Hey
Endlich ist es soweit und ich kann selber mal etwas auf den Rost hauen
Da ich aber vorhabe, mir mal einen Verlag für den Text zu suchen, und es doch viel spoilert, bitte nicht ins Höllenfenster verschieben
Weil der Textabschnitt aus dem 15. Kapitel ist, muss ich jetzt erst mal bisschen was vorher erklären^^"
- Tag, Nacht, Dämmerung, Mitternacht etc sind hier keine Zeit-, sondern Ortsangaben. Tager sind Leute, die in Tag leben und Nächter sind Leute, die in Nacht leben. Die beiden Völker sind verfeindet. Zeitangaben erfolgen in Stunden, nicht in Tagen.
- Die Rebellen von Nacht (eine Gruppierung von Nächtern, die gegen die Regierung von Nacht gekämpft hat) wurden zerschlagen und Überlebende wurden eingesperrt. Inklusive meines Protas, Kyra. Die Charaktere in dieser Szene sind also die Rebellen
- Lanas Verlobter hat die Rebellen verraten, weswegen sie im Gefängnis gelandet sind und viele gestorben sind. Lana gibt sich die Schuld dafür
- Kyra kann als einzige in der Szene schlecht in der Dunkelheit sehen
- Da die ganze Geschichte aus Sichtwechslungen besteht, ist es wichtig, dass im ersten satz Kyras Name vorkommt, damit man weiß, wessen Sicht das ist. Außerdem sind seit der letzten Szene einige Stunden vergangen
Soweit zu den für Verstänsnis notwendigen Infos, jetzt zu meinen Fragen:
- Sind die Absätze am Anfang der Szene zu viel Beschriebung, ohne das wirklich etwas passiert?
- Mir kommt der Verlauf des Dialogs ziwschen Lana und Kyra vor allem gegen Ende hin komisch vor. Es ist nicht steif, aber irgendetwas stört mich. Vielleicht kann mir einer von euch sagen, was? Oder wie ich es besser machen könnte? Vor allem Kyras letzter Satz stört mich noch immer...
So, und jetzt viel Spaß beim Rösten
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Kyra zählte die Schritte, die es brauchte, bis sie die Wand von den Zellengittern weg erreichte. Ihre Unfähigkeit zu sehen machte sie wahnsinnig. Sie fühlte sich orientierungs- und schutzlos. Wenn jemand mit ihr sprach, konnte sie das Gesicht nicht sehen und musste sich auf die Stimme allein verlassen. Selbst in der Kanalisation von Mittag hatte es mehr Licht gegeben als hier.
Sie musste lernen sich zu orientieren, ohne etwas zu sehen. Es waren genau acht Schritte von dem Zellengitter bis zu dem Fleck, wo sie erwacht war. Siebzehn bis sie an der Wand am anderen Ende ankam. Lana hatte sich, nachdem Fianna verschwunden war, in einen Heuhaufen Nahe einer Seitenwand zurückgezogen. Es waren fünf Schritte von dem Platz, wo Kyra erwacht war, bis zu ihr.
Als sie gerade den hinteren Bereich der Zelle ausmaß, ging die Tür wieder auf. Das Licht erhellte die Gesichter ihrer Zellengenossen und brannte in ihren Augen, die nun an die Dunkelheit gewöhnt waren. Es war das dritte Mal, dass die Tür aufging und es mussten sieben oder acht Stunden vergangen sein, seit Ethan zurückgebracht worden war. Er war durstig gewesen, doch ansonsten schien er gesund, wenn auch etwas heiser. Obwohl ihn mehrere gefragt hatten, hatte er jedoch mit niemandem darüber gesprochen, was mit ihm geschehen war, oder was Fianna von ihm gewollt hatte.
Ein junger Nächter trat durch die Tür. Er hielt ein überladenes Tablet in seinen Händen und blieb vor den Gitterstäben stehen. Etwas glänzte an seinem Ohr. Ein Ohrring. Er musste ein Sklave sein. Keine Adeligen in Nacht trugen Ohrschmuck. Zu ähnlich war er dem Sklavenzeichen, dass sie ihren Leibeigenen verpassten.
»Essen fassen« rief der Sklave emotionslos und warf alles, was sich am Tablett befand mit Schwung hinter die Gitterstäbe. Sofort kam Leben in die Zelle. Die ehemaligen Rebellen sprangen auf und bewegten sich zum Zelleneingang. Der Sklave verließ den Raum wieder und alles Licht erlosch, als die Tür zufiel. Kyra blinzelte in die Dunkelheit, bevor sie ihre Schritte zählte.
»Hier« sagte Cayden, der plötzlich neben ihr war, und ein Stück Brot landete in ihrer Hand.
»Danke. Reicht es für alle?«
»Nicht um uns satt zu machen. Aber dass jeder etwas bekommt, sollte möglich sein.«
»Ist Lana aufgestanden?«
Cayden schwieg einen Moment. Vermutlich sah er sich um, doch für sie bewegte sich nur sein Schemen etwas. »Ich glaube nicht.«
Kyra seufzte. »Hast du noch etwas Brot?«
Ein zweites Stück landete in ihrer Hand. »Danke.«
Ihre Schritte zählend ging sie wieder den Weg zurück, den sie gekommen war. Heu raschelte unter ihr, als sie den Schemen des Heuhaufens vor sich erkennen konnte.
»Lana, Essen.« Sagte sie knapp und hielt eines der Brote nach vorne.
»Hab keinen Hunger« antwortete diese mit derselben leeren Stimme, die sie schon zuvor benutzt hatte.
»Du hast seit einer Woche nichts gegessen. Dein Magen ist an den Hunger gewöhnt, aber du musst essen.«
»Ich brauche nichts.«
»Doch, das tust du.« Kyra griff mit ihrer leeren Hand in den Heuhaufen hinein und packte Lanas Arm. Ruckartig riss sie daran und die junge Nächterin fiel ihr entgegen.
»Da, setz dich hin und iss!« Befahl sie und presste das Brot in ihre Finger.
»Aber ...«
»Iss«, wiederholte Kyra und starrte in die Richtung, wo sie hoffte, Lanas Augen zu finden. Der Schemen, der zu der Nächterin gehörte, ließ sich zurück in den Haufen fallen. Kyra setzte sich neben sie und sah ihr zu, wie sie vom Brot abbiss.
»Es ist nicht deine Schuld.«
Lana ließ ihre Hände sinken. »Wie kann es nicht meine Schuld sein?«
»Du konntest nicht wissen, dass Seth ein Verräter ist.«
»Nicht? Sag mir eines, Kyra, hättest du ihm vertraut? Hast du ihm vertraut?«
»Lana, tu das nicht!«
»Hast du?«
»Nein.«
»Also hätte man es doch ahnen können. Ich hätte es sehen müssen.«
»Lana, hör auf. Du weißt, dass ich niemandem vertraue. Schon gar nicht, wenn jemand mich offensichtlich nicht mag. Aber dass er euch auch hasst, dich hasst, hätte ich auch nie vermutet. Niemand hat das.«
»Aber wir waren verlobt.« Lanas Stimme war so leise geworden, dass Kyra Schwierigkeiten hatte, sie zu hören. »Niemand anders hat sich mit ihm ein Bett geteilt. Niemand hat ihm alles erzählt. Niemand hat ihn … geliebt.«
Kyra streckte vorsichtig ihre Hand aus und strich über Lanas Wange, die feucht vor Tränen war. »Du hast nicht ihn geliebt. Du liebst die Person, die er vorgespielt hat zu sein, die du wolltest, dass er ist. Das ist etwas anderes.«
»Inwiefern?« Lanas Stimme wurde schrill und laut. »Habe ich ihm nicht verraten, wo der Bunker ist? Habe ich ihm nicht verraten, dass Ethan unser Anführer ist? Was macht es für einen Unterschied, ob ich ihn, oder nur das was er mir vorgespielt hat, geliebt habe?«
»Einen großen«, antwortete Kyra ruhig. »Du hast nicht den Irren geliebt, der versucht hat dich zu töten, sondern den liebevollen Mann, den du kennengelernt hast.«