Liebe Freunde, das hier ist nun die zweite Szene und der Einstieg in den Hauptfaden meiner Heldin. Irgendwann wird sie Lufthauch, Zak und Kriecher begegnen, aber das dauert noch. Ihr dürft alles anmerken, was euch auffällt. Die Szene ist fertig geschrieben, aber noch nicht poliert. Genau wie Patrouille. Vielen dank schon mal im voraus.
Trippelschritt
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Ypsilone
Durch den schütteren Wald am Fuß des Berglandes rannte ein Elf. Er war nicht leicht zu erkennen in diesem Spiel von Licht, Schatten und tanzenden Flecken aus Braun, Grün und Silber. Auch konnte man ihn nicht hören, weil seine Sprungschritte leiser waren als der Flügelschlag eines Nachtfalters. Hin und wieder geriet sein Lauf ein wenig aus dem Takt, was wirklich unnatürlich für einen Elfen war. Er selbst merkte es nicht, wie er auch nicht bemerkte, dass er sich immer wieder an die Brust griff, als wollte er sich vergewissern, dass sein Herz noch schlug. Irgendwann blieb er dann doch stehen. Für ein kurzes Durchschnaufen, eine schnelle Orientierung, dass er noch auf dem richtigen Weg war, und vielleicht auch um seine Gedanken zu sammeln.
„So langsam werde ich zu alt für so etwas“, dachte Illrezit und setzte trotzig noch hinzu: „Aber ein Illrezit stellt sich seiner Verantwortung.“
Er hatte seine Kräfte überschätzt und länger gebraucht, als er geplant hatte. Jetzt spürte er die Erleichterung, so kurz vor dem Ziel zu sein. Aber was für ein Ziel? Eine Niederlassung der Minengesellschaft. Nicht mehr als ein kleines Dreieck zwischen Elfenland, dem Aufstieg zu den Drachenbergen und einer Region, die allein den Tieren vorbehalten war. Früher hätte man diesen Ort wahrscheinlich Niemandsland genannt. Doch die Zeiten hatten sich geändert, und ein Niemandsland gab es nicht mehr, seitdem die Menschen in alle Richtungen ausgeschwärmt waren und sich niedergelassen hatten, wie und wo es ihnen gefiel. „Das ist alles eure Schuld“, stieß Illrezit hervor. „Konntet ihr nicht in eurer angestammten Heimat bleiben?“
So war es gekommen, wie es kommen musste. Der Elfenrat hatte auf die Ausbreitung der Menschen reagiert und beschlossen, dass nun die ganze Welt Elfenland war. Denn jemand musste die Verantwortung übernehmen, bevor die Welt im Chaos versank. Wer außer den Elfen hätte das sein können?
Die letzten Schritte legte Illrezit langsam, beinahe bedächtig zurück. Vor ihm befanden sich noch die letzten Büsche zwischen vereinzelten schlanken Bäumen, bevor das offene Land mit seinem steindurchsetzten Boden begann. Er bog ein paar Äste zur Seite, um besser sehen zu können. Nein, das war wirklich kein Ort, an dem ein anständiger Elf sich blicken lassen sollte. Und was für ein Gestank! Er verzog in einem Reflex des Abscheus das Gesicht, riss sich aber sofort wieder zusammen. Er war angekommen. Das allein zählte.
Weite und nur Dreck und Staub, weil Gras und Kräuter unter unzähligen Füßen zertrampelt worden waren. Ein paar vereinzelte Hütten und Häuser. Am hinteren Rand einer freien Fläche stand ein hässliches rotes Gebäude aus Stein. Viel zu groß für diese kleine Siedlung. Daneben verschiedene Baracken. Dort, wo das Gelände anstieg und es zu den Drachenbergen hinauf ging, hatten sie es gewagt, ein Loch in den Fels zu brechen, das sich mit jedem Tag weiter in die Tiefe hineinbohrte und sich dabei immer weiter verzweigte wie ein Baum, der den Himmel suchte. Wussten die Menschen denn nicht, dass das Leben über der Erde lag und nicht darunter? Und neben dem Loch, etwas abgelegen befanden sich die Totsteinhalden. Gestein, das einmal den Boden getragen hatte, als Teil des Gebirges einen Zweck erfüllt hatten, lag nun nutzlos herum, nachdem die Menschen der Tiefe das Erz entnommen hatten.
„Ich hasse euch“, flüsterte Illrezit. „Euch und die Gestaltwandler. Weil ihr keine Achtung vor der Reinheit des Blutes habt.“
Dann legte er noch den Kopf in den Nacken, als ob er am Himmel Trost finden wollte. In der Ferne war der Himmel blau. Über ihm war er weiß. Die Sonne stand schon hoch und es war später Vormittag. Viel zu spät. Überall lärmte und stank es. Nur die Kinder, die die Mahlzeiten für die Bergleute in Richtung Schacht trugen, waren still. Aber das war keine Stille, die Ruhe schenkte. Es war nur eine kleine Stille, die sich nicht über den Mund hinaus traute. Die Bewegungen der Gliedmaßen waren bereits wieder eckig und ruckartig. Aber wo die Ruhe fehlte, konnte sich Schönheit nicht niederlassen. Wie sollten die Siedlungen der Menschen etwas anderes widerspiegeln als die an einem Ort versammelte Hässlichkeit aller Dinge. Illrezit riss sich zusammen. Er war nicht hierhergekommen, um müßigen Gedanken nachzuhängen.
„Komm zu mir“, flüsterte er. Nur diese drei Worte schickte er auf die Reise. Sie waren zu leise gesprochen, um gehört zu werden. Sie waren nur der Träger seines Wunsches. Wort und Wunsch, mit Magie verbunden, weckten sie ein leises Sehnen, das von selbst sein Ziel finden würde. Das Herz eines Mädchens. Oder war es bereits eine junge Frau? „So viel Zeit ist schon vergangen“, dachte er. „Und so wenig haben wir erreicht.“ Nur für dieses Mädchen schwebte der Wunsch in der Luft, breitete sich aus, und erinnerte es an eine Vergangenheit, in der stille Rufe das einzige Mittel der Verständigung waren.
Ypsilone setzte mitten im hin- und hereilenden Strom der Kinder ihre beiden Wassereimer ab, ohne sich um die missbilligenden Blicke der anderen Jugendlichen zu kümmern. Sie streifte sich auch die Lederriemen des Rucksacks von den Schultern, ließ ihre Last einfach fallen und begab sich dann zunächst mit zögerlichen, dann aber festen Schritten zum Rand der Lichtung. Sie brauchte den Kopf nicht zu wenden, um zu wissen, dass sie beobachtet wurde. Meistens von einem Mann in dunkler Kleidung aus einem der Fenster des roten Hauses oder einer Frau, die er manchmal im Arm hielt. Wer die beiden waren, wusste sie nicht. Es war ihr auch gleichgültig, solange sie nur in Ruhe gelassen wurde.
Die Stimme in ihrem Kopf hingegen kannte sie. Sie war ihr unangenehm, denn sie war die Stimme eines Elfen, und die Elfen hatten die Macht über die Menschen. Die Männer über die Frauen, die Frauen über die Männer. Man konnte von Glück sprechen, dass die Elfen ihre Macht nur selten ausübten. Dieser Elf mit der Stimme, die sie kannte, war nicht mehr jung. Sein Charme war bereits zerbrochen, sein Liebreiz zerkratzt. Und sie selbst konnte immer noch auf Mutters Hilfe zählen: „Trau keinem Mann und schon gar keinem Elfen.“ Auch Mutters Stimme besaß Kraft. Viel Kraft.
Illrezit sah, wie sich das Menschenkind sich aus dem Strom der jungen Menschen herauslöste, sich ihm näherte, erkannte den für einen Menschen außergewöhnlich geschmeidigen Gang, das beleidigend helle Haar, in dem er nur Spuren von Elfenfarbe wiederfand, und erschrak, als er sah, was sie am Leib trug. Wams, Hosen, Stiefel aus Leder. Ohne Zweifel Rehleder, gut gewalkt und deshalb sehr weich. Menschenhände hatten das nicht geschneidert, aber hier, wo die Minengesellschaft herrschte, war das eine völlig unpassende Kleidung. Konnte dass Menschenkind sie sich nicht so kleiden, dass sie weniger auffiel? „Unrein“, dachte er. „Sie ist unrein“, und suchte am Halsansatz an den Handgelenken, in den Umrissen der Falten nach Spuren eines Unterkleides. Aber er fand nur Leder. Sie trug das Leder auf der Haut. Wie eine Jägerin des Elfenvolks. Das war gefährlich. Ein Mensch mit ein paar Tropfen Elfenblut sollte sich in der Menge verstecken und nicht nach Elfenart kleiden, sodass sie unter den Menschen auffiel. Obwohl … Vielleicht hatte das auch seinen Vorteil. Wer kann das schon sagen? Er trat aus seiner Deckung heraus. „Ich bin hier, Ypsilone.“
Ypsilone musste zweimal schauen, bis sie die schlanke Gestalt in dem Blätterwerk ausmachen konnte und wünschte, sich in diesem Augenblick so klein machen zu können, dass alle über sie hinwegsahen. „Meine Freunde nennen mich Ypsi“, sagte sie, „Wenn Ihr mögt, könnte Ihr mich ebenfalls so nennen.“
„Du hast Freunde hier?“
Da lag ein unverständlicher Vorwurf in der Stimme, der sie mehr schmerzte als ein aufgeschürftes Knie. Warum sollte sie keine Freunde haben? Aber der Elf hatte recht. Freunde hatte sie hier nicht gefunden. Sie war eines Tages einfach hierher …
„Du erinnerst dich noch an die Frau, die dich hierhergebracht hat?“, fragte der Elf.
Ypsi hob den Blick. Die Schönheit des Elfen erfüllte ihre Seele so plötzlich mit einem Sehnen, das sie sofort Zuflucht bei Mutter suchen ließ. „Meide die Menschen“, hatte sie immer empfohlen und doch lebte sie jetzt mitten unter ihnen. „Meide Männer jeden Alters.“ Als wenn das so einfach wäre. „Und wenn du einem Elfenmann begegnest, dann laufe vor ihm nicht weg, denn er ist schneller als du. Baue stattdessen eine Mauer um dich herum.“ Das konnte sie. Das hatte sie gelernt, und so fing sie sogleich damit an. „Keine Sorge, Mutter“, flüsterte sie und entzog der Schönheit des Elfen den Zauber. Es fiel ihr leichter, als sie erwartet hatte. Aber sie musste sich doch eingestehen, dass sie trotz Mutters Hilfe anfällig für den verfluchten Elfencharme war. Warum gab es ihn überhaupt? Niemand wollte ihn haben. Keiner konnte ihn gebrauchen. Kein Wunder, dass die Elfen die Menschen mieden und sich jede Annäherung verbaten. Nur ihr hatte man es durchgehen lassen. Und jetzt war sogar ein Elf gekommen, um sie zu besuchen. Ypsi befreite sich aus ihrem Gedankengespinst, indem sie zusammensuchte, woran sie sich noch erinnerte.
Sie hatte friedlich und glücklich bei den Holzfällern gelebt. Dort war sie eines Tages tiefer in den Wald hineingegangen, als man es ihr erlaubt hatte, und zwei Elfen begegnet. Die hatten sofort nach den Wehrhütern gerufen. Doch die Wehrhüter kamen nicht. Dafür kam dieser Elf. Und sie wurde auch nicht gefangen genommen, sondern von Mutter hierhergebracht.
Ypsilone kniff die Augen zusammen, um den Mann schärfer zu sehen, denn im Spiel von Licht und Schatten veränderte sich sein Bild ständig. Silbrig oder grün das Haar, grün oder braun die Haut, nicht dunkel wie eine bemooste Borke, eher wie die Unterseite eines lichtdurchdrungenen Blattes. Braun auch die Kleidung mit wandernden Flecken von Grün darauf. Jetzt, wo sie sicher wusste, wer er war, konnte sie es wagen, seine Frage zu beantworten: „Ich erinnere mich an Euch. Ihr heißt Illrezit. Und Mutter? Wie sollte ich sie jemals vergessen können?“ Eine Wolke des Unmuts zog über das Gesicht des Elfen.
„Ach ja, ich vergaß“, sagte Illrezit, „du nanntest diese Frau Mutter. Ich bin gekommen, weil ich dich um eine Gefälligkeit bitten möchte. Du sollst für mich eine Reise unternehmen. Wirst du das für mich tun?“
Ypsi biss sich auf die Lippen. „Wie geht es Mutter?“, presste sie heraus. „Ich weiß noch, wie ihr beide mich hierhergebracht habt. Ihr seid wieder gegangen. Aber Mutter ist bei mir geblieben. Das war die schönste Zeit meines Lebens. Bis auch sie mich ganz plötzlich verließ. Sagt, lag es an mir, dass sie ging? Habe ich was falsch gemacht? Oder war sie mich leid? Wenn jemand weiß, was damals passiert ist, dann seid Ihr das.“ Und mit dem Mut der Verzweiflung setzte sie noch hinzu: „Vater?“
Sie sah Illrezit zusammenzucken und die Wut im Hals emporsteigen. Doch so schnell, wie seine Wut hochgekocht war, so schnell bekam er sie auch wieder unter Kontrolle und fand zu seiner stillen Oberfläche zurück.
„Ich bin nicht dein Vater, Ypsi“, sagte er mit ganz normaler Stimme. „Dein Vater war ein Mensch. Und die Frau, die du Mutter nennst, ist nicht deine Mutter. Aber es liegt nichts Böses darin, sie so zu nennen, denn sie liebte dich und hat sich um dich gekümmert. Sie sollte auf dich aufpassen, bis du groß genug warst und allein zurechtkommen konntest. Und sie sollte dich ausbilden. Dann gab ich ihr eine neue Aufgabe. Ich habe sie auf Reisen geschickt, damit sie Dinge für mich erledigt, die ich vom Wald aus nicht erledigen kann. Aber jetzt habe ich lange Zeit nichts mehr von ihr gehört und mache mir Sorgen.“
Ypsilone konnte sich nicht daran erinnern, zu irgendetwas ausgebildet worden zu sein. Zur Sauberkeit war sie erzogen worden. Wenn sie irgendwo gespielt hatte, musste sie hinterher immer alles aufräumen und saubermachen. Nichts durfte darauf hinweisen, dass sie überhaupt an diesem Ort gewesen war. Als sie angefangen hatte, bunte Steine zu sammeln, musste sie zuerst ein verstecktes Lager anlegen, in dem sie die Steine aufbewahrte, und dann lernen, einen gefundenen Stein so zu entfernen, dass sein Fehlen niemandem auffiel. Sie hatte immer geglaubt, dass alles ein Spiel war. Bis Mutter ging, ohne sich verabschiedet zu haben, und nicht wiederkam. Ypsi stutzte. Da war etwas in ihren Erinnerungen, das da nicht hin gehörte. Mutter war noch einmal zurückgekommen. Oder doch nicht? Jetzt war sie sich selbst nicht mehr sicher. Wie konnte es passieren, dass sie nicht mehr Herr über ihre eigenen Erinnerungen war? Sie wusste nur, dass Mutter noch immer ihre Hand über sie hielt. Denn wie sonst sollte sie verstehen, dass sie immer noch Mutters Zimmer bewohnte, obwohl sie jetzt wie die anderen Kinder und Halbwüchsigen arbeiten musste. „Sie wohnt bei der Elfe“, hatten die anderen immer hinter ihrem Rücken getuschelt. Ihren Neid konnte sie verstehen. Die anderen lebten in den Schlafbaracken. „Und ich soll jetzt an Mutters Stelle treten?“, fragte sie.
„Nein“, sagte der Illrezit. „Es ist nur eine einzige Fahrt, die du unternehmen sollst. Von hier zur Quarantänestation NA-R. Du fährst dorthin, betrittst die Station und suchst den Ort auf, an dem Mutter sich zuletzt aufgehalten hat. Alles andere wird sich finden. Und lass dich nicht dabei erwischen. Es gibt Kräfte in unserem Land, denen nicht gefallen würde, dass du dort bist. Benutze dein bisschen Elfenblut klug.“
Ypsi hielt den Atem an. Der letzte Satz hatte die Luft schwer werden lassen. Das war keine kleine Gefälligkeit. Das klang nach Gefahr. Aber wer konnte etwas dagegen haben, dass sie diesen Ort aufsuchte? „Wer wollte …?“
Illrezit sah in Ypsis fragende Augen, schüttelte den Kopf und versiegelte seine Lippen mit dem Zeigefinger. Ypsi verstand. Keine Fragen. Dann sagte er: „Tritt etwas zur Seite“, griff in die Tasche und holte eine Handvoll Staub heraus. Er warf ihn in die Luft, blies ihn mit gespitzten Lippen fort und schaute, wie ein hilfreicher Windstoß aus dem Nichts, den Staub bis zu einer Gruppe hin weiterbeförderte, die vor lauter Gaffen ihre Arbeit vernachlässigte.
„Was war das?“, wollte Ypsi wissen.
„Sie haben mich gesehen. Jetzt habe ich ihre Erinnerungen durcheinandergebracht.“
„Sie mögen Euch vergessen. Aber ich nicht. Ich weiß immer noch, was wir gesprochen haben.“ Da war Trotz in Ypsis Stimme und ihre Hände hielt sie zu Fäusten geballt. Mehr gab sie nicht von sich preis, obwohl ihre Gefühle so übermächtig durch ihren Körper stürmten, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte. Der Gedanke, diesen Ort der Sicherheit verlassen zu müssen, ließ ihre Beine schwach werden und ihre Hände zittern. Aber der Gedanke an Mutter gab ihr Kraft, denn was konnte wichtiger sein, als Mutter wiederzufinden. Ypsi straffte den Rücken. „Bei der Magie der Elfen, ich werde Mutter suchen gehen und die Station nicht eher wieder verlassen, bis ich sie gefunden habe“, schwor sie bei sich selbst. Doch bei dem Wort „Station“ sträubte sich etwas in ihr, was sie nicht so recht fassen konnte.
Illrezit betrachtete Ypsilone erst mit kühlem Interesse. Dann erlaubte er sich ein leises Lächeln, das in den Mundwinkel begann, sich zur Nase hin ausbreitete, und dann auf dem Weg zu den Augen erlosch. „So stark ist dieser Zauber nicht, dass ein Mensch mich vergisst, der mich einmal gesehen hat, Ypsilone. Aber für die anderen jungen Leute hier bin ich jetzt nicht mehr wichtig. Wichtig bin ich nur für dich, und so sollte es auch sein. Lebe wohl. Jemand anderes wird dir sagen, wann du aufzubrechen hast. Jemand von der Minengesellschaft. Es wird ein Menschen sein. Keiner von meiner Art.“
Der Wald verschluckte die Elfengestalt und ließ Ypsilone berauscht zurück. Jetzt würde sie Mutter suchen gehen, sie finden und dann wären sie erneut vereint. Sie kannte keinen größeren Wunsch. Und in diesem einen Augenblick, der ihr einen Blick in das Innere der eigenen Seele erlaubte, erinnerte sie sich wieder. Es war kein Traum gewesen. Einmal noch war Mutter in tiefster Nacht zurückgekommen, hatte an ihrem Bett gesessen, bis sie aufgewacht war und gesagt: „Such in der Stadt nach mir. Vielleicht wirst du mich nicht gleich finden können, aber gib nicht auf. Nicht im Wald, in der Stadt findest du alle Antworten, die du suchst.“
Ypsilone wusste nicht mehr, was Illusion, was Traum und was wirklich war. Sie wusste auch nicht, nach welchen Antworten sie suchen sollte, denn sie hatte keine Fragen außer der, wo „Mutter“ war. Und sie wusste ja auch sonst nicht viel, kannte nur gefällte Bäume und die Mine. Nur eines wusste sie: „Stadt! Nicht Station. „Es heißt Stadt, wohin ich reisen muss.“ Beinahe hätte sie das dem Elf noch hinterhergeschrien.