Zunächst ein erster Eindruck. Erst im Mittelteil habe ich mich selber dabei erwischt, dass meine Gedanken abschweiften, ich mich etwas zwingen musste, bei dem Text zu bleiben. Wann immer das so ist, überlege ich selber sofort warum. Vielleicht ist es so, dass der Prolog wenig Handlung enthält. Der Leser weiß, die Protagonisten sitzen am Feuer und der Vater erzählt und erzählt und erzählt eine Geschichte. Fast hätte ich auf gehört zu lesen, weil ich googeln wollte. Denn die Namen, die du verwendet hast, kommen mir geläufig vor. Leviathan, Gää. Und Bingo, habe gerade gegoogelt, sind mythischen Namen. Ohne das jetzt gegoogelt zu haben, wie dicht oder wie weit du die Begriffe verwendest, es besteht immer die Gefahr, du erzählst eine Geschichte, die schon erzählt ist. Da frage ich mich dann, ob ich das interessant finde. Sicherlich hast du dich daran nur angelehnt. Aber du verwendest wohl keine eigene Mythologie, das birgt immer Risiken. Aber gerade den Wiki-Eintrag über Gää gelesen. Wieder was gelernt
Ich ganz persönlich, und glaube mir, damit habe ich auch zu kämpfen, frage mich immer auch, wenn ich schreibe, wieviel Backstory ist an der Stelle notwendig. Ich verstehe deinen Prolog so, du willst uns in Form einer Geschichte eine lange, lange Geschichte erzählen. Nicht weniger als die Entstehung der Welt.
Ja, so kannst du einen Prolog schreiben. Weiter glaube ich, du wolltest unbedingt, dass der Leser jetzt schon weiß, was die Entstehungsgeschichte ist. Die Handlung, drei Leute sitzen am Feuer, dient nur dem Beiwerk. Weil es nur Backstory und keine Handlung ist, wirkt es manchmal etwas eintönig.
Auch das Motiv, am Feuer sitzen und sich Geschichten erzählen, wurde so häufig verwendet, dass es wie vertraute Kost schmeckt. Warum nicht anstelle eines Prologs, dann Entstehungsgeschichte vor die Story stellen. Und erst dann mit einem knalligen Prolog beginnen.
Ala: "Behemoth, der Herr der Erde, Leviathan, die Herrin des Wassers, Gryphos, der Herr des Himmels und Zerberus, der Herr des Feuers. Gemeinsam erschufen sie aus dem wirbelnden Chaos des Nebels und des Erebos die wunderbare Welt ‚Gäa‘, auf der wir alle Leben. Dafür umschloss Zerberus mit seinen schmelzenden Feuern die Erde Behemoths und sorgte mit der Hilfe von Leviathans Wasser für fruchtbaren Boden."
Mein Gefühl ist, die Handlung ist an dieser Stelle unwichtig, eigentlich willst du doch dem Leser nur die Geschichte mitteilen. Aber das ist wie immer nur ein Vorschlag.
Nun zu einigen Sätzen. Bitte nicht böse sein, ich bin jetzt mal kleinkariert. Vielleicht schieße ich über das Ziel hinaus. Ich konzentriere mich mal nur auf die Bilder, die du verwendest.
Hier unterscheide ich immer zwischen
a) kann es so wirklich sein, oder
b) ist es ein eigenständiges Bild.
Auf dann
Die Nacht bricht herein und tiefschwarze Dunkelheit zieht langsam über den wolkenfreien Himmel.
Wie stelle ich mir den Anbruch einer Nacht vor. Im Osten ist es noch hell, im Westen schon schwarz. So stelle ich mir dein Bild vor. Ist die Hälfte des Himmels wirklich schon tiefschwarz, die andere noch heller.
Oder ist es nicht mehr so, die Übergänge, bis es tiefschwarz, sind fließend.
Sätze wie. Die Nacht ist tiefschwarz. Ok.
Die tiefschwarze Nacht würde noch auf sich noch warten lassen. Er konnte noch die Konturen der Berge sehen. Ok.
Hier müsstest du halt schauen, was andere sagen.
Vielleicht. Die Nacht brach an. Die Sterne funkelten schon. Am Horizont sah sie noch das letzte Licht des Tages.
Lily blickt träumerisch hinauf zu den funkelnden Sternen.
später
„Nein Vater, mir ist langweilig.“, antwortet sie ihm wahrheitsgemäß und sieht nun auch zu ihm hoch
Ist das nicht ein Widerspruch. Du schreibst, sie ist träumerisch, kann ihr dann langweilig sein. Das frage ich mich gerade, wenn ich also ins Feuer starre und träume ist mir selten langweilig
Eine angenehm kühle Brise weht durch ihre hellbraunen Haare. Es ist eine wundervolle Nacht.
Alles gut.
In ihren Augen spiegelt sich die Faszination der unendlichen Weite des Himmels.
Hier werde ich kleinlich. Wer erzählt?? Trommelwirbel. Dramatische Pause.
Ist es der auktoriale Erzähler, der neutrale Erzähler oder erzählst du aus der Perspektive von Lily?
Ich würde doch vermuten, aus der Perspektive von Lily. Oder? Steht sie vor dem Spiegel, dass sie ihre Augen sehen kann?
Aber ich werde kleinlich. Die Tücken mit der Perspektive sollten uns nicht die Freude am Schreiben vermissen. Denke einfach mal darüber nach.
Doch einige der Sterne holen sie aus ihren Gedanken
Hier wird es wieder trickreich. Also meine Frau holt mich immer von Freunden ab, wenn ich getrunken habe
Hier lasse ich Wiki mal zu Wort kommen.
Beispiel:
Herkules ist ein Löwe für „Herkules ist so stark wie ein Löwe“.
Hier wird die Stärke des Raubtiers „Löwe“ auf den Heros „Herkules“ übertragen.
Durch den syntaktischen Wegfall der Vergleichspartikel (im Beispiel das Wort wie) wird die metaphorische Formulierung prägnanter oder intensiver und spricht tendenziell stärker die Imagination an, während der Vergleich eher rational fassbar ist.[3]
Du hast das, was du geschrieben, so sehr verdichtet, dass erst die nachfolgenden Sätze Licht in die Dunkelheit brachten.
Du meinst nämlich nicht Sterne, sondern Funken. Da aber die Funken wohl ähnlich groß sein mögen, wie die Sterne, hier natürlich nur perspektivisch gemeint, vergleichst du Funken mit Sterne. Und weil eben DIESE Sterne nicht still am Himmel stehen, sondern sich bewegen, reißt das Wirbeln der Funkel, Lily aus ihren Gedanken. Oder? Und ich als Leser stockte als ich deine Satz las, der sich erst später erklärte, das waren aber schon die
?? deiner Formulierung in meinem Hirn.
Ich konnte also beim ersten Lesen, deinem Bild nicht folgen. Vielleicht findest du ein anderes Bild, kannst einigen Sätze umstellen.
Hier schnell ins Unreine getippt.
Einige Sterne bewegte sich, schienen gar aufzusteigen. Sie stutzte. Aus dem Feuer stiegen Funken auf, so hell und klein wie die Sterne am Himmel.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Lagerfeuers sitzt ihr Vater, der gerade an einem langen Ast für sie alle über dem Feuer Fleisch brät. Lily trägt sowie auch ihre ältere Schwester nur eine einfache Tunika und einen geflochtenen Blütenkranz auf dem Haupt, Lily einen aus hübschen rosa Lilien und Rose einen aus roten Rosen. Ihr Vater trägt hingegen eine zerklüftete alte Ledertracht, die teilweise von einem breiten Umhang verdeckt wird und einen dichten Bart in seinem freundlich aussehenden Gesicht.
Soweit ok, weil was wir tragen, ist schon wichtig. Wie ausführlich, wie immer Geschmackssache. Denn musste ich schmunzeln, weil ich an Stephen King denken musste. Wie wichtig sind Adjektive und Füllwörter. Die ewige Frage.
Und auf geht es.
Auf der Seite des Lagerfeuers sitzt ihr Vater, der gerade an einem Ast für sie alle über dem Feuer Fleisch brät. Lily trägt sowie auch ihre Schwestern nur eine Tunika und einen Blütenkranz auf dem Haupt, Lily einen aus rosa Lilien und Rose einen aus Rosen. Ihr Vater trägt hingegen eine Ledertracht, die teilweise von einem Umhang verdeckt wird und einen Bart in seinem freundlich aussehenden Gesicht.
Ist der Sinn nun entstellt???
Jetzt noch rasch einiges umgestellt.
Ihr Vater sitzt neben ihr, der gerade einen Ast mit Fleisch in die Flammen hält. Lily und ihre Schwestern tragen eine Tunika und Blütenkränze aus Rosen und Lilien im Haar. Ihr Vater trägt eine Ledertracht und einen Umhang. Er kratzt sich durch den Bart und er lächelt ihr zu.
Aber wie immer Geschmackssache, wollte nur Anregungen geben. Ist es hier evt. so, weniger ist manchmal mehr? Du entscheidest.
Rose stochert weiter in der Glut herum, wodurch jedes Mal aufs Neue Funken aufsteigen. Davon Aufmerksam geworden, schaut ihr Vater zu ihr herüber und spricht sie daraufhin an: „Ist alles in Ordnung mit dir, mein Kind?“
Ach immer die Adverbien, diese miesen Dinger.
wo·durch
wodúrch/
Adverb
1.
durch welche Sache
"wodurch ist das passiert?"
2.
durch welche (gerade erwähnte) Sache
"er vermied alles, wodurch es zu Missverständnissen hätte kommen können"
Mit freundlicher Unterstützung von google.
In der Schule sollte ich immer Adverbien benutzen, Bezüge herstellen. Später im Studium, immer alles klar und deutlich schreiben. Jawohl. Aber warum immer nur Adverbien, sie sind oft so sperrig, erinnern mich immer mehr an wissenschaftliche Texte als an Geschichten am Lagerfeuer.
Getreu dem Motto. Weniger ist manchmal mehr.
Rose stochert in der Glut, Funken wirbeln empor. aufsteigen. Vater schaute herüber. „Ist alles in Ordnung mit euch, meine Töchter.?“
herum, wodurch, davon, daraufhin. Ab ins Feuer, erzähle mir eine schöne Geschichte.
Lass uns am Lagerfeuer sitzen und träumen.
Lionel.