Teufelsrost > Höllenfenster
AT Wolfsbrüder - Kennlernphase
merin:
Ja, ich finds auch schade. Aber ich bin da eigen, da kann ich nichts machen.
Zu Umhängen: Im Duden habe ich "umgehangen" gar nicht gefunden, nur "umgehängt".
Naleesha:
möchte sich denn sonst niemand dazu äußern? :begging:
kass:
Hi Nalee,
wie du weißt, hab ich ja auch so meine Schwierigkeiten, in deine Texte reinzukommen. Für mich das größte Problem ist deine Wahl der Perspektive. Du hast das Ich, das über das Ich erzählt, also (keine Ahnung, ob es die Bezeichnung gibt) den allwissenden Ich-Erzähler. Wenn ich mich richtig erinnere, hast du das bewusst gewählt, also eine Figur, die in einer Runde von Zuhörern von sich selbst, von der eigenen Vergangenheit erzählt.
Über diese Hürde komme ich nicht so richtig weg. Wenn ich ein Buch aufschlage, das in der Ich-Form geschrieben ist, dann - wenn es nicht schlecht gemacht ist - sinke ich quasi automatisch in die Figur. Ich erlebe die Geschichte aus der Figur heraus, und wenn es gut geschrieben ist, dann verschmelze ich mit der Figur, sehe durch ihre Augen, lebe und fühle mit ihr. Daraus ist in mir eine Erwartungshaltung gewachsen zu Geschichten in der Ich-Form. Meine eigene Vorliebe gilt der personellen Erzählweise, sei es in der ersten oder in der dritten Person geschrieben. Ich mag es halt, die Ereignisse durch die Figuren zu erleben.
Etwas überspitzt formuliert, ist dein Ansatz der Perspektive so, dass ich mir zuhöre, wie ich über mich selbst erzähle.
Eine meine anderen Vorlieben ist "show, don´t tell". Da du über die Figur schreibst und nicht aus ihr heraus, hast du auch recht viel tell statt show. Für mein Empfinden würde die dritte Person als Erzählperspektive da viel besser passen.
Ich mach das mal. Vielleicht wäre das ja was für dich.
--- Zitat ---Eigentlich war es eine Nacht wie jede andere. Wie so oft saß Nick in klaren Nächten im Garten, lieber allein und nur in Gesellschaft seiner eigenen Gedanken als sich den Anstrengungen der höfischen Gesellschaft auszusetzen. Da gab es diesen großen Stein. Direkt hinter den mannshohen Hecken, die den Garten eingrenzten. Nur wenige Meter vom Waldrand entfernt. Dort saß er auch in dieser Nacht, den Rücken angelehnt an den harten Felsen, schaute hinauf zu dem beeindruckenden Meer der Sterne und bewunderte die funkelnde Unendlichkeit der tiefschwarzen Nacht. Sein dicker Mantel schützte ihn vor dem feuchtkalten Boden. Es lag schon lange kein Schnee mehr, doch die Nächte waren noch immer sehr kalt. Ein Geräusch drang durch das Dickicht der Bäume und erregte seine Aufmerksamkeit.
--- Ende Zitat ---
Dann wäre ich als Leser nicht verwirrt. Es wäre die klassische allwissende Erzählweise. Denn im Grunde genommen sind die klassische allwissende Perspektive und die Ich-Perspektive gegensätzlich. Dein Zusammenbringen der beiden Perspektiven finde ich beim Lesen sehr irritierend.
--- Zitat ---Der Wolf duckte sich noch tiefer und bedrohlicher. Heute finde ich es seltsam, dass ich nicht weg lief.
--- Ende Zitat ---
Du hältst ja einen gewissen Abstand zum Geschehen. Blickst zurück. Kommentierst. Das kann auch seinen eigenen Charme haben, hat auch viel Potential für Humor und Ironie, wenn man denn möchte. Sehr sehr schön gemacht ist das z.B. bei William Goldman: Die Brautprinzessin. Auch die Verfilmung mit Peter Falk als Erzähler der Geschichte (und natürlich Kommentator) finde ich gelungen.
Der Großvater sitzt am Bett seines Enkels und erzählt die Geschichte. Das geht ein wenig in deine Richtung, wo Nick in späteren Jahren einem Kreis von Zuhörern seine Geschichte erzählt. Vielleicht magst du dir die Brautprinzessin ja mal anschauen als Film oder das Buch lesen. Ich denke, es könnte dir gut gefallen.
Von wegen Brautprinzessin: Du könntest es auch stärker als Dialog ausarbeiten. Zwischenrufe der Zuhörer einbauen. Wenn es knurrt, und Nick geht hin, könnte eine Reaktion der Zuhörer kommen ala - Nee, das kauf ich dir nicht ab. Da rennt man wech, nicht hin. - oder - Hattest wohl zu tief ins Glas geschaut oder watt? - oder, weniger flapsig - Bist du echt zu einem knurrenden Wolf gegangen? Au weia! -
na ja, das schoss mir nur gerade durch den Kopf und ist vermutlich eher nicht dein Ding. Bei der Brautprinzessin sind die Zwischenrufe vom Enkel und die Kommentare vom Großvater mit das Schönste am Buch. Verzeih mir also diesen Ausrutscher.
Ansonsten kann ich nicht viel zu deinen Fragen sagen. Ich hoffe, ich konnte dir mit diesen Ausführungen deutlich machen, warum ich mich zu deinen Texten eigentlich nicht mehr äußern wollte. Ich weiß einfach nicht so recht, wie ich dir konstruktiv helfen kann, aber ich fand es schade, dass hier so wenig feedback gekommen ist. Ich drück dir die Daumen, dass noch ein paar Teufel mehr sich äußern.
Liebe Grüße
Kass
Naleesha:
Hallo Kass,
Danke, dass du dich doch nochmal hingesetzt hast und etwas dazu geschrieben hast. Die Brautprinzessin kannte ich noch nicht und werde ich mir definitv mal anschauen. danke.
--- Zitat von: kass am 10 February 2018, 18:52:15 ---wie du weißt, hab ich ja auch so meine Schwierigkeiten, in deine Texte reinzukommen. Für mich das größte Problem ist deine Wahl der Perspektive. Du hast das Ich, das über das Ich erzählt, also (keine Ahnung, ob es die Bezeichnung gibt) den allwissenden Ich-Erzähler. Wenn ich mich richtig erinnere, hast du das bewusst gewählt, also eine Figur, die in einer Runde von Zuhörern von sich selbst, von der eigenen Vergangenheit erzählt.
(Richtig. Aber ich meine, dieser Perspektive schon häufiger begegnet zu sein. Mir fallen gerade keine konkreten Beispiele ein, aber ich bin ihr definitiv schon ein paar Mal übern Weg gelaufen. :gruebel: )
Über diese Hürde komme ich nicht so richtig weg. Wenn ich ein Buch aufschlage, das in der Ich-Form geschrieben ist, dann - wenn es nicht schlecht gemacht ist - sinke ich quasi automatisch in die Figur. Ich erlebe die Geschichte aus der Figur heraus, und wenn es gut geschrieben ist, dann verschmelze ich mit der Figur, sehe durch ihre Augen, lebe und fühle mit ihr. Daraus ist in mir eine Erwartungshaltung gewachsen zu Geschichten in der Ich-Form. Meine eigene Vorliebe gilt der personellen Erzählweise, sei es in der ersten oder in der dritten Person geschrieben. Ich mag es halt, die Ereignisse durch die Figuren zu erleben.
(eigentlich war geplant, dass die Grenzen ein wenig mehr verschwimmen, sodass man quasi immer so vage im Hinterkopf hat, dass der Heute-Nick ja alles weiß, im Gegensatz zu damals-Nick, aber irgendwann sollte man mehr im Kopf von Damals-Nick hocken. Spätestens, wenn es dann aus Moondale heraus geht und die Reise beginnt.)
Eine meine anderen Vorlieben ist "show, don´t tell". Da du über die Figur schreibst und nicht aus ihr heraus, hast du auch recht viel tell statt show. Für mein Empfinden würde die dritte Person als Erzählperspektive da viel besser passen.
(Ich wüsste nicht, wo ich NOCH mehr Show hinpacken könnte. gerade bei deinem Beispiel, da beschreibe ich kurz das Grundbild (Nick liegt im Garten und guckt sich die Sterne an - Tell), also eine Info für den Leser: so sieht das Bild aus, und dann geht die Action los - show. also: was passiert jetzt mit dem Bild und wie geht es jetzt weiter. Ich weiß, ich schreibe (eigentlich) schon viel zu lange an diesem Projekt, und es ist ja auch mein erstes Projekt, aber ich hab nunmal diesen Ansatz gewählt. Am coolsten wäre es ja, wenn mein Buch (sobald es fertig ist) ein Grundstein ist für einen Ansatz der Zeigt, dass man Beides miteinander verbinden kann. Show und Tell, Ich und Über-Ich ( ;) ) mal nah dran und mal weit weg... eben eine (hofentlich gute) Mischung aus beidem. ^^)
Ich mach das mal. Vielleicht wäre das ja was für dich.
--- Zitat ---Eigentlich war es eine Nacht wie jede andere. Wie so oft saß Nick in klaren Nächten im Garten, lieber allein und nur in Gesellschaft seiner eigenen Gedanken als sich den Anstrengungen der höfischen Gesellschaft auszusetzen. Da gab es diesen großen Stein. Direkt hinter den mannshohen Hecken, die den Garten eingrenzten. Nur wenige Meter vom Waldrand entfernt. Dort saß er auch in dieser Nacht, den Rücken angelehnt an den harten Felsen, schaute hinauf zu dem beeindruckenden Meer der Sterne und bewunderte die funkelnde Unendlichkeit der tiefschwarzen Nacht. Sein dicker Mantel schützte ihn vor dem feuchtkalten Boden. Es lag schon lange kein Schnee mehr, doch die Nächte waren noch immer sehr kalt. Ein Geräusch drang durch das Dickicht der Bäume und erregte seine Aufmerksamkeit.
--- Ende Zitat ---
(klar kann man das Leicht und schnell alles ändern und die dritte Form draus machen. Aber dann geht mir ein (für mich wichtiger) Teil der Metaebene verloren. die Metaebene lautet: Nick will den Kindern erklären, warum man keine Angst vor dem Unbekannten haben sollte. Dass Angst die Dinge meist nur verschlimmert. (aus den friedliebenden Wolfsbrüdern wurden die blutrünstigen und wilden Bestien, die Werwölfe.) Und um das zu erklären, erzählt er eben von seiner Reise. Von den Gerüchten,
und den Anstrengungen, die James der Jäger unternimmt und wie er die Angst der Menschen ausnutzt um die Wolfsbrüder zu töten.)
Dann wäre ich als Leser nicht verwirrt. Es wäre die klassische allwissende Erzählweise. Denn im Grunde genommen sind die klassische allwissende Perspektive und die Ich-Perspektive gegensätzlich. Dein Zusammenbringen der beiden Perspektiven finde ich beim Lesen sehr irritierend.
--- Zitat ---Der Wolf duckte sich noch tiefer und bedrohlicher. Heute finde ich es seltsam, dass ich nicht weg lief.
--- Ende Zitat ---
Du hältst ja einen gewissen Abstand zum Geschehen. Blickst zurück. Kommentierst. Das kann auch seinen eigenen Charme haben, hat auch viel Potential für Humor und Ironie, wenn man denn möchte. (ja, möchte ich. ein bisschen ironisch,
ein bisschen Humorvoll) Sehr sehr schön gemacht ist das z.B. bei William Goldman: Die Brautprinzessin. Auch die Verfilmung mit Peter Falk als Erzähler der Geschichte (und natürlich Kommentator) finde ich gelungen.
Der Großvater sitzt am Bett seines Enkels und erzählt die Geschichte. Das geht ein wenig in deine Richtung, wo Nick in späteren Jahren einem Kreis von Zuhörern seine Geschichte erzählt. Vielleicht magst du dir die Brautprinzessin ja mal anschauen als Film oder das Buch lesen. Ich denke, es könnte dir gut gefallen.
Von wegen Brautprinzessin: Du könntest es auch stärker als Dialog ausarbeiten. Zwischenrufe der Zuhörer einbauen. Wenn es knurrt, und Nick geht hin, könnte eine Reaktion der Zuhörer kommen ala - Nee, das kauf ich dir nicht ab. Da rennt man wech, nicht hin. - oder - Hattest wohl zu tief ins Glas geschaut oder watt? - oder, weniger flapsig - Bist du echt zu einem knurrenden Wolf gegangen? Au weia! -
(Die Idee ist eigentlich nicht schlecht, aber die darf dann nur an bestimmten Punkten in der Geschichte vorkommen. am Anfang, bei der Stelle mit dem Wolf, finde ich das gut, und dann vielleicht nochmal, wenn Nick bewusstlos geschlagen wird,
und eine kurze Passage aus Jamies Sicht geschrieben wird. Ich werde mal ein bisschen damit herumspielen, aber die Idee gefällt mir. danke :) )
na ja, das schoss mir nur gerade durch den Kopf und ist vermutlich eher nicht dein Ding. Bei der Brautprinzessin sind die Zwischenrufe vom Enkel und die Kommentare vom Großvater mit das Schönste am Buch. Verzeih mir also diesen Ausrutscher.
(klingt interessant, ich werde es mir mal anschauen, die Brautprinzessin)
Ansonsten kann ich nicht viel zu deinen Fragen sagen. Ich hoffe, ich konnte dir mit diesen Ausführungen deutlich machen, warum ich mich zu deinen Texten eigentlich nicht mehr äußern wollte. Ich weiß einfach nicht so recht, wie ich dir konstruktiv helfen kann, aber ich fand es schade, dass hier so wenig feedback gekommen ist. Ich drück dir die Daumen, dass noch ein paar Teufel mehr sich äußern.
Liebe Grüße
Kass
--- Ende Zitat ---
na, deine Idee mit den Zwischenrufen war doch SEHR Konstruktiv. Ich verstehe natürlich, dass meine Texte ein wenig eigen sind, aber das sollen sie auch sein. (nur nicht so eigen, dass keiner sie mehr lesen will ^.^) Und daher verstehe ich auch, dass du zögerst und nicht so recht was dazu schreiben willst. aber mir hilft JEDER Kommentar und jede Röstung weiter. Ich danke dir also ganz Herzlich für deine Zeit.
liebe Grüße,
Nalee
vino:
Hi Naleesha,
ich muss sagen, dass sich der Text für mich leider nicht besonders flüssig lesen lässt. Ich bin über viele Dinge gestolpert. Die Röstung beschränkt sich auf die Teile, die ich von dir noch nicht gelesen hab:
--- Zitat ---Hm? Bilde ich mir das ein? Da ist doch was im Wald.
--- Ende Zitat ---
Der temporale Wechsel der direkten Gedanken lässt mich stolpern. Und um ehrlich zu sein finde ich es an dieser Stelle auch überflüssig. Dein Ziel hier ist eine kleine Spannung aufzubauen, aber die Gedanken sind leider sehr banal
--- Zitat ---Es knurrte leise, begleitet von einem Rascheln, das unmöglich von den Wipfeln der Kiefern kommen konnte, die der Wind sanft hin und her wiegte.
--- Ende Zitat ---
Hier das prägnanteste Beispiel, das mir aufgefallen ist. In dem Briefing vor dem Text sagtest du, dass du das Kapitel entschleunigen wolltest. Das ist dir leider auch hier schon gelungen.
Jeder Satz beschreibt das Setting mehr und mehr. Ich kann mir die Umgebung vorstellen, aber ich fühle sie nicht. Um Atmosphäre zu erzeugen braucht es mehr als Beschreibung, oder in deinem Fall - weniger Beschreibung, erstrecht, wenn sie gegensätzlich zur Situation ist, die du anstrebst zu vermitteln. Der Prota, der nachts ein Geräusch hört und im Begriff ist herauszufinden wer oder was dafür verantwortlich ist, lässt den Leser beiläufig noch wissen, dass ein sanfter Wind weht und, dass es sich um Kiefern handelt. Who cares? Das ist nur ein Beispiel wo du mich persönlich direkt verloren hast, bevor sich Spannung überhaupt einstellen konnte. Spiel damit wie die Situation physisch und psychisch auf den Charakter wirkt, dann kannst du auch Beschreibungen mit einfließen lassen die du auch passend konstruieren kannst.
Der kräftige Wind schob Wolken vor den Mond und nahm mir das Licht. Die Umrisse des Waldes ließen sich immer schlechter erkennen. Das Knurren, da war es wieder. Ich verharrte und verließ mich nur auf meinen Hörsinn. Von schräg rechts kam es her. Mit tastenden Bewegungen ging ich auf das Geräusch zu. Zweige knacksten unter meinen Füßen. Was auch immer dort war, mein Lärm schien es nicht zu vertreiben, stattdessen wurde das Knurren lauter...
Entschleunigungen bieten sich meiner Meinung nach an um besonders intensive, persönliche Momente auszuschlachten aber ich finde es fehl am Platz wenn wir von einem Buchanfang sprechen (wo der Rezipient abgeholt werden muss und sich nicht langweilen darf!). Darüber hinaus verbinde ich ruhige Szenen auch gerne mit tiefer gehender Charakterisierung und die ist auch erst dann möglich, wenn man die Figuren schon etwas kennen gelernt hat. Lange Rede kurzer Sinn, meiner Meinung nach gehört Entschleunigung nicht an den Anfang einer Story.
--- Zitat ---Dann wanderte mein Blick hinab zum Boden. Ein Lauf des Wolfes hatte sich in einem Geflecht aus dornigen Ranken und Wurzeln verfangen. Es schmerzte mich, als ich die blutigen Wunden sah. Der Wolf hatte bereits versucht, sich zu befreien. Tränen brannten in meinen Augen. Er tat mir leid und das Verlangen ihm zu helfen wurde stärker. Vorsichtig schob ich meinen Fuß ein paar Zentimeter nach vorne. Der Wolf duckte sich noch tiefer und bedrohlicher. Stattdessen drehte ich ihm die Handflächen zu Ich wollte nicht direkt auf den Wolf zugehen - womöglich würde dieser das als Bedrohung wahrnehmen - und bewegte mich ein wenig zur Seite, während ich auf den Wolf einredete.
--- Ende Zitat ---
Zur Frage über die Verbindung von Wolf und Protagonist:
Ich finde es seltsam, dass der Prota sofort Tränen in den Augen hat in dieser (doch auch furchterregenden) Situation und das nicht selbstreflektiv eigenartig findet. Ich glaube wäre das der Fall, könnte es für mich funktionieren.
Der Wolf hatte bereits versucht, sich zu befreien. Ich spürte wie mir Tränen in die Augen stiegen. Dieses verwundete Tier löste ein so starkes Mitleid in mir aus, wie ich es noch für kein Tier jemals gespürt hatte. Vorsichtig schob ich meinen Fuß ein paar Zentimeter nach vorne. Ich wollte es nicht noch aggressiver machen. In einer unterwürfigen Geste streckte ich dem Wolf meine offene Hand entgegen. Das Tier knurrte kurz, aber verharrte nicht länger in der geduckten Angriffsposition.
„Ganz ruhig“, flüsterte ich sanft. „Ich helfe dir, wenn du mich lässt.“
…..
--- Zitat ---Ich muss immer noch lächeln wenn ich daran zurückdenke. Meine arme Mutter... schon mit zwei Jahren war ich schwerer im Auge zu behalten gewesen als ein Rudel Katzen. Dass mein Vater dann plötzlich aus der Stadt verschwand, machte es auch nicht einfacher. Aus diesem Grund war sie, was mich betraf, wohl auch so übervorsichtig, obwohl ich inzwischen 15 Jahre alt und damit beinahe ein Mann war.
--- Ende Zitat ---
Also das finde ich einen grauseligen Infodump. Diese Beschreibungen sind teilweise auch sehr unpassend. Welcher 15 jährige Bub redet von sich, wie er mit 2 Jahren bereits alle auf Trapp gehalten hat? Und die Backgroundwound mit dem Vater kannst du schöner einbetten, als in einer profanen Beschreibung. Z.B. in einem Dialog mit der Mutter, in der sie sich auch gleich spitze charakterisieren lässt.
--- Zitat ---Ich dachte über die Begegnung des gestrigen Abends nach. Die verletzte Wölfin tat mir leid. Seltsamerweise hatte ich keine Angst vor ihr. im Gegenteil, ich wollte sie wiedersehen. Mich um die Wunde an ihrem Lauf kümmern. Heute Abend gehe ich noch einmal in den Wald. Ich riss mich aus meinen Gedanken. Ich sollte mich konzentrieren. Es war mitten im März. Auch wenn die Nächte noch frostig und kalt waren, Die Bäume knospten und die Sonne hatte an Kraft gewonnen. Sie wurde von den weißen Wänden der Villen reflektiert, an denen ich vorbei lief. Ich schnaubte bei ihrem Anblick. Säulen aus weißem Marmor, Stuckverzierungen, Ornamente, Kristallglasfenster… meiner Meinung nach war das ziemlich übertrieben. Die Gärten - oft nicht weniger üppig, mit kräftig riechendem Flieder oder Hyazinthen - wurden häufig von Mauern eingezäunt, die mit Efeu bewachsen waren und meist ein eisernes Tor aufwiesen.
--- Ende Zitat ---
Erstmal, wieso muss er sich konzentrieren?
Zweitens wenn er Gedankenverlorenheit meiden will, warum kriegen wir dann ins Detail zu hören wie die Umgebung aussieht? Vergiss nicht, jede Beschreibung aus der Ich-Perspektive sind gewissermaßen Gedanken deines Protagonisten.
--- Zitat ---Sein pummeliges Aussehen täuschte über seine Sportlichkeit hinweg.
„Guten Morgen!“
Ich lächelte und winkte zurück. „Guten morgen, Jamie.“
Jamie O‘Neill war, seit ich denken kann, mein bester Freund. Nunja, beinahe auch mein einziger Freund.
--- Ende Zitat ---
Halte ich auch irgendwie für schwierig, der Prota klingt für mich manchmal etwas zu herablassend. Wenn er von seinem einzigen und besten Freund spricht und ihn dann zu aller erst als pummelig etabliert..ich weiß nicht, wirft mich zumindest etwas raus.
--- Zitat ---Meine Gedanken, meine Konzentration, waren nur auf das vor mir hockende Huhn gerichtet.
--- Ende Zitat ---
Ich fürchte das könnte unweigerlich komisch rüberkommen.
--- Zitat --- Dieses weiche Fell, und sie riecht nach Wind... ist sie heute viel gelaufen? Ich saß im weichen Gras, das langsam seinen nächtlichen Tau ansetzte. Die Wölfin hatte sich angelehnt, meine Hand streichelte ihre Flanke, meine Nase lag vergraben in ihrem Fell. Ich fühlte mich wohl. Zufriedenheit und Ruhe erfüllten mich und ich fühlte mich sicher. Mit geschlossenen Augen malte ich mir aus, wie sie durch den Wald lief.
--- Ende Zitat ---
Das Wohlfühlambiente kommt auch ohne explizite Beschreibung auf ;)
--- Zitat --- Es wurde Zeit. „Begleitest du mich an den Waldrand, meine Liebe?“
Als hätte sie mich verstanden, stand sie auf, den verletzten Lauf hielt sie eng angezogen.
„Tut es noch weh? Versuche mal, ihn abzusetzen - vorsichtig, bitte.“
mit leichten, tastenden Bewegungen, setzte sie ihre Pfote auf die Erde. Ich konnte sehen, wie sie vorsichtig mehr Gewicht auf den Lauf übertrug.
--- Ende Zitat ---
Das erste kann ich noch nachvollziehen. Möglich, dass die Wölfin auch aufsteht, weil sich der Prota bewegt, insofern ist das "als würde sie mich verstehen" gut eingesetzt. Aber als der Prota zum zweiten Mal etwas fragt und die Wölfin tatsächlich auf das Gesagte eingeht, ist es mir ein Rätsel warum der Prota sich darüber nicht wundert. Kennst du die Szene bei Pixar's Ratatouille wo Linguini zum ersten Mal bemerkt, dass die Ratte sprechen kann, weil sie zustimmend nickt, als er etwas sagt? Linguini flippt völlig aus und redet weiter mit der Ratte. Er versucht nachzuvollziehen inwiefern er verstanden wird von dem Tier, das wäre zumindest auch meine Reaktion.
--- Zitat --- Als ich auf der Lichtung ankam, wartete sie bereits auf mich. Ich lächelte, wie immer, weil ich mich so sehr freute bei ihr zu sein. Sie zeigte ihre Freude, indem sie aufsprang und mir entgegen lief. Ich nahm sie kurz liebevoll in die Arme. Dann setzte ich mich auf den umgefallenen Baumstamm, der zu „unserem“ Platz geworden war.
--- Ende Zitat ---
Halte ich persönlich für arg schnulzig, aber ich schätze das ist Geschmacksache.
--- Zitat ---Ich schloss die Augen und horchte in mich hinein. Am Rande meines Bewusstseins nahm ich die Präsenz eines anderen Wesens wahr. Eine dunkelviolette Aura umschlang sie wie ein Nimbus, ein wilder Geschmack legte sich auf meine Zunge, ein erdiger Geruch stieg mir in die Nase und meine Lippen formten flüsternd einen Namen: "Naleesha!"
Sie nickte und mit einem großen Satz verschwand sie zwischen den Bäumen.
--- Ende Zitat ---
Diese Beschreibung ist dir schön gelungen. Du verknüpfst Sinne damit, das lässt sich gleich viel flüssiger lesen, denn es ist nah am Charakter. Das würde viele deiner anderen Beschreibungen durchaus verbessern.
Ich hoffe du kannst was davon gebrauchen ;)
Beste Grüße,
vino
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