"Bericht der Magd" habe ich mittendrin abgebrochen, aus genau den von dir genannten Gründen, Viskey. Ich weiß nicht, ob ich es zuende lesen werde; momentan hab ich kein Bedürfnis danach, obwohl ich den ganzen Hintergrund der Geschichte wahnsinnig interessant finde. Die Serie kenne ich nicht.
Ich finde ebenfalls, dass der Stil den Inhalt hervorragend unterstreicht. Und auch der Titel im Deutschen ist sehr passend, es liest sich wie ein Bericht. Das führt bei mir allerdings dazu, dass ich nicht mitfiebere. Ich muss nicht wissen, wie es weitergeht, ich denke nicht ständig darüber nach und ich tauche nicht innerhalb von kürzester Zeit wieder in die Welt des Buches ein, wenn ich weiterlese. Da ich selten Zeit habe, länger als mal eine halbe Stunde am Stück zu lesen, stört das sehr.
Mich kann, unabhängig von Spannung in der Handlung, auch Sprache sehr schnell wieder in ein Buch ziehen, aber dazu ist sie wie ja schon von dir erwähnt, viel zu nüchtern für mich.
In Zeiten, in denen ich viel zu viel zu tun habe, bleibe ich gerne bei ganz seichter englischer Lektüre, über die ich kein Stück nachdenke, und die mich nur aus dem Alltag mitnimmt.
Zwischendurch versuche ich mich auch mal an Büchern, die mich aus anderen Gründen reizen, aber wenn ich alle paar Jahre mal eines finde, das mich so richtig umhaut, werde ich danach länger mit keinem anderen mehr warm.
Zuletzt perfekt war "Die Vegetarierin". Gelesen habe ich es erst im zweiten Anlauf, weil ich mir nach dem Klappentext und den ersten paar Sätzen was ganz Anderes darunter vorgestellt habe. Einen schwer zugänglichen, nüchtern geschriebenen Text nämlich, der mir irgendwas zeigen will, ohne es auszusprechen, das ich aller Wahrscheinlichkeit nach dann doch nicht verstehen werde.
Dass ich es überhaupt gelesen habe, ist nur einer Empfehlung zu verdanken.
Geschrieben ist das Buch in drei Teilen, jeder Teil wird aus der Perspektive einer anderen Figur erzählt und greift auch die Kernthemen aus deren Sicht auf. Es geht um Identität und die Suche danach, dahinter um Selbstbestimmung, vielleicht auch um Integrität, um Scham und um das Gefühl des Abgeschnittenseins, von sich selbst, von anderen.
Die Sprache ist eher schlicht und ich fand sie leicht zugänglich, gleichzeitig sehr poetisch und ich persönlich habe sie als unglaublich eindringlich erlebt.
Das Buch ging richtig tief und wird mich sicherlich noch eine ganze Weile nicht loslassen und sobald ich die Zeit finde, werde ich es ein zweites Mal lesen.
Vielleicht kann ich dann besser erfassen, was genau mich daran so wunderbar betroffen gemacht hat, momentan tappe ich nämlich im Dunkeln.