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Begegnung

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Oflinitrium:
Falls damit geliebäugelt wird, den Text vom Rost zu nehmen:
Ich habe ihn eben erst geschafft zu lesen und mag ihn. (Fühle mich gerade seltsam, dass mir deine Natascha sympathisch ist... Ich schieb das einfach mal auf die Uhrzeit)

Ich hätt auch noch ein bisschen was beizusteuern (Falls nicht schon alles in den anderen Röstungen erwähnt wurde ._.)  Nur das Bett schreit im Hintergrund so laut... das kann ich nicht mehr ignorieren.

Oflinitrium:
Ist zwar schon eine Weile hier aufm Rost, aber ich gebe auch gerne meinen Senf dazu.

Erst einmal: Ich mag Natascha. Sie gehört zu diesem seltenen Menschenschlag die mir, dank ihrer aufdringlichen Art, erst auf die Nerven gehen und dann mit der zeit dazugewinnen. Ich finde, dass du es durch die kurzen Einblicke in ihre Denkweise schaffst zu zeigen, dass da mehr zu ihrer Persönlichkeit gehört als nur eine Dummschwätzerin die einen armen Mann zutextet der offensichtlich seine Ruhe haben will. Allerdings braucht die Szene davon noch ein bisschen mehr als diese kleinen Momente.
Am Anfang wirkt das Ganze tatsächlich aufgesetzt aber mit der Zeit bekommt die Figur immer mehr Substanz und entwickelt fast ein Eigenleben. Allerdings hatte ich den Eindruck, als hättest du während dem Schreiben noch zu viel darüber nachgedacht was du eigentlich willst und dann im Grunde nur diese Punkte abgearbeitet.
Was mich persönlich stört: Ich habe weder von ihr, noch von Igor oder der Umgebung ein Bild im Kopf.
Du sagst, dass dies die erste Szene ist in der Natascha vorkommt? Dann würde ich mit der Szene 10-15 Minuten vor dieser Durchsage anfangen und diese Zeit nutzen um die Umgebung zu beschreiben und Natascha deutlicher zu charakterisieren. Ist der Flughafen voll oder leer, sieht er ordentlich oder heruntergekommen aus, ist Igor ein attraktiver Mann oder sieht er aus wie ein Obdachloser... Das sind Dinge die man erwähnen kann, weniger um sie dem Leser zu zeigen, sondern um Natascha darauf reagieren zu lassen:
Fühlt sie sich wohl in dem leeren Flughafen oder wünscht sie sich lieber das Gedränge des Mittags herbei?
Fällt ihr auf, dass der Sitz neben ihr verbogen ist und stört sie sich daran oder findet sie es vielleicht sogar praktisch weil sie ihre Handtasche an der Delle aufhängen kann?
Was geht in ihr während des Wartens vor, quatscht sie bereits vor der Durchsage andere Menschen zu oder wartet sie (un)geduldig?
Wie sieht sie selbst aus, kontrolliert sie vielleicht aus reiner Gewohnheit nochmal ihr Make-Up oder kämmt sich die Haare?
Worauf freut sie sich, wenn sie zuhause ankommt? Es scheint für sie ja ein ziemlich großes persönliches Problem zu sein, wenn sie später als geplant nach Hause kommt.
Auch könnte ihr Igor bereits auffallen, noch bevor sie ihn anspricht. Auch hier ist für den Leser weniger sein Aussehen interessant sondern wie sie darauf reagiert. Ich persönlich bin ein großer Fan davon, wenn bei der Präsentation einer neuen Figur eine alte Figur vorkommt, beschrieben wird und ich die alte Figur nur anhand der Beschreibung erkenne ohne dass ihr Name fällt. Sie kann ihn ja vor dem Gespräch ansehen und einen Gedanken haben wie: "Schade, dass in 2 Minuten mein Flieger geht er sieht interessant aus." und als dann die Durchsage kommt eine Art "okay, go for it."- Moment/Gedanken einfügen.

Was den Dialog an sich betrifft... Ich glaube zu sehen, was du vorhast. Aber im Moment funktioniert es nicht gut. Wenn ich nur Nataschas Aussagen lese und was in ihr vorgeht habe ich eine Figur vor Augen, die zwar noch besser ausgearbeitet werden kann, aber sehr extrovertiert ist und (Dank der kleinen Gedankeneinschübe -  von denen gerne etwas mehr.) Potential hat durchaus liebenswert zu sein. Dann lese ich ihren Dialog im Zusammenhang mit Igor und sie wird zu einem regelrechten unsensiblen Biest, weil sie den armen Kerl einfach erdrückt und keine Luft zum atmen lässt.
Du willst Igor passiv haben, was ich verstehen kann und was auch funktionieren kann. Aber er lässt Natascha momentan schlimmer aussehen als es nötig oder beabsichtigt ist und agiert nicht wirklich wie ein erwachsener Mensch. Würdest du ihn rausschmeißen und einen Hund auf seinen Stuhl setzen müsstest du an Nataschas Dialog nichts ändern. Soviel trägt er, vor allem anfangs, zu dem Gespräch bei. Lass ihn etwas weniger schweigen.


--- Zitat ---„Wenn es Ihnen nichts ausmacht, versuche ich nun etwas von Ihrer stoischen Ruhe abzuzapfen. Ich bin übrigens Natascha.“ Sie reichte ihm die Hand.
„I-Igor“, er schaute ihre Hand erst nur an, ehe er ihr seine reichte.
--- Ende Zitat ---

Hier beispielsweise haut es mich komplett raus, dass er stottert. Das macht ihn komplett hilflos und lässt sie dadurch wie eine Raubkatze aussehen, die aus Langeweile mit ihrer Beute spielt. Lass ihn eher resignierend seufzen oder etwas ähnliches.

„Wenn es Ihnen nichts ausmacht, versuche ich nun etwas von Ihrer stoischen Ruhe abzuzapfen. Ich bin übrigens Natascha.“ Er schaute auf ihre dargebotene Hand, dann in ihre Augen und seufzte tief, als habe er sich mit etwas unvermeidbaren abgefunden. "Igor." Er schlug ein.
"Schön dich kennen zu lernen, Igor.“ Natascha lächelte einladend und freute sich innerlich über diesen kleinen Triumph.

Weiteres Beispiel:


--- Zitat ---„Ah, so wie meditieren?“
Nun lächelte er etwas. „Ich habe noch nie meditiert.“
„Ja vielleicht nicht bewusst. Und was treibt dich jetzt in diesen Flieger?“
Schweigend zuckte er etwas mit den Schultern. Sekunden strichen dahin; er würde nicht mehr antworten.
--- Ende Zitat ---

„Ah, so wie meditieren?“
Nun lächelte er etwas. „Ich habe noch nie meditiert.“
„Ja vielleicht nicht bewusst. Und was treibt dich jetzt in diesen Flieger?“
"Dies und das..." er zuckte etwas mit den Schultern. "Und dich?"

Die Frage hat nichts mit Interesse zu tun sondern Eigenschutz. Je mehr sie redet, desto weniger muss er zuhören oder von sich preisgeben. Lieber eine Lawine kontrolliert abgehen lassen, als von ihr Überrollt zu werden. Für dich hat das den Vorteil, dass dadurch ein Fluss entsteht in dem Natascha noch immer dominant auftritt aber die Situation ein wenig entschärft wird. Auch passt dann seine nächste Reaktion:

--- Zitat ---Aber er lächelte sie nur freundlich an. Den ersten Schock ihres Überfalls hatte er anscheinend völlig neutral überwunden, ohne sich von ihr entweder abgestoßen oder angezogen zu fühlen.
--- Ende Zitat ---
besser in den Kontext und lässt ihn nicht mehr out of character wirken.


--- Zitat ---So etwas war ihr noch nie passiert, dass jemand sie so sanft auflaufen ließ.
„Wo arbeitest du denn?“, fragte er, nun aber doch etwas charmanter als zuvor.
--- Ende Zitat ---

Schmeiß das "charmant" raus. das wirkt fehl am Platz und zu gezwungen. Mir würde etwas in der Richtung:

So etwas war ihr noch nie passiert, dass jemand sie so sanft auflaufen ließ.
„Wo arbeitest du denn?“, hörte sie da etwa Interesse in seiner Stimme, oder war er einfach nur höflich?

besser gefallen.


--- Zitat ---„Interessant... profil mich“, sagte sie, packte ihr Handy wieder weg und versuchte so locker wie zuvor zu wirken.
Er sah sie lange an, dann schüttelte er den Kopf.
--- Ende Zitat ---

Ich störe mich nicht daran, dass sie ihn googlet. Aber warum gibt sie vorher eine E-Mail als Ausrede an um dann von sich aus ihn aufzufordern sie zu profilen? Und warum reagiert er nicht einmal darauf, dass sie ihn googlet. (Kennt er übrigens den Artikel mit dem Mord?)


--- Zitat ---„Tschuldige eben, ich glaube, ich habe eine E-Mail bekommen“, sagte sie, öffnete den Browser ihres Handys und gab Igor PSSS ein; es kamen gleich Treffer, Igor Timurowitsch Gromow. Sie fand auch ein Foto, das war er. Interessant, dachte sie.
„Oh, hab wirklich eine. Moment, muss kurz lesen.“
Sie fand einen zwei Jahre alten Artikel, indem spekuliert wurde, ob er einst Bariellos Nachfolger werden würde. Und dann... sie fand einen Artikel, der fünf Tage alt war, zu einer ermordeten Journalistin. Daraufhin zerstritten sich Bariello und Igor angeblich, und er verließ das PSSS. Das ging ihm sicher furchtbar nah, dachte sie. Es war ja erst vor kurzem passiert, vielleicht stand er noch unter Schock oder so.
--- Ende Zitat ---

entweder würde ich hier ungefähr so weitermachen:

Sie sah von ihrem Handy auf und bemerkte, dass er sie beobachtete.
"Irgendetwas interessantes über mich in der E-Mail?"
"Tschuldige, Macht der Gewohnheit. Und, nein. Du warst vorher bereits interessant genug."
Er verzog keine Miene.
Sie steckte das Handy wieder weg und versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
"Na los, profil mich."....

Oder aber die Ausrede mit der E-Mail weglassen und sie stattdessen einfach etwas sagen lassen wie:
"kleinen Moment bitte. Das ist wichtig."
 Also eine Ausrede bei der sich nichts konkretes vorgibt sondern vage bleibt und dann die Bombe platzen lässt, dass sie nach ihm gesucht hat. Wobei so oder so definitiv eine Reaktion seinerseits darauf  fehlt. Auch wenn es ihn in dem Moment egal ist muss das gezeigt werden. Und wenn es durch Natascha geschieht.
"Interessant profil mich."
Er sah sie lange an. Dann schüttelte er den Kopf.
"Nein, das geht so nicht."
Er hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt, dass sie ihn gegooglet hatte. Egal ob es sie störte oder nicht, aber bisher hatten die Menschen zumindest darauf reagiert, wenn Natascha schnell im Netz nach ihnen suchte. Brachte den Kerl denn gar nichts aus der Ruhe?


Eins der größten Probleme sehe ich darin, dass sie sexuelles Interesse an ihm haben soll. Davon habe ich schlicht gar nichts mitbekommen, bis mir auf einmal ihre Badewanne vor die Nase fällt. Da musst du noch einiges nachlegen, damit das klar wird. Ich hatte eher den Eindruck, dass ihr totlangweilig ist und er einfach nur ein Mittel zum Zweck ist damit die Zeit schneller vergeht.

Zu den Erbsen äußere ich mich nicht, da dahingehend bereits das wichtigste angesprochen wurde und ich selbst nicht gerade der beste Ratgeber bin wenn es um Grammatik geht. ;)

Juni:
Hallo Oflinitrium!

Ich freue mich gerade richtig, von dir zu lesen! Ich habe gleichzeitig ein richtig schlechtes Gewissen, erst so spät zu antworten. Ich dachte sogar, der thread wäre schon dicht  :stirn:
Die letzten Monate über hatte mich der Studiumsstress regelrecht aufgesogen; plus meine zwei Kiddis hatte ich zu meinem eigenen Elend kaum Zeit für alles andere.


--- Zitat von: Oflinitrium am 26 November 2017, 21:01:05 ---Ich finde, dass du es durch die kurzen Einblicke in ihre Denkweise schaffst zu zeigen, dass da mehr zu ihrer Persönlichkeit gehört als nur eine Dummschwätzerin die einen armen Mann zutextet der offensichtlich seine Ruhe haben will.
--- Ende Zitat ---
Das freut mich.
Sie ist in dem Text ziemlich anders weggekommen als geplant. Aber umso schöner, dass man das FT hat und es noch mal durch den Blick anderer sehen kann.


--- Zitat ---Allerdings hatte ich den Eindruck, als hättest du während dem Schreiben noch zu viel darüber nachgedacht was du eigentlich willst und dann im Grunde nur diese Punkte abgearbeitet.
--- Ende Zitat ---
Das größte Hindernis an dieser Szene war und ist eigentlich Igor; er geht prinzipiell keine Beziehungen ein und redet erst recht nicht just for fun mit Fremden.
Wie die beiden sich kennen lernten war mal fast eine Geschichte für sich... die aber ins Gesamtwerk nicht reinpasst. Die Stimmung ist im allgemeinen auch eher trüb, Natascha schafft da kurze Abwechslung im Verlauf - oder soll sie zumindest.
Also brauchte es Igor in einem verletzten, nachdenklichen Moment und eine Natascha, die einfach ist wie sie ist.
Man kann ja alles auf hundert verschiedene Arten schreiben... so fand ich es lebendiger, als eine beschriebene Rückblende ohne Dialoge; auch wenn sie halt sehr grenz wertig ist. (Sorry Natascha^^)

Ich habe mich schon mal an die Szene noch mal dran gesetzt... und tue es vllt auch noch mal.
Die Umgebung (-sgeräusche und Atmosphäre) spielen auch eine Rolle, das stimmt.


--- Zitat ---Auch könnte ihr Igor bereits auffallen, noch bevor sie ihn anspricht.
--- Ende Zitat ---
Das ist gut.
Ein paar Gedanken von ihr wie: Er sieht echt interessant aus; anziehend. Sie wusste es selbst nicht zu beschreiben. Schade, dass es keinen Grund gab, sich kennen zu lernen, dachte sie und bremste sich bei dem Gedanken gleich aus. Wer wäre sie, wenn sie keine Gründe oder Gelegenheiten selbst schaffen könnte; plötzlich erklang die Sprechanlage und verkündete die Verspätung des Fluges.
Na wer sagt's denn. Natascha fokussierte ihr Ziel - ; also ähnlich wie du es in deinem folgenden Absatz beschreibst.


--- Zitat --- Dann lese ich ihren Dialog im Zusammenhang mit Igor und sie wird zu einem regelrechten unsensiblen Biest, weil sie den armen Kerl einfach erdrückt und keine Luft zum atmen lässt.
--- Ende Zitat ---
Ja, das war auch so der durchgehende Eindruck.
Das ging voll daneben...



--- Zitat ---Ich störe mich nicht daran, dass sie ihn googlet.
--- Ende Zitat ---
Da bist du auch nicht der erste.
Ich glaube der Teil aus erfolgreicher Geschäftsfrau und offener, spontaner Person kam nicht rüber. Der Teil von ihr, der ihn googlet ist die Geschäftsfrau, die ihn/ seine Aussage prüfen will. Sie würde es schlimm finden, Zeit und Hoffnung schon in den ersten zehn Minuten an einen Schwätzer verschwendet zu haben - das aber erst Wochen oder Monate danach zu merken.
Es ist kein Kontrollzwang, keine Handysucht... einfach eine Option, die sie hat und nutzt um sich abzusichern; ganz Kopflos ist sie nicht. Aber um es nachvollziehbar zu machen (und für alle wird das vermutlich nie nachvollziehbar sein) braucht es vllt noch was.
Das mit dem googlen ist ein Teil, in dem der Leser eigentlich eine Ähnlichkeit zwischen den beiden finden könnte/ würde - den Igor hätte es vermutlich nicht anders gemacht (in einer anderen Verfassung.)
(Und wenn sie sich zurücklehnt kann er ihr auch nicht auf den Bildschirm schauen)
 

--- Zitat ---Eins der größten Probleme sehe ich darin, dass sie sexuelles Interesse an ihm haben soll. Davon habe ich schlicht gar nichts mitbekommen, bis mir auf einmal ihre Badewanne vor die Nase fällt. Da musst du noch einiges nachlegen, damit das klar wird.
--- Ende Zitat ---

Ja, was das angeht... ist es auch nicht so einfach. Ich belasse es mal bei 'sie findet ihn anziehend.'


Lieben Dank noch mal!
Und ein Frohes Neues :)

Juni:
Und hier kann dicht gemacht werden :)

merin:
 :closed:

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