Hallo,
Auch mal wieder Röstgut von mir. wetzt die Gabeln, nehmt euch Zeit, ich werd's auch tun.
Diese Szene schließt direkt an die Jagdszene an und endet quasi direkt vor der Szene in der er das erste Mal ihre Stimme in seinem Kopf hört. Teile werdet ihr vielleicht aus anderen Röstungen wiedererkennen. das liegt daran, weil ich sie verschoben habe. Der Teil in dem ich die Schule selbst beschreibe z.B. braucht keine so ausführliche Röstung wie die restlichen Textabschnitte. hier kommt es mir nur darauf an, ob der Text durch die Versiebung an anderer Stelle noch immer harmonisch und homogen wirkt, oder ob das plötzlich fehl am Platz wirkt.
Ansonsten hab ich es in der inspirierten Feder schonmal gesagt: irgendwas stört mich an meinen Texten aber ich kann es nicht ganz greifen. da is was nicht so rund wie es sein sollte und das fuchst mich. vor Allem, weil ich nicht erkennen kann was.
zum Schluss: ich hab mitten im Text, wo es um den Musikunterricht geht, eine Frage eingebaut, die euch vielleicht ein wenig rausreißen wird, die mir aber wichtig ist.
wieder habe ich, zur besseren Übersicht, Absätze, zwischendrin mit drei *** getrennt, es gehört jedoch alles zum selben Kapitel.
Dann mal viel Spaß beim Lesen und Rösten.
LG, Nalee
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Auf Zehenspitzen bewegte ich mich durch das dunkle Haus. Es war bereits nach Mitternacht. Mutter und die Mädchen waren schon zu Bett gegangen und ich musste darauf achten, leise zu sein, um niemanden zu wecken. Mein Herz pochte, doch nicht aus Angst, sondern wegen der Vorfreude, die ich wegen des Wiedersehens mit dem Wolf verspürte. Ich hätte mich darüber wundern müssen. Ich hätte Angst vor dem wilden Tier haben müssen, doch stattdessen fand ich ihn einfach nur schön. Ich erreichte die Haustür. In dem Moment fiel mir ein, dass in der Küche noch ein Rest des Abendessens sein musste.
Fasanenbraten, vielleicht hat er Hunger. Ich machte Kehrt und schlich zur Küche. Der Braten stand unter einer Abdeckung auf der Anrichte. Ich wickelte ein großes Stück davon ein und Wandte mich erneut zur Tür hin.
Moment! Von der Treppe aus lag die Vordertür am Nächsten, von meinem Zimmer aus der kürzeste Weg nach draußen. Doch von der Küche aus, war die Hintertür schneller zu erreichen. So leise ich es vermochte, schlüpfte ich in den Garten hinaus und schloss die Tür. Danach brauchte ich keine besondere Sorgfalt mehr darauf zu verwenden, möglichst leise zu sein. Ich schritt durch den Garten und passierte das kleine, eiserne Tor, das in die Hecken eingelassen war. Es quietschte leise als ich es hinter mir wieder ins Schloss fallen ließ. Der dunkle Wald wirkte jetzt, da der Mond hinter Wolken verborgen war, noch düsterer als in der Nacht zuvor. Trotzdem fand ich ohne Probleme zurück zu der Stelle, an der ich dem Wolf begegnet war. Doch als ich dort ankam, war ich allein. Enttäuscht ließ ich die Schultern sinken und stieß die Luft aus. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich sie angehalten hatte.
Natürlich bin ich allein. Wie konnte ich auch erwarten, dass er zu mir kommen würde? Ich hatte es gehofft. Vielleicht dachte ich wirklich, dass er hier im Gras liegen und auf mich warten würde. Dumm. Das war es. Ich wollte nicht sofort zurückgehen und setzte mich auf den Baumstamm, wo ich den eingewickelten Fasanenbraten neben mir ablegte. Ich dachte daran, wie es sich angefühlt hatte, den schweren Kopf auf meinen Schoß gebettet, das Fell des Wolfes unter meinen Fingern. Ich hatte erwartet gehabt, dass das Fell drahtig oder borstig wäre, stattdessen hatte es sich wie Samt angefühlt. Lebendig. In der Nähe knackte ein Zweig. Ruckartig drehte ich den Kopf in die Richtung aus der das Geräusch gekommen war. Sekundenlang rührte sich nichts. Dann tauchte der silberne Wolf zwischen den Bäumen auf. Freude breitete sich in mir aus. Ich lächelte und stand auf. Ein Knie ließ ich ins Gras sinken um ihm in die Augen schauen zu können. „Du bist gekommen.“, flüsterte ich, gebannt von diesen sonderbar klugen Augen, die mich neugierig betrachteten. Er kam herüber. Selbst auf drei Beinen bewegte er sich anmutig und elegant.
Majestätisch. Ein besseres Wort fiel mir nicht dafür ein. Er ließ etwas vor mir ins Gras fallen. Es war das Taschentuch, das ich benutzt hatte um seinen Lauf zu verbinden.
Er hat es mir zurückgebracht. „Ist es abgegangen? Wie geht es deinem Bein? - Lass mal sehen.“
Ich hielt die Hand ausgestreckt mit der Handfläche nach oben und er verstand. Er drehte sich zur Seite, sodass ich seine Wunde untersuchen konnte. Der Kräuterumschlag hatte sich abgenutzt und die Wunde lag frei. Ein Fetzen Fell hing lose daran und es fehlte ein großes Stück Fleisch. Zumindest hatte es aufgehört zu bluten. Eine hässliche Wunde, die für immer ihre Spuren hinterlassen würde.
Spuren der Unvollkommenheit, die die perfekte Erscheinung dieses Schönsten aller Wölfe trüben. Ich hatte Wasser und saubere Tücher für einen Verband mitgebracht. Ich reinigte die Wunde so gut ich konnte, schnitt vorsichtig den Fellfetzen ab und legte einen neuen Verband an. Diesmal verknotete ich ihn sorgfältig, sodass er nicht wieder abgehen konnte.
„So. Fertig.“, sagte ich lächelnd.
Der Wolf leckte mir dankbar über die Hände. Ich kraulte ihn hinter den Ohren. Dann griff ich nach dem Fasanenbraten, der noch auf dem Baumstamm lag.
„Ich habe dir etwas mitgebracht, mein Freund.“
Ich wickelte das Fleisch aus dem Tuch und legte es vor ihm auf den Boden. Er leckte mir einmal freudig über die Wange bevor er zu Fressen begann. Seltsam. Selbst jetzt war ich von der Schönheit und Anmut des Wolfes wie gebannt. Was war es, das mich so stark zu ihm hinzog? Ich wollte diesen Ort nicht mehr verlassen. Nur noch hier sein, bei diesem außergewöhnlichen Tier. Ich setzte mich in den Schneidersitz, lehnte den Rücken an den Baumstamm und begann seine Flanke zu streicheln. Entspannt und glücklich schloss ich die Augen. Ich dämmerte gerade in den Schlaf als der Wolf aufstand und mich anstuppste. Ich verstand. Er wollte nicht, dass ich die Nacht im Wald verbrachte. Traurig sah ich ihn an.
„Wirst du zurückkommen?“
Er nickte. Noch einmal leckte er mir liebevoll über das Gesicht und verschwand dann zwischen den Bäumen. Ich machte kein Geräusch als ich zurück auf mein Zimmer schlich. Lag ich erst im Bett, war ich binnen Minuten eingeschlafen.
***
Am nächsten Morgen holte Jamie mich wie jeden Morgen zu Hause ab. Gemeinsam legten wir den Weg zur Schule zurück. Das Imposante Gebäude stammte noch aus der Zeit, als unsere kleine Stadt gegründet worden war. Damals hatte der Lord in dem geräumigen Herrenhaus gewohnt. Als der alte Mann starb, stand das Haus lange leer, bevor es restauriert und als Schule hergerichtet wurde. Jetzt kroch wilder Wein stellenweise wie Blut an den Mauern der Fassade hinauf und rahmte einige der hohen, schmalen Fenster ein. An der Seite des Hauses befand sich ein kleiner runder Turm, der ein Treppenhaus barg, das sich bis hinauf unter das Dach wand. Breite, helle Sandsteinstufen führten hinauf zu einer schweren Eingangspforte, die von eisernen Beschläge eingefasst wurde. Unsere liebste Ecke jedoch, war ein kleiner halbrunder Pavillon, der sich an der Hauswand anschmiegte. Am Nachmittag wurde der Bereich von der Sonne durchflutet und eine kleine Sitzgruppe lud zum Verweilen ein. Die Klassenzimmer waren recht einfach ausgestattet. Mit breiten Tischen aus dunkel lackiertem Holz, vor denen unbequeme Stühle standen, auf denen nur ein dünnes Kissen für moderate Bequemlichkeit sorgen sollte... Erfolglos. Vor uns stand ein hagerer, hochgewachsener Mann mit wirr abstehenden, dunkelgrauen Haaren und viel zu langen Armen, tippte mit seinen Fingern immer wieder an die Brille und versuchte uns etwas über Musik beizubringen. Mr. Finley erzählte gerade von einem alten, schottischen Lied, das zu vielen Anlässen auf der Fidel gespielt wurde.
"In vielen Liedern unserer Kultur ist die Fidel, nebenbei bemerkt mein liebstes Instrument, als melodiegebendes Element nicht mehr wegzudenken. Dabei ist es eine schwierige Kunst, sie zu meistern."
Wie jeder im Internat mochte auch ich den Kunstunterricht. Mr. Finleys philosophische Betrachtungen von Lyrik und Poesie, sowie die Begeisterung, mit der er uns davon erzählte, hatten schon einige meiner Mitschüler dazu animiert, sich an eigenen Werken zu versuchen. Liam hatte einmal einen ganzen Satz Gedichte verfasst und Iomhair hatte sich an einer Melodie versucht. Ich selbst war weder Dichter noch Liedschreiber, doch ich genoss die philosophischen Gespräche über Bild und Sinn der Lyrik vieler Lieder. Am Ende eines jeden Unterrichtes, spielte Mr. Finley das betrachtete Lied auf seiner Fidel.
(soll ich den Liedtext drin lassen? Oder wäre das zu viel? Es ist ein altes, schottisches Volkslied... aber andererseits, ob das Buch dadurch nun eine Seite länger wird oder nicht… Meinungen dazu trotzdem erwünscht. Außerdem: wenn ich den Text drin lassen soll, soll ich ihn dann auf Deutsch oder auf Schottisch reinschreiben?) Two fair Sisters lived in a bower
there came a knight to be their wooer
he wooed the eldest with glove and ring
he loved the youngest aboon a thing
he courted the eldest with brooch and knife
he loved the youngest aboon his life
the eldest, she was angered sair
and envied her sister young and fair
The eldest said to the youngest ane
come and see our father‘s ship come in
she took her by the lilly-white hand
and led her down to the river strand
the youngest ane stood on a stane
the eldest took and pushed her in
she took her by the middle sae sma
and dashed her bonnie back to the ja‘
Oh sister, sister! Reach me your hand
and ye shall be heir of all my land
Oh sister, sister! Reach but your glove
and sweet william shall be your love.
Ye‘se have nae help fra hand nor glove
sweet william better be my love
sometimes she sank, sometimes she swam
until she came to Binnorie dam.
An elfin harper was passing by
that sweet pale face he chanced to spy
he made a harp of her brest bone
whose sound would melt a heart of stone
the strings he formed of her trasses lang
and heavy and doleful was their sang
with his harp he went to Binnorie Hall
where her father sat with his nobles all
he laid his harp upon a stone
and the harp began to play alone
O yonder sits my father the king
and yonder weeps my mother the queen
behind her stands my brother Hugh
with my love william, so sweet and true
But the Curse of God and thy sister Jean
be thine forever, though false Helen!
***
Lustlos stocherte ich in meinem Abendessen herum. In meinen Gedanken war ich bereits im Wald. Ich hatte unter der Treppe einen Beutel versteckt in dem sich gepökeltes Fleisch und frisches Verbandszeug befanden.
Ich hoffe, die Wunde hat sich nicht entzündet. Es erstaunte mich, wie stark meine Zuneigung zu dem Wolf in der kurzen Zeit gewachsen war. Dennoch fühlte es sich auf gewisse Weise völlig natürlich an.
„… haben ihre Zuneigung zu den McCann bekundet.“
Etwas verwirrt blickte ich von meinem Teller auf.
„Wie bitte?“
„Conran McBróghan glaubt, dass den McCann tatsächlich zu wenig Land zugesprochen wurde. Damit sind es nun zwei Familien, die Fürsprache halten.“
Politisches Geplänkel. Seit Wochen ging es nur noch um den Anspruch der McCann. Wenn Dùghall McCann seine Unterstützung ausbaute, würde es sicher bald zum Kampf kommen. Mutter sprach mich erneut an.
„Die Meisten haben sich klar dagegen positioniert. Wie entscheidest du dazu, Nick?“
Ich dachte kurz darüber nach. Ein Kampf musste verhindert werden. Doch wie? Mir kam eine Idee. Ich hatte keine Ahnung, ob sie Erfolg haben würde, doch ich musste es versuchen.
„Wann findet die nächste Versammlung statt?“
„Noch in dieser Woche. Wirst du teilnehmen?“
„Du weißt, dass mich solch steife, Diskussionen nur ermüden. Die Lords sind darauf bedacht, nicht ihr Gesicht zu verlieren und treffen Entscheidungen nach schwarz oder weiß.“
Mutter schloss kurz die Augen. Das kannte sie von mir.
„Was wirst du nun also tun?“
„Ich möchte mit den Lords sprechen. Als erstes mit Lord McCann.“
„Der Sturkopf McCann wird dir nicht zuhören, wenn wir uns nicht klar für ihn aussprechen.“
„Was ist mit seinem Sohn? Das richtige Alter hätte er.“
Die beherrschte Ruhe meiner Mutter durchbrach und ein Verdutzter Ausdruck trat auf ihr Gesicht. Bevor sie antwortete, trat die Neugier in ihre haselnussbraunen Augen.
„Nun, Breac ist zugegebenermaßen ein Mann der Vernunft. Doch er ist nicht Oberhaupt seiner Familie.“
„Überlass das ruhig mir. Lade ihn doch bitte zu uns ein.“
„Was hast du vor?“
„Ich werde einen Kompromiss aushandeln, der die Streitigkeiten beilegt und den Familienanspruch der McCann klären wird.“
Mutter zog ungläubig eine Augenbraue hoch. „Und weshalb glaubst du, dass du außerhalb der Versammlungen mehr Erfolg damit haben wirst?“
Ich seufzte. „In einem Raum voller Lords wird keiner von ihnen auch nur einen Fuß weichen. Sie würden glauben, sich angreifbar zu zeigen. Laden wir die Lords zu einer persönlichen Unterredung wird deutlich, dass wir mehr am Frieden interessiert sind als an politischem Ansehen. Was unsere politische Position von vorn herein stärken würde.“
Sie nickte nur. Mein Vorhaben war kühn, doch es hatte eine reelle Chance auf Erfolg. Ich entschuldigte mich und zog mich auf mein Zimmer zurück, um später aus dem Haus zu schleichen - Den Beutel, der noch unter der Treppe verborgen lag, über der Schulter.
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so. das, zusammen mit der Jagd-Szene aus "Einschub 2.0" ist ein Versuch, die Sätze von vorher
"Die darauf folgenden Abende bin ich häufig aus dem Haus geschlichen und in den Wald gegangen, um nach dem Wolf zu sehen. Seine Pfote heilte zum Glück schnell und bald konnte er wieder völlig normal laufen. trotzdem ging ich noch jeden Abend hinaus, um ihn zu sehen. Oft nahm ich ein Stück abgehangenen Schinken aus unserer Vorratskammer mit. Danach saßen wir zusammen da und ich streichelte sein weiches Fell. Bevor ich den Wald verließ um ins Bett zu gehen, sah er mir in die Augen."auszuerzählen, um auch die sich aufbauende Beziehung zwischen Nick und Naleesha zu verdeutlichen. Ich hoffe, es hat geklappt und es hat euch gefallen.
ich hoffe auch, dass ihr seht, was mir einfach nicht auffallen will, trotz längerer Abhängzeiten und so.
dann mal fröhliches Rösten.
LG, Nalee