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Neuer Bergkrimi - Charakterisierung eines Prota

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Oldlady:
Hallo Schnappschildkröte,

vielen Dank für Deine Röstung!


--- Zitat ---Ich bemüh mich, nicht wiederholend zu klingen, aber es ist leider sehr viel Infodump. Wobei mich jetzt der Anfang weniger stört (also wo er an die Leiche denkt und dann auch zurück an seine erste...) sondern erst wo er in die Dusche steigt. Da ist auch ein plötzlicher Launenschwung meiner Meinung nach.
Also, er ist zuerst mit den Gedanken bei Toten, wie shclimm das alles für ihn ist und dann plötzlich lächelt er, wie er den Namen des Shampoos liest. Das passt für mich wenig zusammen…

--- Ende Zitat ---
Die Wiederholung ist gut, das macht deutlich: alle Röster sehen Infodump. Gut zu wissen, da werde ich vieles streichen. Oder erst später reinbringen. Das mit dem Shampoo werde ich so ändern, dass er darüber gerade nicht lächeln kann. Und danach kürze ich stark.


--- Zitat ---
--- Zitat ---Eine helle Kinderstimme. „Papa! Ich habe eine Drei in Mathe!“
Ein Lächeln spannte seine Lippen. „Das ist großartig! Gut gemacht!“
--- Ende Zitat ---

Wenn das Kind sich so freut, wieso hat es dann nicht früher angerufen? Wieso erst, kurz bevor es schlafen geht? Wenn das Kind vorher schon angerufen hat, sollte es dazu auch was sagen. So alla "Endlich hebst du ab!", ich fände es unlogisch, wenn es das nicht getan hätte…
--- Ende Zitat ---

Ein sehr richtiger Einwand. Wird geändert.


--- Zitat ---
--- Zitat ---Seine Exfrau ließ die Zügel zu lang. Aber es war hoffnungslos, mit ihr über Erziehung zu diskutieren
--- Ende Zitat ---

Hier z.B.: Wenn ihn das ärgert, würd ich ihn auch drüber ärgern lassen, also emotionaler, oder eben auch ergebener (innerlich Seufzen oder sowas).

--- Ende Zitat ---
Die Details über die Exfrau lasse ich weg. Wahrscheinlich bringe ich nur den Anruf des Kindes.

Oldlady:
Hallo Merin,

herzlichen Dank!

Erbsen sind immer gut. Immerhin soll der Text demnächst zurück zum Lektor.


--- Zitat ---
--- Zitat ---All das spielte keine Rolle mehr für ihn. Jetzt lag er tiefgekühlt in einer Schublade der Pathologie, mit bläulicher Haut und kalt wie Eis. Sebastian wusste, wie sich das anfühlen würde, wenn man ihn berührte.
--- Ende Zitat ---


Besser: "Sebastian wusste, wie es sich anfühlen würde..." Sonst dachte ich erst, es geht darum, dass jemand Sebastian berührt und der auch so kalt ist.

--- Ende Zitat ---

Wird geändert.


--- Zitat ---
--- Zitat ---Er reckte sich genießerisch. Das Wasser strömte an ihm herunter und verschwand gluckernd im Abfluß.
--- Ende Zitat ---


Wird auch so klar und im Absatz davor wird auch genossen. Insgesamt ist diese Duschszene für mich aber irgendwie nicht überzeugend. Müsste er nicht seinen Körper anfassen und noch die Leiche sehen oder sowas?
Und was das Psychologiestudium da soll - das verstehe ich nicht recht. Das hilft erfahrungsgemäß wenig dabei, sich Strategien für den Umgang mit Tod zu erarbeiten.
--- Ende Zitat ---

Auch hier folge ich Deinem Rat: Genießerisch wird gestrichen. Allerdings glaube ich nicht, dass er unbedingt beim Duschen daran denkt, wie sich die Leiche anfühlt. Das hat er schon vorher getan. Und das Psychologiestudium fliegt raus (auch wenn das eventuell schon helfen kann)


--- Zitat ---
--- Zitat --- gibt der Text einen guten Eindruck, was für ein Mensch Sebastian ist?
--- Ende Zitat ---

Mhm. Jemand, der sensibel ist und geschieden, der seine Tochter mag und sich um sie sorgt. Jemand der seine Sorgen allein trägt und sich niemandem mitteilt. Dass er dann in den Biergarten geht passt für mich nicht so recht zum gezeichneten Bild.
--- Ende Zitat ---

Das mit dem Biergarten ist eine Entspannungsmethode. Hinterher mit Kollegen abschalten. Aber es muss hier nicht unbedingt rein.


--- Zitat ---
--- Zitat ---- ist das zu breit oder zu kurz?
--- Ende Zitat ---

Weder noch. Es fehlt eher ein roter Faden - wie er sich langsam beruhigt oder sowas. Nach 50 Leichen hat er da ja eine Strategie. Oder einen Grund, warum er keine hat.
--- Ende Zitat ---

ich versuche, die „Beruhigung“ etwas langsamer zu gestalten.


--- Zitat ---
--- Zitat ---- Sonstige Anregungen?
--- Ende Zitat ---

Ich kam gut rein. Du könntest, wenn Du ihn etwas vertiefen willst, ihm noch ein paar mehr Gedanken unterschieben. Wie schnell so ein Leben vorbei sein kann ... wie schade es ist, dass er Tochtername nicht mehr jeden Tag sieht... sowas. Dann hätte ich eine Idee, was ihn so mitnimmt an der Bergung und was ihn so erfreut an der Tochter.
--- Ende Zitat ---

Dass die Bergung ihn nicht kalt lässt, dafür braucht es, glaube ich, keine Begründung. Und eine Tochter, die anruft, ist für die meisten wohl erfreulich.
 :daaanke:

Oldlady:
Hallo Viskey,

Von Dir weiß ich, dass das Ablegen der Berufskleidung ein wichtiger Akt ist.  :daaanke:


--- Zitat ---
--- Zitat ---Sebastian streifte das dunkelgraue Hemd mit dem Schriftzug „Polizei“ über den Kopf und warf es auf den Boden. Dann ließ er sich auf der Bettkante nieder.
Er wusste, was nun geschehen würde.
--- Ende Zitat ---

Der Satz schafft nur Distanz, sonst tut er nichts. Würde ich also ganz rauswerfen. Du kannst das sehr viel eleganter lösen mit: Wie bei jeder Leichenbergung tat er während des Einsatzes das Notwendige, …
--- Ende Zitat ---

Werde ich umformulieren



--- Zitat ---
--- Zitat ---Was für ein Mensch war der Tote gewesen? Hatte ihn jemand wirklich geliebt, hatte er Freude am Leben gehabt?
--- Ende Zitat ---


Auch das fühlt sich ziemlich distanziert an und auch fremd. Ich kenne solche Gedanken von mir selbst nicht, auch nicht von den Kollegen, mit denen ich enger zusammen gearbeitet habe. Was nicht heißt, dass der eine oder andere solche Gedanken nicht doch hat. Was aber immer noch nichts daran ändert, dass es aus der Situation herausreißt.

--- Ende Zitat ---
Hmm .. da bin ich anderer Meinung. Ich empfinde das gerade nicht als distanziert.



--- Zitat ---Dass es sein erster Einsatz mit Leiche war, kann man sich mehr oder weniger denken, wenn dann kommt, dass er gerade mal 18 war. Sehr viel früher darf man auch nicht bei einer solchen Aktion mitmachen bzw. Mitglied in einer Rettungsorganisation werden. Eben weil es zu Situationen kommen kann, die psychisch belastend sind.
--- Ende Zitat ---

Ich finde es gerade interessant, dass er schon sehr früh damit konfrontiert wurde. Und manche Leser mögen wissen, dass ein solcher Einsatz nicht früher möglich ist, aber nicht jeder. 


--- Zitat ---
--- Zitat ---Es mochten etwa fünfzig Tote gewesen sein, die er als Retter und später als Polizeibergführer gesehen hatte. Und er steckte es noch immer nicht ohne weiteres weg.
Vielleicht war er zu sensibel. Als kleiner Junge hatte er einmal eine tote Blaumeise auf der Terrasse gefunden. Und er hatte geweint und Schattenrisse von Vögeln an die Fensterscheibe geklebt. 
--- Ende Zitat ---

Infodump
--- Ende Zitat ---

Davon hat der Text leider zu viel, aber gerade an dieser Stelle finde ich das nicht. Er erinnert sich, war schon immer durchaus sensibel.


--- Zitat ---
--- Zitat ---Natürlich waren auch die meisten seiner Kollegen nicht völlig abgebrüht. Es half, sich hinterher im Biergarten zu treffen, vielleicht über das Geschehene zu reden, miteinander zu entspannen.

--- Ende Zitat ---
Der Teil ist nur insofern interessant, weil ich mich frage, was Sebastians Methoden sind, um solche Erlebnisse zu verarbeiten. Das kommt nämlich nicht vor. Er bekommt Bilder von vergangenen Einsätzen in den Kopf ... und geht dann einfach duschen. Oder halt duschen. - Was ich, wenn das der Coping-Mechanismus sein soll, ziemlich sehr daneben finde. Von kalten Leichen zu heißem Sixpack in 5 Sekunden ... meh.
--- Ende Zitat ---

Das mit dem Sixpack fliegt raus. Aber ich glaube, dass die  innere Vorstellung, dass mit dem Duschen alles abgewaschen wird, schon hilfreich sein kann. Habe selbst schon mit vergleichbaren  Strategien gearbeitet. Und der Biergarten mit Kollegen, die dabei waren, ist auch keine schlechte Idee. Da kann man noch mal drüber reden, wenn man will.


--- Zitat ---
--- Zitat ---Seine paar Semester Psychologie-Studium waren nicht nutzlos gewesen …
--- Ende Zitat ---

Ich weiß nicht, aber dieses Psychologiestudium kauf ich ihm nicht ab. Irgendwie denkt er nicht so, als hätte er Ahnung von der wissenschaftlichen Seite der Problematik. Und außerdem bringt einem so ein Studium zwar eine Menge Durchblick, aber keine Strategie, wie man nun individuell wirklich mit so etwas umgeht.
Ich habe zwar selber nicht Psycho studiert, aber ich hoffe, in keinem Psychologiestudium wird eine heiße Dusche als Bewältigungsstrategie vorgeschlagen.

--- Ende Zitat ---
Die Dusche ist eine mögliche Strategie, wenn man damit bestimmte innere Vorstellungen koppelt (siehe oben).


--- Zitat ---
--- Zitat ---Eine helle Kinderstimme. „Papa! Ich habe eine Drei in Mathe!“
Ein Lächeln spannte seine Lippen. „Das ist großartig! Gut gemacht!“

--- Ende Zitat ---
Das wäre für mich der beste Punkt, um das zu beenden. Das Leben geht weiter, der Einsatz ist vorbei, er kann sich auf seine Vaterrolle konzentrieren und darin aufgehen. Fertig. Die Exfrau und die Handyfotos sind dann nur noch Ballast. Dass er - wie die Kollegen - in den Biergarten geht, kommt hier in jedem Fall zu spät.
--- Ende Zitat ---

Da hast Du Recht. Hintenraus werde ich kürzen. Das mit dem Biergarten war auch schon beim Text mit der Leichenbergung drin.



--- Zitat ---
--- Zitat ---- gibt der Text einen guten Eindruck, was für ein Mensch Sebastian ist?
- riecht er nach Infodump?

--- Ende Zitat ---
- Eindruck ... jein. Die Dinge, die ihn charakterisieren, kommen irgendwie zu kurz: Wie fühlt er sich nach diesem Einsatz bzw. generell nach einem solchen Einsatz? Wie geht er damit um, was macht er, um sich von diesen Erlebnissen nicht unterkriegen zu lassen?

--- Ende Zitat ---
Ich glaube das wird hier schon deutlich. Infodump ist klar, da schmeiße ich viel raus.

 :daaanke:

Oldlady:
Hallo Ryek,

vielen Dank!


--- Zitat ---Es reicht, anzudeuten, insbesondere wenn es einige Sätze später eingelöst wird. Vor dem Duschgang lassen sich gut die Hälfte der Sätze streichen, dass würde nach meiner Meinung den Text prägnanter machen. Schlaglichter statt Erzählung.

--- Ende Zitat ---
Ich werde sehr viel streichen, aber Rückblenden sind in Sebastians Situation schon angemessen, glaube ich. Wie viel davon und wie man das ausführt, ist natürlich etwas anderes. Der Prota verarbeitet … denkt … Die Action ist vorbei.
Ohne inneren Monolog kann ich mir die Szene nicht recht vorstellen.

Oldlady:

Hallo Trippel,  :daaanke:


--- Zitat ---Nach Deiner Erklärung sehe ich Licht und die Lösung ist einfach (in der Theorie). Nimm den Tupfpinsel und charakterisiere den Sebastian durch zwei oder drei Reaktionen/Entscheidungen/Taten, die herausstechend sind. Beispiele kann ich nicht geben, weil die davon abhängen, was Deine Figur macht, wenn sie wieder wichtig wird. Der spätere Aufritt bestimmt die Eigenschaften, die du vorn zeigen willst.
--- Ende Zitat ---

der Tupfpinsel wird später durchaus eingesetzt, Sebastian  wird von verschiedenen Leuten  aus ihrer Perspektive gezeigt. Und er ist ein wichtiger Handlungsträger. In diesem Abschnitt versuche ich, seine menschliche Seite zu zeigen. Und zwar so, dass der Leser noch einen anderen Eindruck von ihm hat als den des Polizeiprofis, der eine Leiche birgt. Ziel der Verarbeitungsszene ist, dass der Leser ihn nicht vergisst, bis er wieder ins Geschehen eingreift.  Dabei habe ich ganz offensichtlich des Guten zu viel getan.

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