Teufelszeug > Theorie
thematische Absetzung von Absätzen innerhalb von Kapiteln.
Naleesha:
Hallo,
Hier mal eine eher essenzielle Frage.
Sollte man in einem Roman thematisch abgesetzte Absätze innerhalb eines Kapitels deutlich vom vorhergehenden Absatz trennen?
was ich meine ist: wenn ich einen Absatz mache, dann meistens weil ich einen Zeitsprung mache oder das Thema wechsele. leider habe ich so auch das Problem, das meine Leser im ersten Satz des neuen Absatzes ab und an gerne mal die Orientierung verlieren.
In manchen Romanen habe ich es schon gesehen, dass innerhalb desselben Kapitels gewisse Abschnitte mit drei Sternchen zwischen zwei Absätzen abgegrenzt sind. Was an sich zwar bei der Orientierung hilft, mich persönlich aber irgendwie auch aus der Geschichte raus holt.
nachfolgend ein Beispiel ohne Sternchen aus meinen Wolfsbrüdern:
--- Zitat ---Für den Augenblick schob ich diesen Gedanken beiseite, doch unterschwellig blieb er mir im Gedächtnis haften. Den Rest des Schultages brachte ich eher widerwillig hinter mich und am Abend setzte ich meine Recherchen für die Strafarbeit in der Bibliothek fort.
Ich schlug die Augen auf. Endlich war das Ende der Woche gekommen. Ich hatte die ganze Woche durch gelernt. Überall in meinem Zimmer lagen Papiere verstreut, diverse Bücher lagen aufgeschlagen und wirr übereinander auf meinem Schreibtisch und meinem Stuhl herum.
--- Ende Zitat ---
bei dem Satz "Ich schlug die Augen auf", dachte meine Haupt-Testleserin, dass Nick noch immer in der Bibliothek sei, dort vielleicht eingeschlafen war o.ä. erst nachdem ich begann, das Zimmer zu beschreiben, wurde ihr klar, wo sie ist und dass seit der Bibliothek mehr Zeit vergangen war.
Muss ich jeden Absatz denn klar beenden wie bei einem Tagebuch mit: ich ging nach Hause... bla bla... ins Bett. ?
kann ein Absatz nicht einfach so stehen bleiben und ein Themenwechsel im nächsten beginnen, ohne dass der Leser jetzt verwirrt ist?
erwarte ich zu viel von meinen Lesern, oder ist meine Testleserin gar zu anspruchsvoll mir gegenüber? bin da grad etwas verunsichert.
eine andere Möglichkeit wäre wie gesagt die mit den drei Sternchen. dazu mal ein Beispiel aus einem der offiziellen Assassins Creed Romane:
--- Zitat ---Erst nach Stunden konnte er die Hände wieder vom Gesicht nehmen - seine Augen waren rot geädert und von unerbittlicher Rachsucht erfüllt. In diesem Moment wusste Ezio, dass sein früheres Leben vorbei war - Ezio, den Jungen, gab es nicht mehr. Von nun an hatte sein Leben nur noch ein Ziel, einen einzigen Zweck - Vergeltung.
***
Später am Tag - und wohl wissend, dass die Garde gewiss noch nach ihm suchte - stahl er sich durch Gassen und Hinterhöfe zur Villa der Familie Cristinas. Er wollte sie nicht in Gefahr bringen, aber er brauchte seinen Beutel mit all den wertvollen Dingen darin.[/i]
--- Ende Zitat ---
die drei Sternchen geben schon einen guten Anhaltspunkt, dass das vorherige Thema (die Ermordung seiner Familie) und das Thema des nachfolgenden Absatzes voneinander abzugrenzen sind, aber irgendwie will mir der Stil auch nicht so recht gefallen.
dennoch sieht man diese Methode immer häufiger.
Was haltet ihr von den beiden Möglichkeiten? wie würdet ihr das lösen?
Aure:
Ich würde an der Stelle ein neues Kapitel beginnen, weil der Sprung doch recht groß ist.
Lionel Eschenbach:
Das zweite Beispiel mit den drei Sternchen ist weit besser. Ich teile die Befürchtungen deiner Testleserin, das erste Beispiel irritiert.
So weit so gut, da du letztlich eine wichtige Frage aufwirfst, steckt der Teufel aber im Detail. Ich stelle mir vor, die Sternchen kommen häufig vor. Mal nach drei Seiten mal nach acht Seiten und dann vielleicht sogar schon nach wenigen Zeilen. Ja, dann würde es mich womöglich stören und mich aus dem Lesefluss werfen.
Von daher mag ich eine gewisse Länge der Szene, um sich wohlzufühlen.
Wenn ich mich recht erinnere, gäbe es wohl auch eine dritte Variante. Wenn dem Leser klar ist, dass ein Zeitsprung stattgefunden hat, braucht man imo keine Sternchen. Habe mal schnell überlegt.
1. Beispiel
A. stand auf dem Hügel, blickte in die Ferne. Am Horizont konnte er im letzten Licht des Tages die Staubwolken der Soldaten sehen. Morgen in der Dämmerung würde es zur Schlacht kommen.
Die Sonne ging auf, er stand vor seinen Männern.
Zeitsprung ca. 10 Stunden.
2. Beispiel
:) B. saß an einem Schreibtisch. In drei Tagen musste er die Strafarbeit bei Meister Schlau abgeben. Er schwor sich, nie wieder die Regeln zu brechen, hasste er in der dunklen Bibliothek zu sitzen.
Meister Schlau blätterte in der Strafarbeit. "Gute Arbeit, beachte nächstes Mal die Regeln." B. verließ das Zimmer des Vorstehers und die Sonne brannte warm auf seinem Gesicht, als er in den Wald ging. Endlich hatte er Zeit zum Zauberer zu gehen.
Zeitsprung ca. 3 Tage.
Hier müsste andere sagen, ob solche Varianten auch ohne Sternchen funktionieren würden. Am Ende und ich selber habe in den Röstungen feststellen müssen, der Leser liest anders, ist leichter irritiert als der Autor, der ja alles weiß und eh immer glaubt, warum das nicht verstanden wird. Ist aber so, es muss deutlich werden, wann, wo, wer und warum. Damit kämpfe ich gerade. Viel Glück.
L.
Mooncat:
Kommt auf die Länge oder Inhalt des bisherigen Kapitels an.
Aber wenn kein Kapitelwechsel, dann bitte IMMER anständige Trennung mit **** oder ~~~~ Ooder irgendetwas. Sonst ist es schlicht nicht lesbar.
merin:
Für mich braucht es weder Sternchen noch Tüdel, aber eine Leerzeile. Ich denke aber, da gibt es keine allgemeingültige Regel, man muss nur im eigenen Text konsistent sein. Ich mache nie Leerzeilen, es sei denn es gibt Zeit- oder Perspektivensprünge. Jemand, der Leerzeilen auch so im Text hat muss, so denke ich, bei Zeitsprüngen Sternchen oder Tüdel machen.
Ich mag aber ohnehin eine schnelle Verortung. Die wäre im Beispiel durch eine leichte Umstellung gegeben:
--- Zitat ---Ich schlug die Augen auf. Überall in meinem Zimmer lagen Papiere verstreut, diverse Bücher lagen aufgeschlagen und wirr übereinander auf meinem Schreibtisch und meinem Stuhl herum. Ich hatte die ganze Woche durch gelernt. Endlich war das Ende der Woche gekommen
--- Ende Zitat ---
Auch die Blickführung ist so klarer, weil sie dem Blick des Protas klarer folgt.
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