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Neuer Schüler
Oldlady:
Rööstgut!
Hier ein Kapitel aus meinem aktuellen Fantasy-Projekt.
Meine Fragen dazu hinterher.
Tupkor drehte den Anhänger mit dem Symbol des Feuergottes Uschur zwischen seinen Fingern. Der Händler hatte behauptet, die Dämonen würden sich nicht an dieses Zeichen heranwagen. Womit er verflucht noch mal Recht gehabt hatte. Das Amulett war alles, was von seiner Lona übriggeblieben war.
Zehn Jahre war das jetzt her. Er hatte wochenlang nach ihr gesucht und den Anhänger nur eine halbe Stunde von der Stadt entfernt in den Hügeln gefunden. Vielleicht hatte sie sich verirrt oder war plötzlich krank geworden – es gab viele Erklärungen, warum sie es nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause geschafft hatte.
Tupkor nahm einen tiefen Zug aus dem Weinkrug und schob den Tisch ein Stückchen weiter weg, um mehr Platz für seinen Bauch zu schaffen.
Das Leben war öde ohne Lona. Zur Zeit gab es auch bei seinen Zöglingen nichts Aufregendes. Alles Idioten. Kein Mut, kein Talent.
Er blickte über den Hinterhof, in dem sich Müll und Gerätschaften stapelten, die er längst hätte reparieren sollen. Hühner pickten im Dreck, die Sonne brannte auf seine Glatze. Er sollte eine Mütze aufsetzen oder ins Haus gehen. Und es war Zeit fürs Mittagessen.
Noch ein Schluck. Der Rotwein, das Beste hier in Zuighera, rann seine Kehle hinab wie Feuer und Samt. Er stellte den Krug ab und legte die Stirn auf seine Arme. Einfach einschlafen und alles vergessen …
Das Tappen von Schritten, keuchender Atem, die Hühner gackerten aufgeregt.
Tupkor fuhr zusammen, richtete sich auf und blinzelte in die Sonne. Im Gegenlicht stand eine kleine Gestalt - ein Kind.
“Ich will bei dir lernen", sagte es mit piepsiger Stimme.
Schon wieder ein Junge, der von seinem Ruf gehört hatte. Tupkor schaute genauer hin. Eine geflickte braune Tunika, kurzes hellblondes Haar – eine Seltenheit. Vielleicht war er ein Nachkomme von Sklaven aus den nördlichen Ländern.
"Du platzt einfach hier rein und weckst mich. Hmm. Das gehört sich nicht", sagte Tupkor.
"Tut mir leid. Wann kann ich bei dir anfangen?"
"Komm morgen wieder. Mit deinem Papa und einem Sack voll Gold.“
„Ich werde viel verdienen, wenn ich erst in der Arena bin. Ich gebe dir dann einen Anteil.“
Das Kerlchen war höchstens zehn Jahre alt. Eigentlich genau richtig für den Beginn des Trainings.
Tupkors Blick glitt gewohnheitsmäßig über seine Figur. Lange Beine, aber eher schmal gebaut – nicht gut. Ein ovales Gesicht mit hohen Wangenknochen und schräg stehenden, eisblauen Augen, dazu auffällig dunkle Brauen. Schön. Exotisch. Das wurde in der Arena gern gesehen – von Frauen und gewissen Männern. Wenn er dort eine Weile überlebte, würde er viele Anhänger haben und gut verdienen. Aber die Chance, dass sich seine Ausbildung irgendwann für Tupkors Beutel lohnen würde, war minimal. Er hätte eine Menge Arbeit mit ihm, selbst dann, wenn sich der Körper des Jungen noch gut entwickelte und er begabt war.
„Verschwinde. Ich unterrichte keine Bauernkinder.“
„Ich kann jetzt schon gut Messerwerfen“ – er deutet auf den Griff, der aus einer Lederscheide an seinem Gürtel ragte – „und mit meinem Bogen treffe ich Kaninchen, die weit weg sind. Das mit dem Schwert lerne ich auch noch.“
Tupkor hatte genug. „Raus hier! Sofort!“
Der Junge zuckte zurück, blieb aber stehen.
Tupkor stemmte sich an der Tischplatte hoch, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und brüllte: „Du. Gehst. Jetzt.“
Sein Gegenüber zitterte am ganzen Körper, rührte sich aber nicht von der Stelle.
Der Kleine war nicht so blöd, keine Angst vor Tupkor zu haben – das war echter Mut.
„Ich will dir erst zeigen, was ich kann“, sagte er.
Vielleicht … Tupkor deutete auf eine Gruppe von Hühnern, die am gegenüberliegenden Ende des Hofs scharrten und herumflatterten. „Das braune da mit dem weißen Kopf, das ist mein Abendessen. Wenn du ein anderes erwischst, prügle ich dich, bis du nicht mehr laufen kannst.“
Kaum hatte er ausgeredet, flog ein Messer. Und blieb im prallen Rucksack eines Mannes stecken, der in den Hof hineinrannte.
Der Neuankömmling schien nicht einmal zu bemerken, welcher Gefahr er entgangen war. Keuchend blieb er vor Tupkor stehen. „Entschuldige, Herr, ich suche mein Kind!“
Er griff nach dem Jungen, aber der duckte sich weg, rannte zur Wassertonne, sprang mit einem Satz hinauf und kletterte auf das weit herabgezogene Dach.
Tupkor brach in Gelächter aus. „Er sollte ein Huhn erlegen, keinen Rucksack! Du hast Glück gehabt, Mann!“ Er zog das Messer aus dem Stoff des Sacks, der nach geräuchertem Fisch stank, und warf es in hohem Bogen aufs Dach. Es landete ein paar Meter von dem Jungen entfernt.
Er huschte über die schiefe Ebene aus Ziegeln, bückte sich, Metall blitzte, die Hühner stoben gackernd auseinander.
Tupkors Abendessen rührte sich nicht mehr.
Eine hervorragende Leistung für ein Kind.
Der Papa des Jungen stand mit offenem Mund da. Tupkor schlug ihm auf die Schulter, dass er in die Knie ging, und erklärte: „Ich würde deinen Sohn gern unterrichten. Hmm. Über die Bedingungen müssen wir noch verhandeln.“
Der Junge hüpfte vom Dach und fing den Sprung weich in den Knien ab.
„Sohn – äh, Sohn?“, fragte sein Papa.
„Siehst du hier sonst noch irgendwelche Kinder?“, gab Tupkor zurück.
Der Mann starrte ihn blöde an. „Nein, aber … aber das ist meine Tochter!“
Es war dumm zu lachen, Papa würde sich nur noch mehr ärgern, er war sowieso stinksauer, weil sie ihm auf dem Markt davongelaufen war. Aber sein Gesicht war einfach zu komisch. Und dann der zu einem Viereck aufgesperrte Mund des riesigen Glatzkopfs, dem die halbe Nase fehlte!
Natürlich unterrichtete er nur Jungen. Wenn er gleich gemerkt hätte, dass sie ein Mädchen war, hätte er sie nicht einmal angehört. Es war eine gute Idee gewesen, sich die Haare abzuschneiden. Sie hatte gestern deshalb kein Abendessen bekommen – halb so schlimm.
Tupkors Mund klappte zu. Dann sagte er langsam: „Ein Mädchen? Was ist das für eine Geschichte?“
Papa fand plötzlich seine Sprache wieder. „Leider stimmt es. Sie ist ein bisschen seltsam. Hat verrückte Ideen. So, und jetzt gehen wir, Jandra.“ Er packte ihren Arm so fest, dass es wehtat.
„Einen Moment.“ Tupkor befreite sie mit einer schnellen Bewegung aus Papas Griff. „Ich hätte da noch ein paar Fragen.“
„Ich habe keine Zeit“, erwiderte Papa. „Ich muss zurück zum Markt und meine Ware verkaufen.“
Tupkor packte ihn am Kragen, schleppte ihn zum Eingang des Hauses und schob ihn hinein.
Jandra folgte den beiden in einen Raum mit mehreren Türen, der fünfmal so groß war wie das Zimmer, in dem ihre Familie lebte. Es roch nach Waffenöl, Schweiß und Leder. Durch mehrere Fensteröffnungen fiel Sonnenlicht auf einen Tisch und Stühle aus Pinienholz. In einem Wandregal lagerten eiserne Helme und allerlei Gerätschaften, deren Zweck Jandra nicht kannte; in offenen Gestellen hingen gepolsterte Brustpanzer, hölzerne Dolche und Schwerter.
Tupkor drückte Papa auf einen der Stühle und setzte sich ihm gegenüber. „Wie heißt du?“
„Framle. Und das ist Jandra. Aber – “
„Wir reden also über ein Mädchen. Das ändert die Sache“, fuhr Tupkor fort.
„Ich will trotzdem kämpfen lernen!“ rief Jandra aus.
Tupkor kratzte sich in der Speckfalte seines Nackens. „Egal wie geschickt und schnell du bist, du wirst nie so stark sein wie ein junger Mann. Hmm.“ Plötzlich spaltete ein Lächeln sein breites Gesicht. „Aber das macht nichts. Ich könnte dich trotzdem zu einer Attraktion in der Arena machen. Noch nie hat dort eine Frau gekämpft … die Leute würden in Scharen kommen. Um zuzusehen, wie du verlierst.“
Jandra wollte schon protestieren, aber dann hielt sie den Mund. Hauptsache, Tupkor war bereit, ihr etwas beizubringen.
Papa starrte den Glatzkopf an, als wäre er ein Fisch mit Hasenohren. Er begriff immer noch nicht, worum es hier ging. Dabei hatte er sicher schon von dem ehemaligen Gladiator gehört – jeder in Zuighera kannte ihn.
„Normalerweise ist die Ausbildung bei mir teuer“ , fuhr Tupkor fort. „Aber bei Jandra würde ich eine Ausnahme machen. Ich werde sie ohne Bezahlung trainieren.“
„Wir wohnen zwei Stunden Fußmarsch von hier entfernt!“, protestierte Papa.
„Ich habe genug Platz hier im Haus, und das bisschen Essen spielt keine Rolle.“
Papa musterte Tupkor, als wäre er ein gefährliches Tier. „Ausgeschlossen. Gerade weil sie ein Mädchen ist, werde ich das nicht erlauben.“
Tupkor runzelte die Stirn. „Hmm. ich verstehe.“
Jandra sah ihre Felle davonschwimmen. „Bechtis wohnt doch hier in Zuighera. Sie ist nett. Wenn Tupkor ihr dafür zahlt, dass ich bei ihr wohne …“
„Die Heilerin?“, sagte Tupkor. „Die kommt oft hierher und flickt meine Schüler wieder zusammen, wenn sie beim Training Mist gebaut haben. Und sie ist ... „ Er verstummte und kratzte sich am Ohr. Was hatte er da nicht sagen wollen? „Hmm. Ja. Sie wäre ideal“, fuhr er fort. „Sie lebt allein und hat keine Kinder. Wäre das in Ordnung, Framle?“
Papa überlegte, dann nickte er. „Bechtis ist eine gute Frau. Wenn sie einverstanden ist ... Aber was hast du eigentlich davon, wenn du Jandra als Schülerin aufnimmst?“
Tupkor grinste. „Eine vernünftige Frage. Sie wird mir dienen, bis sie 25 Jahre alt ist. Und mir drei Viertel ihrer Einkünfte abgeben.“
Papa runzelte die Stirn. „Dienen – was heißt das?“
„Sie wird für Geld kämpfen. Sonst nichts.“
1) - Ist es glaubhaft, dass Tupkor sich darauf einlässt, das Mädchen auszubilden?
2). - Welchen Eindruck macht Jandra auf Euch?
- Sonstige Anmerkungen sind mir natürlich willkommen.
tlt:
Tupkor drehte den Anhänger mit dem Symbol des Feuergottes Uschur zwischen seinen Fingern. Der Händler hatte behauptet, die Dämonen würden sich nicht an dieses Zeichen heranwagen. Womit er verflucht noch mal Recht gehabt hatte. Das Amulett war alles, was von seiner Lona übriggeblieben war. Hier fehlt mir eine Erklärung. Wer ist/war Lona? Warum war sie weg? Warum war es so gefährlich außerhalb der Stadt. Oder war es das gar nicht?
Zehn Jahre war das jetzt her. Er hatte wochenlang nach ihr gesucht und den Anhänger nur eine halbe Stunde von der Stadt entfernt in den Hügeln gefunden. Vielleicht hatte sie sich verirrt oder war plötzlich krank geworden – es gab viele Erklärungen, warum sie es nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause geschafft hatte.
Tupkor nahm einen tiefen Zug aus dem Weinkrug und schob den Tisch ein Stückchen weiter weg, um mehr Platz für seinen Bauch zu schaffen.
Das Leben war öde ohne Lona. Zurzeit gab es auch bei seinen Zöglingen nichts Aufregendes. Alles Idioten. Kein Mut, kein Talent.
Er blickte über den Hinterhof, in dem sich Müll und Gerätschaften stapelten, die er längst hätte reparieren sollen. Hühner pickten im Dreck, die Sonne brannte auf seine Glatze. Er sollte eine Mütze aufsetzen oder ins Haus gehen. Und es war Zeit fürs Mittagessen.
Noch ein Schluck. Der Rotwein, das Beste hier in Zuighera, rann seine Kehle hinab wie Feuer und Samt. Er stellte den Krug ab und legte die Stirn auf seine Arme. Einfach einschlafen und alles vergessen …
Das Tappen von Schritten, keuchender Atem, die Hühner gackerten aufgeregt.
Tupkor fuhr zusammen, richtete sich auf und blinzelte in die Sonne. Im Gegenlicht stand eine kleine Gestalt - ein Kind.
“Ich will bei dir lernen", sagte es mit piepsiger Stimme.
Schon wieder ein Junge, der von seinem Ruf gehört hatte. Tupkor schaute genauer hin. Eine geflickte braune Tunika, kurzes hellblondes Haar – eine Seltenheit. Vielleicht war er ein Nachkomme von Sklaven aus den nördlichen Ländern.
"Du platzt einfach hier rein und weckst mich. Hmm. Das gehört sich nicht", sagte Tupkor.
"Tut mir leid. Wann kann ich bei dir anfangen?"
"Komm morgen wieder. Mit deinem Papa und einem Sack voll Gold.“
„Ich werde viel verdienen, wenn ich erst in der Arena bin. Ich gebe dir dann einen Anteil.“
Das Kerlchen war höchstens zehn Jahre alt. Eigentlich genau richtig für den Beginn des Trainings.
Tupkors Blick glitt gewohnheitsmäßig über seine Figur. Lange Beine, aber eher schmal gebaut – nicht gut. Ein ovales Gesicht mit hohen Wangenknochen und schräg stehenden, eisblauen Augen, dazu auffällig dunkle Brauen. Schön. Exotisch. Das wurde in der Arena gern gesehen – von Frauen und gewissen Männern. Wenn er dort eine Weile überlebte, würde er viele Anhänger haben und gut verdienen. Aber die Chance, dass sich seine Ausbildung irgendwann für Tupkors Beutel lohnen würde, war minimal. Er hätte eine Menge Arbeit mit ihm, selbst dann, wenn sich der Körper des Jungen noch gut entwickelte und er begabt war.
„Verschwinde. Ich unterrichte keine Bauernkinder.“
„Ich kann jetzt schon gut Messerwerfen“ – er deutet auf den Griff, der aus einer Lederscheide an seinem Gürtel ragte – „und mit meinem Bogen treffe ich Kaninchen, die weit weg sind. Das mit dem Schwert lerne ich auch noch.“
Tupkor hatte genug. „Raus hier! Sofort!“
Der Junge zuckte zurück, blieb aber stehen.
Tupkor stemmte sich an der Tischplatte hoch, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und brüllte: „Du. Gehst. Jetzt.“
Sein Gegenüber zitterte am ganzen Körper, rührte sich aber nicht von der Stelle.
Der Kleine war nicht so blöd, keine Angst vor Tupkor zu haben – das war echter Mut.
„Ich will dir erst zeigen, was ich kann“, sagte er.
Vielleicht … Tupkor deutete auf eine Gruppe von Hühnern, die am gegenüberliegenden Ende des Hofs scharrten und herumflatterten. „Das braune da mit dem weißen Kopf, das ist mein Abendessen. Wenn du ein anderes erwischst, prügle ich dich, bis du nicht mehr laufen kannst.“
Kaum hatte er ausgeredet, flog ein Messer. Und blieb im prallen Rucksack eines Mannes stecken, der in den Hof hineinrannte. Nette Geschichte, aber wenn er/sie so gut mit dem Messer wäre, dann wäre das nicht passiert.
Der Neuankömmling schien nicht einmal zu bemerken, welcher Gefahr er entgangen war. Keuchend blieb er vor Tupkor stehen. „Entschuldige, Herr, ich suche mein Kind!“
Er griff nach dem Jungen, aber der duckte sich weg, rannte zur Wassertonne, sprang mit einem Satz hinauf und kletterte auf das weit herabgezogene Dach.
Tupkor brach in Gelächter aus. „Er sollte ein Huhn erlegen, keinen Rucksack! Du hast Glück gehabt, Mann!“ Er zog das Messer aus dem Stoff des Sacks, der nach geräuchertem Fisch stank, und warf es in hohem Bogen aufs Dach. Es landete ein paar Meter von dem Jungen entfernt.
Er huschte über die schiefe Ebene aus Ziegeln, bückte sich, Metall blitzte, die Hühner stoben gackernd auseinander.
Tupkors Abendessen rührte sich nicht mehr.
Eine hervorragende Leistung für ein Kind.
Der Papa Aus Erzählersicht eher „Vater“ des Jungen stand mit offenem Mund da. Tupkor schlug ihm auf die Schulter, dass er in die Knie ging, und erklärte: „Ich würde deinen Sohn gern unterrichten. Hmm. Über die Bedingungen müssen wir noch verhandeln.“
Der Junge hüpfte vom Dach und fing den Sprung weich in den Knien ab.
„Sohn – äh, Sohn?“, fragte sein Papa.
„Siehst du hier sonst noch irgendwelche Kinder?“, gab Tupkor zurück.
Der Mann starrte ihn blöde an. „Nein, aber … aber das ist meine Tochter!“
Es war dumm zu lachen, Papa würde sich nur noch mehr ärgern, er war sowieso stinksauer, weil sie ihm auf dem Markt davongelaufen war. Schwierig, weil sich hier die Perspektive ändert Aber sein Gesicht war einfach zu komisch. Und dann der zu einem Viereck aufgesperrte Mund des riesigen Glatzkopfs, dem die halbe Nase fehlte!
Natürlich unterrichtete er nur Jungen. Wenn er gleich gemerkt hätte, dass sie ein Mädchen war, hätte er sie nicht einmal angehört. Es war eine gute Idee gewesen, sich die Haare abzuschneiden. Sie hatte gestern deshalb kein Abendessen bekommen – halb so schlimm.
Tupkors Mund klappte zu. Dann sagte er langsam: „Ein Mädchen? Was ist das für eine Geschichte?“
Papa fand plötzlich seine Sprache wieder. „Leider stimmt es. Sie ist ein bisschen seltsam. Hat verrückte Ideen. So, und jetzt gehen wir, Jandra.“ Er packte ihren Arm so fest, dass es wehtat.
„Einen Moment.“ Tupkor befreite sie mit einer schnellen Bewegung aus Papas hier ändert sich die Perspektive wieder, da stimmt das „Papas“ nicht mehr Griff. „Ich hätte da noch ein paar Fragen.“
„Ich habe keine Zeit“, erwiderte Papa. „Ich muss zurück zum Markt und meine Ware verkaufen.“
Tupkor packte ihn am Kragen, schleppte ihn zum Eingang des Hauses und schob ihn hinein.
Jandra folgte den beiden in einen Raum mit mehreren Türen, der fünfmal so groß war wie das Zimmer, in dem ihre Familie lebte. Es roch nach Waffenöl (den Begriff nutzt man eigentlich nur für Schusswaffen), Schweiß und Leder. Durch mehrere Fensteröffnungen fiel Sonnenlicht auf einen Tisch und Stühle aus Pinienholz. In einem Wandregal lagerten eiserne Helme und allerlei Gerätschaften, deren Zweck Jandra nicht kannte; in offenen Gestellen hingen gepolsterte Brustpanzer, hölzerne Dolche und Schwerter.
Tupkor drückte Papa auf einen der Stühle und setzte sich ihm gegenüber. „Wie heißt du?“
„Framle. Und das ist Jandra. Aber – “
„Wir reden also über ein Mädchen. Das ändert die Sache“, fuhr Tupkor fort.
„Ich will trotzdem kämpfen lernen!“, rief Jandra aus.
Tupkor kratzte sich in der Speckfalte seines Nackens. „Egal wie geschickt und schnell du bist, du wirst nie so stark sein wie ein junger Mann. Hmm.“ Plötzlich spaltete ein Lächeln sein breites Gesicht. „Aber das macht nichts. Ich könnte dich trotzdem zu einer Attraktion in der Arena machen. Noch nie hat dort eine Frau gekämpft … Die Leute würden in Scharen kommen. Um zuzusehen, wie du verlierst.“
Jandra wollte schon protestieren, aber dann hielt sie den Mund. Hauptsache, Tupkor war bereit, ihr etwas beizubringen.
Papa starrte den Glatzkopf an, als wäre er ein Fisch mit Hasenohren. Er begriff immer noch nicht, worum es hier ging. Dabei hatte er sicher schon von dem ehemaligen Gladiator gehört – jeder in Zuighera kannte ihn.
„Normalerweise ist die Ausbildung bei mir teuer“ , fuhr Tupkor fort. „Aber bei Jandra würde ich eine Ausnahme machen. Ich werde sie ohne Bezahlung trainieren.“
„Wir wohnen zwei Stunden Fußmarsch von hier entfernt!“, protestierte Papa.
„Ich habe genug Platz hier im Haus, und das bisschen Essen spielt keine Rolle.“
Papa musterte Tupkor, als wäre er ein gefährliches Tier. „Ausgeschlossen. Gerade weil sie ein Mädchen ist, werde ich das nicht erlauben.“
Tupkor runzelte die Stirn. „Hmm. Ich verstehe.“
Jandra sah ihre Felle davonschwimmen. „Bechtis wohnt doch hier in Zuighera. Sie ist nett. Wenn Tupkor ihr dafür zahlt, dass ich bei ihr wohne …“
„Die Heilerin?“, sagte Tupkor. „Die kommt oft hierher und flickt meine Schüler wieder zusammen, wenn sie beim Training Mist gebaut haben. Und sie ist ... „ Er verstummte und kratzte sich am Ohr. Was hatte er da nicht sagen wollen? „Hmm. Ja. Sie wäre ideal“, fuhr er fort. „Sie lebt allein und hat keine Kinder. Wäre das in Ordnung, Framle?“
Papa überlegte, dann nickte er. „Bechtis ist eine gute Frau. Wenn sie einverstanden ist ... Aber was hast du eigentlich davon, wenn du Jandra als Schülerin aufnimmst?“
Tupkor grinste. „Eine vernünftige Frage. Sie wird mir dienen, bis sie 25 Jahre alt ist. Und mir drei Viertel ihrer Einkünfte abgeben.“
Papa runzelte die Stirn. „Dienen – was heißt das?“
„Sie wird für Geld kämpfen. Sonst nichts.“
1) - Ist es glaubhaft, dass Tupkor sich darauf einlässt, das Mädchen auszubilden?
Ja, das kommt für mich schon rüber
2). - Welchen Eindruck macht Jandra auf Euch?
Das weiß ich noch nicht. Sie ist aufgeweckt, lebendig, intelligent. Aber ihre Motivation, warum sie kämpfen lernen will, erfährt man nicht.
- Sonstige Anmerkungen sind mir natürlich willkommen.
Den Einstieg mit Lona finde ich hier eher störend. Mir ist klar, dass das noch wichtig wird. Aber für mich passt es hier nicht her.
Oflinitrium:
Puh schwierges Ding....
1) - Ist es glaubhaft, dass Tupkor sich darauf einlässt, das Mädchen auszubilden?
Kann ich pauschal nicht wirklich beantworten, da ich Tupkor noch nicht gut genug kenne. Es scheint für ihn zum Alltag zu gehören Jungs auszubilden und ich mag wie er versucht Jandras Wert abzuschätzen, aber aus dem Gespräch wie es jetzt ist finde ich es etwas viel, wie er Jandras Vater auf einmal überredet sie bei ihm zu lassen. Mir fehlt da ein bisschen das Gefühl der Begeisterung bei ihm. Ließe sich vielleicht gut einbauen in dem Moment als er hört, dass Jandra ein Mädchen ist und sich die Phantasie der ersten Gladiatress in seinen Kopf setzt. Ich finde du stehst dir an der Stelle etwas mit dem Perspektivwechsel im Weg.
2). - Welchen Eindruck macht Jandra auf Euch?
Entschlossen, auf kindische Art mutig und manipulativ... ich hoffe ihr Motiv warum sie Gladiatress werden will wird gut beleuchtet.
Sonstige Anmerkungen:
Einerseits mag ich wie du aus Kinderaugen schreibst und es wird interessant sein zu sehen wie sich die Kindersicht im Verlauf der Geschichte ändert, andererseits tue ich mir schwer mit dem Perspektivwechsel und dem dauernden "Papa". Auch wenn mir keine gute Alternative dafür einfällt. Vater wäre etwas distanzierter und respektvoller aber angenehmer zu lesen. Da du es durchziehen müsstest aus ihrer Sicht immer so zu schreiben (solange sie klein ist) könnte es sein, dass man sich dran gewöhnt, es noch störender wird, oder es nur in der aktuellen Szene so stark auffällt, weil es etwas anderes ist. Ich kann mir auhc gut vorstellen, dass es später einen guten Kontrast darstellt, wenn sie jeden beim Namen nennt und nur ihren Vater bei gelegentlichen Besuchen mit "Papa" tituliert. Bin da also echt zwiegespalten.
Das sind so meine Gedankengänge nach dem ersten lesen... Ob da jetzt etwas hilfreiches dabei war :dontknow:
Viskey:
Hey!
Ach, da freu ich mich, von dir mal was in einem Genre zu lesen, das meinen persönlichen Vorlieben sehr viel mehr liegt als Krimi ... :cheer:
1) - Ist es glaubhaft, dass Tupkor sich darauf einlässt, das Mädchen auszubilden?
Da bin ich etwas zwigespalten. Einerseits, ja, warum nicht. Er hält ja nicht mit seinem Motiv hinterm Berg: Er verspricht sich Profit von so einer Kuriosität.
Andererseits geht es mir ein bisschen zu schnell von "Ein Mädchen, never-erver" zu "Hach ja, bringt Kies". Jetzt liest es sich fast so, als hätte er eh schon die längste Zeit auf ein Mädchen gewartet, das sich den Stress und die Arbeit antun möchte.
2). - Welchen Eindruck macht Jandra auf Euch?
Ein zielstrebiges Kind, das weiß, was es kann und was es will. Ihr macht man so schnell nichts vor, sie ist schlau und durchaus auch manipulativ. - Vor allem letzteres rettet sie in meinen Augen vor dem Heldinnen-Klischee, wo die Frauen ja eher unbeabsichtigt in die Heldenrolle hineinrutschen und dann erst mal keine Ahnung haben, was sie da jetzt tun sollen.
3. - Was mir sonst noch so aufgefallen ist ...
Was mir sonst noch aufgefallen ist, sind v.a. zwei Dinge:
* Das Tempo, mit dem der Vater seine Tochter weggibt - weil viel wird er von der nicht mehr sehen, wenn sie erst mal im Training steckt.
Er scheint zu seiner Tochter eine emotionale Bindung zu haben wie andere Leute zu ihren Schuhen. Dass Jandra Tupkor in irgendeiner Weise gestört u/o belästigt haben könnte, ruft bei ihm eine stärkere Reaktion hervor als die Aussicht, sein Kind in den nächsten Jahren nur noch sporadisch zu sehen.
* Bechtis, über deren Beteiligung hier einfach mal so bestimmt wird. Auch wenn Frauen in dieser Gesellschaft schlecht dastehen sollten, sie ist eine Heilerin, und es macht schon den Eindruck, als wäre sie eine angesehene Persönlichkeit der Stadt bzw. sogar der ganzen Region. Über so jemanden bestimmt man nicht einfach. - Und wenn doch, muss das hier thematisiert werden. Irgendwie. So finde ich es jedenfalls viel zu schnell abgefertigt. - Spielt übrigens auch in den vorigen Punkt hinein, dass dem Vater nichts an seiner Tochter zu liegen scheint. Stopfen mer se halt wo rein. Solang sie nicht als Sex-Slavin endet, is alles gut. - Und diese Sicherheit sehe ich hier aus der Vater-Perspektive nicht gegeben. Als Leser kann ich ja in Tupkors Kopf reinschauen und glaub ihm, dass zumindest er keine solchen Absichten hat. Aber wie kann er sie vor den anderen Schülern beschützen? Vor anderen Kämpfern, irgendwelchen dahergelaufenen Trotteln mit dreckigen Fantasien?
Äh, ich verheddere mich, und Mittagspause ist eh auch schon wieder rum.
LG Viskey
Naleesha:
Hallo,
Ich freue mich, mal etwas von dir zu lesen, dass sich komplett in meinem Genre bewegt und mit dem ich auch mehr anfangen kann als ein Krimi übers Bergsteigen (und das meine ich komplett ohne herabwertende oder geringschätzige Untertöne. ich finde es beeindruckend, was du machst, ist eben nur nicht meins.)
jetzt aber zu deinem Text:
Soll das der Anfang der Geschichte sein? wenn ja finde ich die ersten Sätze ein bisschen sehr vollgepackt. zu viele neue Dinge werden schlag auf Schlag eingeführt, ohne dass sie genauer erklärt werden. ich nehme mir den Anfang hier mal vor und zeige dir, was ich meine:
--- Zitat ---Tupkor drehte den Anhänger mit dem Symbol des Feuergottes Uschur zwischen seinen Fingern. Der Händler hatte behauptet, die Dämonen würden sich nicht an dieses Zeichen heranwagen. Womit er verflucht noch mal Recht gehabt hatte. Das Amulett war alles, was von seiner Lona übriggeblieben war.
--- Ende Zitat ---
In diesesn drei Sätzen hast du gleich 5 Neueinführungen drin.
- Tupkor. ok, ist vllt der Hauptcharakter. wird er hier vorgestellt? wer ist er?
- Der Feuergott Ushur. ist das der allgemeine bzw am weitesten verbreitete Glaube auf deiner Welt, oder nur einer von vielen (vielleicht auch unbedeutenden) Göttern? (wie es bei unseren Schutzpatronen im Christlichen Glauben ist?)
- der Händler. klar wird, er hat es irgendwann bei einem Händler gekauft. was war das für ein Händler? war er auf den Verkauf solcher Amulette spezialisiert?, war er eher ein Hochstapler, also einer, der so tut als hätte er Ahnung und will eigentlich den Leuten nur das Geld aus der Tasche ziehen, dann wäre es auch Glück gewesen, wenn tatsächlich mal ein funktionierender Anhänger dabei gewesen wäre. wann hat er es gekauft und warum. war es z.B. ein Geburtstagsgechenk? Jubiläum? (zum Wann reicht übrigens eine vage Angabe: vor einigen Wochen/Monaten/Jahren?)
- die Dämonen. Was für Dämonen? wo kommen sie her? wie kommen sie in deine Welt, oder geht es um innere Dämonen? tragen also alle in deiner Welt solche Anhänger um sich vor Dämonen zu schützen? oder waren sie nur hinter Lona her? und gibt es eine Begründung, warum das Amulett des Ushur so gut gegen sie schützen soll?
- und dann Lona. wer war sie? was hat sie Tupkor bedeutet. war sie seine Schwester? Geliebte? Mutter? Tochter? Putzfrau?
all das macht den einstieg ein wenig zäh und man bleibt bei den ersten Sätzen schon hängen. Leider wird das Meiste davon im Laufe des Textes auch nicht beantwortet. was es wiederum schwierig macht, in die Geschichte richtig rein zu kommen.
Allerdings hast du dann die Szene mit Jandra sehr lebhaft und flüssig geschrieben, sie hat mir gefallen und konnte mir das Kind richtig gut vorstellen. als sie übers Dach geklettert ist, hab ich gelacht und als sie das Huhn ohne zu zögern mit dem Messerwurf getötet hat (und das noch während auf der "Flucht" zu sein), fand ich das klasse. auch die Formulierungen dazu...
--- Zitat ---Er huschte über die schiefe Ebene aus Ziegeln, bückte sich, Metall blitzte, die Hühner stoben gackernd auseinander.
Tupkors Abendessen rührte sich nicht mehr.
Eine hervorragende Leistung für ein Kind.
--- Ende Zitat ---
wirklich sehr schön.
die anfängliche Verwirrung des Vaters, dass er ja eine Tochter hat und keinen Sohn, find ich auch gut. nur wird mir Tupkor im Verlauf des "Überzeugungsgesprächs" dann ein klein wenig zu aufdringlich. Ich finde auch, der Papa müsste eher stolz sein, dass ein so gefragter Lehrmeister seine Tochter wirklich ernsthaft trainieren will. Außerdem, würde es Tupkor evtl sogar besser aussehen lassen, wenn er nicht mit dem Gedanken ran geht "die Leute werden unsummen bezahlen um sie verlieren zu sehen", sondern eher mit dem Gedanken "was wäre das für eine Werbung (oder wasauchimmer), wenn sie tatsächlich gewinnt und die Leute erfahren, dass ICH sie trainiert habe."
wenn er also nicht irgendwie trainieren will, damit sie "eine Weile überlebt", sondern damit sie eine echte Chance hat zu gewinnen. das würde ihn für mich auch um einiges sympathischer machen.
Natürlich musst du dann die Motive von Jandra noch ausreichend beleuchten. Aber so finde ich den Text schon ziemlich gut.
Trotz des zähen Einstiegs hast du mich hier:
--- Zitat ---Der Junge zuckte zurück, blieb aber stehen.
Tupkor stemmte sich an der Tischplatte hoch, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und brüllte: „Du. Gehst. Jetzt.“
Sein Gegenüber zitterte am ganzen Körper, rührte sich aber nicht von der Stelle.
Der Kleine war nicht so blöd, keine Angst vor Tupkor zu haben – das war echter Mut.
„Ich will dir erst zeigen, was ich kann“, sagte er.
Vielleicht … Tupkor deutete auf eine Gruppe von Hühnern, die am gegenüberliegenden Ende des Hofs scharrten und herumflatterten. „Das braune da mit dem weißen Kopf, das ist mein Abendessen. Wenn du ein anderes erwischst, prügle ich dich, bis du nicht mehr laufen kannst.“
Kaum hatte er ausgeredet, flog ein Messer.
--- Ende Zitat ---
dann auch endgültig abgeholt. hier hat es mich gepackt.
sehr schön geschrieben. man kriegt mit, dass die kleine Mut hat. Ein bisschen Trotz ist vielleicht auch dabei. eine schöne Kombination. :)
Aber wenn der Mann nicht sehr sehr schnell mitten in die Flugbahn des Messers auf dem Weg zum Huhn gelaufen ist, ist es dann doch eher unglaubwürdig. erst sagt sie, dass sie so gut ist, aber dann trifft sie etwas völlig anderes.
vielleicht wäre es besser, erst den Vater ankommen zu lassen, das Kind flieht dann und wirft dann das Messer (ohne vorher im Rucksack zu landen also.) das hat bei mir nämlich auch so ein "HÄ?" ausgelöst. Die Messerszene funktioniert nämlich richtig gut auch ohne Rucksack.
Und zuerst will er sie nicht aus dem Haus lassen und dann soll sie bei der örtlichen Heilerin wohnen? Es war doch ein zweistündiger Fußmarsch, oder? vielleicht hat Tupkor ja ein Pferd oder so, dass das Kind benutzen kann. dann bringt der Vater sie morgens hin und holt sie abends wieder ab, bis sie groß genug ist, um alleine hin zu reiten. und dann kann sie später ja auch noch bei Tupkor oder der Heilerin einziehen... auf diese Weise hast du dann auch Möglichkeiten für Gespräche oder Ereignisse auf dem Weg zum Kampf-Unterricht.
so, ich hoffe, du konntest was mit meinen Anmerkungen anfangen und sie konnten dir irgendwo weiterhelfen.
ganz liebe Grüße,
Nalee
:cheer:
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