Sarah Perry: Die Schlange von Essex
Mag hier jemand Liebesromane?
Hier ist einer, der im ausgehenden 19. Jahrhundert in England spielt, dem England eines Oscar Wilde, Charles Dickens, der Geschwister Bronte oder Georg Bernhard Shaws – einem England, von dem die einen als dem victorianischen sprechen, dem angeblich plüschig prüden und die anderen als dem imperialen, dem der industriellen Revolution.
Die soziale Frage stellt sich mit Macht und Witwen aus der Oberschicht haben noch Hausdamen.
Die Geschichte setzt 1893 ein, es trifft besagte Witwe aus London auf einen Landpfarrer in Essex. Er glaubt an Gott und sie an die Wissenschaft. Aber das ist nicht wirklich das, wovon diese Geschichte erzählt und auch die titelgebende "Schlange von Essex" spielt keine wirklich wichtige Rolle. Die Figuren sind auf die bekannte liebenswert-fremde Weise englisch, aber wenn wir bedenken, dass sie 30 Jahre später in den Zeitungen von einem Herrn Hitler hätten lesen können, würde die Geschichte, die uns da erzählt wird nicht schon nach einem Jahr enden, dann sind sie uns gar nicht mehr so fern, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.
Ohne Scherz, ich habe diesen Roman gerne gelesen, für mich handelt er von glücklichen Menschen. In gewisser Weise kitzelt er auch die sentimentale Ader im Leser, aber davor braucht man sich nicht zu fürchten, das gehört zum Leben schließlich dazu.
Wem das noch nicht reicht: das Buch hat den Britischen Buchpreis 2017 für den besten Roman des Jahres bekommen.