Liebe Röster,
ich würde mich freuen, wenn ihr die Goldwaage herausholt und meinen Text seziert. Ich werde am Leben bleiben. Der Roman ist nun weitgehend fertig. Im Rohentwurf. Jetzt lese ich ihn auf logische Fehler durch, und nein, Namen habe ich immer noch nicht gefunden. xxx wird im folgenden Text häufiger vorkommen. Platzhalter, da ich mich für die Dekornamen noch nicht entschieden habe. Diese Namen sind nicht wichtig.
Prinzipiell bitte ich, sollte ihr euch den Text durchlesen wollen, mir zwei Fragen beantwortet.
1. Ist die Reaktion des Protagonisten Todd im letzten Teil des Textes nachvollziehbar oder zu sehr überzeichnet?
Ist die Zeitraffertechnik zu extrem. Die Zeitsprünge zu groß?
Kurze Erläuterung. In diesem vorgelegten Textausschnitt erfährt Todd etwas, was sein Weltbild erschüttert. Der Roman ist bekanntlich im Fantasygenre angesiedelt. Einschließlich Magie, Drachen, Wölfe etc. Der Leser weiß bereits, dass es Magie gibt, nur eben nicht mein Protagonist. Das es Magie gibt, wissen in meiner Welt nur sehr wenige. Der Leser weiß auch schon, dass alle Könige magische Wesen waren, nur nicht der jetztige. Wie gesagt, der Leser weiß es, nicht aber die Menschen, die in meiner Welt leben. Wenn also jemand das liest, was Todd gleich lesen wird, ist dann seine Reaktion nachvollziehbar.
2. Bekomme ich mein auktoriales Problem besser in den Griff?
Auch hier eine kurze Erläuterung. Einigen haben ich bereits andere Textauszüge gegeben. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich gelegentlich den Leser verwirrt habe. Aus Gesprächen habe ich mitgenommen, dass ich noch nicht sicher beherrsche, was der Leser schon wissen kann. Ich als Autor weiß alles. Wenn ich eine Andeutung schreibe, weiß ich, was sie meine. Wenn ich meine Figuren Gedanken in den Kopf lege, weiß ich, worauf sie sich beziehen. Wenn ich etwas andeutungsvoll erwähne, weiß ich, was ich andeuten will. Auch wenn Leser nicht alles erklärt bekommen wollen, sie gar manchmal es geradezu lieben, wenn einiges noch im Unklaren bleibt, so habe ich dennoch die Rückmeldung bekommen, ich verdichte zu stark. Springe gelegentlich zu häufig in meinen inneren Monologen, bringe zuviele Einzelheiten, die eher verwirren als erhellen. Wann immer also der Leser in seinen Gedanken stockt, eigentlich zwei, zwanzig, zweihundert Seiten zurückblättern möchte, weiß ich, das auktoriale Problem hat wieder zugeschlagen. Wenn sich der Text allerdings flüssig lesen lässt, Geheimnisse und Andeutungen nicht den Lesefluss unterbrechen, dann hätte ich mein Ziel erreicht.
Was ich nicht meine ist, ob die Teufel der Grammatik und der Sprachlogik wieder zugeschlagen haben. Manchmal wird der Lesefluss nicht dadurch unterbrochen, weil der Leser die Zusammenhänge nicht versteht, sondern schlicht weil ich unverständlich schreibe.
Das darf gerne auch geröstet werden. Jede Röstung ist eine Chance. Doch es reicht mir, ob sich der Text flüssig erschließen lässt, und ob die Reaktionen - trotz aller Verdichtung - für den Leser nachvollziehbar ist.
Der Funktion nach, erfährt Todd hier ein Geheimnis, das alles verändern wird. Ein Wendepunkt. Also eine wichtige Szene.
So bevor es losgeht, muss ich zum Glück nur wenige Informationen geben, damit der Text verstanden werden kann.
Der Leser weiß, dass in einem frühreren Jahrhundert, neugewählte Könige zornig und unberechenbar waren. Dieses Verhalten legte sich er nach Wochen. Erst König xxx zeigte diese königliche Raserei nicht mehr.
Der Leser weiß, dass sich der jetztige König anders verhält als andere Könige vor ihm.
Todd betritt den Raum zum ersten Mal, der gleich beschrieben wird. Zu Beginn der Szene steht er im Vorraum, den sogenannten Schlüsselraum. Immer wenn der König in der Stadt ist, müssen Bibliothekare dort ihren Dienst versehen. Wenn der König erscheint, um in seinen Büchern zu lesen, reichen sie ihm die Schlüssel an. Nur der König darf alleine in die Bibliothek gehen. Kein Bibliothekar darf einen Schlüssel in das Schloss stecken. Das ist ein Vergehen, das bestraft wird.
Der Leser weiß, dass es in der vorherigen Szene Todds Fähigkeiten waren, die es ihm ermöglichten die richtige Kombiantion für die Schlüssel zu finden. Todd erklärt sich selber diese Eigenheiten damit, es sei eine Laune der Natur.
"Dabar" entflammt die Lichtkristalle.
Die Sprache, die Todd in seinen Träumen gelernt hat, besteht aus kunstvoll geschwungenen Linie. Sagen wir japansiche Schriftzeichen
Die vielen xxx sind egal, diese Könige sind nicht wirklich wichtig. Halt Namensdekorationen.
Wer immer nun weiterliest, vielen Dank.
***
In den Schlössern steckten die zwölf Schlüssel. Die Tür stand einen Spalt offen. Er brachte doch keinen um, er wollte nur einen Blick hineinwerfen. Nur ein Buch lesen. Er lugte durch den Spalt, alles blieb still. Diese Bibliothek war alt. König xxx hatte sie erbauen lassen. Seit dem mussten es doch viele schon probiert haben. Neugierde war menschlich. Wenn er die Sprache träumen konnte, warum nicht auch andere? Nur ein Blick. Er zog die Tür auf. »Dabar«, rief er leise. Doch der Raum blieb dunkel. Er setzte den Fuß auf die Schwelle. Aber kein Licht entflammte, sondern der Schmerz durchzuckte seine Glieder. Er machte einen schnellen Schritt, blickte entgeistert auf den Türrahmen zurück. Wie im unterirdischen Labyrinth. Türrahmen schienen ihn nicht zu mögen.
Der Raum erwachte und Todd hörte auf zu atmen. Erst war es ein leichtes Schimmern wie die Blätter von Sefira am Krönungstag. Doch es waren keine Blätter oder keine Lichtkristalle, die immer heller strahlten. Alles fing an zu strahlen. Seine Augen wurden so groß wie das eines Neugeborenen, dass mit leuchtend blauen Augen in eine neue Welt trat.
Er sah kein Bett aus Holz, keine Wände aus Stein, keinen Boden aus Marmor. Auch die Decke wie der Stuhl und der Tisch in der Mitte, alles war aus violetten Kristallen gefertigt. Und alles leuchtete. Er musste schlucken. Der Raum war rechteckig und schlicht. Die Wände waren glatt. Einige Stellen war mit Ruß bedeckt, es roch nach Staub und kalten Rauch. Nur an einer Wand sah er einen Schriftzug, König trete ein.
Nervös wippte er von einem Bein auf das andere, doch er wagte nicht weiter zugehen. Würde dieser Raum ihm gehören, er wäre reicher als Senatorin Aseata. Mit einem sechskarätigen violetten Kristall hätte er ein Schiff samt Mannschaft kaufen können. Mit diesem Raum könnte er die Welt kaufen. Aber er sah keine Bücher. Auf dem Pult lag eine Platte, in die etwas eingraviert war. Die Platte war kein Kunstwerk voller geschwungener Linien, sondern ein Brief.
Ich flehe dich an, sprich die Worte: »Drachen schweigt.« Spürst du ihre Stimmen in dir, spürst du, wie sie streiten, in dir kämpfen? Sprich diese beiden Worte, sprich sie, ich flehe dich an.
Blaurücken, Rotschuppe, Grünauge und Gelbzacke sind in dir. Sie wissen nicht, dass sie tot sind, ihr Geist lebt weiter. Sie spüren sich, wollen sich bekämpfen. Ihre Magie hat sich mit der unsrigen vermischt. Sprich die Worte, rufe sie laut aus. Bleibe so lange hier, bis sie schweigen. Kehren sie zurück, komme wieder. Ich flehe dich an, glaube mir. Die Kristalle verstärken den Zauber, den du sprichst, sie beruhigen dich. Über die Wochen werden sich die vier Drachen leiser. Sie werden mit dir verschmelzen. Die vier Kräfte werden sich in dir vereinen. Spreche mit niemanden in der Sprache, die du eben empfangen hast. Zeige den Sterblichen nicht das, was du bist.
Ich, Lenas, der xxx. unserer Art, durchlebte schlimme Wochen. Ich konnte mich nicht beherrschen und offenbarte, was verborgen bleiben muss. Ich tötete einen Diener aus Raserei, weil er mich zu lange anblickte. Mit meinen Gedanken tötete ich ihn. Ich zürnte mit den Magistern, nur um im nächsten Augenblick weinend auf den Boden zu sinken. Mit feuerlodernden Augen drohte ich dem Hochmeister, drang in seine Gedanken und befahl ihm, sich ein Messer an den Hals zu setzen. Die Vögel ließ ich tot vom Himmel fallen, Hunden befahl ich, über sich herzufallen. Und ich tat, was niemals geschehen durfte, ich zeigte meine Magie den Menschen. Ich verbrannte einen Mörder, der ein Neugeborenes getötet hatte. Aus meinen Händen schlug das Feuer. Die Menschen wurden ängstlich und sie flohen aus der Hauptstadt. Der Kampf der Drachen in mir war so heftig, dass ich mich töten wollte. Ich sprang nicht vom Dach meines Palastes, sondern flog wie ein Vogel durch die Nacht.
Später als die Drachen schwiegen, sah ich, was auch ich angerichtet hatte. Menschen raunten, fürchteten sich vor mir. Xxx, den Grausame, nannten sie mich. Meine Vorgänger verlieh das Volk ähnlich verächtliche Beinamen. Als ich Schwarzschwanz in seiner Höhle besuchte, hatte er endlich einen Weg gefunden. Zweihundert Jahre hatte er gebraucht. Ich ließ die Königsbibliothek bauen, erschuf diesen Raum. Sprich die Worte, sprich sie. Besänftige deine Gedanken, sprich die Worte. Kehre solange zurück, bis die Drachen schweigen. Sie verstehen nicht, was mit ihnen geschehen ist. Sie opferten sich, damit wir leben konnten. Zhuhoya nahm König xxx gefangen. Seine Magie war unserer ebenbürtig. Das Wesen wartete nur darauf, unsere Kräfte den seinen hinzufügen zu können. Er hätte unvorstellbare Kräfte erlangt und die Welt unterworfen. Hundert Assassine und zwei Drachen gaben ihr Leben, bevor das Wesen tot war. Doch es war zu spät, xxx lag im Sterben und Sefira hatte nur noch wenige Blätter. Xxx übertrug seine Kräfte auf die vier Drachen. Sie jagten durch die Lüfte zurück nach Liria. In dunkelster Nacht flogen sie in den Baum. Nebel und Sturm beschworen sie, so dass das Leuchten unbemerkt blieb. Wie hätte es auch bemerkt werden können, hingen nur noch eine Handvoll Blätter an Sefira. Der Hochmeister hatte seinen Diener Lucas ausgewählt, in den Baum zu treten. In ihm sind wir wieder erwacht. So dicht waren wir vor unserem Untergang. Als der Morgen graute, stand Sefira wieder in voller Pracht. Doch ihre Blätter waren nicht mehr weiß, sondern farbig. Auch Schwarzschwanz kann er sich nicht erklären. Es mag die Magie der Drachen gewesen sein. Warte, bis die Drachen schweigen. Erst dann betrete die Bibliothek. Zu wertvoll sind die Bücher, die uns helfen, die Welt zu schützen. Xxx hat sie trotzdem betreten und Bücher verbrannt. Er zerstörte zum Glück nur wenige Artefakte und Runen, die wir brauchen, sollte Sefira je alle Blätter verlieren.
Schweigen die Drachen, wirst du den Ruf von Schwarzschwanz hören, suche ihn auf. Ehre die Drachen regelmäßig mit deiner Anwesenheit. Sie müssen ewig leben bis zu dem Tag, der nie kommen soll.
Euch wünsche ich Geschick und Kraft, die Welt zu schützen. Möge viele Kinder geboren werden und ihre Augen blau leuchten. Wir sind ihre Hoffnung, wir dürfen nicht versagen. Möge Sefira auf ewig blühen. Todd hörte Stimmen in sich, sie schrien in ihm. Was für ein Unsinn. »Drachen schweigt«, hallte durch den Raum. Doch was hätte er auch anderes erwartet, seine Unruhe wurde nur stärker. Alles eine Lüge. Nie hatte Sefira so viele Blätter verloren. Ja, König xxx, der Besonnene, war auf einer Reise gestorben. Sein Nachfolger war aber kein Diener, sondern Herzog xxx. Verdammt. Todd schlug auf den Tisch. Xxx tötete einen Diener, der Lucas hieß, dieser wollte den König acht Jahre nach seiner Krönung ermorden. Alles Lügen. Und doch die Könige nach xxx zeigten die königliche Raserei nicht mehr. Dass die Hauptstadt unter König xxx abgebrannt war, musste andere Gründe haben. »Drachen schweigt.« Doch es half nicht.
Könige waren ernst und erhaben. Todd hatte sie immer bewundert, doch sein Glaube schwankte. Aber diesen Unsinn konnte kein König geschrieben haben. Doch der Unsinn endete nicht am Ende des Briefes. Am unteren Ende der Platte war mit etwas Spitzem Nachrichten eingekratzt. Könige waren keine Scherzbolde.
Drei Tage schlief ich hier, die Stimmen schweigen. xxx
Ich habe einer Hofdame in Gedanken befohlen, sich nackt auszuziehen. Entschuldigt. War eine schöne Nacht. xxx
Xortium hat mich aufgesucht, sein Fell glitzerte, als ich ihn mit Feuer angriff. Er lachte. xxx
So macht Glückspiel einfach kein Spaß, immer nur gewinnen. xxxx
Das mit dem Feuer an der Wand war ich, wollte ich die Worte nicht sprechen. xxx
Die Flecken auf dem Boden sind von mir. xxx
Die an der Decke von mir. Xxx.
Wollte stark sein, kotzte dem Hochmeister in die Robe und lief schnell hier her und mir geht es besser.
Die Bücher sind geschrieben, Sefira hat nur 15 Blätter verloren. xxx
Die Verfärbung erklären die Seher mit dem Alter Sefiras, habe ihnen schöne Bilder eingeplanzt. xxx
Das Sprichwort ein junger König zu sein, verbreitet sich. xxx
Habe einen Diener aus Wut schweben lassen, er erinnert sich nicht mehr daran.xxx
Zhouya ist nur noch eine Legende, wie mir der erste Bibliothekar xxx erklärte. Gute Arbeit von euch xxxx
Nach vier Tagen schwiegen die Stimmen. Vgnock.Todd war nicht zum Lachen zu Mute. Er war Opfer eines Streiches geworden. Dieser Brief war eine Fälschung. Aber wer immer diesen Streich gespielt hatte, er musste die Sprache sprechen. Es musste also noch andere geben. Todd konnte keine Diener schweben lassen, konnte kein Feuer beschwören, und Gedanken konnte er auch nicht lesen. Ein Zweifel nagte trotzdem in ihm, so klein er noch war. Nein, es musste eine andere Erklärung geben. Ihm war schwindelig und er torkelte mehr, als das er ging. Er wollte nur raus aus dem Raum der Lügen.
»Aufwachen.« Xxx zerrte an ihm, als Todd die Augen öffnete und den Kopf vom Buch erhob. Sofort schlug sein Herz. Hastig blickte er sich um. Die Tür war verschlossen und die Schlüssel wieder im Schrank. Der Kopfschmerz war unerträglich.
»Bei Sefira, wie seht ihr denn aus. Habt ihr die Turmuhr nicht gehört?« Die Wachen, die auf den Stufen stehen geblieben waren, schauten auch besorgt. »Seid ihr krank, ihr solltet zu den Heilern gehen.«
Todd antwortet nicht, erhob sich und schleppte die Stufen hinauf. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, doch die kühle Morgenluft vertrieb nicht den Kopfschmerz. Wie durch einen Nebel sah er die Amtsträger in die Gebäuderinge strömen. Ihm kam es vor, sie kröchen langsam wie Schnecken in ihre Stuben. Seine Haut juckte und er kratzte sich. Er bog in die Sperrlingsgasse ein, aber seine Wohnung lag doch in der anderen Richtung. Er hörte, wie sein Name gerufen wurde, er drehte sich nicht um, eilte weiter.
Seine Robe warf er achtlos auf den Boden und ließ sich aufs Bett fallen. Er wollte schlafen und vergessen.
»Was machst ihr hier?« xxx wirkte sichtlich überrascht.
Todd blickte sich um, es war nicht sein Amtszimmer, er war in das falsche Archiv gegangen. »Ich war in Gedanken, entschuldigt.«
Für Stunden hockte Todd zwischen zwei Regalen und blickte auf den Boden.
Hätten die Fenster nur Vorhänge. Das Licht blendete ihn. Vor ihm lagen zwei Bücher über das Leben von König xxx. Entweder logen die Bücher oder der Brief. Doch der Zweifel war zu einem mächtigen Ungeheuer angewachsen. König Amund hatte nie diesen Raum betreten, das war eine Gewissheit. Todd rieb sich die Schläfen und blickte aus dem Fenster in den blauen Himmel. Doch so sehr er sich auch sträubte, es war immerhin möglich, in ihm war jene Kraft, die auf den König hätten übergehen sollen. Auch wenn nicht alle. Aber es konnte nicht sein, es gab keine Magie. So lange hatte er daran geglaubt und er wollte es immer noch. So lange hatte er geglaubt, seine Gabe wäre nur eine Laune der Natur wie das Gehör eines Neuländers, das so gut war wie das eines gobilsichen Wüstenfuchs. Aber ein gutes Gehör zu haben war eine Sache. In seinen Träumen in die Vergangenheit zu reisen, eine wohl doch andere. In welches Schlamassel war nun nur wieder geraten?
Er klappte das Buch zu, ihm war es egal, ob sein Vorgesetzter ihn tadeln würde, zu spät ins Archiv gegangen zu sein. Hätte er nur nie diese Tür geöffnet.