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Was lest ihr gerade? ab 2018

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Juni:
Damit ist 'realitätsnahe ' SF  gemeint. (Wie / Wer sich auf das Urteil auch immer einigt...)
Diie beschriebene Handlung könnte nach derzeitigem Wissensstand 'wirklich' so stattfinden.

Viskey:
Ich lese gerade "A Handmaid's Tale". Wollte ich seit dem Film mit Natasha Richardson und Robert Duvall schon immer. Jetzt, wo es auch als Serie verfilmt worden ist, steht es wieder in den Läden, und ich hab's (endlich) eingepackt.

Wenn ich nicht vom Film her eine Ahnung hätte, wie es ausgeht (vorausgesetzt, sie waren nicht allzu kreativ bei der Verfilmung) ... ich weiß nicht, ob ich noch weiterlesen würde. Es ist nicht schlecht, ganz und gar nicht, aber so nüchtern und streng ... es passt also hervorragend zum erzählten Inhalt, aber für mich ist dieser Stil halt nicht leicht zu lesen, ich mag's dann doch etwas lebendiger. Und das von mir, die icih den eigenen Stil gerne eher in der nüchternen, sachlichen Ebene ansiedelt. :watchout:

Ich werde es aber in jedem Fall zu Ende lesen, weil ich a) sehen will, wie es in der Buchvorlage wirklich ausgeht und b) gute Bücher zu Ende gelesen werden sollten, auch wenn sie nicht komplett dem eigenen Geschmack entsprechen. Gute Bücher haben sich das verdient.

Aure:
"Bericht der Magd" habe ich mittendrin abgebrochen, aus genau den von dir genannten Gründen, Viskey. Ich weiß nicht, ob ich es zuende lesen werde; momentan hab ich kein Bedürfnis danach, obwohl ich den ganzen Hintergrund der Geschichte wahnsinnig interessant finde.  Die Serie kenne ich nicht.
Ich finde ebenfalls, dass der Stil den Inhalt hervorragend unterstreicht. Und auch der Titel im Deutschen ist sehr passend, es liest sich wie ein Bericht. Das führt bei mir allerdings dazu, dass ich nicht mitfiebere. Ich muss nicht wissen, wie es weitergeht, ich denke nicht ständig darüber nach und ich tauche nicht innerhalb von kürzester Zeit wieder in die Welt des Buches ein, wenn ich weiterlese. Da ich selten Zeit habe, länger als mal eine halbe Stunde am Stück zu lesen, stört das sehr.
Mich kann, unabhängig von Spannung in der Handlung, auch Sprache sehr schnell wieder in ein Buch ziehen, aber dazu ist sie wie ja schon von dir erwähnt, viel zu nüchtern für mich.

In Zeiten, in denen ich viel zu viel zu tun habe, bleibe ich gerne bei ganz seichter englischer Lektüre, über die ich kein Stück nachdenke, und die mich nur aus dem Alltag mitnimmt.
Zwischendurch versuche ich mich auch mal an Büchern, die mich aus anderen Gründen reizen, aber wenn ich alle paar Jahre mal eines finde, das mich so richtig umhaut, werde ich danach länger mit keinem anderen mehr warm.

Zuletzt perfekt war "Die Vegetarierin". Gelesen habe ich es erst im zweiten Anlauf, weil ich mir nach dem Klappentext und den ersten paar Sätzen was ganz Anderes darunter vorgestellt habe. Einen schwer zugänglichen, nüchtern geschriebenen Text nämlich, der mir irgendwas zeigen will, ohne es auszusprechen, das ich aller Wahrscheinlichkeit nach dann doch nicht verstehen werde.
Dass ich es überhaupt gelesen habe, ist nur einer Empfehlung zu verdanken.
Geschrieben ist das Buch in drei Teilen, jeder Teil wird aus der Perspektive einer anderen Figur erzählt und greift auch die Kernthemen aus deren Sicht auf. Es geht um Identität und die Suche danach, dahinter um Selbstbestimmung, vielleicht auch um Integrität, um Scham und um das Gefühl des Abgeschnittenseins, von sich selbst, von anderen.
Die Sprache ist eher schlicht und ich fand sie leicht zugänglich, gleichzeitig sehr poetisch und ich persönlich habe sie als unglaublich eindringlich erlebt.
Das Buch ging richtig tief und wird mich sicherlich noch eine ganze Weile nicht loslassen und sobald ich die Zeit finde, werde ich es ein zweites Mal lesen.
Vielleicht kann ich dann besser erfassen, was genau mich daran so wunderbar betroffen gemacht hat, momentan tappe ich nämlich im Dunkeln.

Trippelschritt:
Hard Science Fiction ist nach meiner Kenntnis die technische Variante, mit der einmal alles angefangen hat. Raumschiff Enterprise passt da ganz gut hin.

Von dort ging es dann erst einmal in social sciences, für die u.a. Ursula LeGuin eine herausragende Vertreterin war. Das waren die späten Sechziger und sie Siebziger. Heute ist die Technik zurückgekommen. Ci Xin Liu, der chinesische Autor hat mir seiner Trilogie wetweites Aufsehen erlangt. Der erste Band ist sensationell, der zweite - ich habe mich durch ihn hindurchquälen müssen, der dritte liegt noch ungelesen herum.

Ci Xin Liu ist nur ein mäßiger Schriftsteller, was das Erzählhandwerk angeht, aber seine Ideen sind genial. Es ist von Haus aus Ingenieur/Techniker. Ich finde er hat zurecht den Hugo gewonnen, was für einen Nichtamerikaner eine Sensation ist.

Liebe Grüße
Trippelschritt

merin:
Ich habe Tyll von Daniel Kehlmann gelesen. Ich fand es so grauselig, aber nach dem ersten Kapitel sehr fesselnd. Kehlmann hat eine sprachliche Tiefe, die wirklich umwerfend ist. Und er schafft es, mich so in die Welt eintauchen zu lassen, so viel dabei lebendig werden zu lassen! Dabei ist der Roman nicht chronologisch erzählt und hat keinen klaren Protagonisten, bekommt es aber trotzdem hin, spannend zu sein. Besonders beeindruckt hat mich, dass man ganz oft nicht weiß, was real und was Fantasie ist, was eigentlich passiert. Und gerade dieses Schwimmen macht eine Faszination des Buches aus, weil es so eine große Lebensnähe hat.

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