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Ts lernt schreiben

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Oflinitrium:
Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen als nur auf Literatur und Fernsehen zu schauen. Man kann auch viel von Videospielen lernen (so blöd es auch klingen mag), einfach weil auch dort das Tempo, der Rhythmus etc. entscheidend dazu beitragen ob ein storylastiges Spiel gut ist oder nicht. Vor allem nonlineare Spiele mit verschiedenen Gesprächsoptionen können faszinierend sein, weil man verschiedene Texte schreiben musste die trotzdem auf das selbe Gesprächsende zusteuern bzw. die Geschichte für den Protagonisten -je nach multiple Choice Auswahl- in eine andere Richtung lenken. Im Grunde ist das anspruchsvoller als eine einzelne Geschichte zu schreiben, weil man 2,3,4,5 Geschichten schreiben muss die sich zwar ähneln, aber im besten Falle unterschiedliche Enden beinhalten, die darauf basieren wie der Spieler sich in Schlüsselmomenten entschieden hat. Und dann habe ich von Nebenquests und Missionen die geschrieben werden wollen noch gar nicht gesprochen. Mit Sicherheit gibt es dafür verdammt viele negativ-Beispiele und ziemlich wenige Perlen, aber diese Perlen sind dafür im Grunde umso bemerkenswerter. Das Handwerk dahinter sollte man vielleicht nicht als "Schreiben" bezeichnen sondern wirklich als Storytelling, weil diese Form von Handwerk in den unterschiedlichsten Medien angewendet werden aber im großen und ganzen gleich funktionieren. Es unterscheidet sich immer nur die Art der Darstellung und die Prioritäten verschieben sich von Medium zu Medium genauso aber wie sich auch beim Schreiben die Prioritäten von Genre zu Genre verändern.


--- Zitat ---Ctrl+a ist markieren, aber was bewirkt Ctrl+c?
--- Ende Zitat ---
ctrl+c bewirkt das selbe wie ein Rechtsklick und "kopieren" damit hast du das geschriebene quasi zwischengespeichert und, wenn es beim Senden abstürzen sollte, kannst du mit ctrl+V oder Rechtsklick und "einfügen" den Text ohne irgendwelchen Verlust wieder einfügen und erneut senden ;)



--- Zitat ---Wenn Du meinst, dass gute Charakterinteraktionen für eine gute Geschichte unverzichtbar sind und mit ihnen alles steht und fällt, dann hast Du Deinen ersten Punkt. Aber um diesen Punkt jetzt für das Schreiben umzusetzen, musst Du Dir klar machen, was gute Charakterinteraktionen sind, was sie ausmacht und wie man zu ihnen kommt.
--- Ende Zitat ---

Mmhhh bisher wurden von den wenigen Leuten die ein bisschen was von meinen Texten testlesen durften im Grunde nur meine Dialoge gelobt. Entweder habe ich dafür Anscheinend ein Händchen oder bin von Idioten umgeben... Ich persönlich finde Dialoge bzw. Charakterinteraktionen im Grunde wichtiger als einen Plot. Gut geschriebene Charaktere können über einen schwachen Plot hinweghelfen... ein guter Plot kann aber nicht unbedingt langweilige/nervige/unglaubwürdige Charaktere ausgleichen. Wie finde ich denn heraus, was gute Charakterinteraktionen ausmachen und vor allem wie man zu ihnen kommt? Begründen warum mir etwas gefällt, fällt mir ziemlich leicht... aber ich denke dann meist zu konkret an dieses Beispiel.

merin:
Für mich ist einer dieser Punkt auf jeden Fall "lebendige und tiefe Charaktere". Da lese ich fast alles und verzeihe auch diverse Plotschwächen. Über den Rest grübel ich noch mal nach.

Trippelschritt:
Wie ging es jetzt weiter? Ich habe darüber kein Tagebuch geführt und meine Erinnerung ist lückenhaft, was die Reihenfolge angeht. Aber meine nächsten beiden Schritte waren ein Internet-Schreibkurs bei kompetenten Training - einer war der H.P. Roentgen - und die Korrektur eines meiner Romane durch eine liebe Freundin. Diese beschränkte sich auf die ersten vier Seiten und ließ fast nichts von meinem wirklich großartigen Text stehen. Das war wie ein Schlag in die Magengrube. Kennt ihr alle.

Es gab offensichtlich zwei ganz entscheidende Schwächen in meinem Text. Die eine war, dass ich keine Gefühl dafür hatte, was ganz nah dran und was distanziert bedeutete. Da fehlte mir ein Sinnesorgan und es hat lang gedauert, bis sich das herausgebildet hatte. Die andere war, dass ich zu wenig auf die Reihenfolge meiner Sätze geachtet hatte. Was für mich beim wissenschaftlichen Schreiben eine Selbstverständlichkeit war, hatte ich bei der Belletristik unterschätzt.

Es ist leider alles andere als egal, welcher Satz welchem folgt - oder besser gesagt: welcher Gedanke welchem folgt. So wie es eine innere Logik der Story gibt, welches Kapitel welchem Kapitel folgt, gibt es etwas ähnliches zur Szenenfolge, zu der Abfolge von Absätzen und der Reihenfolge von Sätzen. Die Schwäche ließ sich leicht beheben.

Der Schreibkurs war zwar gut konzipiert, aber für mich leider ein Flopp. Einige Themen gingen völlig an mir vorbei, weil ich da noch nicht so weit war. Sie kamen zu früh. Andere waren langweilig, weil ich das bereits gut beherrschte. Was ich mitgenommen habe waren außer einigen Anregungen und einigen netten Freundschaften vor allem ein paar Erkenntnisse über meinen eigenen Kreativitätsprozess. Ich musste feststellen, dass ich ein fast völliger Bauchscheiber war. Das ändert sich so langsam. Mittlerweile plotte ich auch. Aber ein Planer werde ich nie.  Bevor jetzt jemand glaubt, ich hätte eine negative Meinung vom H.P. Roentgen muss ich das schnell verhindern. Der ist nicht nur nett, sondern auch kompetent. Und seine Bücher habe ich mir alle angeschafft.

Dann gab es noch einen Block. Ich tat mich schwer damit, Liebesszenen zu schreiben. Eine Alterssache. Da habe ich den Stier bei den Hörnern gepackt mir einen Schreibratgeber angeschafft, der mir etwas über erotsches Schreiben erzählte und angefangen erotische Geschichten zu schreiben und diese in einem Forum einzustellen, weil ich da unbedingt Feedback haben wollte. Das muss so vor fünf Jahren gewesen sein.

Und ich habe beim Schreiblust-Verlag beim Mitmachprojekt teilgenommen. Jeden Monat ein Stichwort. Dazu konnte dan eine Kurzgeschichte geschrieben werden 10 000 Zeichen Obergrenze. Und die wurde von den anderen Teilnehmern kommentiert. Nicht so hart wie hier oder im FF, aber immerhin. Und man kann seinen Text zweimal verbessern. Am Ende werden alle Geschichten von den Teilnehmern bewertet. Da habe ich sagenhaft viel gelernt und auch einige Siegertexte produziert. Kann ich nur empfehlen.

Schritt 3 poste ich demnächst.

Viel Vergnügen
Trippelschritt

Ryek Darkener:
Ich lese das mit sehr großem Interesse mit.
Besonders den Punkt, dass kein Schreibkurs hilft, wenn man noch nicht so weit ist, kann ich bestätigen. Schreiben ist wirklich eine Sache, bei der man als Normalsterblicher nur dann besser wird, wenn man sich permanent damit beschäftigt. Die gute Nachricht ist: Man wird besser. Möglicherweise nie perfekt, aber gut genug, dass andere das Geschriebene gerne lesen.

Oldlady:
Ich finde auch, dass es ungemein spannend ist, wie Trippel und die anderen sich mit dem Schreiben lernen beschäftigt haben.
Bei mir selber weiß ich es nicht mehr so genau. Ich habe schon damals, als ich vom Lehrerdasein zum Journalismus gewechselt habe, einige Schreibratgeber studiert, vor allem die von Wolf Schneider (da habe ich viel über Stil gelernt). Und dann versuchte ich, das bei meinen kommerziellen Auftrags-Texten umzusetzen. Mit dem Schreiben von Büchern habe ich mich erst viele Jahre später ernsthaft beschäftigt und festgestellt, dass das eine völlig andere Baustelle ist, obwohl mir das Vorwissen natürlich genutzt hat. Auch dazu habe ich viele Ratgeber  durchgeackert (Röntgen, King ...), und außerdem habe ich im früheren Federfeuer-Forum und hier bei den Teufeln einiges gelernt. Ich bilde mir also ein, besser geworden zu sein. Und dann passierte mir etwas. Ich bin auf einen uralten Text von mir gestoßen, aus den Anfängen meiner Journalistenzeit, und fand ihn hervorragend. Es war eine Satire. Sie ist – nach meinem jetzigen Maßstab – gut und knapp geschrieben,  und ich musste laut lachen (ich hoffe das klingt nicht allzu eingebildet  :rotwerd:). Ich weiß nicht, ob ich derzeit etwas Ähnliches zustande brächte.
Zugegeben, eine Satire ist etwas Spezielles. Aber Handwerk ist auch nicht alles. Ich glaube, beim Schreiben ist das Wichtigste das Hirn. Nur wenn man Ideen hat und klar denkt,  kommt eine gute Geschichte heraus.

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