@Merin: Ich weiß schon, warum ich gute Bücher in Anführungsstriche gesetzt habe. (Einmal leider auch nicht). Die Bewertung gut gibt es streng genommen nicht. Es muss immer "gut für" heißen, Aber da jeder für sich wissen wissen muss, was für ihn gut ist, werde ich nichts dazu sagen. Allerdings dachte ich, dass klar sei, was ich unter guten Büchern verstehe, nachdem unsere Diskussion den obigen Verlauf genommen hat.
Jetzt zu den Bestsellern. Und dazu hat Oflinitrium ja bereits einiges gesagt. Und ich habe dazu ja auch keine Analyse oder Untersuchung gemacht. Ich habe einfach viel gelesen und dabei ist mir Einiges aufgefallen, das weder vollständig noch 100% richtig sein kann.
Es gibt Bestseller, die nur durch Marketing zum Bestseller wurden und welche, wo der Name des Autors ausreichte. So etwas liegt nicht in den Händen eines angehenden Hobbyautors. Dann gibt es welche, wo selbst im Nachhinein niemand versteht, wie sie an die Spitze gekommen sind und hin und wieder ein Buch, weil es die Stimmung der Zeit getroffen hat. Auch wenn es in bestmmten Sparten Menschen gibt, denen es gelingt, eine solche Stimmung hin und wieder zu treffen (in der Oh Kotür der Mode, z.B.), geschieht es bei Büchern zufällig.
Ich habe vor einigen Tagen den ersten Band einer Serie für jüngere Leser reingezogen, bei dem ich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen konnte, den ich aber trotzdem am Stück einfach runtergelesen habe. War durchaus interessant. Später habe ich dann erfahren, dass die Autorin eine Bestseller Autorin war,
In früheren Jahren habe ich wie viele andere auch gern Mario Simmel gelesen. Selbst, wenn der Spruch stimmt, wer einen Simmel kennt, kennt alle, hat mich das nicht gestört. In einen der Bände habe ich vor kurzem noch einmal hineingeschaut. War nix. Meine elterngeneration hat gerne Konsalik gelesen, der für das "Establishment" unter aller Würde war. Aber die Verkaufszahlen waren riesig.
Das gab mir zu denken.
In der amerikanischen Film(?)/Fernsehindustrie galt mal das KISS-Prinzip. Keep it simple and stupid. Und da ist tatsächlich etwas dran. Und jetzt muss ich vorsichtig sein, dass ich nicht herablassend klinge, aber ich habe auch an mir selbst etwas beobachtet, das u.a. im McKee Lehrbuch für Drehbuchschreiben) erwähnt wird.
Die Fähigkeit Qualität zu genießen steigt mit dem Lebensalter und der Bildung, was u.a. bedeutet, subtile Andeutungen und sprachliche Finessen etwas für die Älteren sind, wohingegen für die Jüngeren alles recht deutlich geschrieben werden muss. Ich erlebe es gerade wieder. Ich lese The Dispossed von LeGuin, das ich mit 30 gelesen habe. Was für ein Buch! Auch wenn man berücksichtig, dass es heute ein wenig aus der Zeit gefallen ist. Ich fand es auch damals bereits gut, aber seine Tiefe erschließt sich mir erst jetzt. Aber in der Musik beginnt man ja auch nicht gleich mit Symphonien.
Bestseller sind meistens einfach im Plot und sie holen die Leser dort ab, wo sie stehen. Damit hat man bereits zwei gute Kriterien. Wenn das aber alles wäre, hätte der Schreibanfänger das große Los gezogen. Es muss also noch etwas dazu kommen. Auch Bestseller brauchen ein paar gute Dinge, die man sich erst erarbeiten muss.
Die Leser dort abholen, wo sie stehen, bedeutet, dass sowohl Genre als auch die zentrale Idee des Romans passen müssen. Liebesromane gehen immer, Krimis meistens und Fantasy hat immer das Potential für kleine Bestseller.
Dazu müssen mindestens noch zwei andere starke Punkte kommen. Die Sprache muss gefällig und vor allem nach Profi klingen. Wenn der Anfängeramateur bereits am Satzbau zu erkennen ist, muss er weiter an der Sprachbeherrschung arbeiten, bis er es kann.
Und der zweite Punkt sind Ideen. Der Bestsellerautor muss seine Leser immer wieder überraschen können, auch wenn Rosamunde Pilchers Bücher davon leben, dass es kaum Überraschungen gibt. Früher war es Courts Mahler. Dort werden feste Erwartungen getroffen, aber ich kenne keine Genre außer Liebesromanen, wo das so leicht möglich ist. Aber auch diese Damen Konnten/können schreiben und beherrschen ihre Sprache. Und auch den Bestsellerautoren wird der Erfolg nicht geschenkt.
In diesem Sinne
Frohes Schreiben
Trippelschritt
EDIT: Fabian, vergleiche mal die beiden Anforderungsprofile an den Autor