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Frierend im Sonnenschein

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Oflinitrium:
Draußen thronte die Sonne einsam am wolkenlosen Himmel. Sonnenlicht durchflutete den großen Raum, dessen Fenster geschlossen waren. Munteres Knacken und Fauchen im Kamin. Das einzige Geräusch in drückender Stille. Schweiß versuchte den Körper zu kühlen, Haut glühte, Muskeln brannten. Ein ganzer Körper suchte der Hitze zu entfliehen. Doch Robin regte sich nicht.
Den Rücken, den wärmenden Flammen zugewandt saß Robin im Schneidersitz am Boden und hoffte darauf, dass die Hitze bis ins Innere vordringen würde. Hoffte, dass die Wärme des Feuers und der Sonne, die unsägliche Kälte vertreiben möge. Diese Kälte, die den Körper seit geraumer Zeit Schritt für Schritt für sich beanspruchte. Die lähmte und zur Untätigkeit verdammte.
Doch Robin wartete vergebens.
Eine frostige Träne spendete der Haut nur kurze Linderung, ehe sie klirrend am Boden zersprang.

Das Feuer war herunter gebrannt. Die Glut glomm spielerisch in der Dunkelheit der Nacht. Robin wartete nicht mehr. Den Rücken, der wärmenden Glut zugewandt hatte die innere Kälte obsiegt. Die frostige Faust der Einsamkeit drückte ein letztes Mal das geschundene Herz und Robin hauchte den letzten Hauch.
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Als kurze Erklärung:
Ich würde mich freuen, wenn der Text bedrückend und unbequem wirkt, sich aber trotzdem flüssig lesen lässt.
Ich habe mich absichtlich daran versucht Robin nicht weiter zu charakterisieren und den Charakter weder weiblich noch männlich zu machen, was gar nicht so einfach war. Jeder Leser soll ein eigenes Bild vor Augen haben. Aus diesem Grund habe ich auch einen neutralen Namen gewählt und im Bezug auf die Figur kein "er/sie" verwendet.
Bitte bedenkt diese beiden Faktoren bei eurer Kritik, ansonsten frohes Rösten.

Ich bin neugierig wie der Text auf euch wirkt und was er in euch auslöst.
Ich hoffe er wirkt nicht einfach nur wie ein Stück Pubertäts-Depression und ich würde ihm gerne noch ein wenig mehr Tiefe verleihen, was sich mit einer geschlechtslosen Figur allerdings als knifflig herausstellt. Auch sind mir Namensvorschläge recht, da Robin im deutschen Raum ja doch zu 90% als männlich gewertet wird. (Falls jemand trotzdem an eine Frau/Mädchen gedacht hat bitte melden!^^) Allerdings klingen mir viele Abkürzungen wie beispielsweise "Nicki" zu niedlich für einen eher melancholischen Text.
Ich habe auch mit dem Gedanken gespielt anstatt Körper "Hülle" zu verwenden, denn das trifft eher die Gedanken von Robin, aber das hat sich beim Lesen leider als zu verwirrend herausgestellt. Vielleicht hat ja jemand eine Idee in dieser Richtung.

Schnappschildkröte:
Hey

also ich hab' an ein Mädchen gedacht^^"
Aber das hängt wohl auch damit zusammen, dass ich den Namen automatisch als Englisch gelesen hab, ich kann dir nicht sagen wieso... aber deutsch ausgesprochen kenn ich den Namen nur als männlich.
andere mögliche Namen für unisex charaktere wären zB Maxi und Alex

hmm, ehrlich gesagt, kommt mir der Text etwas unpersönlich vor. Du benutzt sehr oft die Formulierung "Körper" was es für mich automatisch als leblos abstempelt. Ich glaube "Person" wäre etwas persönlicher, aber genauso geschlechtslos, wie du es brauchst :)
Teilweise kommen mir auch die Formulierungen etwas gestelzt vor. z.B.:

--- Zitat ---Schweiß versuchte den Körper zu kühlen, Haut glühte, Muskeln brannten
--- Ende Zitat ---
Der Körper versuchte die glühende Haut mit Schweiß zu kühlen
...fände ich persönlich noch etwas besser. Ich würde aber generell ein bisschen früher "Robin" als "Körper" sagen, weils ein Name immer ein bisschen persönlicher macht und glaube ich zumindest, es auch für dich als Schreiber einfacher macht.

Der Übergang zwischen "Szenenbeschreibung" und Körperempfindungen ist für mich auch etwas seltsam. Würde vielleicht mit der Person anfangen, die Dinge ansieht. Vielleicht sowas in der Art:
Die hellen Strahlen der Sonnenstrahlen blendeten die Person nahe beim Kamin. Schweiß tropfte von der glühenden Stirn, doch Robin rutschte zitternd näher an das Feuer.
Natürlich nur, wenn du mehr "nähe dieser Art" zu Robin willst :)

ich fand nicht, dass es um eine Pubertätsdepression geht... eventuell bin ich zu... unpoetisch, aber ich dachte ehrlich gesagt, dass Robin vielleicht verzaubert/verflucht wurde und deswegen erfriert, obwohl es warm ist...?^_^" Tut mir Leid, ich hab vermutlich wieder Mal wo Fantasy gesehen, wo keines ist

Ich hoffe mein Kommentar ist hilfreich und sonst bin ich zumindest eine, die Robin als weiblichen Namen sieht ;D

LG
Kröte

merin:
Hallo Offli,

ich hatte Schwierigkeiten mit dem Text und holperte mühsam hindurch. Das hat vor allem mit Deiner abenteuerlichen Kommasetzung zu tun. Bei einer doch etwas schwülstigen Sprache wie Deiner brauche ich Kommata um die Sätze zu ordnen. Aber Du setzt sie als Barrieren, wo eigentlich Fluss sein sollte:


--- Zitat ---Den Rücken, den wärmenden Flammen zugewandt saß Robin im Schneidersitz am Boden und hoffte darauf, dass die Hitze bis ins Innere vordringen würde.
--- Ende Zitat ---

Das erste Komma ist zu viel.

Schwierig ist für mich auch die etwas unmotiviert wirkende Folge kurzer Satzschnipsel und ganzer Sätze:


--- Zitat ---Draußen thronte die Sonne einsam am wolkenlosen Himmel. Sonnenlicht durchflutete den großen Raum, dessen Fenster geschlossen waren. Munteres Knacken und Fauchen im Kamin. Das einzige Geräusch in drückender Stille. Schweiß versuchte den Körper zu kühlen, Haut glühte, Muskeln brannten. Ein ganzer Körper suchte der Hitze zu entfliehen. Doch Robin regte sich nicht.
--- Ende Zitat ---

Warum nicht "Das muntere Knacken und Fauchen im Kamin war das einzige Geräusch in der ansonsten drückenden Stille"?
Mich stört auch die Menge von Personifizierungen: Sonne thront. Okay. Geh ich mit. Das Knacken ist munter. Na gut. Aber dann Schweiß, der aktiv kühlen will? Mir ist das zu viel.

Mich stört auch "ein Körper". Wenn Du eh Sätze abhackst, dann lass den Artikel weg. Sonst wäre es für mich "sein" oder "ihr" Körper. Für mich ist Robin ohnehin männlich, weil es ein eindeutig männlicher Name ist. Kim und Sasha kenne ich als neutral, Google weiß sicher viele weitere.


--- Zitat ---Den Rücken, den wärmenden Flammen zugewandt saß Robin im Schneidersitz am Boden und hoffte darauf, dass die Hitze bis ins Innere vordringen würde. Hoffte, dass die Wärme des Feuers und der Sonne, die unsägliche Kälte vertreiben möge. Diese Kälte, die den Körper seit geraumer Zeit Schritt für Schritt für sich beanspruchte. Die lähmte und zur Untätigkeit verdammte.
--- Ende Zitat ---

Es stört mich, wie distanziert von "dem Körper" geschrieben wird. Es stört mich auch, dass ich nicht weiß, ob Robin sich hingibt oder ringt. Ich sehe Robin nackt vor mir in einem großen Raum nah am Kamin. Und Robin ist so ein Klischeehühne wie aus einem Rollenspiel. Unfreiwillig doppeldeutig wirkt auf mich das "Schritt für Schritt" - Du meinst es übertragen, aber das habe ich erst nicht kapiert, weil der Rest sehr konkret ist.


--- Zitat ---Doch Robin wartete vergebens.
Eine frostige Träne spendete der Haut nur kurze Linderung, ehe sie klirrend am Boden zersprang.
--- Ende Zitat ---

Das verstehe ich nicht. Woher die Kälte? Ist er ein Eiszauberer?


--- Zitat ---Das Feuer war herunter gebrannt. Die Glut glomm spielerisch in der Dunkelheit der Nacht. Robin wartete nicht mehr. Den Rücken, der wärmenden Glut zugewandt hatte die innere Kälte obsiegt. Die frostige Faust der Einsamkeit drückte ein letztes Mal das geschundene Herz und Robin hauchte den letzten Hauch.
--- Ende Zitat ---

Auch hier geht es vielfach hin und her zwischen konkret und im übertragenen Sinne und nicht immer machen beide Ebenen Sinn. Das würde ich nochmal prüfen. Und das "geschundene Herz" ist mir zu kitschig.

Statt Körper ginge vielleicht auch einfach "Mensch". Oder eben "Arme, Beine, Brust....".

Ich finde den Text stellenweise lyrisch, mag auch einige der Bilder. Er ist für mich aber weder leicht zu lesen noch bedrückend. Allerdings liest er sich unbequem - aber das war es nicht, was Du wolltest, oder?  :devevil:
Ich denke, dass die weite Entfernung von Robin ein Problem ist. Dadurch lässt mich seine Situation kalt. Für mich ist auch nicht ausreichend klar, ob er leidet. Man kann es annehmen, aber dann gibt es wieder Stellen, die sich lesen, als fände er seine Situation ganz okay.

LG
merin

Ryek Darkener:
Ich finde den Text nicht bedrückend. Und er lässt sich von mir auch nicht flüssig lesen. Ob der Charakter männlich oder weiblich ist, spielt bei der Szene keine Rolle.

Warum finde ich den Text nicht bedrückend? Weil er, aus meiner Sicht viele überflüssige Dinge enthält, und weil einige Formulierungen für mich schräg klingen.


--- Zitat ---Schweiß versuchte den Körper zu kühlen, Haut glühte, Muskeln brannten.
--- Ende Zitat ---
Hier bekommen Körperfunktionen eine aktive Rolle. Kann man machen, dann muss man das aber auch bis zum bitteren Ende durchhalten, sonst wirkt es aufgesetzt und gewollt.

Oder:

--- Zitat ---Munteres Knacken und Fauchen im Kamin.
--- Ende Zitat ---
Das ist erstens nur eine Beobachtung, und sie hat zweitens keinen Bezug zum Protagonisten. Wenn man die Sache peotisch gestalten will, dann sollte man diesen Satz in Bezug/Kontrast setzen zu einem späteren Satz, der den Protagonisten betrifft.

Warum lässt sich der Text nicht flüssig lesen? Weil er springt, ohne dass die "Handlung" es notwendig machen würde. Dass du an deinen Prota heranzoomst, sehe ich. Aber der Zoom hört nicht auf, wird verbunden mit einem inneren Monolog und die Perspektive wechselt zum allwissenden Beobachter.


--- Zitat ---Eine frostige Träne spendete der Haut nur kurze Linderung, ehe sie klirrend am Boden zersprang.
--- Ende Zitat ---

Das ist für mich der wichtigste Satz im ganzen Text. Da die Beschreibung ungewöhnlich ist. Aber der Satz allein reicht nicht, um Interesse aufrecht zu erhalten.

Der letzte Abschnitt ist absolut klischeehaft. Tausend mal gelesen. Das spricht nicht gegen das Klischee, beantwortet in diesem kurzen Textabschnitt (damit meine ich den gesamten Text) nicht die Frage, warum es gerade hier angebracht ist.

Vielleicht solltest du versuchen, die Szene zuerst ganz objektiv im Drehbuchstil zu verfassen, mit allen Einzelheiten. Und dich dann für entweder die Film- oder die Poesieversion entscheiden.  :biggrin:

Hope it helps.

Juni:
Hi Ofli,

Zum Ende hin habe ich kurz gehofft, 'Er' würde sich irgendwie wieder erholen, sich aufrappeln, um der Eiswüste zu entkommen, in der er sich verlaufen hat, nachdem er das einzig brennbare in dem bunkeratigem Unterschlupf, den er fand (vllt ein vom Militär zurückgelassener Stützpunkt in dem zufällig ein Kamin steht  :watchout:), verbrannt hat. Schon witzig :)
Und gerade das gefällt mir an deinem Text.


--- Zitat von: Oflinitrium am 11 January 2018, 20:38:10 ---Munteres Knacken und Fauchen im Kamin. Das einzige Geräusch in drückender Stille.
--- Ende Zitat ---
Hier hat mich der Kontrast zwischen Munteres Knacken und drückender Stille irritiert und ich musste mein innerliches Bild von der Atmosphäre kurz anpassen. (Wobei das muntere Knacken irgendwie einen Bogen zu der spielerisch glimmenden Glut am Ende schlägt... nach dem Motto: Mit der Welt ist eigentlich noch alles in Ordnung. So kommt es zumindest bei mir an.)


--- Zitat ---Schweiß versuchte den Körper zu kühlen, Haut glühte, Muskeln brannten.  Ein ganzer Körper suchte der Hitze zu entfliehen.
--- Ende Zitat ---
Tja... und hier musste ich an zwei Leute denken, die im Bett zugange sind - einer davon nicht freiwillig.
Ein ganzer Körper... ich mag den Ausdruck; er schafft so etwas wie eine zweite Ebene in meiner Vorstellung. Das verleit dem 'Körper' ein gewisses Volumen, Dynamik.
Wobei, es sollte wohl 'sein' und nicht 'ein' heißen, oder? Wobei mich 'ein' auch nicht stören würde, würde ich den Körper am Ende auch als Robins Körper wahrnehmen. (Aber vllt geht's da auch nur mir so.)


--- Zitat ---Doch Robin regte sich nicht.
--- Ende Zitat ---
Die Szene mit dem Bett in meinem Kopf war hier wieder weg. Aber ich dachte halt, er wäre nicht alleine und habe den Körper nicht mit Robin in Verbindung bringen können. Bis zum Schluss nicht.


--- Zitat ---Den Rücken, den wärmenden Flammen zugewandt saß Robin im Schneidersitz am Boden und hoffte darauf, dass die Hitze bis ins Innere vordringen würde. Hoffte, dass die Wärme des Feuers und der Sonne, die unsägliche Kälte vertreiben möge.
--- Ende Zitat ---
Vorschlag: 'Mit dem Rücken den wärmenden Flammen zugewandt...'
In meinen Gedanken: Ey, der andere haut ab und du lässt dich so hängen? Komm schon, wenn du aufstehst und dich in Bewegung setzt, wird es dir besser gehen - wenn der andere ohne dich abhaut, bist du erst recht am Arsch!
So gesehen habe ich hier schon etwas mitgefiebert.


--- Zitat ---Diese Kälte, die den Körper seit geraumer Zeit Schritt für Schritt für sich beanspruchte. Die lähmte und zur Untätigkeit verdammte.
--- Ende Zitat ---
Oh, es ist etwas mentales, dachte ich mir.
Ab hier wird es für mich etwas bedrückend.


--- Zitat ---Doch Robin wartete vergebens.
--- Ende Zitat ---
Wäre da vor dem 'Doch' noch von einem Funken Hoffnung, die Wärme könne diesen frierenden Teil seiner Selbst noch erreichen, die Rede, würde es besser passen; ansonsten warf es mich kurz raus.


--- Zitat ---Eine frostige Träne spendete der Haut nur kurze Linderung, ehe sie klirrend am Boden zersprang.
--- Ende Zitat ---
Klar, Linderung weil seine Haut brennt - aber das verstehe ich erst jetzt beim zweiten Lesen, zuvor war ich hier noch bei der Kälte und fragte mich, wie das denn Linderung bringen soll.
Den zweiten Teil des Satzes finde ich kitschig... ich würde das klirrend weglassen.


--- Zitat ---Das Feuer war herunter gebrannt. Die Glut glomm spielerisch in der Dunkelheit der Nacht. Robin wartete nicht mehr. Den Rücken, der wärmenden Glut zugewandt hatte die innere Kälte obsiegt.
--- Ende Zitat ---
Mit dem dritten Satz hier stimmt grammatikalisch was nicht, oder?
Und heißt obsiegt nicht gewinnen?
Nach 'Robin wartete nicht mehr' dachte ich kurz jeah, er bekommt sich noch hoch, doch...


--- Zitat ---Die frostige Faust der Einsamkeit drückte ein letztes Mal das geschundene Herz und Robin hauchte den letzten Hauch.
--- Ende Zitat ---
...doch dann wohl doch nicht.
Beim letzten Teil des Satzes mag ich das Bild, aber nicht den Satz. Hm.
'Die frostige Faust der Einsamkeit erdrückte das geschundene Herz. Er hauchte aus.' - so würde ich es (halbüberzeugt) schreiben.

Interessante Idee mit der Geschlechterlosigkeit.  :)
Bin was das Ende angeht etwas verwirrt.
Ich hoffe, du kannst mit meinen Eindrücken etwas anfangen.

LG

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