Teufelszeug > Theorie
Bestseller schreiben: Ja oder nein
Trippelschritt:
Jungautoren sehen sich früher oder später vor die Entscheidung gestellt, ob sie Bestseller schreiben oder gute Schriftsteller werden wollen. Wie man das erreicht, verschieben wir mal auf später. Wichtiger ist, dass zwischen diesen beiden Zielen ein fundamentaler Unterschied besteht und das Erstreben des einen das andere behindert. Auch der Lohn unterscheidet sich.
Wer ein guter Schriftsteller werden will, versucht gute Bücher zu schreiben und verspürt mit jedem Buch, das er geschrieben hat, ein wunderschönes Gefühl. Vor allem dann, wenn es ihm auch noch gelingt, einen kleinen Kreis von Lesern zu finden, die seine Werke schätzen.
Wer ein bekannter/Berühmter Schriftsteller werden will, gersucht Bücher zu schreiben, die sich gut verkaufen. Er will davon leben können und womöglich noch höher hinaus. Was ein Bestseller ist, darüber lässt sich streiten, denn es gibt große und kleine Bestseller. Bei großen scheffelt man Millionen, bei kleinen kann man davon recht gut leben, wenn man einen Roman nach dem anderen produziert.
Denkt mal ein wenig darüber nach.
Klar ist, dass ein gutes Buch nicht unbedingt ein Bestseller wird. Andererseits schadet es auch nichts, wenn man gute Bücher schreibt. Das zu erlernen kostet aber viel Zeit, während der man sich irgendwie finanzieren muss. Aber es bereitet Freude, gute Bücher zu schreiben.
Wie man Bestseller produziert, weiß niemand - sagt man in den Verlagen. Aber das stimmt nicht so ganz. Das trifft nur für die großen Kracher zu. Für die etwas Kleineren Ausgaben sieht es nicht ganz so verzweifelt aus. Es ist machbar, auch wenn nicht alle Bestseller demselben Strickmuster folgen.
Ich werde Später noch etwas dazu sagen, aber jetzt ruft mich erst einmal mein dritter Band meiner Paranaea-Trilogie. Das Rohmanuskript soll vor Weihnachten noch fertig werden.
Liebe Grüße
Trippelschritt
June:
Hallo Trippelschritt,
danke für diese Aufschlüsselung. Mir war vorher nicht klar, dass das so hart getrennt wird. Dann dachte ich an Günter Grass schreibt keine Bestseller, aber er ist in der Literatur bekannt und (wohl) anerkannt.
Was das Gehalt angeht, so gleicht sich das für mich aus - denke ich. Die Bestseller bringen Geld pro Buch und die guten Bücher heimsen Autorenpreise ein, wo oftmals mehrere 1000 Euro dranhängen. Und natürlich der Literaturnobelpreis :D Ich weiß, ich weiß, wir sprechen nicht von solchen. Aber möglich wäre es ja. Theoretisch.
Gibt aber auch Leute, wie Neil Gaiman und die Harry-Potter-Tante, die wohl beides verbinden. Irgendsoetwas würde ich auch anstreben, falls es mein diesjähriges NaNo Buch tatsächlich in die Überarbeitung und dann zu Testlesern schafft. :)
Ansonsten bin ich mit meinen Kurzgeschichtenwettbewerben immer noch sehr zufrieden, da ich nicht davon leben muss und mir auch kein Schreiben auf Druck vorstellen kann.
LG, Ryrke
Oflinitrium:
Ich denke nicht, dass es tatsächlich so hart getrennt werden kann (oder getrennt werden sollte). Gerade bei den ersten Bestsellerwerken von Autoren habe ich häufig das Gefühl, dass da noch ordentlich Herzblut drinnen steckt, während ich bei so genannten "guten Schriftstellern" das Gefühl habe, dass sie sich sich viel zu gerne selbst zelebrieren. Zugegeben meist ist das zweite Werk von Bestseller Autoren schwächer als das erste, weil sies dann tatsächlich versucht haben und weniger frei gedacht haben. Aber grundsätzlich ist mir deine Beschreibung zu sehr schwarz und weiß, denn jeder hat andere Ansprüche an sich selbst und an die Werke die man gerne liest. In welche Richtung da das Pendel ausschlägt muss keine bewusste Entscheidung sein.
merin:
Ich sehe das ähnlich wie Trippel und ich will ganz klar ein gutes Buch schreiben. Mir fiel es lange schwer, zu verstehen, dass manche KollegInnen es wichtiger finden, ihre Bücher gut zu verkaufen. Inzwischen finde ich das ein legitimes Ziel, zu dessen Erreichen ich einfach weniger Wissen habe.
Ich spitze mal ein wenig zu, einfach der Deutlichkeit halber: Meine Erfahrung ist, dass ein gutes Buch eigene Sprache braucht und ein Überwinden oder Spielen mit Klischees und Stereotypen. Ein gutes Buch ist immer ein Experiment, ein Wagnis und zwar eins der intimen Art. Ein Bestseller dagegen kann auf bekannte Zutaten setzen. Er sollte nicht zu sehr herausfordern oder verwirren, weil das keine Massen an LeserInnen anzieht.
Ich denke auch, dass es Schnittmengen zwischen beidem gibt, aber ich bin mir sehr sicher, dass viele gute Bücher keine Bestseller und viele Bestseller keine guten Bücher sind. Bestseller schreiben heißt letztlich, den Zeitgeist getroffen zu haben und ein gut konsumierbares Gut produziert zu haben, das sich in den kapitalistischen Markt einfügt. Als alte rebellische Seele misshagt mir das zutiefst. Aber mei ... von irgendwas muss man ja leben!
Supertim99:
Ich schließe mich ganz merin an. Und erweitere auf die gesamte Kunst. Wir haben einen sehr intelligenten Musik- und Lateinlehrer und wir haben das ganze Schuljahr noch kein Stück analysiert, das irgendwie "schön" klang. Die extrem intelligenten Werke brechen fast immer mit den zeitgemäßen Konventionen, was auch Grund dafür sein mag, dass viele dieser Künstler erst nach ihrem Tod wirklich "berühmt" werden - es braucht kluge UND für Neues offene Köpfe, um das Genie eines Stückes zu erkennen.
--- Zitat ---Ein Bestseller dagegen kann auf bekannte Zutaten setzen. Er sollte nicht zu sehr herausfordern oder verwirren, weil das keine Massen an LeserInnen anzieht.
--- Ende Zitat ---
Wie diese immergleichen "Tatort" Folgen, in denen jemand stirbt, Leute, zu denen man meist keine Bindung aufbauen kann, nach dem selben Muster befragt werden und die Kommissare selbst ständig irgendwelche privaten Krisen haben, über die sich nicht reden wollen. Trotzdem schauen es sich viele Leute an, vermutlich einfach aus Gewohnheit. Ich schalte meist geistig irgendwann ab, da mich die Figuren nicht interessieren, und weiß dann 10 Minuten später nicht mehr, wer jetzt mit wem verwandt war. :biggrin:
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