Teufelszeug > virtueller Schreibratgeber
Diskussionen und Outtakes zu "Schreibtips für Anfänger - und alte Hasen (Prosa)"
merin:
Ich werde die Diskussion mal aus diesem Thread hier abtrennen, sie hat doch mit der Ursprungsidee nicht mehr so viel zu tun. Zu Deinem Beitrag: Ich finde, Du machst da Gegensätze auf, die keine sind: "ich weiß was ich hier tue" versus "mal sehen was da kommt." Für mich ist diese Behauptung schlicht falsch. Wenn ich meinen Text grob geplottet habe, kann ich mich auch dransetzen ohne zu wissen, was jetzt genau passieren soll. Ich kann mich wieder hineinlesen und weiterarbeiten. Das heißt dann aber weder, dass das grobe Thema meines Textes nicht klar wäre, noch, dass ich nicht wüsste, was ich tu.
Für kürzere Texte ist das SGZ-Unterforum eine Quelle, um Deine Hypothese zu prüfen. Dort entstehen ad hoc Texte zu einem vorgegebenen Thema in sehr kurzer Zeit. Die dort stehenden Texte sind oft keine Perlen, aber gelegentlich durchaus Rohdiamanten, da nach etwas Schliff Einiges zu bieten haben. Ich würde mal behaupten, dass Du bei meinen Kurzgeschichten nicht sagen kannst, bei welcher das Thema vorher da war und bei welcher nicht. Noch dazu: Was unbewusst vorher da war und was nicht, weiß nicht einmal ich. Wie sollst Du es da wissen?
Trippelschritt:
Da noch nicht abgetrennt ist, klebe ich noch eine Antwort von mir dran. Auch ich möchte Ofli vehement widersprechen, obwohl ich seine Beobachtung nicht für so ganz falsch halte. Wahrscheinlich ist nur seine Stichprobe zu klein.
Wirkliche Bauchschreiber kenn zwar manchmal ihre Grundidee, aber haben trotzdem keine Ahnung, wohin sie eigentlich schreiben. Dass sie trotzdem immer(?) richtig ankommen, liegt daran, dass ihr Kreativitätsprozess anders läuft als bei Planschreibern. Sie haben keinen Ideenmangel und ihre Intuition leitet sie meist in die richtige Richtung. Wenn nicht, merken sie es, kappen die Abzweigung und machen ab da weiter, wo sie in die Irre gingen.
Nur ...
Es gibt nicht viele Bauchschreiber. Es gibt aber sehr viele Schreibanfänger, die von sich behaupten, sie wären Bauchschreiber und begründen das damit, dass sie am liebsten einfach drauf los schreiben. Doch das macht sie nicht zu Bauchschreibern. Sie haben einfach keine Alternative, weil ihnen das Handwerkszeug fehlt. Und dann haben sie auch Probleme mit dem Plot.
Kreativitätsprozess und handwrrkliche Technik oder Kompetenz sind aber zwei paar Schuhe. Oflis Beobachtung stimmt ganz bestimmt nicht für Bauchschreiber, wohl aber für eine bestimmte Gruppe von Schreibamateuren. Für diese Kollegen wäre mein Tipp aber: Schreibhandwerk lernen!
Liebe Grüße
Trippelschritt
(liebt sein Handwerk)
merin:
Du schreibst schon im abgetrennten Thread. Ansonsten stimme ich Dir zu. Ich weiß immer noch nicht, ob ich Bauchschreiberin bin oder mir das richtige Handwerkszeug fehlt...
Oflinitrium:
Was wir an dem Punkt irgendwie alle überlesen: (ich hatte zwischenzeitlich bei meiner Argumentation auch nicht mehr darauf geachtet)
--- Zitat ---Versuche keine Ideen herbeizuzwingen, bloß weil du schreiben möchtest.
--- Ende Zitat ---
Wenn du am Schreibtisch sitzt mitnem Stift in der Hand und denkst "joar XY würde ne gute Geschichte abgeben" oder "Joar xy würde gut in meine Geschichte passen" dann sind das ja auch Ideen die ich meine.
Nur wenn man sich hinsetzt und sich vornimmt "heute ist Kapitel 3 fällig" aber man hat noch nichts im Kopf und das ändert sich auch nach 15 Minuten noch nicht, sollte man lieber den Stift wieder weglegen anstatt lange darüber anchzugrübeln und irgendwie Kapitel 3 erzwingen zu wollen. Denn es wird sonst mit Abstand das schwächste von allen und man hat mehr Arbeit mit dem korrigieren als die Sache wert ist und läuft zudem Gefahr Plotholes zu schaffen.
Manche Autoren bzw. häufiger Mangaka bekommen während dem Schreibprozess Auflagen wie z.B. "Figur XY kam gut bei den Fans an, du lässt sie nicht wie im zuletzt eingesendeten Skript im nächsten Kapitel sterben, sondenr machst sie zum Sidekick vom Prota" Und dann stehen sie natürlich genau vor dem Problem was ich oben beschreibe und die Umsetzung wird in den meisten Fällen mehr schlecht als recht. Aus diesem Gedankengang entstand unter anderem der Tipp.
Allgemein sind das doch alles nur Tipps für Leute mit einem Problem. Bloß weil viele es hier von Grund auf anders machen oder mit dem Tipp für sich selbst nichts anfangen können heißt das doch nicht, dass es jedem so geht. Im Gegenteil ihr habt halt einfach schon die Techniken drauf um solche Situationen zu umgehen, die ein Rookie noch nicht kennt oder erst lernen muss/sollte.
Zum Beispiel (um nochmal auf die Namen zurückzukommen) habe ich schon oft gehört, dass jemand eine Idee für ein Kapitel hat in dem eine neue Figur vorkommt. Er hat sogar Ideen wie die Figur tickt, welche Eigenheiten sie hat etc. und fragt dann nach "wie könnte ich sie nennen" und bleibt am Namen kleben, anstatt die Ideen umzusetzen. Ihr habt das Problem vielleicht nicht, aber wenn jemand über eine solche Stolperfalle stolpert könnte er es mit einem Platzhalter ausprobieren und schauen ob es klappt. Bei Figuren ist das durchaus am schwierigsten aber wie ich ja auch schreibe, bezieht sich das auch auf Länder, besondere Orte, Berufsgruppen usw. usw. Manche grübeln noch während dem Verfassen vom Rohtext stundenlang über einem Ländernamen und komen nicht vorwärts obwohl sie mir beschreiben können, was das Land besonders macht, wie es funktioniert etc. Platzhalter setzen, weiterschreiben und in einem der nächsten Steps wieder darauf zurückkommen halte ich für sehr viel sinnvoller.
Die Tipps sollen doch sowieso dazu beitragen sein eigenes System zu kreieren und neue Ansätze zu finden bzw. auszuprobieren die nicht in jedem x-beliebigen Schreibratgeber stehen.
merin:
--- Zitat ---Nur wenn man sich hinsetzt und sich vornimmt "heute ist Kapitel 3 fällig" aber man hat noch nichts im Kopf und das ändert sich auch nach 15 Minuten noch nicht, sollte man lieber den Stift wieder weglegen anstatt lange darüber anchzugrübeln und irgendwie Kapitel 3 erzwingen zu wollen. Denn es wird sonst mit Abstand das schwächste von allen und man hat mehr Arbeit mit dem korrigieren als die Sache wert ist und läuft zudem Gefahr Plotholes zu schaffen.
--- Ende Zitat ---
Aber wie kann ich wissen, dass Kapitel 3 dran ist, wenn ich nicht mal eine grobe Plotstruktur habe? Ich verstehe die Idee dahinter nicht. Das mit den Platzhaltern und Namen werde ich aber mal übernehmen, das leuchtet ein.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln