Ihre Unfähigkeit zu sehen machte sie wahnsinnig. Sie fühlte sich orientierungs- und schutzlos. Wenn jemand mit ihr sprach, konnte sie das Gesicht nicht sehen
Sie musste lernen sich zu orientieren, ohne etwas zu sehen.
Mehrfach sehen stört. Außerdem erweckt dieser Anfang den Eindruck, dass sie überhaupt nichts sieht, hinterher wird aber klar, dass sie Schemen erkennt. Das verwirrt.
Als sie gerade den hinteren Bereich der Zelle ausmaß,
Kann mir die Zelle durch die Schritte-Beschreibungen nicht vorstellen. Obwohl das sicher gut ist, um zu vermitteln, wie wenig sie sieht.
Obwohl ihn mehrere gefragt hatten, hatte er jedoch mit niemandem darüber gesprochen, was mit ihm geschehen war, oder was Fianna von ihm gewollt hatte.
Ein sperriger Satz. Doppelt hatte stört auch. Besser wäre es, die Fragen der anderen wegzulassen, dass sie das tun, liegt sowieso nahe.
Etwa so: Er hatte mit niemandem darüber gesprochen, was mit ihm geschehen war, oder was Fianna von ihm gewollt hatte.
Und nun zum Dialog mit Lana, der DIr wohl besonders wichtig ist (Überschrift „Dialogröstung“).
Generell enthält er zu viel Drumherum, erklärt zu viel. Der Sinn sollte durch das Gesagte selbst möglichst prägnant und klar herauskommen. Es sollte mehr „Schlag auf Schlag“ gehen.
Leicht streichen ließe sich an folgenden Stellen:
»Lana, Essen.« Sagte sie knapp .
„Sagte sie knapp“ ist eh klar.
»Da, setz dich hin und iss!« Befahl sie und presste das Brot in ihre Finger.
„Befahl sie“ ist unnötig.
»Iss«, wiederholte Kyra und starrte in die Richtung, wo sie hoffte, Lanas Augen zu finden.
Dass sie in die Richtung der Augen starrt, braucht es nicht. Und es erscheint seltsam, wenn sie nur einen Schemen sieht.
Der Schemen, der zu der Nächterin gehörte, ließ sich zurück in den Haufen fallen.
„Schemen“ kommt zu oft vor. Und braucht es hier nicht. Ich würde nur „Die Nächterin ließ sich …“ schreiben.
»Du hast nicht ihn geliebt. Du liebst die Person, die er vorgespielt hat zu sein, die du wolltest, dass er ist. Das ist etwas anderes.«
Vom Sinn her gefällt mir der Satz sehr gut, aber ich würde das knapper und klarer bringen, etwa so:
»Du hast nicht ihn geliebt. Sondern die Person, die er vorgespielt hat zu sein – die Person, die du in ihm sehen wolltest. Das ist etwas anderes.«
»Inwiefern?« Lanas Stimme wurde schrill und laut.
Schrill ist immer laut; kann man streichen.
»Habe ich ihm nicht verraten, wo der Bunker ist? Habe ich ihm nicht verraten, dass Ethan unser Anführer ist? Was macht es für einen Unterschied, ob ich ihn, oder nur das was er mir vorgespielt hat, geliebt habe?«
Etwas unübersichtlicher Satz. Änderungsvorschlag: »Habe ich ihm nicht verraten, wo der Bunker ist? Dass Ethan unser Anführer ist? Was macht es für einen Unterschied, ob ich ihn geliebt habe oder nur die Person, die er vorgespielt hat?«
»Einen großen«, antwortete Kyra ruhig. »Du hast nicht den Irren geliebt, der versucht hat dich zu töten, sondern den liebevollen Mann, den du kennengelernt hast.«
Dieser Satz gefällt Dir nicht recht. Mir auch nicht.
Weil er eigentlich nur den vorigen Satz „Du liebst die Person, die er vorgespielt hat zu sein, die du wolltest, dass er ist“ sinngemäß wiederholt. Und Lana hat recht, dass der Verrat falsch war, egal ob sie den Mann liebte oder nicht. Hierher gehört eine andere Art von Trost. (Etwa: Umarmen. Dann: Wir brauchen dich für die Rebellion. bleib am Leben und iss!“)
- Sind die Absätze am Anfang der Szene zu viel Beschriebung, ohne das wirklich etwas passiert?
Nein. Wobei die Beschreibung für mich etwas zu sehr auf das „nicht sehen“ konzentriert ist, mir fehlen Gerüche, Geräusche, die ja im Dunkeln wichtiger werden.
Die Idee mit "Tagern" und "Nächtern" gefällt mir übrigens sehr gut!