22 November 2024, 11:10:36

Autor Thema: Ypsilone 2. Szene  (Gelesen 11143 mal)

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Trippelschritt

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Ypsilone 2. Szene
« am: 01 August 2018, 15:18:36 »
Liebe Freunde, das hier ist nun die zweite Szene und der Einstieg in den Hauptfaden meiner Heldin. Irgendwann wird sie Lufthauch, Zak und Kriecher begegnen, aber das dauert noch. Ihr dürft alles anmerken, was euch auffällt. Die Szene ist fertig geschrieben, aber noch nicht poliert. Genau wie Patrouille. Vielen dank schon mal im voraus.

Trippelschritt
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Ypsilone

Durch den schütteren Wald am Fuß des Berglandes rannte ein Elf. Er war nicht leicht zu erkennen in diesem Spiel von Licht, Schatten und tanzenden Flecken aus Braun, Grün und Silber. Auch konnte man ihn nicht hören, weil seine Sprungschritte leiser waren als der Flügelschlag eines Nachtfalters. Hin und wieder geriet sein Lauf ein wenig aus dem Takt, was wirklich unnatürlich für einen Elfen war. Er selbst merkte es nicht, wie er auch nicht bemerkte, dass er sich immer wieder an die Brust griff, als wollte er sich vergewissern, dass sein Herz noch schlug. Irgendwann blieb er dann doch stehen. Für ein kurzes Durchschnaufen, eine schnelle Orientierung, dass er noch auf dem richtigen Weg war, und vielleicht auch um seine Gedanken zu sammeln.
„So langsam werde ich zu alt für so etwas“, dachte Illrezit und setzte trotzig noch hinzu: „Aber ein Illrezit stellt sich seiner Verantwortung.“
Er hatte seine Kräfte überschätzt und länger gebraucht, als er geplant hatte. Jetzt spürte er die Erleichterung, so kurz vor dem Ziel zu sein. Aber was für ein Ziel? Eine Niederlassung der Minengesellschaft. Nicht mehr als ein kleines Dreieck zwischen Elfenland, dem Aufstieg zu den Drachenbergen und einer Region, die allein den Tieren vorbehalten war. Früher hätte man diesen Ort wahrscheinlich Niemandsland genannt. Doch die Zeiten hatten sich geändert, und ein Niemandsland gab es nicht mehr, seitdem die Menschen in alle Richtungen ausgeschwärmt waren und sich niedergelassen hatten, wie und wo es ihnen gefiel. „Das ist alles eure Schuld“, stieß Illrezit hervor. „Konntet ihr nicht in eurer angestammten Heimat bleiben?“
So war es gekommen, wie es kommen musste. Der Elfenrat hatte auf die Ausbreitung der Menschen reagiert und beschlossen, dass nun die ganze Welt Elfenland war. Denn jemand musste die Verantwortung übernehmen, bevor die Welt im Chaos versank. Wer außer den Elfen hätte das sein können?
Die letzten Schritte legte Illrezit langsam, beinahe bedächtig zurück. Vor ihm befanden sich noch die letzten Büsche zwischen vereinzelten schlanken Bäumen, bevor das offene Land mit seinem steindurchsetzten Boden begann. Er bog ein paar Äste zur Seite, um besser sehen zu können. Nein, das war wirklich kein Ort, an dem ein anständiger Elf sich blicken lassen sollte. Und was für ein Gestank! Er verzog in einem Reflex des Abscheus das Gesicht, riss sich aber sofort wieder zusammen. Er war angekommen. Das allein zählte.
Weite und nur Dreck und Staub, weil Gras und Kräuter unter unzähligen Füßen zertrampelt worden waren. Ein paar vereinzelte Hütten und Häuser. Am hinteren Rand einer freien Fläche stand ein hässliches rotes Gebäude aus Stein. Viel zu groß für diese kleine Siedlung. Daneben verschiedene Baracken. Dort, wo das Gelände anstieg und es zu den Drachenbergen hinauf ging, hatten sie es gewagt, ein Loch in den Fels zu brechen, das sich mit jedem Tag weiter in die Tiefe hineinbohrte und sich dabei immer weiter verzweigte wie ein Baum, der den Himmel suchte. Wussten die Menschen denn nicht, dass das Leben über der Erde lag und nicht darunter? Und neben dem Loch, etwas abgelegen befanden sich die Totsteinhalden. Gestein, das einmal den Boden getragen hatte, als Teil des Gebirges einen Zweck erfüllt hatten, lag nun nutzlos herum, nachdem die Menschen der Tiefe das Erz entnommen hatten.
„Ich hasse euch“, flüsterte Illrezit. „Euch und die Gestaltwandler. Weil ihr keine Achtung vor der Reinheit des Blutes habt.“
Dann legte er noch den Kopf in den Nacken, als ob er am Himmel Trost finden wollte. In der Ferne war der Himmel blau. Über ihm war er weiß. Die Sonne stand schon hoch und es war später Vormittag. Viel zu spät. Überall lärmte und stank es. Nur die Kinder, die die Mahlzeiten für die Bergleute in Richtung Schacht trugen, waren still. Aber das war keine Stille, die Ruhe schenkte. Es war nur eine kleine Stille, die sich nicht über den Mund hinaus traute. Die Bewegungen der Gliedmaßen waren bereits wieder eckig und ruckartig. Aber wo die Ruhe fehlte, konnte sich Schönheit nicht niederlassen. Wie sollten die Siedlungen der Menschen etwas anderes widerspiegeln als die an einem Ort versammelte Hässlichkeit aller Dinge. Illrezit riss sich zusammen. Er war nicht hierhergekommen, um müßigen Gedanken nachzuhängen.
„Komm zu mir“, flüsterte er. Nur diese drei Worte schickte er auf die Reise. Sie waren zu leise gesprochen, um gehört zu werden. Sie waren nur der Träger seines Wunsches. Wort und Wunsch, mit Magie verbunden, weckten sie ein leises Sehnen, das von selbst sein Ziel finden würde. Das Herz eines Mädchens. Oder war es bereits eine junge Frau? „So viel Zeit ist schon vergangen“, dachte er. „Und so wenig haben wir erreicht.“ Nur für dieses Mädchen schwebte der Wunsch in der Luft, breitete sich aus, und erinnerte es an eine Vergangenheit, in der stille Rufe das einzige Mittel der Verständigung waren.

Ypsilone setzte mitten im hin- und hereilenden Strom der Kinder ihre beiden Wassereimer ab, ohne sich um die missbilligenden Blicke der anderen Jugendlichen zu kümmern. Sie streifte sich auch die Lederriemen des Rucksacks von den Schultern, ließ ihre Last einfach fallen und begab sich dann zunächst mit zögerlichen, dann aber festen Schritten zum Rand der Lichtung. Sie brauchte den Kopf nicht zu wenden, um zu wissen, dass sie beobachtet wurde. Meistens von einem Mann in dunkler Kleidung aus einem der Fenster des roten Hauses oder einer Frau, die er manchmal im Arm hielt. Wer die beiden waren, wusste sie nicht. Es war ihr auch gleichgültig, solange sie nur in Ruhe gelassen wurde.
Die Stimme in ihrem Kopf hingegen kannte sie. Sie war ihr unangenehm, denn sie war die Stimme eines Elfen, und die Elfen hatten die Macht über die Menschen. Die Männer über die Frauen, die Frauen über die Männer. Man konnte von Glück sprechen, dass die Elfen ihre Macht nur selten ausübten. Dieser Elf mit der Stimme, die sie kannte, war nicht mehr jung. Sein Charme war bereits zerbrochen, sein Liebreiz zerkratzt. Und sie selbst konnte immer noch auf Mutters Hilfe zählen: „Trau keinem Mann und schon gar keinem Elfen.“ Auch Mutters Stimme besaß Kraft. Viel Kraft.

Illrezit sah, wie sich das Menschenkind sich aus dem Strom der jungen Menschen herauslöste, sich ihm näherte, erkannte den für einen Menschen außergewöhnlich geschmeidigen Gang, das beleidigend helle Haar, in dem er nur Spuren von Elfenfarbe wiederfand, und erschrak, als er sah, was sie am Leib trug. Wams, Hosen, Stiefel aus Leder. Ohne Zweifel Rehleder, gut gewalkt und deshalb sehr weich. Menschenhände hatten das nicht geschneidert, aber hier, wo die Minengesellschaft herrschte, war das eine völlig unpassende Kleidung. Konnte dass Menschenkind sie sich nicht so kleiden, dass sie weniger auffiel? „Unrein“, dachte er. „Sie ist unrein“, und suchte am Halsansatz an den Handgelenken, in den Umrissen der Falten nach Spuren eines Unterkleides. Aber er fand nur Leder. Sie trug das Leder auf der Haut. Wie eine Jägerin des Elfenvolks. Das war gefährlich. Ein Mensch mit ein paar Tropfen Elfenblut sollte sich in der Menge verstecken und nicht nach Elfenart kleiden, sodass sie unter den Menschen auffiel. Obwohl … Vielleicht hatte das auch seinen Vorteil. Wer kann das schon sagen? Er trat aus seiner Deckung heraus. „Ich bin hier, Ypsilone.“

Ypsilone musste zweimal schauen, bis sie die schlanke Gestalt in dem Blätterwerk ausmachen konnte und wünschte, sich in diesem Augenblick so klein machen zu können, dass alle über sie hinwegsahen. „Meine Freunde nennen mich Ypsi“, sagte sie, „Wenn Ihr mögt, könnte Ihr mich ebenfalls so nennen.“
„Du hast Freunde hier?“
Da lag ein unverständlicher Vorwurf in der Stimme, der sie mehr schmerzte als ein aufgeschürftes Knie. Warum sollte sie keine Freunde haben? Aber der Elf hatte recht. Freunde hatte sie hier nicht gefunden. Sie war eines Tages einfach hierher …
„Du erinnerst dich noch an die Frau, die dich hierhergebracht hat?“, fragte der Elf.
Ypsi hob den Blick. Die Schönheit des Elfen erfüllte ihre Seele so plötzlich mit einem Sehnen, das sie sofort Zuflucht bei Mutter suchen ließ. „Meide die Menschen“, hatte sie immer empfohlen und doch lebte sie jetzt mitten unter ihnen. „Meide Männer jeden Alters.“ Als wenn das so einfach wäre. „Und wenn du einem Elfenmann begegnest, dann laufe vor ihm nicht weg, denn er ist schneller als du. Baue stattdessen eine Mauer um dich herum.“ Das konnte sie. Das hatte sie gelernt, und so fing sie sogleich damit an. „Keine Sorge, Mutter“, flüsterte sie und entzog der Schönheit des Elfen den Zauber. Es fiel ihr leichter, als sie erwartet hatte. Aber sie musste sich doch eingestehen, dass sie trotz Mutters Hilfe anfällig für den verfluchten Elfencharme war. Warum gab es ihn überhaupt? Niemand wollte ihn haben. Keiner konnte ihn gebrauchen. Kein Wunder, dass die Elfen die Menschen mieden und sich jede Annäherung verbaten. Nur ihr hatte man es durchgehen lassen. Und jetzt war sogar ein Elf gekommen, um sie zu besuchen. Ypsi befreite sich aus ihrem Gedankengespinst, indem sie zusammensuchte, woran sie sich noch erinnerte.
Sie hatte friedlich und glücklich bei den Holzfällern gelebt. Dort war sie eines Tages tiefer in den Wald hineingegangen, als man es ihr erlaubt hatte, und zwei Elfen begegnet. Die hatten sofort nach den Wehrhütern gerufen. Doch die Wehrhüter kamen nicht. Dafür kam dieser Elf. Und sie wurde auch nicht gefangen genommen, sondern von Mutter hierhergebracht.
Ypsilone kniff die Augen zusammen, um den Mann schärfer zu sehen, denn im Spiel von Licht und Schatten veränderte sich sein Bild ständig. Silbrig oder grün das Haar, grün oder braun die Haut, nicht dunkel wie eine bemooste Borke, eher wie die Unterseite eines lichtdurchdrungenen Blattes. Braun auch die Kleidung mit wandernden Flecken von Grün darauf. Jetzt, wo sie sicher wusste, wer er war, konnte sie es wagen, seine Frage zu beantworten: „Ich erinnere mich an Euch. Ihr heißt Illrezit. Und Mutter? Wie sollte ich sie jemals vergessen können?“ Eine Wolke des Unmuts zog über das Gesicht des Elfen.
„Ach ja, ich vergaß“, sagte Illrezit, „du nanntest diese Frau Mutter. Ich bin gekommen, weil ich dich um eine Gefälligkeit bitten möchte. Du sollst für mich eine Reise unternehmen. Wirst du das für mich tun?“
Ypsi biss sich auf die Lippen. „Wie geht es Mutter?“, presste sie heraus. „Ich weiß noch, wie ihr beide mich hierhergebracht habt. Ihr seid wieder gegangen. Aber Mutter ist bei mir geblieben. Das war die schönste Zeit meines Lebens. Bis auch sie mich ganz plötzlich verließ. Sagt, lag es an mir, dass sie ging? Habe ich was falsch gemacht? Oder war sie mich leid? Wenn jemand weiß, was damals passiert ist, dann seid Ihr das.“ Und mit dem Mut der Verzweiflung setzte sie noch hinzu: „Vater?“
Sie sah Illrezit zusammenzucken und die Wut im Hals emporsteigen. Doch so schnell, wie seine Wut hochgekocht war, so schnell bekam er sie auch wieder unter Kontrolle und fand zu seiner stillen Oberfläche zurück.
„Ich bin nicht dein Vater, Ypsi“, sagte er mit ganz normaler Stimme. „Dein Vater war ein Mensch. Und die Frau, die du Mutter nennst, ist nicht deine Mutter. Aber es liegt nichts Böses darin, sie so zu nennen, denn sie liebte dich und hat sich um dich gekümmert. Sie sollte auf dich aufpassen, bis du groß genug warst und allein zurechtkommen konntest. Und sie sollte dich ausbilden. Dann gab ich ihr eine neue Aufgabe. Ich habe sie auf Reisen geschickt, damit sie Dinge für mich erledigt, die ich vom Wald aus nicht erledigen kann. Aber jetzt habe ich lange Zeit nichts mehr von ihr gehört und mache mir Sorgen.“
Ypsilone konnte sich nicht daran erinnern, zu irgendetwas ausgebildet worden zu sein. Zur Sauberkeit war sie erzogen worden. Wenn sie irgendwo gespielt hatte, musste sie hinterher immer alles aufräumen und saubermachen. Nichts durfte darauf hinweisen, dass sie überhaupt an diesem Ort gewesen war. Als sie angefangen hatte, bunte Steine zu sammeln, musste sie zuerst ein verstecktes Lager anlegen, in dem sie die Steine aufbewahrte, und dann lernen, einen gefundenen Stein so zu entfernen, dass sein Fehlen niemandem auffiel. Sie hatte immer geglaubt, dass alles ein Spiel war. Bis Mutter ging, ohne sich verabschiedet zu haben, und nicht wiederkam. Ypsi stutzte. Da war etwas in ihren Erinnerungen, das da nicht hin gehörte. Mutter war noch einmal zurückgekommen. Oder doch nicht? Jetzt war sie sich selbst nicht mehr sicher. Wie konnte es passieren, dass sie nicht mehr Herr über ihre eigenen Erinnerungen war? Sie wusste nur, dass Mutter noch immer ihre Hand über sie hielt. Denn wie sonst sollte sie verstehen, dass sie immer noch Mutters Zimmer bewohnte, obwohl sie jetzt wie die anderen Kinder und Halbwüchsigen arbeiten musste. „Sie wohnt bei der Elfe“, hatten die anderen immer hinter ihrem Rücken getuschelt. Ihren Neid konnte sie verstehen. Die anderen lebten in den Schlafbaracken. „Und ich soll jetzt an Mutters Stelle treten?“, fragte sie.
„Nein“, sagte der Illrezit. „Es ist nur eine einzige Fahrt, die du unternehmen sollst. Von hier zur Quarantänestation NA-R. Du fährst dorthin, betrittst die Station und suchst den Ort auf, an dem Mutter sich zuletzt aufgehalten hat. Alles andere wird sich finden. Und lass dich nicht dabei erwischen. Es gibt Kräfte in unserem Land, denen nicht gefallen würde, dass du dort bist. Benutze dein bisschen Elfenblut klug.“
Ypsi hielt den Atem an. Der letzte Satz hatte die Luft schwer werden lassen. Das war keine kleine Gefälligkeit. Das klang nach Gefahr. Aber wer konnte etwas dagegen haben, dass sie diesen Ort aufsuchte? „Wer wollte …?“
Illrezit sah in Ypsis fragende Augen, schüttelte den Kopf und versiegelte seine Lippen mit dem Zeigefinger. Ypsi verstand. Keine Fragen. Dann sagte er: „Tritt etwas zur Seite“, griff in die Tasche und holte eine Handvoll Staub heraus. Er warf ihn in die Luft, blies ihn mit gespitzten Lippen fort und schaute, wie ein hilfreicher Windstoß aus dem Nichts, den Staub bis zu einer Gruppe hin weiterbeförderte, die vor lauter Gaffen ihre Arbeit vernachlässigte.
„Was war das?“, wollte Ypsi wissen.
„Sie haben mich gesehen. Jetzt habe ich ihre Erinnerungen durcheinandergebracht.“
„Sie mögen Euch vergessen. Aber ich nicht. Ich weiß immer noch, was wir gesprochen haben.“ Da war Trotz in Ypsis Stimme und ihre Hände hielt sie zu Fäusten geballt. Mehr gab sie nicht von sich preis, obwohl ihre Gefühle so übermächtig durch ihren Körper stürmten, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte. Der Gedanke, diesen Ort der Sicherheit verlassen zu müssen, ließ ihre Beine schwach werden und ihre Hände zittern. Aber der Gedanke an Mutter gab ihr Kraft, denn was konnte wichtiger sein, als Mutter wiederzufinden. Ypsi straffte den Rücken. „Bei der Magie der Elfen, ich werde Mutter suchen gehen und die Station nicht eher wieder verlassen, bis ich sie gefunden habe“, schwor sie bei sich selbst. Doch bei dem Wort „Station“ sträubte sich etwas in ihr, was sie nicht so recht fassen konnte.
Illrezit betrachtete Ypsilone erst mit kühlem Interesse. Dann erlaubte er sich ein leises Lächeln, das in den Mundwinkel begann, sich zur Nase hin ausbreitete, und dann auf dem Weg zu den Augen erlosch. „So stark ist dieser Zauber nicht, dass ein Mensch mich vergisst, der mich einmal gesehen hat, Ypsilone. Aber für die anderen jungen Leute hier bin ich jetzt nicht mehr wichtig. Wichtig bin ich nur für dich, und so sollte es auch sein. Lebe wohl. Jemand anderes wird dir sagen, wann du aufzubrechen hast. Jemand von der Minengesellschaft. Es wird ein Menschen sein. Keiner von meiner Art.“
Der Wald verschluckte die Elfengestalt und ließ Ypsilone berauscht zurück. Jetzt würde sie Mutter suchen gehen, sie finden und dann wären sie erneut vereint. Sie kannte keinen größeren Wunsch. Und in diesem einen Augenblick, der ihr einen Blick in das Innere der eigenen Seele erlaubte, erinnerte sie sich wieder. Es war kein Traum gewesen. Einmal noch war Mutter in tiefster Nacht zurückgekommen, hatte an ihrem Bett gesessen, bis sie aufgewacht war und gesagt: „Such in der Stadt nach mir. Vielleicht wirst du mich nicht gleich finden können, aber gib nicht auf. Nicht im Wald, in der Stadt findest du alle Antworten, die du suchst.“
Ypsilone wusste nicht mehr, was Illusion, was Traum und was wirklich war. Sie wusste auch nicht, nach welchen Antworten sie suchen sollte, denn sie hatte keine Fragen außer der, wo „Mutter“ war. Und sie wusste ja auch sonst nicht viel, kannte nur gefällte Bäume und die Mine. Nur eines wusste sie: „Stadt! Nicht Station. „Es heißt Stadt, wohin ich reisen muss.“ Beinahe hätte sie das dem Elf noch hinterhergeschrien.

Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

Oldlady

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Re: Ypsilone 2. Szene
« Antwort #1 am: 02 August 2018, 21:24:24 »
Hallo Trippel,

dann mache ich mich mal an die Arbeit.

Zitat
Auch konnte man ihn nicht hören, weil seine Sprungschritte leiser waren als der Flügelschlag eines Nachtfalters.
Wunderbares Bild. Das ist einer der Gründe, warum ich Deine Texte mag.

Im folgenden Abschnitt gefällt mir die Sichtweise des Elfen zur Hässlilchkeit der Minenanlage sehr gut.

Zitat
Ypsilone musste zweimal schauen, bis sie die schlanke Gestalt in dem Blätterwerk ausmachen konnte und wünschte, sich in diesem Augenblick so klein machen zu können, dass alle über sie hinwegsahen.

Das verstehe ich nicht, ich vermute, dass Ypsi nicht will, dass jemand sie in der Nähe des Elfen sieht.  Aber wenn sie ihren Rucksack fortwarf und zum Wald  ging,  war ihr  wohl  schon bewusst, dass die Blicke der anderen ihr folgen würden.   

Zitat
Der Wald verschluckte die Elfengestalt und ließ Ypsilone berauscht zurück.

Warum berauscht? Das klingt, als freue sie sich darüber, nun losziehen zu müssen. Dabei erwartet sie Gefahr. Ich hätte hier gerne eine Erklärung. Berauscht vom Abenteuer? Von der Aussicht auf einen Wechsel in ihrem Leben? Dass sie nun ihre "Mutter" suchen soll, reicht mir nicht ganz. 

Zitat
Sie wusste auch nicht, nach welchen Antworten sie suchen sollte, denn sie hatte keine Fragen außer der, wo „Mutter“ war.

Ich glaube, Ypsi würde auch wissen wollen, warum sie plötzlich von ihr verlassen wurde.

Und am Ende des Textes bleibt mir keine konkrete Kritik, sondern ein leichtes Unbehagen. Wegen zu vieler Informationen und  Rätsel auf einmal.

Trippelschritt

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Re: Ypsilone 2. Szene
« Antwort #2 am: 03 August 2018, 08:08:57 »
Danke! Erstmal für das Lob, und dann für die zwei Stellen, die Dir nicht klar sind. Sind sie auch nicht, aber Du weiß, dem Autor ist immer alles klar. ;) Zumindest im augenblick des Schreibens. Das wird also geändert. Und dann ...

Ja, es sind viele Rätsel, weil das Setting so fremdartig ist. Es ist eben keine 08/15 Szenerie. Mal schauen, was ich da mache. Aber auf Infolastigkeit werde ich den Text in jedem Fall noch einmal überprüfen müssen. Da warte ich aber noch ein paar Meinungen ab.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Edit: Weil gepostet, bevor ich fertig war
?????????
« Letzte Änderung: 03 August 2018, 11:48:04 von Trippelschritt »
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

tlt

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Re: Ypsilone 2. Szene
« Antwort #3 am: 03 August 2018, 19:03:30 »
Irgendwann blieb er dann doch stehen. Für ein kurzes Durchschnaufen, eine schnelle Orientierung, dass er noch auf dem richtigen Weg war, und vielleicht auch, um seine Gedanken zu sammeln.

„So langsam werde ich zu alt für so etwas“, dachte Illrezit und setzte trotzig noch hinzu: „Aber ein Illrezit stellt sich seiner Verantwortung.“
Er spricht über sich, wie Loddamadeus persönlich, in der eingesprungenen dritten Person. Klingt aber trotzdem komisch, weil das zum einen sein Name ist, dann aber wieder rauskommt, als wäre es eine Gattung, Nation oder so was. Und: Die anderen Elfen hatten alle Namen, die aus der Natur entlehnt waren. Das ist jetzt ein Kunstname.

„ Der Elfenrat hatte auf die Ausbreitung der Menschen reagiert und beschlossen, dass nun die ganze Welt Elfenland war. 
Das hört sich eher an, als wenn die Elfen die ganze Welt übernehmen. Hier fehlt mir eine Erklärung, welche Verantwortung das ist.

Zitat
Und neben dem Loch, etwas abgelegen, befanden sich die Totsteinhalden.


Zitat
Es war nur eine kleine Stille, die sich nicht über den Mund hinaus traute.
wow

Zitat
„So viel Zeit ist schon vergangen“, dachte er. „Und so wenig haben wir erreicht.“ Nur für dieses Mädchen schwebte der Wunsch in der Luft, breitete sich aus, und erinnerte es an eine Vergangenheit, in der stille Rufe das einzige Mittel der Verständigung waren.
Sehr kryptisch. Ist mir ein Hauch zu viel Geheimnis.

Zitat
Illrezit sah, wie sich das Menschenkind sich aus dem Strom der jungen Menschen herauslöste, sich ihm näherte,
Ist sich ein wenig zu viel sich.

Zitat
Ypsilone musste zweimal schauen, bis sie die schlanke Gestalt in dem Blätterwerk ausmachen konnte und wünschte sich in diesem Augenblick so klein machen zu können, dass alle über sie hinwegsahen. „Meine Freunde nennen mich Ypsi“, sagte sie, „wenn Ihr mögt, könnte Ihr mich ebenfalls so nennen.“

Zitat
Sie hatte friedlich und glücklich bei den Holzfällern gelebt. Dort war sie eines Tages tiefer in den Wald hineingegangen, als man es ihr erlaubt hatte, und zwei Elfen begegnet. Die hatten sofort nach den Wehrhütern gerufen. Doch die Wehrhüter kamen nicht. Dafür kam dieser Elf. Und sie wurde auch nicht gefangen genommen, sondern von Mutter hierhergebracht.
Ist mir zu viel Hänsel und Gretel. Und dann irgendwie ohne Zusammenhang. Ein Kind geht zu weit in den Wald, trifft auf Elfen, wird nicht gefangen genommen, aber dafür in eine Bergwerkssiedlung gebracht. Hoffentlich löst sich das wieder auf.

Zitat
Dann erlaubte er sich ein leises Lächeln, das in den Mundwinkel begann, sich zur Nase hin ausbreitete, und dann auf dem Weg zu den Augen erlosch.
 

Zitat
Es wird ein Mensch sein. Keiner von meiner Art.“

So richtig weiß ich nicht, was ich von dem Text halten soll. Er ist schon ziemlich voll mit Andeutungen, vielleicht ein wenig zu viel. Zu viele Fragen. Auch über die Personen. Vor allem Ypsy kommt mir ein wenig zweigespalten vor. In allem. Sie ist unbedarft, kann nichts Besonderes, ist doch auserwählt, irgendwie stark, kennt Elfen, während die anderen nur gaffen, macht Sklavenarbeit, denkt aber frei, ist ein Mutterkindchen und dennoch auf Abenteuer aus. Irgendwie ist sie keine Figur, die einen glaubhaften Eindruck auf mich macht.

So, sorry, mehr geht nicht. Zu heiß.

Ich bin zu alt für das alles.

Trippelschritt

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Re: Ypsilone 2. Szene
« Antwort #4 am: 03 August 2018, 20:34:15 »
Vielen Dank tlt, ich hab's überflogen und werde es morgen noch einmal lesen. Da ist ein Haufen drin. Wichtig für mich ist vor allem, dass Du etwas in derselben Richtung bemängelst, in der auch Oldlady etwas gesehen hat. Ich muss wohl entschlacken. Aber das tut weh. ;)

Liebe Grüße
Trippelschritt
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merin

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Re: Ypsilone 2. Szene
« Antwort #5 am: 15 August 2018, 10:46:18 »
Hallo Trippel,

auch hier ist mir der Einstieg gut gelungen. Gestolpert bin ich, als er das Mädchen ruft. Er sendet einen Ruf an jemanden aus, von dem er nicht weiß, ob es ein Kind oder eine Frau ist, aber weiblich soll sie sein. Und dann kennt er ihren Namen? Das finde ich merkwürdig.
Dann scheint es, als kenne sie ihn, sie weiß, dass er alt ist und nicht mehr charmant. Aber als sie sich begegnen, scheinen sie sich wieder fremd. Den Spitznamen Ypsi finde ich peinlich und ich verstehe auch nicht, wieso sie ihn anbietet. Es scheint nicht in die Situation zu passen.
Das Verhältnis der beiden zueinander bleibt weiter unklar, ich kann aber etwas besser folgen. Mein Gefühl ist, dass der Elf Ypsi benutzt, aber ich verstehe nicht, warum und wofür. Ich verstehe vor allem nicht, warum sie überhaupt so offen für ihn ist und sich so behandeln lässt.

Sprachlich würde ich dazu raten, an einigen Stellen etwas schlichter zu schreiben. Diese Sache mit dem Ruf, der das Herz einer Frau sucht, ist einerseits kitschig, andererseits schein sie in die falsche Richtung zu lenken: Er will ja gar nicht, dass da jemand sich in ihn verliebt, sondern er weckt Sehnsucht und manipuliert sie. Oder? Das würde ich versuchen, anders auszudrücken.

Hier ist noch ein Beispiel:

Zitat
Die Schönheit des Elfen erfüllte ihre Seele so plötzlich mit einem Sehnen, das sie sofort Zuflucht bei Mutter suchen ließ. „Meide die Menschen“, hatte sie immer empfohlen und doch lebte sie jetzt mitten unter ihnen.

Was findet sie denn schön? Ich hätte das gern etwas konkreter. Und: im letzten Satz ist das Sie missverständlich, weil es einmal Ypsi und einmal die Mutter meint.

Nun schaue ich mal, was andere geschrieben haben. Tatsächlich bin ich über die angestrebte Weltherrschaft der Elfen auch gestolpert, aber da nahm ich an, da kommt später eine Erklärung. Die Sache mit Ypsis Stellung und Vergangenheit ist mir auch etwas zu kryptisch. Ich nehme bislang an, sie ist ein Halbelf und die werden von den Elfen verachtet. Wieso erinnert sie sich dann aber nicht an ihre Eltern? Die Idee, mit Andeutungen etwas sparsamer zu sein gefällt mir gut. Vielleicht wäre es zur Einführung ins Setting besser, dafür etwas mehr von Ypsis Alltag zu zeigen. Das würde es dir auch ermöglichen, näher an sie heran zu rücken.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Trippelschritt

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Re: Ypsilone 2. Szene
« Antwort #6 am: 15 August 2018, 14:58:09 »
Klasse, kann ich viel mit anfangen.

Knuddel
Trippelschritt
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ElementAutor

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Re: Ypsilone 2. Szene
« Antwort #7 am: 02 September 2018, 20:57:54 »
Hallo Trippelschritt,

ich würde jetzt am liebsten schreiben, wie sehr mir dein Schreibstil gefällt, die Liebe zum Detail, usw. aber das wird hier in der Hölle nicht so gerne angesehen, daher muss ich jetzt meine feierlich von merin überreichte Rostgabel herausholen und losrösten!

Dieses Kapitel von dir hat das gleiche Problem, welches ich mit so vielen anderen Büchern habe. Ich habe gerade sehr viel gelesen, aber nicht das Gefühl, etwas erlebt zu haben. Ich hatte den Eindruck, dass du versuchst, über einen langwierigen komlizierten Dialog, die Charaktere vorzustellen, ihre Motivation festzulegen, nebenbei die Welt ein wenig zu erklären und dir zusätzlich noch einen schnellen Start in die Handlung zu ermöglichen. Aber das wirkt auf mich alles einfach viel zu viel auf einmal. Zwei parallel erzählte Handlungsstränge, einen zuerst bei dem Mädchen im Lager und eines beim Elfen im Wald, würde den Charakteren mehr Zeit geben sich ordentlich dem Leser vorzustellen. Gerade beim Mädchen finde ich es sehr schwierig gelöst, ihre gesamte Vorgeschichte mit in den Dialog hineinzuschreiben.
Auch die vielen Vergleiche sind zwar schön Ausgedacht, machen das Lesen aber unnötig anstrengend und damit schwerer zu verfolgen. Aber kommen wir ins Detail:

Zitat
Er selbst merkte es nicht, wie er auch nicht bemerkte, dass er sich immer wieder an die Brust griff, als wollte er sich vergewissern, dass sein Herz noch schlug.

Wenn ich mich vergewissern möchte, ob mein Herz noch schlägt, dann bleibe ich ruhig stehen und halte meine Hand flach an die Brust. Dieser Vergleich ist mir im Zusammenhang mit dem Lauf durch den Wald jedoch nicht möglich.

Zitat
„So langsam werde ich zu alt für so etwas“, dachte Illrezit und setzte trotzig noch hinzu: „Aber ein Illrezit stellt sich seiner Verantwortung.“

Klingt seltsam, wenn er in der dritten Person von sich selbst redet. Das passt auch nicht zum Charakter der Figur, zumindest nicht so, wie er danach noch weitererzählt wird.

Zitat
„Das ist alles eure Schuld“, stieß Illrezit hervor. „Konntet ihr nicht in eurer angestammten Heimat bleiben?“

Wen meint er mit „eure/eurer“? Die Menschen, da sie sich so sehr ausgebreitet haben, die Elfen, die offenbar alles für sich beanspruchen wollen oder vielleicht sogar sich selbst, da er sich schon einmal in der dritten Person angesprochen hatte. Ich finde, dass wird hier aus dieser halb Monolog, halb Erzählperspektive nicht ganz klar. Insgesamt finde ich diese Erzählung während des Laufs durch den Wald als zu sehr aus der Handlung gerissen.

Zitat
„Ich hasse euch“, flüsterte Illrezit. „Euch und die Gestaltwandler. Weil ihr keine Achtung vor der Reinheit des Blutes habt.“

Was hat die Reinheit des Blutes mit dem Ausheben eines Berges zu tun. Wenn er etwas anderes meint, wirkt es hier fehlplatziert, da vorher so ausschweifend vom Bergbau der Menschen berichtet hat.

Zitat
Aber das war keine Stille, die Ruhe schenkte. Es war nur eine kleine Stille, die sich nicht über den Mund hinaus traute.

Die Wortwiederholung hier halte ich für unnötig, "Es war eine Stille, die sich…" klingt besser.

Zitat
Er war nicht hierhergekommen, um müßigen Gedanken nachzuhängen.

So sehr wie er sich über das Tun der Menschen aufregt, passt das Wort „müßigen“ irgendwie gar nicht.

Zitat
Ypsilone setzte mitten im hin- und hereilenden Strom der Kinder ihre beiden Wassereimer ab, ohne sich um die missbilligenden Blicke der anderen Jugendlichen zu kümmern.

Steht sie nun zwischen Jugendlichen oder Kindern? Das sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge.

Zitat
Von hier zur Quarantänestation NA-R.

Quarantänestation NA-R klingt wie ein Teil einer Militärbasis der moderne und passt irgendwie nicht in dieses Setting. Ich weiß, dass sie später sagt, dass er die Stadt damit meint, aber selbst für einen Efen ist diese Bezeichnung ungewöhnlich.

Zitat
Alles andere wird sich finden.

Was wird sich finden.? Es ist eines den Leser aufgrund eines Plots im Unklaren zu lassen, aber nicht die Person, die den Auftrag durchführt, wenn sie am Ende auch Erfolg haben soll.

So, das war es erstmal von mir. Es wird zwar noch nicht ganz klar, wohin sich deine Geschichte bewegen wird, aber zumindest der rote Faden, mit dem Finden der Mutter ist ja schon ersichtlich.

*Gabel wegleg*

Ich hoffe, das kam jetzt nicht zu gemein rüber, aber ich habe hier gelernt, dass einem nur Komplimente die Geschichte nicht besser machen. Bis dahin weiterhin viel Erfolg.

LG ElementAutor
« Letzte Änderung: 02 September 2018, 23:33:19 von ElementAutor »

Trippelschritt

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Re: Ypsilone 2. Szene
« Antwort #8 am: 05 September 2018, 10:34:08 »
Ich danke Dir für Deine Röstung, ElementAutor. Zwar wurde diese Szene bereits zweimal umgeschrieben und die andere, die ich eingestellt habe, komplett gestrichen. Aber ich kann mit Deinen Kommentaren trotzdem etwas anfangen.

Solltest Du aber gelernt haben, dass Lob nicht  erwünscht ist, dass lerne bitte schnell wieder um, denn das ist nicht korrekt. Es ist alles erwünscht, was dem Autor weiterhilft. Es hilft aber nur weiter, was präzise oder konkret oder auf dem Punkt ist. Ein allgemeines "Schöne Geschichte, hat mir gefallen" ist da wenig hilfreich, aber eine Bemerkung hinter einer gelungenen Formulierung der Beobachtung oder so ist keine verlorene Liebesmüh.

Und für die Kritik gilt dasselbe. "Das ist irgendwie nicht stimmig" bringt überhaupt nichts. Auch hier muss das Feedback auf dem Punkt sein, wenn es helfen soll.

Lob also ruhig weiter.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

ElementAutor

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Re: Ypsilone 2. Szene
« Antwort #9 am: 05 September 2018, 13:00:25 »
Wenn das Kapitel/Textausschnitt bereits fertig ist bzw. nicht mehr so aussieht, wie es dort steht, dann lasse doch diesen Treat schließen.

Das habe ich mit meinem Prolog auch gemacht und für die Neufassung einfach einen neuen Treat geöffnet.

Naleesha

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Re: Ypsilone 2. Szene
« Antwort #10 am: 05 September 2018, 17:32:38 »
Wenn das Kapitel/Textausschnitt bereits fertig ist bzw. nicht mehr so aussieht, wie es dort steht, dann lasse doch diesen Treat schließen.

Das habe ich mit meinem Prolog auch gemacht und für die Neufassung einfach einen neuen Treat geöffnet.

Manchmal geht das aber nicht schlag auf Schlag. Einstellen -> Rösten -> Umschreiben -> Wiedereinstellen.

Es ist oft sogar extrem sinnvoll, einen Thread offen zu lassen, bis man mit der Überarbeitung des Kapitels wirklich zu 100% fertig ist, da so spätere Röstungen dabei helfen zu können, ob man mit seiner Überarbeitung in die richtige Richtung geht, oder jemandem fällt sehr viel später noch etwas auf (eine Unstimmigkeit, oder ein out of Character-Moment, oder oder oder), den man in seiner Überarbeitung immer noch drin hat und auf den man nun nochmal genauer achtet...

so oder so, hat es schon seinen Sinn, wenn manche Kapitel oder Texte (manchmal auch) über Monate offen sind.

(und sei der Zweck nur, damit das Board nicht leer wird  :wech: )

Ich hab vor, mir bald bewusst wieder etwas mehr Zeit zum Schreiben und überarbeiten freizuschaufeln, dann sorge ich mal für ein paar Texte zum Rösten. :)
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Trippelschritt

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Re: Ypsilone 2. Szene
« Antwort #11 am: 06 September 2018, 09:01:08 »
Danke für die Erläuterung

Den ersten Text-Thread habe ich in der Tat schließen lassen. Diese bleibt auf, bis ich mit dem endgültigen Ergebnis zufrieden bin.

Elementautors Anmerkungen waren immer noch nützlich und niemand sollte sich ausgebremst fühlen, nur weil dieser Text in Barbeitung ist. Ich kann immer noch alles gebrauchen.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

ElementAutor

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Re: Ypsilone 2. Szene
« Antwort #12 am: 06 September 2018, 17:51:27 »
Dann war es ja doch nicht so falsch von mir, dazu noch etwas zu Schreiben :)

Trippelschritt

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Re: Ypsilone 2. Szene
« Antwort #13 am: 08 September 2018, 09:50:04 »
Nein, ganz und gar nicht  :biggrin:

Trippelschritt
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kass

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Re: Ypsilone 2. Szene
« Antwort #14 am: 24 October 2018, 12:47:52 »
Hi Trippel,

ich habe leider ein wohl grundsätzliches und geschmacksbedingtes Problem mit dem Text, das ich nur als Ferne bezeichnen kann. Ich werde versuchen, es dir anhand des Anfangs dieses Kapitels zu erläutern.

Aber ich beginne mit Lob. Reichtum und Präzision, das sind die beiden Worte, die mir dazu durch den Kopf schießen.

Zitat
Illrezit sah, wie sich das Menschenkind sich aus dem Strom der jungen Menschen herauslöste, sich ihm näherte, erkannte den für einen Menschen außergewöhnlich geschmeidigen Gang, das beleidigend helle Haar, in dem er nur Spuren von Elfenfarbe wiederfand, und erschrak, als er sah, was sie am Leib trug. Wams, Hosen, Stiefel aus Leder. Ohne Zweifel Rehleder, gut gewalkt und deshalb sehr weich. Menschenhände hatten das nicht geschneidert, aber hier, wo die Minengesellschaft herrschte, war das eine völlig unpassende Kleidung. Konnte dass Menschenkind sie sich nicht so kleiden, dass sie weniger auffiel? „Unrein“, dachte er. „Sie ist unrein“, und suchte am Halsansatz an den Handgelenken, in den Umrissen der Falten nach Spuren eines Unterkleides. Aber er fand nur Leder. Sie trug das Leder auf der Haut. Wie eine Jägerin des Elfenvolks. Das war gefährlich. Ein Mensch mit ein paar Tropfen Elfenblut sollte sich in der Menge verstecken und nicht nach Elfenart kleiden, sodass sie unter den Menschen auffiel. Obwohl … Vielleicht hatte das auch seinen Vorteil. Wer kann das schon sagen? Er trat aus seiner Deckung heraus. „Ich bin hier, Ypsilone.“

Das finde ich schlichtweg grandios. Chapeau! Das ist nicht einfach eine Beschreibung, das ist ja so viel mehr. Die wunderschöne Formulierung des beleidigend hellen Haares. Die gelungene Wortwahl, der Rhythmus mit dem Wechsel der Satzlängen. Du nutzt die Beschreibung für Vieles, ich lerne Illrezit besser kennen, erfahre etwas über die Welt und nicht nur die beschriebene Situation, du arbeitest Konflikte heraus, die mich neugierig darauf machen, mehr zu erfahren. Du baust Spannung auf mit dieser Beschreibung.

Und dann nimmst du die Spannung wieder raus, schwächst die Szene ab: Obwohl … Vielleicht hatte das auch seinen Vorteil. Wer kann das schon sagen?

Ach, eine Kleinigkeit: „Unrein“, dachte er. „Sie ist unrein“, und suchte ..

entweder: “Unrein, sie ist unrein”, dachte er und suchte ..
oder: “Unrein”, dachte er, “sie ist unrein”, und suchte …

Zitat
Von hier zur Quarantänestation NA-R.

Was für ein herrlicher Clash! Eben noch wandele ich als Leserin in einer Elfenwelt ala Tolkien und zack erwischt du mich. Klasse. Das macht mich aber so richtig neugierig, denn jetzt weiß ich, da ist noch viel mehr als ich dachte.

Zitat
„Komm zu mir“, flüsterte er. Nur diese drei Worte schickte er auf die Reise. Sie waren zu leise gesprochen, um gehört zu werden. Sie waren nur der Träger seines Wunsches. Wort und Wunsch, mit Magie verbunden, weckten sie ein leises Sehnen, das von selbst sein Ziel finden würde. Das Herz eines Mädchens. Oder war es bereits eine junge Frau? „So viel Zeit ist schon vergangen“, dachte er. „Und so wenig haben wir erreicht.“ Nur für dieses Mädchen schwebte der Wunsch in der Luft, breitete sich aus, und erinnerte es an eine Vergangenheit, in der stille Rufe das einzige Mittel der Verständigung waren.
Auch sehr gelungen. Eine kleine Szene mit viel Inhalt, ohne dass es als das auffallen würde, es erschließt sich aus der Szene. Ruhig, lyrisch, vielsagend, Neugier weckend.

Wieder eine Kleinigkeit: Wort und Wunsch, mit Magie verbunden, weckten sie ein leises Sehnen
Entweder Komma weg:  Wort und Wunsch, mit Magie verbunden weckten sie ein leises Sehnen
oder “sie” weg:  Wort und Wunsch, mit Magie verbunden, weckten ein leises Sehnen

In der Szene bin ich ganz bei Illrezit, bei seinen Wünschen, seinen Gedanken. Völlig unvermittelt stößt du mich dann – am Ende der Szene – raus aus Illrezit und wechselst zu Ypsilone. Darauf war ich nicht vorbereitet und daher hinterlässt es bei mir eine Irritation. Ich frage mich an solchen Stellen, warum du nicht bei Illrezit bleibst, das wäre ja kein Ding, beispielsweise so:

Nur für dieses Mädchen schwebte der Wunsch in der Luft, breitete sich aus und würde es an eine Vergangenheit erinnern, in der stille Rufe das einzige Mittel der Verständigung waren.

Oder so: Nur für dieses Mädchen schwebte der Wunsch in der Luft, breitete sich aus und trug die Erinnerung an eine Vergangenheit in sich, in der stille Rufe das einzige Mittel der Verständigung waren.

Das bringt mich zu der Kritik, die, wie gesagt, auch stark von meinem Geschmack geprägt ist. Ich mag es halt lieber, in die Figur zu gleiten und aus ihr heraus die Geschichte zu erleben. Du schreibst als allwissender Erzähler über die Figur und aus ihr heraus. Du hast eine ruhige, eine starke Erzählstimme, die bei mir als Leserin Vertrauen in den Autor erweckt. Du leitest mich. Ich will entspannt der Stimme folgen, aber ich verliere die Orientierung.

Der Anfang ist es die klassische Kameraperspektive.

Zitat
Durch den schütteren Wald am Fuß des Berglandes rannte ein Elf. Er war nicht leicht zu erkennen in diesem Spiel von Licht, Schatten und tanzenden Flecken aus Braun, Grün und Silber. Auch konnte man ihn nicht hören, weil seine Sprungschritte leiser waren als der Flügelschlag eines Nachtfalters. Hin und wieder geriet sein Lauf ein wenig aus dem Takt, was wirklich unnatürlich für einen Elfen war.

Die Kamera rückt aus der Ferne langsam etwas näher ran. Ich kenne als Leserin meine Position. Wie ein Vogel aus der Luft betrachte ich die Szene.

Zitat
Er selbst merkte es nicht, wie er auch nicht bemerkte, dass er sich immer wieder an die Brust griff, als wollte er sich vergewissern, dass sein Herz noch schlug.

Dann springe ich in seinen Kopf und gleichzeitig auch nicht. Ich habe die Vogelperspektive verlassen, befinde mich in seiner Gedankenwelt, aber es sind nicht seine Gedanken, es ist die Mutmaßung des Beobachters über die Gedanken der Figur. Es irritiert mich immer, wenn Formulierungen benutzt werden wie: Er wusste nicht, dass … Er ahnte nicht, dass … Er merkte nicht, wie … Ich habe dann das Gefühl, dass ich meine Position als Leserin nicht erkenne. Ich bin weder der außenstehende Beobachter, noch bin ich in der Figur.

Zitat
Irgendwann blieb er dann doch stehen. Für ein kurzes Durchschnaufen, eine schnelle Orientierung, dass er noch auf dem richtigen Weg war, und vielleicht auch um seine Gedanken zu sammeln.

Ich bin wieder weit weg von der Figur, auch zeitlich mit dem Irgendwann und dem Dann Doch. Ich rücke wieder an die Person ran, erfahre seine Motivation, er bleibt stehen, um durchzuschnaufen, um sich zu orientieren, dann entferne ich mich wieder und gehe zur Perspektive des Autors, der nicht weiß, ob seine Figur seine Gedanken sammelt oder nicht. (vor dem Um fehlt ein Komma)

Zitat
„So langsam werde ich zu alt für so etwas“, dachte Illrezit und setzte trotzig noch hinzu: „Aber ein Illrezit stellt sich seiner Verantwortung.“
In der ersten Hälfte bin ich voll drin in den Gedanken, dann folgt etwas, das mir als Leserin unlogisch erscheint. Ich denke nicht von mir selbst, dass ich trotzig bin, außer vielleicht unter besonderen Umständen. Ich sehe keine Veranlassung dafür, dass ein solcher Satz gesagt oder gedacht wird (was ich auch nicht erkennen kann). Und natürlich irritiert auch das Ein Illrezit.

Zitat
Er hatte seine Kräfte überschätzt und länger gebraucht, als er geplant hatte. Jetzt spürte er die Erleichterung, so kurz vor dem Ziel zu sein. Aber was für ein Ziel?

Ich bin wieder bei ihm, er ist erleichtert, so kurz vor dem Ziel zu sein. Dann die Frage. Was soll das, frage ich mich, wo er doch eben erklärt hat, kurz vorm Ziel zu sein. Wer stellt denn diese Frage? Ist diese Frage vom Autor an den Leser gerichtet?


Zitat
Eine Niederlassung der Minengesellschaft. Nicht mehr als ein kleines Dreieck zwischen Elfenland, dem Aufstieg zu den Drachenbergen und einer Region, die allein den Tieren vorbehalten war. Früher hätte man diesen Ort wahrscheinlich Niemandsland genannt. Doch die Zeiten hatten sich geändert, und ein Niemandsland gab es nicht mehr, seitdem die Menschen in alle Richtungen ausgeschwärmt waren und sich niedergelassen hatten, wie und wo es ihnen gefiel. „Das ist alles eure Schuld“, stieß Illrezit hervor. „Konntet ihr nicht in eurer angestammten Heimat bleiben?“

Warum schon wieder eine Vermutung? Warum nicht einfach: Früher war dies ein Niemandsland.? Zumal im folgenden Satz auch davon ausgegangen wird. Es erschließt sich mir auch nicht, warum Illrezit etwas hervorstößt. Er weiß es doch längst, es gibt keinen für mich erkennbaren Anlass für eine solche Reaktion. Leichter verständlich wäre hier für mich gewesen:

„Das war alles ihre Schuld“, dachte Illrezit. „Konnten sie nicht in ihrer angestammten Heimat bleiben?“

Zitat
So war es gekommen, wie es kommen musste. Der Elfenrat hatte auf die Ausbreitung der Menschen reagiert und beschlossen, dass nun die ganze Welt Elfenland war. Denn jemand musste die Verantwortung übernehmen, bevor die Welt im Chaos versank. Wer außer den Elfen hätte das sein können?

Das finde ich wieder klasse. Die Verheißung auf echt viel Spannung, viel Konflikt. Besonders gut gefällt mir der Satz: Denn jemand musste die Verantwortung übernehmen, bevor die Welt im Chaos versank.
Und weil er mir so gut gefällt, stört mich die Frage am Ende. Ich habe das Gefühl, dass es ein wenig Kraft aus dem so schönen Satz nimmt.

Oha, jetzt habe ich aber auch echt spitzfindig gemeckert. Meckern auf hohem Niveau, das heißt es ja so schön. Vielleicht liegen meine Schwierigkeiten einfach darin begründet, dass ich nur höchst selten Bücher lese, die im allwissenden Erzählstil geschrieben sind, und ich schon fast automatisch dahin tendiere, mich in die Figur vertiefen zu wollen. Vielleicht ist ja auch etwas dabei, dass dir ein bisschen hilft.

LG
Kass