schaut mal in die eine oder andere Richtung und verliert dadurch seinen Leser.
Oder er vergisst, dass jeder Satz auf dem vorangegangenen aufbaut und die Grundlage für den folgenden liefert. Bis zum Ende des Absatzes.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

irrendes Licht

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #16 am: 15 August 2019, 19:11:47 »
was mir in vielen Geschichten vor allem online, aber nicht nur aufgefallen ist:

1. Einführung des Aussehens des Protagonisten durch Blick in den Spiegel

2. Nicht nachvollziehbare Dialoge, z.B. "Ich... ich ... sah... es war... fast nur ein Schatten... das Grauen... und diese Augen...." und dann tot.
also nicht immer so, aber diese Spannung durch Informationsbrocken, die eigentlich nichts sagen dramatisieren.
Generell Dialoge sind nicht einfach. Da entstehen schnell Extreme, wie solche, die fast keinen Dialog haben und alles nur wiedergeben, außer vielleicht einen Satz pro Kapitel, oder gar gar keine Dialoge. Oder solche die alles auch die Gefühle immerzu erzählen.

3. eher lustig: das setting statt mit "ein großes zimmer" mit "Das Zimmer war bestimmt 4,70m auf 8,5m groß" beschreib.

4. Das alles zu schnell und zu perfekt läuft

5. Recherefehler. Einfach irgendwas das schon passend klingt reingeworfen. In einer Geschichte wurde der Hautcharakter in der Schule mit einem Messer angegriffen und dann mit dem Angreifer zum Direktor zitiert wo ein Polizist waretet der erklärte für den Angreifer wäre wegen diesem Vorfall ein Haftbefehl ausgestellt und noch eine Verfehlung und er würde von der Schule fliegen.
Danach fuhr der Vater mit dem Opfer ins Krankenhaus wo er genäht wurde und dann noch mal zur Landärztin, die aber grade keine Zeit hatte und deshalb ihre Tochter das Opfer neu verband, das auf dem Weg wegen vom Vater geschlagen wurde, weshalb alle Wunden wieder aufgegangen waren. Und welch überraschung, die Tochter der Ärztin war die neue in der Klasse und das Opfer vom ersten Moment an verliebt in sie.

6. ist nicht direkt ein Anfängerfehler, aber bei Anfängern ist es meist noch stärker ausgeprägt:
statt Kritik anzunehmen oder eben nicht, weit hergeholte Erklärungen für Plotlücken und Sinnfehler finden und aufgrund von einer schlechten Meinung alles umschreiben wollen, obwohl es vielen anderen gefallen hat und bei ihnen genau das ankam, was gesendet wurde. Kurz: alle mitnehmen wollen, und das immer.

Paradieseule

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #17 am: 15 August 2019, 20:08:56 »
Das eigene Geschreibsel entweder saugut oder grottenschlecht zu klassifzieren.
Vielmehr geht es um das Erkennen, dass es keine (Anfänger)-Fehler sind. Sondern vielmehr Prozesse, die uns begleiten. Uns den Blick für Wort und Handlung schärfen lassen.
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Federhexe

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #18 am: 16 August 2019, 07:36:56 »
Ist es auch ein Anfängerfehler, wenn man mit der Motivation reingeht, dass man jetzt einen Bestseller schreiben würde? Ich mein es ist total demotivierend, wenn man es nicht schafft.

Viskey

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #19 am: 16 August 2019, 10:04:04 »
@Federhexe

Ich halte das nicht für einen Anfänger- oder überhaupt Fehler. Es wird in den meisten Fällen nicht stimmen, aber manchmal eben doch. Und wir alle schreiben doch immer das uns bestmögliche Buch mit der besten Idee, die wir gerade aus dem Hut ziehen können - wieso da nicht annehmen, dass andere diese Meinung teilen werden?

Das würde ich jetzt eher Vertrauen ins eigene Projekt nennen.
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Federhexe

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #20 am: 16 August 2019, 11:21:59 »
Wie im ersten Thread gesagt: Wir hatten das mal im Philosophieunterricht. Er wird enttäuscht sein, da wir ja noch so »weichgespült« waren. Und seine Deutschlehrerin, zumindest meinte er das sie die Geschichte toll fand, hatte sicherlich als Notlüge gesagt. – So viele Klischees, Logikfehler und andere Sachen. Urgh!

Viskey

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #21 am: 16 August 2019, 13:26:51 »
Wer ist "er"? Ich bin grad verwirrt.

Natürlich werden wir alle herbe Enttäuschungen erleben, und mit etwas mehr Erfahrung werden wir zurückblicken und sagen: Sie hatten recht, wie konnte ich damals nur glauben, das wäre toll? (Ich war an dem Punkt schon mehr als einmal.) Trotzdem gehe ich an jedes neue Projekt mit der vollen Überzeugung heran, das kann ein Bestseller werden - wenn wir das mal als Kriterium für ein wirklich gutes Buch nehmen. Für manche Bestseller würde ich persönlich mich genieren.

Hätte ich diese Überzeugung nicht, würde ich nicht anfangen zu schreiben.

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Federhexe

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #22 am: 16 August 2019, 14:10:21 »
Der eine Klassenkamerad, der im Einleitungsthread erwähnt wird.

Viskey

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #23 am: 16 August 2019, 16:19:41 »
Ah, der er ...

Naja, es muss keine Notlüge gewesen sein. Es kann durchaus auch so sein, wie du selbt geschrieben hast: Es war das erste Buch. Für das erste Buch kann es wirklich toll gewesen sein, trotz seiner Fehler. Und wenn man sich mit der Materie und dem Handwerk auskennt, kann man an Fehlern vorbeisehen und Potential erkennen, auch wenn es noch unter Fehlern begraben ist. Vielleicht hat sie da ja gesehen?
Und es hilft auch nicht, einem Anfänger zu sagen: Das ist mies. Da muss schon mehr her, warum funktioniert etwas nicht, wie geht es besser? - Im Grunde genau das, was wir hier in unseren Röstungen machen.

Vielleicht hatte die Lehrerin ja ein Gespräch mit ihm alleine? Vielleicht wollte sie ihn nicht vor versammelter Klasse "bloßstellen", indem sie seine Fehler aufzählt.


Die Liste der Anfängerfehler ist aber insofern trotzdem schön, weil es Anfängern Hoffnung geben kann, dass wir da alle durch mussten und es - größtenteils - gemeistert haben.
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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #24 am: 16 August 2019, 21:03:24 »
Hmmm.
- Ungereimtheiten im Plot
- Erklärbar der viel zu lange tanzt
- Ewige Wiederholungen und Zusammenfassungen
- Viel zu lange Beschreibungen
- Falsche Paarungen

Ja, ja, letzter Punkt zählt kaum. Trotzdem, nichts jagt mich schneller zum nächsten Buch als zwei, die nicht zusammengehören. Fast alles andere kann ich verzeihen, solange die Geschichte gut und die Charas sympathisch sind. Manchmal reicht sogar nur die Sympathie.
Aber unsympathische Protas und die falschen Paarungen ... Schauder.
Das Leben ist kurz - der Tod ist ewig.
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Federhexe

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #25 am: 17 August 2019, 07:43:01 »
Was auch häufige Anfängerfehler sind:
  • Extravagante Titel
  • Man orientiert sich an seinen Lieblingsbüchern
  • Man verbessert sich nicht
  • Zu viele Stilmittel

Naleesha

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #26 am: 17 August 2019, 11:57:25 »
hmmm. den zweiten Punkt kann ich nicht nachvollziehen.
Wenn man sich an seinen Lieblingsbüchern orientiert (in wiefern eigentlich?) dann übernimmt man gewisse Elemente und macht was eigenes draus.
z.B. die Art, wie Dialoge geschrieben sind, oder vielleicht die Region, in der das Buch angesiedelt ist (solange es kein High Fantasy mit eigens dafür ausgedachtem Planeten ist) etc.

viele bekannte Autoren haben das schon getan. 50 Shades of Grey ist nur entstanden weil die Autorin sich an den Twilight-Büchern orientiert hat.
Eragon, von Christopher Paolini wird als gutes Buch bezeichnet, obwohl inzwischen fast jeder weiß, dass es nahezu eine 1:1 Kopie von Herr der Ringe ist...
Zitat
Dass Christopher Paolini Tolkien-Fan ist, ließ sich schon in seinem Buch nicht verbergen. Und auch der Film bedient sich schamlos bei "Herr der Ringe": Die opulenten Landschaftsaufnahmen aus der Vogelperspektive, garniert mit über Bergkämme galoppierenden Helden, wirken hinlänglich bekannt, ebenso die martialischen Posen der Uruk-Hai-Kopien, die bei "Eragon" Urgal heißen.

Von Krabat behauptet man, dass er Elemente aus Harry Potter geklaut hat (oder vielleicht war es auch umgekehrt). Aber trotzdem hat jeder dieser Autoren etwas eigenes hinzugefügt, was neues daraus gemacht.

Sich also an seinen Lieblingsbüchern zu orientieren ist also gar nicht so verkehrt...

Bei meinen Wölfen war das ähnlich. Ich hab mal ein Buch gelesen, das nannte sich "Die Chroniken von Amarid".
Darin ging es um Magier, die sich entweder an Falken oder an Eulen binden (kommt dir das bekannt vor?) und ein ganz besonders gefährlicher Magier hatte sich an einen Wolf gebunden (ok, jetzt muss es aber deutlich werden). Die Art der Verbindung allerdings wurde nicht näher beleuchtet und gerade der Aspekt, wegen dem ich das Buch zuende gelesen habe um eventuell doch noch das Eine oder das Andere darüber zu erfahren, wurde einfach nicht weiter beachtet. als wäre das am Anfang mit einer prächtigen Idee ins Buch eingebaut worden, dann aber später unterm Tisch fallen gelassen worden. Schade. Und als ich dann in der 9. Klasse begann, mein eigenes, neues Buch zu schreiben und mir Gedanken um die ganzen Werwolflegenden machte, kam mir dieser Aspekt wieder in den Sinn und ich dachte: das kann ich besser machen.

Also hab ich den Aspekt genommen, was ganz eigenes draus gemacht und ... voila. Keiner würde behauptten, dass die Orientierung an diesem Buch etwas falsches, oder gar ein Anfängerfehler sei.

LG, Nalee
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Federhexe

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #27 am: 17 August 2019, 13:14:19 »
Das Problem ist, dass es 1:1-Inspiriert ist. Oft.

Viskey

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #28 am: 17 August 2019, 15:18:33 »
Also, eine 1:1-Inspiration kommt zwar schon vor, aber oft? Da wäre ich vorsichtig.

Problematischer finde ich diesen Punkt:

Zitat
Man verbessert sich nicht

Das ist kein Anfängerfehler. Wenn sich jemand nicht verbessert, dann liegt das nicht daran, wie lange er schon schreibt. Wer sich nicht verbessert, hat ganz andere Probleme. Die meisten Anfänger machen sehr viele Fehler, aber sie verbessern sich. Nur ganz wenige bleiben auf dem Punkt stehen, wo sie glauben, ihr Geschreibsel wäre Gottes Geschenk an die Welt, und wem's nicht gefällt ist ja nur neidisch und gehässig. Dieser Makel bleibt aber auch nach Jahren bestehen und ist deshalb kein Anfängerfehler.
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Momo

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #29 am: 17 August 2019, 15:36:51 »
Ich möchte noch hinzufügen:

-   Zu viel “Tell“,  zu wenig “Show“
-   Fehlender Spannungsbogen
-   Fehlende Konflikte
-   Info-Dump (vor allem am Anfang)
-   Der Kern der Geschichte ist nicht herausgearbeitet
-   Der Held wird durch andere oder Glück/Zufall gerettet, anstatt selbst zu retten
-   Der Held hat kein klares Ziel



merin

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #30 am: 17 August 2019, 18:17:36 »
Mooncat was meinst du mit "falsche Paarungen"?
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.