Von Titans Kindern hatte ich mir bei all den Lorbeeren, die Aiki Mira in diesem Jahr für ihre KG-Arbeiten eingeheimst hat, auch mehr versprochen.
Die auf dem Klappentext extra erwähnte "Space-Symbiose" der drei Protas bildete zu meiner Enttäuschung nur den Background und wurde kaum wirklich beleuchtet, wirkte wenig ausgearbeitet.
Das größte Plotthole gab´s direkt am Anfang, was blöde war, weil es für mich einen Misston unter die gesamte Lektüre gelegt hat: Die ursprüngliche Destination war der Mars. Stattdessen wird mal eben mirnichtsdirnichts zum Titan umgeleitet. Das ist die 20-fache Entfernung! In der lapidar dargestellten Art und Weise völlig unglaubwürdig. Danach konnte ich wenig von der dargestellten Mission wirklich ernst nehmen.
Rain ist als Charakter spannend, aber als Identifikationsfigur zu far out für mich gewesen. Marlon fand ich geradezu platt und die sich nach und nach zeigenden Tiefen seines Charakters unschön angepappt.
Die Fremdevolution auf Titan war spannend zu lernen und die Suspence-Passage, als die Identität des unheimlichen Mitbewohners auf der Station noch nicht klar ist, war aufregend. Da hat sie mich gehabt.
Aber die Winkelzüge der weiteren Story fühlten sich ineffizient an. Viel Gebimmel bei wenig Ertrag für die Story.
Das Finale ist eine recht herkömmliche Räuberpistole, wofür ich ja grundsätzlich zu haben bin, bei der Vorbereitung, dann aber doch unbefriedigend blieb.
Aikis Schreibstil will hipp und modern sein. Bei ihren KGs kann ich mir das als Stimmungsgeber auch sehr gut vorstellen. Über die Länge eines Romans fand ich ihn sehr angestrengt.
Tut mir leid, ich werde kein Aiki-Fan.
Den Camus habe ich durch. Überhaupt nicht meine Brot-und-Butter-Literatur. Dazu in einigen Belangen (Stil, Frauenbild) etwas antiquiert anmutend. Trotzdem hat mich das Buch gepackt. Als Pandemie-Erfahrener hat es der Roman aber bei mir auch leichter gehabt. Ich empfehle es jedem Interessierten.
Als nächstes habe ich hier den Debutroman einer viel versprechenden deutschen SF-Autorin für den anstehenden Urlaub liegen. Meine Frau sah das Cover und murmelte im breitesten Ruhrpott-Slang "Dat Jestrüpp".
Cheers - Frank