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Was lest ihr gerade? ab 2018

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Salamander:
Ich lese gerade - wieder entdeckt - Krimis von Louise Penny. Mir gefällt die Vielschichtigkeit ihrer Figuren, und natürlcih die Krimihandlung.
Und nachmittags höre ich auf SWR das "Zittern des Fälschers" von Patricia Highsmith.

Franziska:
Hallo Salamander und alle,

schön dass Geschmäcker so unterschiedlich sind. Ich habe von Louise Penny zwar nur "Hinter den drei Kiefern" gelesen, aber das hat mich nicht so vom Hocker gehauen. Irgendwie zu brav, der Ermittler zu wenig kantig. Das mag aber daran liegen, dass ich ohnehin nicht so die Krimileserin bin. Die kulinarischen Krimis von Hillenbrand finde ich aber ganz okay. Und Schorlau sowieso. Und psychologische Geschichten, wie etwa die beiden Bücher von Romy Hausmann ("Liebes Kind" und "Martha schläft", ersteres ist eindeutig das bessere).

Meistens ist mir aber Belletristik lieber.
Gerade habe ich "Writers & Lovers" von Lili King beendet. Anfangs war es ein bisschen unspannend mit viel Beschreibung, dann entfaltet sich eine wunderschöne Geschichte. Es geht um eine junge Frau, die ihren ersten Roman schreibt und nebenher in einem schicken Restaurant kellnert. Ihre Mutter ist gerade gestorben, ihr Vater ein Arschloch. Und sie kann sich nicht zwischen zwei Vielleicht-Beziehungen entscheiden. Zitat (so oder so ähnlich): "Es ist die Wahl zwischen Feuerwerk und Kaffee im Bett - immer."
Es geht auch um ihren prekären Lebensstil und die Frage nach Zugehörigkeit/irgendwo-Ankommen. Richtig schön, vor allem durch die tollen Figuren und Szenen!

Jetzt habe ich mit "Drei" von Dror Mishani angefangen. Aber bin ich noch nicht sicher, ob ich es weiterlesen will.

Liebe Grüße
Franziska

PS:
Da ich in älteren Beiträgen hier über mehrere negative Meinungen zu Atwoods "Report der Magd" gestoßen bin: ich fand das Buch großartig. Es stimmt zwar, dass der Stil eher nüchtern ist (wobei mir das nicht so aufgefallen ist, weil ich es auf englisch gelesen habe, ich glaube, da kommt es anders rüber). Aber inhaltlich ist es eines der Bücher, die in mir einen Nachhall erzeugen. Es ist gruselig, in dem was an möglichem Patriarchat dargestellt wird. Und dann gibt es mehrere Referenzen, die Bezüge zu tatsächlichen Welten herstellen. Seien es religiös-konservative Amerikaner oder fundamentale Formen des Islams. Auch die Underground-Womenroad, die es in dem Buch gibt, verstehe ich als Referenz an die Underground Railroad und damit an die Kämpfe gegen Sklaverei, und damit auch als eine Art zu sagen, dass derartige Ausbeutungsverhältnisse (körperliche und geistige Unterwerfung, inklusive sexueller Ausbeutung, totale Dominanz des vorherrschenden Systems) tatsächlich existiert haben (und existieren). "Der Report der Magd" ist wahrscheinlich der wichtigste gender-relevante Roman, den ich bisher gelesen habe. Ein absoluter Weckruf.

merin:
Der Report der Magd steht auf jeden Fall noch auf meiner Leseliste. Franziska, kannst du dir vorstellen, es mir zu leihen?

Ich habe Rowantya. Das Erbe des Medon von Christina Meyers gelesen. Na gut, ich habe die ersten 12 Seiten gelesen. Dann habe ich es aufgegeben.  Das Buch ist offenbar im Selbstverlag erschienen und Meyers hat es echt drauf mit der Werbung: Ich bin dem Buch immer wieder über den Weg gelaufen und hab dann bei einer Gratisaktion zugeschlagen.
Mir ging es mit dem Buch so, dass ich mich gefragt habe, ob sie niemand versucht hat, davon abzuhalten, etwas so Unfertiges zu veröffentlichen. Es liest sich wie ein Schulaufsatz: Die Sprache ist an vielen Stellen holprig, es wird Unwichtiges oder Unnötiges benannt (wie dass eine Person, der etwas gegeben wird, dieses nimmt), die Dialoge sind steif oder hölzern und es wird selbst die kleinste Nebenperson beschrieben – und das immer gleichförmig (Haarfarbe, dick oder dünn, Kleidung). Irritierend war für mich auch, dass das Buch mit einer Szene beginnt, die zwar neugierig macht, aber die die Lesenden in die Irre führt: Ein Junge geht durch eine dunkle Gasse. Die Leserin wartet gespannt. Und dann passiert: nichts. Er sieht sich in einer spiegelnden Scheibe an und kommt an sein Ziel. Dort hat er eine magische Entladung, die die halbe Stadt lahmlegt. Aber die Personen, die neben ihm stehen, sagen nur „huppala“ und machen dann weiter im Programm. Dann gibt es einen Zeitraffer und es geht mit dem jungen Erwachsenen weiter – dabei hatte ich die Geschichte über den Jungen erwartet, der so viele Adoptivfamilien verschlissen hat. Das hat mich neugierig gemacht, wird aber mit wenigen Nebensätzen abgetan. Der Klappentext lässt erahnen, dass ich einer nebensächlichen Rückblende aufgesessen bin, die die Autorin aus irgendeinem Grund an den Anfang des Textes gesetzt hat – statt mich mitten in den texttragenden Konflikt zu werfen (den ich bislang noch nicht erahnen kann).
Mich erinnerte dieser Text an manche Texte von Anfänger:innen, die hier so auf dem Rost landen. Nicht der schlechteste Beginn als Autorin - aber echt auch noch weit von etwas entfernt, was nicht irgendwann unter den Begriff "Jugendsünde" fällt. (Hab' ich erzählt, dass ich meinen ersten Roman wiedergefunden habe? Der las sich ähnlich. Zum Glück liegt er nur im Schrank.   :cheer:) Ich glaube, vielen Leuten ist nicht bewusst, wie viel Handwerk in so einem Buch stecken muss, damit es etwas taugt. Und es dauert einfach Jahre das zu lernen - wie bei jedem Handwerk.

Franziska:
Liebe Merin, generell verleihe ich Bücher sehr gerne, aber leider habe ich "Der Report der Magd" selbst nicht.
(Ich war den Oktober über in Portugal und habe dort zur Untermiete bei einem Bekannten gewohnt, der hatte die englische Ausgabe im Regal stehen. Sonst hätte ich sie selbst auch immer noch nicht gelesen.)
Aber ich fand es so gut, dass ich es mir irgendwann noch anschaffen will. Falls es mir bald über den Weg läuft, versuche ich mich an den Leihwunsch zu erinnern ;)

merin:
Kein Problem. Irgendwann hat ja auch die Bibliothek wieder offen. Hoffentlich.

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