Auch ich skizziere zu Beginn kurz die Figuren. Weiß ich doch, ändert sich sowieso alles.
Denn wenn ich meinen Figuren eine charakterliche Prägung gebe, frage ich mich auch immer, wie ist er wohl so geworden? Wie verhält er sich in bestimmten Situationen? Nur ich weiß ja noch nicht immer, in welche Situationen er kommen wird, bin ja keine 100%iger Plotter.
Bei mir entwickelt sich die Figur auch beim Schreiben, ich muss halt nur aufpassen, dass durch die Veränderung geschriebene Szenen nicht unlogisch werden und ich wieder von vorne anfangen muss. Darüber bin ich bereits wenige Male gestolpert beim Schreiben.
Schwer ist für mich besonders, warum ist er so geworden, wie ich ihn darstellen will. Das ist für mich die Crux. Jeder Charakter hat eine Geschichte. Jetzt weiß ich auch, so sehr in Tiefe muss ich nicht gehen. Das Strickmuster für Charaktere ist viellfältig. Ich nehme gerne das A-Team als Vorlage. Der Mastermind, der smarte Organisator, der irre Allesflieger oder der kampfwütige Koloss. Weitgehend stereotype Charaktere. Da reicht wahrscheinlich ein kleiner Zettel um die Charakterzeichnung vorzunehmen.
Das andere Extrem finde ich aber auch nicht angebracht für Fantasy-Romane. Warum ist meine Figur im Laufe seines Lebens so geworden, wie er zu Beginn der Handlung ist. Welche Konflikte hat er im Leben durchlebt, um so geworden zu sein. Das wäre des Guten auch zu viel.
Ich versuche eine Mischung zu finden.
Nehmen wir Todd als Beispiel. Defensiver Intellektueller, der möglichst allem Streit aus dem Weg geht. Will eine ruhiges Leben in der Bibliothek führen, in die er versetzt werden möchte.
Das war so meine Grundausrichtung. Ergänzt wird das Protaensemble durch den draufgängerischen Entscheider, dem irren Kämpfer und der introvertierten Zauberin.
Während ich also schrieb, habe ich mich immer gefragt, wenn jemand bestimmte Fähigkeiten hat, wird er sie nicht nutzen. Also fügte ich hinzu: Bescheidener Wohlstand mag er, nutzt seine Fähigkeiten auch dafür aus, sich mit genügend Geld auszustatten, um sich ein Haus mit Garten leisten zu können.
Dann habe ich mich gefragt, warum ist er so defensiv. Hier habe ich dann die Geschichte so angepasst, dass er als erster aus den unteren Schichten vom Orden ausgebildet wird (Art Universität). Natürlich wurde er angefeindet, von denen, die nicht wollten, dass er da ist. Aus dieser Ablehnung hat sich dann ein Rückzug ergeben. Er meidet Konflikte, schafft es aber sehr wohl, Freunde zu haben.
Letztlich und das macht es für mich schwer, soll meine Figur bis zu einem gewissen Grad das Ergebnis seiner Fähigkeiten und der äußeren Umstände werden. Warum ist jemand so geworden wie er handelt.
Das finde ich schwer und hier muss ich oft korrigieren, da ich nicht zu Beginn schon alles wissen kann.
Hier entwickelt sich als meine Figur beim Schreiben, was manchmal sehr nervig ist.
L.