Teufelsrost > Höllenfenster
AT: Zum Kampf geboren/ Überreaktion
Oflinitrium:
Ich weiche heute mal ein wenig von der Norm ab. Ich weiß nur ein Text pro Röstung, aber diese beiden hängen im Grunde zusammen und bauen aufeinander auf, deswegen drückt bitte mal ein Auge zu ;)
Auch habe ich kein wirkliches Problem mit den Texten, sie gefallen mir recht gut (was mich um einiges angreifbarer macht^^) aber ich wollte sie heute eigentlich zum Treffen mitnehmen, den unteren Teil vorlesen und evtl. auch den oberen Teil Vorlesen oder Rösten lassen, wenn genug Zeit gewesen wäre. (Immerhin war ja für Morgen fast gar nichts geplant.) Also ich hätte sehr gerne Feedback, aber mich interessiert hauptsächlich wie die beiden Figuren rüberkommen. Ich denke zwar es ist offensichtlich, dass keiner von beiden wirklich "normal" ist aber ich weise trotzdem gerne daraufhin, dass vor allem Andreas definitiv als seltsam wahrgenommen werden sollte. Im Grunde soll mit diesen Szenen der Grundstein für einen späteren Plot-Twist gelegt werden und er darf durchaus aus seltsam auf den Leser wirken.
Über Erbsen freue ich mich natürlich wie immer trotzdem.
Und BTW ich halte mich für einen grottigen Schreiber was Romantik angeht. Das ist so ziemlich das Beste was aus meiner Feder in der Hinsicht zu erwarten ist. Also auch gerne Anregungen oder Gedanken in dieser Richtung.
Andreas erwachte mit dem Gefühl, sich gerade erst hingelegt zu haben. Um ihn herum herrschte noch tiefste Dunkelheit. Verwirrt sah er sich um und versuchte herauszufinden, was ihn geweckt hatte. Im Hotel herrschte nächtliche Ruhe. Irgendwo hörte man jemanden schnarchen und auf einem der Nachbarbalkone unterhielten sich noch die drei Kumpels bei einem oder zwei Kästen Bier. Alles schien normal und friedlich. Keiner von Julias Alarmen war losgegangen und nichts deutete darauf hin, dass es keine ganz normale Nacht war. Andreas drehte sich auf die andere Seite und versuchte wieder einzuschlafen. Doch die Unruhe hatte ihn gepackt und die Gedanken schwirrten in seinem Kopf umher wie ein aufgeschreckter Bienenstock. Es war zwecklos… er konnte nicht mehr einschlafen. Seufzend rollte er sich aus seiner Decke und setzte sich auf die Bettkante. Der Mond schien hell durch die gläserne Terrassentür auf die laut tickende Uhr an der Wand. Kurz vor drei... viel zu früh zum Aufstehen. Mit vor Müdigkeit benebeltem Kopf sah er zu Julias Bett gegenüber. Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, verlor er sich in der Betrachtung ihrer entspannten Gesichtszüge und dämmerte vor sich hin. Er hatte sie von Anfang an attraktiv gefunden. Ihren nahezu perfekter Körper, den sie mit ihrem vielseitigen Training unbewusst immer kurz vor der Grenze hielt an der die Muskeln die Weiblichkeit verdrängten. Aber vor allem ihr fast schon zierliches Gesicht hatte es ihm angetan. So entspannt und ruhig wie jetzt hatte er sie noch nie gesehen. Eingerahmt von ihren schwarzen Haaren, wirkte es im Dämmerlicht der Nacht geradezu unwirklich schön. Sie bewegte sich im Schlaf, drehte sich mit einem leisen Seufzer in seine Richtung und legte die Hände vor sich aufs Kopfkissen. Dabei verrutschte ihr Pyjama ein wenig und gab den Blick auf den oberen Teil ihres Busens frei.
Als Andreas klar wurde, dass er seit mindestens einer Minute wie ein hormonell überforderter Teeny auf den Ansatz ihres Busens starrte gab er sich einen Ruck, stand auf und ging so leise wie möglich zur Kochecke des kleinen Hotelzimmers. Mit einem Glas Wasser setzte er sich an den Tisch und war heilfroh, dass sein Körper offensichtlich zu müde vom gestrigen Training war um so früh am Morgen schon auf sexuelle Reize zu reagieren. Lächelnd schüttelte er über sich selbst den Kopf. Was war nur in letzter Zeit los mit ihm? Sicher Julia war hübsch, aber sonst ließ er sich davon doch auch nicht beeindrucken. Er konnte sie sehr gut leiden und in den letzten drei Wochen waren sie quasi ununterbrochen zusammen gewesen. Es war nicht weiter verwunderlich, dass sie gute Freunde geworden waren… nur war er sich bewusst, dass er über den Punkt der Freundschaft längst hinaus war. Unsicher war er sich indes darüber ob er sich tatsächlich in sie verliebt hatte oder ob ihm seine Unerfahrenheit in diesem Gebiet nur einen Streich spielte. Er hatte keinerlei nennenswerte Erfahrung im Umgang mit Mädchen oder Frauen. Die meisten hatten ihn nie interessiert… Ihr Charakter hatte ihn gelangweilt, enttäuscht oder auch abgestoßen. Und bei den wenigen die sein Interesse hatten wecken können, hatte er sich nicht getraut konkret zu werden. Denn über kurz oder lang hätte er sie in Gefahr gebracht und belügen müssen. Jetzt hatte er zum ersten Mal eine Frau kennen gelernt, bei der er sich um solcherlei Dinge nicht Sorgen musste. Wäre es wirklich so verwunderlich, wenn seine Urinstinkte ihm weismachen wollten sie sei genau die richtige Partnerin für ihn? Sicherlich nicht. Entnervt stellte er das halbleere Glas auf den Tisch und rieb sich die Stirn.
“Die Nacht fördert wirklich nur die blödesten Gedanken…” murmelte er, “dabei ist die Antwort auf diese Fragen vollkommen egal, da sie meine Situation nur verkomplizieren würde.”
‘Nur eine der möglichen Antworten würde die Sache verkomplizieren’, meldete sich ein Gedanke zu Wort. ‘Es würde deine Lage sogar sehr vereinfachen, wenn du feststellen würdest, dass dich nur ihre Oberflächlichkeiten anziehen. Außer natürlich...’ “...außer natürlich ich kenne die Antwort bereits und nur das Eingestehen dieser Tatsache würde meine Lage verkomplizieren", vollendete Andreas leise den Gedanken und blickte in sein Glas, als ob sich dort ein Ausweg verbergen würde. Die Frage ob er sich tatsächlich verliebt hatte, stellte sich doch eigentlich gar nicht. Er wusste genau, dass es nicht bloß ihre hübschen Augen, oder ihr Körper waren, die sein Herz immer wieder zum Rasen brachte. Es war ihr Lachen, ihre kompromisslose und entschlossene Art Probleme anzupacken. Es waren die Gespräche die sie jeden Tag führten, die vielen Facetten ihres Charakters und ihre offene, ehrliche Art mit ihm zu reden. Lächelnd schüttelte er den Kopf über sich selbst, als ihm klar wurde wie schlimm es ihn wirklich erwischt hatte. Doch was genau konnte er mit dieser Erkenntnis anfangen? Seufzend griff er nach seinem Glas, als sich Julia in ihrem Bett von einer Seite auf die andere rollte.
Sie wehrte sich gegen das Aufwachen, aber nur kurz. Irgendetwas fühlte sich nicht richtig an. Grummelnd warf sie die Decke zurück und setzte sich auf. Mit der Rechten rieb sie sich die Schläfe, während sich ihre Augen an das Zwielicht gewöhnten. Ihr Blick fiel auf das leere Bett gegenüber und sie fuhr innerlich zusammen. Alarmiert sah sie sich in dem kleinen Zimmer um und entdeckte Andreas auf einem Stuhl an der Balkontür. Erleichtert atmete sie auf. Erneut massierte sie ihre schmerzenden Schläfen. Sie war mit einem seltsamen Gefühl wach geworden und hatte schon das Schlimmste befürchtet. 'Bloß wegen einem leeren Bett... Herrje wenn ich nicht aufpasse werde ich noch paranoid.' Mit diesem Gedanken stand sie auf und schlurfte in Richtung Kühlschrank.
Andreas musste unwillkürlich grinsen als er sie mit zerzausten Haaren, halb geschlossenen Augen und ihrem noch immer verdrehtem Oberteil sah. "Guten Morgen, Schlafmütze."
Sie brummte nur etwas Unverständliches und kramte in der Kühlschranktür nach Saft. Als sie auch ein Glas gefunden und bis zum Rand gefüllt hatte trank sie so gierig, als sei sie am verdursten. Erst während sie nachschenkte sah sie auf und fragte: "Wie spät ist es denn, dass du mich Schlafmütze nennst?"
Er hatte sie die ganze Zeit über belustigt beobachtet und das erste Mal bewusst registriert, wie sehr sie ihn in ihren Bann zog. Zwar hatte er sie noch nie nackt gesehen, trotzdem kannte er, Dank ihres gemeinsamen Trainings, jede Faser ihres Körpers. Ihre verschlafenen Bewegungen waren ihm viel zu vertraut und es kostete ihn einige Mühe sich von ihrem Anblick loszureißen. Sein Glas in der Hand trat er zu ihr um sich auch etwas Saft einzuschenken. "Halb vier schätze ich. Als ich aufgewacht bin war es kurz vor drei."
"So viel zum Thema Schlafmütze", grummelte sie und zwickte ihm in den Bauch. Dann musterte sie ihn von der Seite und runzelte besorgt die Stirn. "Magst du drüber reden?"
"Mh?", überrascht sah er auf und stellte die nun leere Saftverpackung auf die Arbeitsplatte.
"Was meinst du?"
Sie zuckte mit den Schultern. "Es ist ungefähr halb vier am Morgen, du sitzt seit mindestens einer halben Stunde vor der Terrassentür und machst ein Gesicht als lasten alle Sorgen der Welt auf deinen Schultern..."
'Nicht die Sorgen der Welt', dachte er 'nur die Sorgen eines liebestollen Narren.' Laut jedoch sagte er: "Ich weiß nicht... irgendetwas kam mir seltsam vor als ich aufgewacht bin und es hat mich ruhelos gemacht." Das war nicht einmal gelogen. Bevor er sich in ihrem Anblick verloren hatte, hatte ihn tatsächlich etwas beunruhigt.
"Dich auch?", sie lehnte sich an den Kühlschrank und legte sich die Arme um den Bauch, als ob ihr fröstelte. "Irgendwas hat mich auch gestört, als ich wach geworden bin. Das Gefühl, das etwas Schlimmes passiert ist, hatte ich schon bevor mich dein aufgewühltes Bett erschreckt hat."
Er sah sie ernst an, "Und was machen wir jetzt? Vorsichtshalber abhauen...? Wenn zwei sechste Sinne anschlagen, bedeutet das wohl kaum etwas Gutes."
Sie biss sich auf die Unterlippe und überlegte, mit einem Mal hellwach.
"Sie greifen niemals an, wenn sie nicht hundertprozentig wissen wo du bist. Vielleicht überwachen sie dieses Gebäude, dann spielen wir ihnen nur in die Karten, wenn wir uns zeigen... Draußen könnten wir außerdem leicht getrennt, umzingelt oder aus der Distanz betäubt werden... Ich denke selbst wenn sie vor der Tür stehen, sind wir in engen Räumen besser aufgehoben, weil wir dort einen Kampfvorteil haben."
Andreas nickte nachdenklich. "Du hast Recht, außerdem können wir nicht jedes Mal Hals über Kopf fliehen, wenn wir schlecht schlafen... das wird sonst noch zur Gewohnheit."
"Jep. Allerdings sollten wir uns vorläufig von Fenstern fern halten... nur für alle Fälle. In der näheren Umgebung ist jedenfalls nichts passiert, das hätten wir mitbekommen" Sie wies beiläufig auf den Laptop auf ihrem Nachttisch, "Und die Tür oder Fenster bekommen sie auch nicht unbemerkt auf." Sie gähnte ausgiebig und streckte sich. "Also kein Grund zur Panik."
Mit einem Mal sah sie so müde aus wie zwei Minuten zuvor. Man konnte regelrecht zusehen wie ihr Adrenalinspiegel wieder in den Keller ging. Sie leerte ihr Glas, trat an ihm vorbei und stellte es in die Spüle. "Ich halt mich dann mal im wahrsten Sinne des Wortes bedeckt und versuche noch ein bisschen Schlaf zu bekommen."
Er nickte schmunzelnd. "So wie du aussiehst wird dir das nicht schwer fallen."
Sie grinste und knuffte ihm in die Seite. "Was man von dir jetzt nicht gerade behaupten kann." Bevor Andreas etwas erwidern konnte lag eine Hand auf seiner Schulter und sie hatte ihm auf die Wange geküsst. "Schlaf gut", flüsterte sie, "quäl dich nicht zu lange mit deinen Sorgen."
Natürlich hatte er sie nicht getäuscht. Schon gar nicht mit einem so halbherzigen Versuch.
Sie ließ ihn los und wollte gerade an ihm vorbei als er ohne einen bewussten Entschluss oder auch nur einen klaren Gedanken gefasst zu haben seinen Arm ausstreckte, sie zu sich umdrehte und an sich zog. Sie tat nichts um sich seinem Griff zu entziehen. Sanft schob er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und sie erwiderte seinen ruhigen Blick, halb neugierig, halb amüsiert. Sein Herz hämmerte in seiner Brust, aber seltsamerweise war er nicht nervös als er sich vorbeugte. Sie verschränkte die Hände in seinem Nacken und schmiegte sich fest an ihn als ihre Lippen sich trafen. Es wurde ein langer Kuss, der alles erklärte was sie nicht gewagt hatten anzusprechen. Der alles versprach aber nicht nach mehr verlangte. Andreas war überwältigt von dem Moment. Die Zartheit ihrer Lippen, ihr Duft, die Wärme ihres Körpers den er durch den dünnen Stoff spürte. Alles an diesem Moment raubte ihm den Atem. Sein Herz raste, als sie sich schließlich trennten und Julia sich in seinen Armen ein wenig zurücklehnte. Ihre Augen funkelten im Mondlicht und sie lächelte auf eine Weise wie er es noch nie bei ihr gesehen hatte. Die Entschlossenheit und Härte ihrer Züge war vollkommen verflogen und zum ersten Mal glaubte er das Mädchen zu sehen, das sie vor ihrer Ausbildung gewesen war.
"Dann hatten wir wohl ähnliche Sorgen..." sanft legte sie ihre Rechte auf seine Brust.
"Sieht fast so aus." erwiderte er und umschloss ihre Hand mit seiner.
"Wohin uns dieser Weg wohl führt?"
Er verstand was sie meinte. Würde das ihre Lage verkomplizieren oder vielleicht sogar vereinfachen? Machten sie sich noch angreifbarer, als sie ohnehin schon waren?
Er verstand... aber er hatte keine Antwort.
"Nun dich führt er erst einmal ins Bett. Du kannst dich ja kaum noch auf den Beinen halten," frotzelte er.
"Da kann ich nicht widersprechen", sie gähnte. "Sieh zu, dass du auch noch deinen Schlaf bekommst." Sie küsste ihn noch einmal und drückte ihn fest an sich.
"Mach ich..." er lächelte sie an doch noch während sie sich abwandte und zu ihrem Bett zurück ging schwirrten bereits tausende, absolut unerwünschte Fragen durch seinen Kopf.
Was genau würde sich zwischen ihnen ändern? Spielte er seinen Verfolgern in die Karten, wenn er sich auf diese Weise angreifbar machte? Andererseits, waren seine Mitmenschen nicht schon immer seine größte Achillesverse gewesen? Was erhoffte sich Julia von dieser neuen Situation? Spielte er vielleicht ihr in die Karten? Immerhin konnte er sich über ihre Motive keineswegs sicher sein. Er verstand, dass sie aus denselben Gründen gezögert hatte wie er. Und die Chance abgewiesen zu werden war für sie beide der unwichtigste Grund für ihr Zögern gewesen. Er erstand, doch… Energisch schob er die störenden Gedanken beiseite. Er dachte an ihr strahlendes Lächeln. Das Funkeln in ihren Augen. Jetzt war nicht der Moment um an ihr zu zweifeln. Er hatte sein Schicksal in dem Moment von ihr abhängig gemacht, als er beschloss mit ihr zu fliehen. Es gab kein Zurück.
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Abend nach dem ersten Kuss
Wenn 2 sechste Sinne anschlagen, kann natrlich nichts positives daraus entstehen. Den ganzen nächsten Tag waren sie ihren Verfolgern ausgewichen, die nicht einmal ahnen konnten wie nah sie ihrer Beute waren. Den ganzen Tag waren sie angespannt und gehetzt weswegen sie schlicht keine Zeit hatten, an den Morgen anzuknüpfen.
Die Nacht war längst hereingebrochen, und in dem kleinen Hotel war alles still und ruhig.
Doch obwohl er hundemüde war, konnte Andreas nicht schlafen.
Den ganzen Tag hatten sie fliehen müssen, hatten immer wieder alte Weggefährten von Julia erkannt und umgangen. Es hatte ihnen alles abverlangt um unerkannt aus München raus zu kommen und die Angst jeden Moment in eine Falle zu tappen, hatte sie beide angespannt und wortkarg werden lassen.
Sie waren länger und weiter gefahren als die letzten Tage. Immer darauf Bedacht keiner wirklichen Route zu folgen. Plan- und Ziellos waren sie umhergefahren, bis sie schließlich in dieser verschlafenen Vorstadt gelandet waren. Es war keinesfalls perfekt, doch es könnte schlimmer sein.
Sie hatten ihre Sicherheitsmaßnahmen für die Nacht verstärkt und heimlich im gesamten Hotel Bewegungssensoren installiert. Sollte sich irgendwo eine Maus bewegen, oder ein Spatz auf dem Dach landen, würden sie es mitbekommen. Doch was Andreas wach hielt hatte nur am Rande mit dem stressigen Tag zu tun. Er hatte sich längst an diese angespannte Atmosphre gewöhnt. Der Ursprung seiner Schlaflosigkeit lag viel mehr im Bett an der anderen Zimmerwand und schlummerte den Schlaf der Gerechten. Er dachte immer wieder an die sehr frühen Morgenstunden... an den Moment als er sie in den Armen hatte, an ihre funkelnden Augen, ihr strahlendes Lächeln, ihre zarten Lippen.
Er hatte sich vorgenommen, nicht so zu tun als wäre nichts geschehen, doch der Tag war einfach viel zu ereignisreich und anstrengend gewesen um das Thema anzuschneiden.
Allerdings sah es leider nicht unbedingt so aus, als ob der morgige Tag entspannter werden würde.
Sie mussten unbedingt weitere Kilometer zwischen sich und ihre Verfolger bringen, und sich eine Strategie überlegen um sie abzuschütteln. Noch während er darüber nachgrübelte, wie er morgen am besten an die gestrige Nacht anknüpfen könnte, hörte er wie sie sich auf der anderen Seite des Raumes bewegte. Irgendetwas daran war komisch...
Bisher hatte ihr Sprungrahmen bei jeder ihrer Bewegungen geknarrt. Doch jetzt hörte er nur das leise Knistern der Bettdecke. Dann das leise Rascheln ihres Pyjamas...
Das ergab keinen Sinn... Plötzlich waren seine Sinne hellwach.
Dank vieler schlafloser Nächte kannte er ihr nächtliches Verhalten ziemlich gut. Und wenn sie aufstand um etwas zu trinken oder um ihre Sicherheitsvorkehrungen zu überprüfen, verhielt sie sich zwar leise aber schlich nicht durch den Raum, als würde sie sich an einen Gegner heranschleichen.
Auch schlief sie normalerweise barfuß!
Doch die Fußschritte die sich seinem Bett näherten, gaben fast keinerlei Geräusch von sich.
Sie klebten nicht am alten PVC Boden, sondern streiften ihn wie die Samtpfoten einer Katze.
'Dein müder Verstand spielte dir nur grausame Streiche. Warum sollte sie dir den ganzen Tag helfen dich zu verstecken und dich dann nachts überwältigen? Das ergibt doch keinen Sinn!', vergeblich versuchte Andreas sich zu beruhigen, ‘oder du bist ihr doch auf den Leim gegangen... Sie hat dich geduldig eingelullt bis du Trottel deine Abwehr gesenkt hast.' Der Gedanke schmerzte, machte ihn aber nicht handlungsunfähig. Unter der Decke spannte er seine Muskeln an und war bereit gegen sie zu kämpfen. Inzwischen kannte er ihre Schwachpunkte besser als je zuvor und führte sie sich einzeln vor Augen. Er spürte mehr, als dass er es hörte wie sie fast bei ihm war. Sollte er sich herumdrehen um sie unter fast geschlossenen Lidern beobachten zu können? Oder sollte er offen zeigen, dass er wach war? Nein, sie sollte sich in Sicherheit wiegen... bis zuletzt. Und gerade als er sich darauf vorbereitete auf eine plötzliche Bewegung ihrerseits zu reagieren, hob sich mit einem Mal seine Bettdecke ein wenig an und schon war sie darunter geschlüpft, schlang einen Arm um ihn und schmiegte sich an seinen Rücken.
Womit auch immer er gerechnet hatte... nicht damit.
Vollkommen überfordert von der neuen Situation, entspannte er sich nur langsam und versuchte überflüssigerweise sich schlafen zu stellen.
In seinem Kopf hämmerte es: Hatte er tatsächlich derart falsch gelegen und vollkommen überreagiert? Wie sollte er sich jetzt verhalten? Wie verhielt man sich bitteschön normalerweise? Erwartete sie vielleicht eine bestimmte Reaktion? Sollte er überhaupt ihre Erwartungen erfüllen?
Endlose Fragen dieser Art wirbelten durcheinander, als würde ein Hurrikan durch eine bisher verschlossene Bibliothek fegen. Ihr warmer Körper, speziell die sanfte Berührung ihres Busens und der gleichmäßige Atem auf seiner Haut trugen nicht gerade dazu bei, das Chaos in seinem Kopf zu bändigen. Er versuchte sich in sich selbst zurückzuziehen, um den bissigen Fragen zu entgehen, auf die er keine Antwort kannte... versuchte sich selbst zu beruhigen und sich Mut zu machen... und gerade als er dachte diesem Chaos niemals Herr werden zu können, schob sich ein Gedanke vor alle anderen, der ihn regelrecht anfauchte:
'Mach die Dinge doch nicht immer komplizierter als sie sind! Sie hat nichts getan um soviel Misstrauen zu verdienen und sie ist zu dir gekommen, also kannst du gar nichts falsch machen... deine Gegenwart reicht ihr!'
Deine Gegenwart reicht ihr… fast musste er lachen, als ihm bewusst wurde, wie dumm er sein musste, das nicht sofort erkannt zu haben. Endlich war es ihm möglich sich zu entspannen und ihre Nähe einfach nur als angenehm zu empfinden. Er lächelte über sich selbst und seine Feigheit und drehte sich vorsichtig unter ihrem Arm zu ihr um. Die Augen geschlossen kuschelte sie sich an seine Brust. Vorsichtig strich er ihre Haare etwas zurück und gab ihr einen zarten Kuss auf den Kopf. Ein leises Lächeln umspielte ihre Lippen, als er sie in den Arm nahm und endlich einschlief.
merin:
Lieber Ofli,
ich schleiche schon eine ganze Zeit um den Text herum. Mein Hauptproblem ist seine Länge, die mich abschreckt. Ich hab mich nun entschieden, mir mal den ersten Teil zu Gemüte zu führen, vielleicht hab ich später Zeit für den zweiten.
Was mir in all Deinen Texten auffällt und hier auch wieder ist die Übergenauigkeit. Das geht bei den Beschreibungen noch, auch wenn man sie sicher gewinnbringend etwas raffen könnte, bei den Dialogen wirkt es sehr hölzern. Ich nehme mal für beides ein Beispiel aus der Textmitte, auch wenn es vorher schon einige gab:
--- Zitat ---Er hatte sie die ganze Zeit über belustigt beobachtet und das erste Mal bewusst registriert, wie sehr sie ihn in ihren Bann zog. Zwar hatte er sie noch nie nackt gesehen, trotzdem kannte er, Dank ihres gemeinsamen Trainings, jede Faser ihres Körpers. Ihre verschlafenen Bewegungen waren ihm viel zu vertraut und es kostete ihn einige Mühe sich von ihrem Anblick loszureißen. Sein Glas in der Hand trat er zu ihr um sich auch etwas Saft einzuschenken.
--- Ende Zitat ---
Der erste Satz ist nur eine Wiederholung dessen, was wir schon wissen, er könnte also einfach gestrichen werden. Den zweiten würde ich zusammenkürzen, auch weil ich es so etwas zu süßlich finde und auch nicht abkaufe. Sie haben zusammen trainiert und er hat sie also schon an so vielen Stellen berührt, dass er ihren Körper kennt, oder wie? Aber sie trainieren doch nicht verschlafen? Auch sind viele Doppelungen drin, die raus könnten.
Hier mal zur Verdeutlichung eine Variante:
--- Zitat ---Wie sehr sie ihn in ihren Bann zog! Dank des gemeinsamen Trainings kannte er jede Faser ihres Körpers. Er hatte ein deutliches Bild davon, wie sie wohl nackt aussah. Er trat neben sie und schenkte sich Saft ein.
--- Ende Zitat ---
Die Spannung wird für mich so deutlich genug, ohne dass man sie direkt hinschreiben muss.
Und dann noch ein Dialogbeispiel:
--- Zitat ---Sie zuckte mit den Schultern. "Sie zuckte mit den Schultern. "Es ist ungefähr halb vier am Morgen, du sitzt seit mindestens einer halben Stunde vor der Terrassentür und machst ein Gesicht als lasten alle Sorgen der Welt auf deinen Schultern..."
'Nicht die Sorgen der Welt', dachte er 'nur die Sorgen eines liebestollen Narren.' Laut jedoch sagte er: "Ich weiß nicht... irgendetwas kam mir seltsam vor als ich aufgewacht bin und es hat mich ruhelos gemacht." Das war nicht einmal gelogen. Bevor er sich in ihrem Anblick verloren hatte, hatte ihn tatsächlich etwas beunruhigt.
"Dich auch?", sie lehnte sich an den Kühlschrank und legte sich die Arme um den Bauch, als ob ihr fröstelte. "Irgendwas hat mich auch gestört, als ich wach geworden bin. Das Gefühl, das etwas Schlimmes passiert ist, hatte ich schon bevor mich dein aufgewühltes Bett erschreckt hat."
--- Ende Zitat ---
Auch hier: Vieles könnte knapper und prägnanter gefasst sein. Besonders die Dialoge und die Beschreibungen dazwischen.
--- Zitat ---Sie zuckte mit den Schultern. "Es ist ungefähr halb vier am Morgen und du sitzt seit mindestens einer halben Stunde vor der Terrassentür und machst ein Gesicht als lasten alle Sorgen der Welt auf deinen Schultern..."
'Nicht die Sorgen der Welt', 'nur die Sorgen eines liebestollen Narren.', dachte er Laut jedoch sagte er: "Ich weiß nicht... irgendetwas kam mir seltsam vor als ich aufgewacht bin. und es hat mich ruhelos gemacht." Das war nicht einmal gelogen. Bevor er sich in ihrem Anblick verloren hatte, hatte ihn tatsächlich etwas beunruhigt.
"Dich auch?", sie lehnte sich an den Kühlschrank und legte sich die Arme um den Bauch, als ob ihr sie fröstelte. "Irgendwas hat mich auch gestört, als ich wach geworden bin. Ich hatte das Gefühl, das etwas Schlimmes passiert ist, hatte ich schon bevor mich dein aufgewühltes Bett erschreckt hat."
--- Ende Zitat ---
Du wiederholst Dinge, die du einen Absatz vorher ausführlich beschrieben hast. Dabei hab ich den doch gelesen. Kannst du also streichen.
Danach wechselt wieder die Perspektive zu ihr, diesmal mitten im Dialog. Ist das beabsichtigt?
Was mich außerdem rausreißt, sind grammatikalische Fehler: ihm statt ihn, Dativ statt Genitiv usw. Schau da mal nochmal drüber. Eine Stelle habe ich: "sie hatte ihm auf die Wange geküsst". ihn, nicht ihm
Die Kussszene ist für mich unerträglich kitschig, ich denke aber, dass andere hier da einen anderen Blick drauf haben. Ich kann sie gern auseinandernehmen, aber es ist ja eine Frage, ob mein Stil dir da liegen würde. Manche mögens ja süßlich. Sag mal, was du möchtest.
Zu Deiner Frage: Auf mich wirkt Andreas irrsinnig kopflastig. Ständig ist er am Analysieren, alles hinterfragt er. Er scheint nicht viel Selbstbewusstsein zu haben und zu versuchen, seine soziale Unbeholfenheit durch Nachdenken und Analysieren zu kompensieren. Das scheint auch ganz gut zu funktionieren.
Julia finde ich eher blass, zu ihr kann ich wenig sagen.
LG
merin
merin:
So, nun bin ich zum zweiten Abschnitt gekommen. Den finde ich sprachlich schwächer als den anderen, da sind auch Zeitformenfehler drin und er wirkt recht holprig. Das größte Problem finde ich aber die mangelnde Sinnlichkeit (der Erklärbär steppt da in jedem zweiten Satz) und dass ich die Sache so nicht abkaufe. Wieso machen die beiden denn keinen Plan, wenn sie einen brauchen? Wie bekommen sie es hin ein gesamtes Hotel samt Außenanlagen mit Bewegungsmeldern auszustatten? Wo haben sie die Dinger her und wie bekommen sie mit, wenn die Bewegungsmelder angehen?
Dann liegt er da in seinem Bett und will "anknüpfen". Aber was genau will er denn? Ihr Zuneigung zeigen? Weiter knutschen? Da hätte ich gern konkreteres Kopfkino. Dann macht sie da drüben was - und er denkt als erstes an einen Angriff. Aber: Wieso sollte er das tun? Leider ist auch die Beschreibung so, dass ich nicht mitgehen kann. Ich kann nicht spüren, wie sie herangetappst kommt. Und dann lupft sie seine Decke - und er reagiert nicht? Wieso denn das? Wenn er unsicher war, hätte das doch vorkommen müssen? Für mich liest es sich als sei er sich sicher, sie angreifen zu müssen - nur tut er es nicht. Wieso?
Dann liegt er da total angespannt. Wie denn? Seitlich? Auf dem Rücken? Und sie legt sich dazu. So, dass ihr Busen ihn berührt, also seitlich. Nur wo berührt sie ihn? Und liegt er da immer noch stocksteif? Für mich müsste diese Stelle sinnlich sein. Ich mein: Er liegt da und wartet doch eigentlich drauf, das was passiert. Aber er traut sich nicht. Wäre es da nicht logischer, er flüsterte ihren Namen, wenn sie lostapst? Und dann steigt sie zu ihm ins Bett und er ist total angespannt und dann lässt er langsam locker und merkt - meine Güte, das ist ja schön! Und das dann bitte nicht erklärt, sondern gezeigt:
--- Zitat ---Deine Gegenwart reicht ihr… fast musste er lachen, als ihm bewusst wurde, wie dumm er sein musste, das nicht sofort erkannt zu haben. Endlich war es ihm möglich sich zu entspannen und ihre Nähe einfach nur als angenehm zu empfinden. Er lächelte über sich selbst und seine Feigheit und drehte sich vorsichtig unter ihrem Arm zu ihr um. Die Augen geschlossen kuschelte sie sich an seine Brust. Vorsichtig strich er ihre Haare etwas zurück und gab ihr einen zarten Kuss auf den Kopf. Ein leises Lächeln umspielte ihre Lippen, als er sie in den Arm nahm und endlich einschlief.
--- Ende Zitat ---
Besser wäre beispielsweise:
--- Zitat ---Sie will neben ihm liegen. Neben ihm! Wie dumm, dass er das nicht erkannt hatte. Sein Körper sank in die Kissen als seine Muskeln sich langsam entspannten. Vorsichtig drehte er sich zu ihr und sie schmiegte sich an ihn. Er strich ihre Haare etwas zurück und gab ihr einen zarten Kuss auf die Stirn. Endlich schlief er ein.
--- Ende Zitat ---
Zeige einfach direkt, was er denkt.
Ich finde "zarter Kuss" und "leises Lächeln" zu abgenuddelt. Den letzten Satz finde ich ungünstig, weil die Perspektive so schwankt. Bislang warst Du immer bei ihm, nun gehst Du plötzlich zu ihrem Lächeln, dann wieder zu ihm. Besser bei ihm bleiben, denke ich.
Stilistisch passt das sicher nicht für dich, aber ich denke, es wird klar, was gemeint ist.
Und nun geh ich mal meinen eigenen Erklärbär aus meinem Text vertreiben. Meine Güte, ist der da eifrig zu Gange...
VG
merin
merin:
Hier passiert ja so gar nichts? :gruebel:
Oflinitrium:
Hey liebe Merin.
Tut mir Leid, dass ich dich so sträflichst vergessen habe. Erst ist hier so lange gar nichts passiert, dann habe ich deine Kritik durchgelesen und gehofft noch mehr Rückmeldungen zu bekommen um abzuwägen wie viel deiner Kritik subjektiv ist und dann ist der Text irgendwie auch bei mir etwas in Vergessenheit geraten :versteck:
Aber ich bin trotzdem wie immer äußerst dankbar für deine Mühen und stimme dir in einigen Punkten auch zu. Was den Kitsch angeht... nun ohne jeglichen Kontext würde er mich auch stören. Ich hoffe darauf, dass wenn man die Figuren kennt und versteht der Kitsch nicht mehr störend sondern eher knuffig wirkt, denn die Szene soll einen starken Kontrast zum restlichen Geschehen darstellen.
Das ich ausschweifender Erzähle als du stimmt wohl. Gerade deshalb habe ich anfangs auf weitere Rückmeldungen gewartet um besser abzuwägen wie sehr hier unsere Stile aufeinander prallen und wie stark ich tatsächlich übertrieben habe. Ich denke keiner meiner Texte wird je wirklich angenehm für dich zu lesen sein, aber ich finde es hilfreich wenn Schriftsteller wie du oder Oldlady mir ab und zu auf die Finger hauen damit ich nicht völlig Abschweife.
Was sich bei meinen Texten bisher allerdings raus kristallisiert, ist dass ich scheinbar Probleme habe mit meinen Frauen. In jeder meiner Röstungen wurde mir gesagt, dass der weibliche Part zu blass wirkt. Ich bin mir nicht sicher ob es daran liegt, dass zu wenig Hintergrundwissen vorhanden ist und die Figuren nicht die Protagonisten sind oder ob ich einfach nicht in der Lage bin aus der Sicht einer Frau heraus zu schreiben. (Was sehr gut möglich ist) Deine Charakterisierung von Andreas hingegen hat mich sehr gefreut, weil du den Nagel auf den Kopf getroffen hast und mir damit zumindest das wichtigste gelungen ist. Denn diese Szene in Kombination mit seinem Charakter löst eine Menge üblen Kram aus und wenn der Leser nicht versteht warum Andreas später handelt wie er handelt, also es mir nicht gelingt ihn hier sehr gut zu charakterisieren, könnte man glauben der Autor habe sich einfach etwas aus dem Allerwertesten gezogen.
Und dann ist da noch diese Grammatik... Tjaa... Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau wie ich dieses Pferd aufzäumen kann. Ich kenne niemanden der tatsächlich gut in deutscher Grammatik ist und mir helfen könnte. Sich den ganzen Scheiß jeden Tag stumpfsinnig durchzulesen bringt definitiv nicht den Effekt den ich brauche. Das viele Chatten und die Tatsache, dass wir in der Berufsschule und während der Lehre keinen wirklichen Deutschunterricht mehr hatten macht sich wirklich negativ bemerkbar, denn ich weiß tatsächlich so gut wie gar nichts mehr über die Grundregeln. Das letzte Mal, dass ich das Thema Grammatik hatte, war in der 6. Klasse. Danach ging es höchstens mal um ein Diktat oder einen Aufsatz/Bericht.
Das erst einmal Allgemein, ich gehe Morgen noch einmal detaillierter auf deine Kritik ein.
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