Ich würde es simpel halten und Dinge verwenden wie:
"Ja Meister" - Als Diener oder Schüler
"Aber sicher Meister Bowlen." Händler zu reichem/einflussreichen Kunden.
Für den Herrscher würde ich einfach "Majestät" benutzen immerhin kommt der Begriff aus dem Lateinischen und wurde (laut Wiki) seit Kaiser Tiberius (* 16. November 42 v. Chr. † 16. März 37 n. Chr.) angewandt.
In der Armee und Politik würde ich die jeweiligen Ränge auch als Anrede benutzen. Und diese gegebenenfalls ein wenig vereinfachen. Oder halt mit den Titeln deiner eigenen Armeehierachie. Aber wenn dann nur in tatsächlichen Dialogen und nicht beim erteilen oder befolgen von Befehlen in der Schlacht. Das klappt auch gut aus beiden Perspektiven. Wenn ich als Tribun den Legatus mit "wie lautet eure Strategie Legatus Linus?" anspreche zeige ich Respekt. Genauso umgekehrt als Legat "Kommt her und setzt euch Tribun Fabius.". Oder man benutzt es um daran zu erinnern, dass der Gegenüber unter einem steht. "Glaubt ihr es ist weise mit mir zu diskutieren, Tribun Fabius?"
Vom "du" würde ich weitstgehend absehen, wenn es sich nicht um Freunde oder Kumpane handelt. Ansehen und Respekt war damals extrem wertvoll und auch wenn es wahrscheinlich kein "du, Sie" Problem in der Sprache gab, so würde die Verwendung von "du" wahrscheinlich als ziemlich starke Respektsmissachtung und Ehrverletzung gelten. In beide Richtungen übrigens. Daher würde ich so viel wie möglich in der 3. person bleiben, während einem Dialog. Und ich würde mich hauptsächlich auf "ihr, euch, euer" stützen anstelle von "Sie".
Beispiel:
"Das ist euer Problem mit dem ICH definitiv nichts zu tun haben will, Senator Gaius. Diese ganze Misere habt ihr euch selbst zuzuschreiben und wenn ihr glaubt ihr könntet mich mit auf euer sinkendes Schiff ziehen, so habt ihr euch geirrt!"
"Ihr müsst die letzten Wochen zuviel Zeit in eurem Bett verbracht haben, Senator Filius. Habt ihr nicht mitbekommen, dass die Senatoren Octavius und Arktorus bereit sind meine Idee zu unterstützen? Die Machtverhältnisse sind im Begriff sich zu ändern und ihr habt es nicht einmal mitbekommen. Ich bin bereit euch zuzugestehen, dass der Anfang meines Plans nicht ganz geklappt hat, aber wenn ihr mich nicht unterstützt so mag es euer eigenes Schiff sein, das zu sinken droht!"
(Abseits der direkten Wörtlichen Rede muss man natürlich nicht ständig den Titel vor den Namen setzen. Und wenn einer der beiden genannten Senatoren später mit einem guten Freund bei einem Fässchen Wein über die Auseinandersetzung und den Kontrahenten spricht kann man den Zusatz "Senator" auch weg lassen. A´la "Dieser Filius ist ein Volltrottel der nicht weiß, dass sein Kopf bald rollen wird.")
Anderes Beispiel:
"Was fällt euch eigentlich ein hierher zu kommen, euch als Schuster zu verkaufen und anderen Leuten die Kunden streitig zu machen? Seid ihr wirklich so dumm oder hängt ihr nicht an eurem Leben?"
Ein kleiner Denkanstoß was die Wortwahl betrifft:
Im Englischen gibt es Anreden wie "Sir", "Misstress", "Madam", "Mylord", "Your Majesty", "Your Highness", "Sire" etc. Und mangels einem "Ihr" oder "Sie" hieß es immer "you". Ich glaube die meisten Silben überhaupt hat dabei das Wort "Majesty" mit 3. Alle anderen nur 1-2. Kombiniert mit dem vorigen "your" kommt man maximal auf 4 Silben. Und das ist gut so, weil es sich beim Lesen und sprechen nicht anfühlt als würde man versuchen eine Kartoffel auf einmal herunterzuschlucken ohne zu kauen. Mit diesem Hintergrund würde ich davon abraten allzu lange Versionen zu benutzen, vor allem wenn du noch ein "eure/euer" (2 Silben) davor setzt.
Desweiteren sollte die Anrede nicht zu plump wirken. "Großer Herrscher" passt höchstens zu einem Sklaven der gezwungen ist vor ihm zu knien. (Und dann würde ich eher "Oh großer Herrscher" sagen.) Auch weil dort die Schlichtheit der Worte angemessen ist zu der Schlichtheit des Geistes die man bei seinem Sklaven erwartet.
Im Umgang mit anderen, respektierten Mitgliedern in der Gesellschaft sollte die Anrede etwas schwülstiger sein aber kein Zungenbrecher. Bei deinem speziellen Fall muss ich auch daran denken, dass Herrscher um diese Zeit sich nicht selten als Götter bezeichneten. Entweder als Reinkarnation oder Originale. (Bitte um Korrektur, falls ich mich irre.) Vielleicht kannst du auch etwas kreative Energie daraus schöpfen.
Christopher Paolini hat in Eragon einen guten Job gemacht indem er mit seiner eigenen Sprache spielte. So wurden Drachenreiter Beispielsweise als "Argetlam" bezeichnet. (Übersetzt Silberhand, was Sinn ergibt da die erste Berührung mit seinem eigenen Drachen ein Silbernes Mahl auf der Hand hinterlässt.) Oder "Shur´tugal" (Drachenreiter)
Sein Drache Saphira wird manchmal "Bjartskular" (Schimmerschupe) genannt.
Es gibt noch einige Titulierungen mehr. Was aber auffällt: Sie kommen meist am Ende der wörtlichen Rede wie ein Anhängsel vor und ohne ein "ihr, euer" davor. Sie dienen als reine Respektsbekundung. Außerdem haben alle Titulierungen (auch die von mir nicht genannten) 3-4 Silben was ihnen einen Rhytmus ohne Unterbrechung gibt. Aber soweit ich mich erinnere (und sehe während ich durch das Vokabular zweier Bänder blättere) hat keine weniger als 3 oder mehr als 4 Silben. Bei Titeln die als Respektsbekundung dienen würde ich diese Regel anwenden damit sie sich nicht unvollständig oder überladen anfühlen.