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The Trigger 1.1

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Oflinitrium:
Ich hab mich vor Kurzem an diesen alten Text erinnert und ich hab ihn mir noch einmal ein bisschen zur Brust genommen.
Inhaltlich hat sich zwar nichts verändert, aber ich habe mich mit dem Erzählstil mehr an euren Kritiken orientiert und würde noch einmal gerne eure Meinung dazu hören. Ein paar sperrige Details wie z.B. Alter, Anzahl der Leichen etc. habe ich versucht aus dem Weg zu räumen und die Passage des Rauschs mehr ausgearbeitet.
Vor allem interessiert mich, ob er (bei denen, denen der Text gefallen hat) auch beim 2. Mal lesen noch seine Wirkung entfaltet oder nur mit der Überraschung des ersten Mals funktioniert.
Bei Zweitlesern interessiert mich natürlich, ob ich mich verbessert habe im Vergleich zum ersten Versuch und bei Neulesern interessiert mich weniger der Vergleich, als die Frage wie der Text auf euch wirkt.

Zum Vergleich:
http://www.federteufel.de/forum/index.php/topic,1881.msg37470.html#msg37470

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Rothaarig...
Ausgerechnet rothaarig...
Ungläubig schüttelte Ryan den Kopf. All die Jahre hatte es keinerlei Probleme gegeben. Er hatte sein Leben genießen können, doch nun drohte er erneut schwach zu werden. Gefühle, die er jahrelang unterdrückt hatte, wallten in ihm auf und allein die Erinnerung an dieses hübsche Mädchen mit ihrem kupferroten Haar reichte, um sein Herz zum Rasen zu bringen. Dabei wusste er genau wie gefährlich diese Gefühle für ihn und seine Umwelt werden konnten. Er wollte keine Gefahr mehr sein! Sechs Jahre... sechs verdammte Jahre hatte er sich unter Kontrolle gehabt und nicht im Entferntesten dieses gierige Verlangen in seiner Brust gespürt.
Warum...?
Warum nur musste zu diesem harmlosen Treffen unter Technik-Geeks ausgerechnet solch eine rothaarige Schönheit auftauchen?
Ihm blieb nur die Flucht. Er musste raus aus dieser verdammten Schule, raus aus dieser Stadt und zwar schnell. Doch tief in seinem Herzen wusste er, dass es dafür längst zu spät war. Er öffnete die Tür des WC´s und trat auf den Flur, fest entschlossen sofort loszusprinten. Doch dazu sollte es nie kommen.
Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, überkam ihn ein überwältigendes Gefühl von Gelassenheit. Der eben noch gefasste Entschluss wurde hinweggefegt von einer tiefen, jeden Gedanken erstickenden Ruhe. Sein Körper war leicht, kaum noch spürbar. Bewegte er sich oder stand er? Der alte Flur schien an ihm vorbeizuziehen wie ein langsamer Zug. Die Wände kühl und langweilig, das gleißende Licht am Ende verlockend und erschreckend. Ein Rauschen in den Ohren. Das Pulsieren des Lebens als forscher Rhythmus. Er ließ sich mitreißen, tanzte zum Herzschlag, badete im Licht. Helle Stimmen ergänzten den dumpfen Bass. Ein schönes Rot zierte die einst kahlen Wände. Die Schuhe aufgeweicht, die Hände verschmiert. Sein weißes Shirt verfärbte sich.
Rote Haare im Wind...
Kein Laut. Um ihn herum herrschte eine gespenstische Stille. Die kupferroten Haare des Mädchens bildeten einen faszinierenden Kontrast zur blutigen Pfütze unter ihrem Kopf. Er hatte nicht widerstehen können, hatte sein Monster nicht im Zaum halten können. Doch trotz der Leichen die im Computerraum verteilt lagen, war sein Verlangen noch längst nicht befriedigt. Sein Blut kochte noch immer und er schrie auf, gepeinigt von der unendlichen Gier nach mehr.

Schweißgebadet schreckte Ryan aus dem Schlaf auf. Schwer atmend versuchte er sich zu orientieren, doch die Dunkelheit um ihn herum drohte ihn zu erdrücken. Hektisch, fast panisch schaltete er die Nachtischlampe neben seinem Bett ein, zog die Knie an die Brust und krallte seine Finger in die Oberarme, dass es schmerzte.
"Das war nur ein Traum..."
Er wiegte sich vor und zurück.
"Das bist nicht du..."
Das Wippen wurde schneller.
"Das hast du nicht getan..."
Seine zittrige Stimme drohte zu brechen.
"Das wirst du auch niemals tun..."
Er begann zu Hyperventilieren.
"Du wirst Jenna nichts tun..."
Er biss sich beim Sprechen auf die Lippen.
"Jenna wird nichts geschehen..."
Seine Stimme wurde lauter, die Panik darin unüberhörbar.
"Jenna wird nichts geschehen..."
"Jenna wird nichts geschehen..."
Seine Stimme wurde mit jedem Mal lauter und endlich rannen die Tränen über sein Gesicht.

"Armer Kerl. Er hatte noch sein ganzes Leben vor sich" Richardson seufzte, "was ist Geschehen?"
"Das weiß niemand so genau", antwortete Sean, leitender Arzt der psychiatrischen Einrichtung, während eine Krankenschwester das kleine Zimmer betrat und beruhigend auf den jungen Mann einredete. Richardson schätzte ihn auf Ende zwanzig. "Man hat ihn blutverschmiert im Computerraum der Realschule hier im Ort gefunden. Anscheinend gab es dort einen Workshop für Hobby-Programierer oder etwas in der Art. Er stand mitten zwischen den Leichen von fünf anderen Teilnehmern über den Körper eines toten Mädchens gebeugt. Sein Zustand war dem, was du gerade beobachten konntest recht ähnlich und viel mehr hat er bisher auch nicht gesagt."
"Diese Jenna. Ist das die Tote?"
"Nein. Der Name der Toten lautete Elena Miller. Auch unter den anderen Opfern befand sich kein Mädchen namens Jenna."
"Vielleicht in seiner Familie, eine seiner Freundinnen oder irgendjemand anderes aus seinem Bekanntenkreis?"
"Ehrlich gesagt, weiß niemand wer er ist. Weder Fingerabdrücke noch DNA Tests haben bisher seine Identität klären können."
Richardson schüttelte ungläubig den Kopf und kaute auf seiner Unterlippe.
"Was für eine Waffe hat er benutzt um das Blutbad anzurichten?"
Er musste fragen, doch er kannte die Antwort bereits.
"Keine Waffe Steve. Er hat ihnen die Kehlen mit seinen Fingern aufgeschlitzt oder durchgebissen. Er ist scheinbar vollkommen ausgerastet und über die anderen Teilnehmer hergefallen."
Steven Richardson atmete tief durch.
Das konnte einfach nicht wahr sein. Nicht nach all den Jahren.
"Behandel ihn gut Sean. Dieser arme Teufel ist unschuldig und war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort."
Richardsson wandte sich von der Scheibe, durch die man in das Behandlungszimmer sehen konnte, ab und griff zu seiner Bomberjacke.
"Unschuldig?" echote Sean und folgte ihm aus dem Überwachungsraum, "wie in aller Welt kann er unschuldig sein? Die Polizei konnte Spuren unter seinen Fingernägeln den Opfern zuordnen und in seinem Mageninhalt fand man Überreste von menschlicher Haut. Er hat ganz offensichtlich diese Schüler angefallen wie ein wildgewordenes Tier!"
"Das mag so scheinen", entgegnete Richardsson ruhig, "aber das erste Opfer war er selbst. Er war bereits psychisch tot, ehe er die anderen angefallen hat." Er zog sich seine Strickmütze und Handschuhe an und richtete seinen Schal.
"Psychisch Tot?", Sean sah ihn verständnislos an. Er schien rein gar nichts zu verstehen.
"Sie ihn dir doch an", Richardson seufzte, "sieht so für dich jemand aus, der jemals wieder lachen oder auch nur klar denken kann? Sein altes, wahres, ich war bereits Tot, noch bevor er die erste Person angriff. Geblieben ist kaum mehr als eine sabbernde Hülle." Betrübt schüttelte er den Kopf, "Was für eine Verschwendung. Ich bitte dich Sean, kümmer dich um ihn so gut du kannst und danke, dass du mich gerufen hast. Ich wünsche noch eine ereignislose Nacht." Mit diesen Worten wandte er sich ab und hob zum Abschied die Hand, als er durch den breiten Frontausgang der Anstalt hinaus in die Nacht verschwand.

Naleesha:
Zunächst einmal ganz generell: es ist besser als die vorherige Version.

Probleme habe ich nr mit diesem Abschnitt:

--- Zitat ---Der alte Flur schien an ihm vorbeizuziehen wie ein langsamer Zug. Die Wände kühl und langweilig, das gleißende Licht am Ende verlockend und erschreckend. Ein Rauschen in den Ohren. Das Pulsieren des Lebens als forscher Rhythmus. Er ließ sich mitreißen, tanzte zum Herzschlag, badete im Licht. Helle Stimmen ergänzten den dumpfen Bass. Ein schönes Rot zierte die einst kahlen Wände. Die Schuhe aufgeweicht, die Hände verschmiert. Sein weißes Shirt verfärbte sich.
--- Ende Zitat ---

Da willst du den Rausch klarer darstellen, aber es hat leider die Gegenteilige Wirkung auf mich. Anstatt den Rausch nachvollziehen zu können, rücke ich weg von deinem Prota, und ich merke, wie auch meine Gedanken abdriften. Es wirkt weniger wie ein Blutrausch, sondern mehr wie eine Betäubung, so wie man sich eben fühlt nachdem man im Krankenhaus Schmerzmittel bekommen hat.

gestalte den Rausch greifbarer, sowas wie:

Doch sobald die Tür hinter mir ins Schloss fiel, verlor ich den Kampf. die guten Vorsätze, das Gebäude zu verlassen waren wie weggefegt. Ein mir schon bekannter Rotfilter (egal welche Farbe eigentlich) verschleierte meine Sicht. Meine Finger griffen nach etwas. Dieses Gefühl, so (1-2 Adjektive)... ich musste Zupacken. dieser Hunger, so (1-2 Adjektive)... ich musste Zubeißen. Mein Shirt wurde nass. Ich sah nur noch rot. so viel rot... rote Haare im Wind.

Es ist jetzt auch nicht perfekt, aber es stellt den Rausch für mich greifbarer da. der Prota wird nicht betäubt, sondern der Rausch überlagert die eigentlichen Gefühle, die er hätte haben müssen. ansonsten gefällt mir der Text schon um einiges Besser als vorher. den Satz "Rote Haare im Wind" find ich übrigens richtig toll. da hatte ich das Gefühl, bildlich im Kopf des Prota zu hocken.


--- Zitat ---"Behandel ihn gut Sean. Dieser arme Teufel ist unschuldig und war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort."
Richardsson wandte sich von der Scheibe, durch die man in das Behandlungszimmer sehen konnte, ab und griff zu seiner Bomberjacke.
"Unschuldig?" echote Sean und folgte ihm aus dem Überwachungsraum, "wie in aller Welt kann er unschuldig sein? Die Polizei konnte Spuren unter seinen Fingernägeln den Opfern zuordnen und in seinem Mageninhalt fand man Überreste von menschlicher Haut. Er hat ganz offensichtlich diese Schüler angefallen wie ein wildgewordenes Tier!"
--- Ende Zitat ---

die Passage kommt mir auch leicht überflüssig vor. wenn du ihn nicht als Unschuldig, sondern direkt als erstes Opfer betitelst, kann der Arzt noch immer reagieren und du kannst Längen rausnehmen.
ich werd heut abend mal schaun, dass ich da nen Vorschlag für poste. jetzt is erstmal weiter Unterricht.

LG, Naleesha

Naleesha:
so, jetzt hab ich auchmal Zeit, im Beispiel zu verdeutlichen was ich meine.

"Behandel ihn gut Sean. Dieser arme Teufel ist auch nur ein Opfer. Das erste Opfer, um genau zu sein."
Richardsson wandte sich von der Scheibe, durch die man in das Behandlungszimmer sehen konnte, ab und griff zu seiner Bomberjacke.
"Warum in aller Welt sollte er ein Opfer sein?" rief Sean empört aus und folgte ihm aus dem Überwachungsraum. "Er hat diese Schüler angefallen wie ein wildgewordenes Tier!"
Richardsson nickte. "Aber als er die Schüler angegriffen hat, war er schon lange psychisch tot."
.
.
.

das Gespräch wird dadurch enorm zusammengerafft und es kommt mir vor, als wären viel mehr informationen in weniger Text verpackt. es macht neugierig, weil man das Gefühl hat, der Polizist verschweigt etwas wichtiges. bei dem längeren Unschuldig-Teil erweckt es dadurch, dass ich das gestrichen habe eher das Gefühl, als wolle Richardsson das Gespräch schnell beenden und abhauen um seiner Spur nachzugehen. außerdem macht er so den Eindruck, als habe er ein Geheimnis, dass er nicht preis geben will. anders herum stört mich der Teil nur und dann denke ich eher "endlich haut er ab" als "oh, warum haut er schon ab? das wollte ich jetzt wissen..."

wie du feststellst, ist letzteres eindeutig die bessere Reaktion.

ich hoffe, du kannst mit den Kommentaren was anfangen und es wird auch deutlich was ich meine. wenn nicht, frag gerne nach.
LG, Nalee

Oflinitrium:
Hey Naleee, danke für deine ausführliche Röstung! =)

Erstmal das einfachste und erfreulichste:

--- Zitat ---den Satz "Rote Haare im Wind" find ich übrigens richtig toll.
--- Ende Zitat ---

Da fällt mir ein großer Stein vom Herzen. Der Satz ist bestimmt 3x rausgeflogen und jedes Mal habe ich ihn vermisst, als er weg war. Ich hatte irgendwie die Befürchtung er wäre unpassend, zu kitschig oder etwas Ähnliches.

Was den Rausch betrifft:

--- Zitat --- Es wirkt weniger wie ein Blutrausch, sondern mehr wie eine Betäubung
--- Ende Zitat ---
Du triffst da einen interessanten Nerv. Meine erste Reaktion war: "Ja, so wollte ich ihn auch fühlen lassen." direkt gefolgt von: "Moment ursprünglich war die Szene gedacht um unkontrollierte Gewalt zu üben und Blutdurst darzustellen..."
Das verunsichert mich gerade sehr und ich muss mich da noch einmal längere Zeit mit meinen Figuren hinsetzen und überlegen, was eher zutrifft. Wird meine Figur zu einer Tötungsmaschine die nichts anderes im Kopf hat oder zu einem Traumwandler der während der Tat nicht mitbekommt was er/sie tut?   :gruebel:
Wenn ich meinem ersten Impuls (dem Schlafwandler) folge ist mir der Rausch selbst ja gut gelungen, dafür aber das Ende mit dem Verlangen nach mehr und der tobenden Gier ein vollkommen falscher Abschluss. Demnach würde ich den Rausch so lassen, müsste aber die Szenerie seiner Gefühle am Anfang und am Ende des ersten Drittels stark abändern und mehr eine Art "Aufwachen" draus machen anstatt dem Hunger nach mehr.
Die Schwierigkeit ist, ich bin mir gerade nicht sicher ob das was mir besser gefällt (der Schlafwandler) das ist was auch tatsächlich geschieht.  :gruebel:
Ehrlich gesagt habe ich bis eben gar nicht an diese beiden unterschiedlichen Szenarien gedacht. Auf die Frage "wie nimmt der Protagonist diese Stelle war?" war meine Antwort bisher viel zu einfach und eindimensional.

Auf jeden Fall stimme ich dir vollkommen zu, dass es im Moment viel zu widersprüchlich ist und der Rausch nicht zur Szenerie passt. Danke dafür(!), dass war mir während dem Schreiben so nicht bewusst.


--- Zitat ---"Behandel ihn gut Sean...
--- Ende Zitat ---
Mmhh im Grunde hast du hauptsächlich die ganzen (überflüssigen?) Details rausgestrichen mit denen ich nochmal (Überflüssigerweise?) zeige was passiert ist.
Scheinbar habe ich schlicht einen Infodump eingebaut der weg muss und der sich, durch seine Länge, negativ auf die Wahrnehmung auswirkt.
Interessant wie überflüssige Details die Wahrnehmung verändern.^^

--- Zitat ---außerdem macht er so den Eindruck, als habe er ein Geheimnis, dass er nicht preis geben will. anders herum stört mich der Teil nur und dann denke ich eher "endlich haut er ab" als "oh, warum haut er schon ab? das wollte ich jetzt wissen..."
--- Ende Zitat ---

merin:
Hallo Ofli,

mir fällt es schwer, etwas zu dem Text zu schreiben, weil unsere Geschmäcker sich so sehr unterscheiden. Ich kann aber auch eindeutig sagen, dass er besser geworden ist.
Mir ist der Einstieg viel zu schwülstig. Dagegen mag ich den Abschnitt ab "Kaum war die Tür..." Die Verlangsamung schlägt sich in der Sprache wieder. Schön gezeigt. Störend ist für mich, dass Du mir dann nochmal extragroß zeigen musst, was ich eh schon weiß:


--- Zitat ---Kein Laut. Um ihn herum herrschte eine gespenstische Stille. Die kupferroten Haare des Mädchens bildeten einen faszinierenden Kontrast zur blutigen Pfütze unter ihrem Kopf.
--- Ende Zitat ---

Wieso muss das Blut benannt werden? Ich würde in der Beschreibung bleiben und die Farbe genau zu fassen versuchen. Worin genau der Kontrast besteht, so dass ich selbst sehen kann, was ich vermute: Da ist Blut. Vielleicht kannst Du hier auch schon zeigen, ob es sich wirklich um ein Mädchen oder um eine Frau handelt.

Das Problem des Mitgeteilten statt des Gezeigten spitzt sich dann leider im folgenden Abschnitt sehr zu:


--- Zitat ---Schweißgebadet schreckte Ryan aus dem Schlaf auf. Schwer atmend versuchte er sich zu orientieren, doch die Dunkelheit um ihn herum drohte ihn zu erdrücken. Hektisch, fast panisch schaltete er die Nachtischlampe neben seinem Bett ein, zog die Knie an die Brust und krallte seine Finger in die Oberarme, dass es schmerzte.
"Das war nur ein Traum..."
Er wiegte sich vor und zurück.
"Das bist nicht du..."
Das Wippen wurde schneller.
"Das hast du nicht getan..."
Seine zittrige Stimme drohte zu brechen.
"Das wirst du auch niemals tun..."
Er begann zu Hyperventilieren.
"Du wirst Jenna nichts tun..."
Er biss sich beim Sprechen auf die Lippen.
"Jenna wird nichts geschehen..."
Seine Stimme wurde lauter, die Panik darin unüberhörbar.
"Jenna wird nichts geschehen..."
"Jenna wird nichts geschehen..."
Seine Stimme wurde mit jedem Mal lauter und endlich rannen die Tränen über sein Gesicht.
--- Ende Zitat ---

Mir ist das zu viel und zu weit entfernt. Es ist komisch, aber für mich entsteht kein Bild. Woran liegt das? Ich kann es schwer fassen, aber ich glaube, eine einfache Sache ist die Zeitform: Er spricht in der Zukunft, aber was passiert ist liegt, so legt es der Text nahe, in der Vergangenheit. Und dann ist hier vielleicht auch weniger mehr? Vielleicht so:


--- Zitat ---Ryen schreckte aus dem Schlaf auf. Wo war er? Dunkelheit. Er tastete, fand die Nachtischlampe, drückte den Schalter.
--- Ende Zitat ---

Jop, jetzt wird es deutlicher: Da ist ganz viel Infodump. Wo soll die Dunkelheit sein, wenn nicht um ihn herum? Jemand der hochschreckt atmet natürlich schwer. Wenn er schweißgebadet sein soll, zeig es uns. usw.


--- Zitat --- Er zog die Knie an die Brust und krallte seine Finger in die Oberarme bis es schmerzte.
--- Ende Zitat ---

Mhm. Und neben der Übernauigkeit fehlen Infos. Eben hat er die Lampe eingeschaltet. Nun müsste sich also die Szene ändern. Das Licht flammt auf und er reagiert darauf wie? Wenn er nicht reagiert, ist auch das bemerkenswert. Und dann zieht er die Knie an. Ich sehe ihn seitlich liegen. Aber das geht nicht, weil dann kann er nicht wiegen. Er muss also auf dem Bauch liegen und die Knie unter die Brust ziehen, den Kopf darüber geneigt. Das musst Du so beschreiben, dass wir es bildhaft vor uns sehen, es aber nicht überbeschrieben ist. Und dann können die Wiederholungen für sich wirken:


--- Zitat ---"Das war nur ein Traum..."
Er wiegte sich vor und zurück.
"Das war nicht ich..."
Er wippte schneller.
"Das habe ich nicht getan..."
Wippen.
"Jenna ist nichts geschehen..."
"Jenna ist nichts geschehen."
"Jenna ist ..."
Endlich rannen Tränen über sein Gesicht.
--- Ende Zitat ---

Hier wird nun ganz deutlich, was die Distanz macht: Er spricht mit sich selbst in der 2. Person. Wenn Du das änderst, wird es viel unmittelbarer. Und dann reicht es kürzer. Und dann würde ich bewusst genaue Wiederholungen nutzen und das Brechen seiner Stimme direkt zeigen.

Leider muss ich nun meine Einschätzung revidieren, denn der Folgeteil ist viel weniger gelungen. Die Sprache ist holprig und die Informationen nicht gut sortiert. Dazu noch Schreibfehler, die mich beim Lesen stören. Gleich der zweite Satz ist ein Beispiel:


--- Zitat ---"Das weiß niemand so genau", antwortete Sean, leitender Arzt der psychiatrischen Einrichtung, während eine Krankenschwester das kleine Zimmer betrat und beruhigend auf den jungen Mann einredete. Richardson schätzte ihn auf Ende zwanzig. "Man hat ihn blutverschmiert im Computerraum der Realschule hier im Ort gefunden. Anscheinend gab es dort einen Workshop für Hobby-Programierer oder etwas in der Art. Er stand mitten zwischen den Leichen von fünf anderen Teilnehmern über den Körper eines toten Mädchens gebeugt. Sein Zustand war dem, was du gerade beobachten konntest recht ähnlich und viel mehr hat er bisher auch nicht gesagt."
--- Ende Zitat ---

Das ist Infodump pur und sehr ungünstig platziert. Du solltest Dir überlegen, ob Du hier auf den Dialog fokussieren willst. Dann gibt die Szeneninfo vorher oder später und mach wirklich einen Dialog draus und nicht einen Monolog. Oder es geht darum, die Info irgendwie unterzubringen, dann überleg noch mal, ob ein Dialog gut ist und wenn ja, wer sich unterhalten sollte. Die beiden sind dann keine gute Wahl, weil ja beide bereits Bescheid wissen müssten. Außerdem: Die Perspektive hüpft unmotiviert hin und her, der Standpunkt des Erzählers ist unklar und wechselnd, wer im Zentrum der Szene steht bleibt auch schwammig.
Sprachlich ist auch einiges schwierig:
 
--- Zitat ---Er stand mitten zwischen den Leichen von fünf anderen Teilnehmern über den Körper eines toten Mädchens gebeugt. Sein Zustand war dem, was du gerade beobachten konntest recht ähnlich und viel mehr hat er bisher auch nicht gesagt
--- Ende Zitat ---

Wenn der Arzt wirklich Info vermitteln will, ist er genau. Ist das Mädchen wirklich ein Mädchen? Dann wäre sie zu jung zum Programmieren, oder? Ist es also eine Jugendliche? Dann benenn das so. Natürlich kann in der wörtlichen Rede ein Genidativ vorkommen, aber es ist unschön. Schöner wäre "Er stand zwischen den Leichen fünf Jugendlicher, über den Körper..." Und dann merkt man: Wenn man es grammatikalisch korrigiert, wirkt es immer noch schwer verständlich. Also musst Du das ändern. Entweder ist der Arzt so ein sachlicher, der die Szene aufzählt, oder ein eher emotionaler: "Als wir ihn fanden waren da fünf Tote! Zwei Mädels und drei Jungs. Jugendliche. Er stand über den Körper ...."

Die Frage, wer Jenna ist, ergibt mit den Infos, die Du uns gegeben hast, keinen Sinn: Es gibt fünf Tote, deren Geschlecht ich nicht weiß. Wie kann da jemand nach "der Toten" fragen? Das klingt, als seien die anderen vier Toten lebendig gewesen. Zudem verstehe ich nicht, wer wo ist und merke nun auch, dass ich gar nicht weiß, wer sich da eigentlich unterhält. Ich nahm an, Stationsarzt und Schwester.. Vorher sind beide in ein Zimmer gekommen, in dem auch Ryen ist. Nun sind sie hinter einer Scheibe. Außerdem haben wir Richardson, das ist der Arzt, nehme ich an, Sean und eine Krankenschwester. Oder ist Sean die Krankenschwester und ist aus dem Raum gekommen? Und wie ist Ryen aus seinem Schlafzimmer in die Einrichtung gekommen, wenn er dort doch nach den Morden war?
Dadurch wird die ganze Szene für mich unklar und unverständlich. Auch das Ende ist so: Da scheint es, als sei der Arzt nur kurz gekommen, vorher hielt ich ihn für den Stationsarzt.


--- Zitat ---Sein altes, wahres, ich war bereits Tot, noch bevor er die erste Person angriff. Geblieben ist kaum mehr als eine sabbernde Hülle." Betrübt schüttelte er den Kopf, "Was für eine Verschwendung. Ich bitte dich Sean, kümmer dich um ihn so gut du kannst und danke, dass du mich gerufen hast. Ich wünsche noch eine ereignislose Nacht." Mit diesen Worten wandte er sich ab und hob zum Abschied die Hand, als er durch den breiten Frontausgang der Anstalt hinaus in die Nacht verschwand.
--- Ende Zitat ---

Der erste Satz muss korrekt heißen: "Sein altes, wahres Ich war bereits tot." Ich würde dann den zweiten Satz extra anhängen: "Bevor er irgendjemanden angriff!" Dann wird es stärker. Dann erteilt er eine Anweisung, die ist aber so vage, dass niemand etwas damit anfangen kann. Was heißt denn gute Behandlung in dem Fall? Wovor soll sie ihn schützen? Werden die Leute dort normalerweise schlecht behandelt?
Und dann: Das ist offenbar der Isolationstrakt einer geschlossenen psychiatrischen Abteilung. Dann kann man nicht einfach durch einen breiten Frontausgang verschwinden. Nach diesem Fall müsste Ryen in einer forensischen Psychiatrie gelandet sein, wahrscheinlich hätte man ihn fixiert und sediert. Da braucht es also noch etwas Recherche. Psychiatrie kenne ich von innen, von Forensik habe ich nicht ausreichend Ahnung, da gibt es aber sicher noch mehr Sicherheitsvorkehrungen. Schon in der geschlossenen Psychiatrie muss man entweder einen eigenen Schlüssel haben oder jemand muss einen rauslassen. In der Forensik gibt es wahrscheinlich zusätzlich eine Schleuse, würde ich mal annehmen.

Wenn Richardson irgendein Spezialist von außen ist, dann würde ich die Szene damit beginnen, wie er kommt und was er sieht. Dann hast Du auch eine klarere Kameraführung.

Fazit also: Der Beginn ist gelungen, aber der Rest braucht noch Einiges an Arbeit.

LG
merin

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