Teufelszeug > Theorie

Konzeptbesprechung - Einleitung (AT Wolfsbrüder)

(1/3) > >>

Naleesha:
Hey,

habe lange über die Problematik mit meiner Einleitung nachgedacht und immer wieder versucht, andere Ansätze mit dem Grundkonzept zu verfolgen.

zur Erinnerung: Grundkonzept besteht aus zwei Absätzen.

Im ersten Absatz fordert ein alter Mann, der vielleicht irgendwo in nem halbdunklen Raum sitzt, uns auf, uns zu ihm zu setzen und seine Geschichte anzuhören. hier wird auch kurz angeteasert um was für eine Geschichte es sich handelt.

Im zweiten Absatz beginnt er aktiv, seine Geschichte zu erzählen. der muss auch nicht lang sein. ein oder zwei Sätze, die in das erste Kapitel überleiten.

Allerdings, in wieviele Richtungen ich hierbei auch denke, es kommt irgendwie immer das Gleiche dabei heraus.

beim letzten Mal, wolltet ihr den zweiten Absatz streichen. dann wollte ich mal versuchen, die komplette Einleitung neu zu schreiben. doch mit keinem Gedanken kam ich weiter.

das Besondere an der Einleitung sollte sein, dass es einem das Gefühl geben muss, dass hier wirklich der Ursprung des Werwolf-Mythos liegt, an die im Mittelalter tatsächlich geglaubt wurde (wie auch an Vampire und Hexen).

(kurz off-Topic: kennt einer von euch noch die Serie "X-Faktor - das Unfassbare"? da konnte man auch nicht immer erkennen, ob eine Geschichte wahr oder erfunden war...)

wie transportiere ich DIESES Gefühl in meine Einleitung?
ich habe es mit dem ersten Satz:
Wenn man dem Erzähler einer Geschichte lauscht, stellt sich nicht die Frage ob sie wahr ist. Es stellt sich die Frage, kann ich mir das vorstellen?
versucht, frei nach eurem Motto, wenn ich ein Buch lese glaube ich innerhalb der Geschichte sowieso alles, solange es in sich schlüssig ist.
aber das kommt eben nicht da heran, wo ich hin will.

Ich bin mit den Legenden dieser Stadt aufgewachsen, die von den ungewöhnlichsten Dingen erzählen und sehr lange habe ich nicht daran geglaubt. Bis ich mich plötzlich selbst in einer dieser Geschichten wiederfand.

der Satz würde das schon relativ schön beschreiben, wenn ich einen Vergleich für die Geschichten hätte. jedoch wenn ich schreibe, dass die sonstigen Geschichten von (nur ein banales Beispiel) den Hexenverbrennungen in Salem handeln, um diesen Realitäts-Bezug und gleichzeitig auch die unglaublichen Dinge, von denen sie handeln konkret zu benennen, dann wirkt es so, als kämen genau diese Elemente im Buch vor, was (größtenteils) nicht der Fall ist.

Ich habe jetzt EINIGE neue Einleitungen geschrieben (die alle auf den unten Aufgeführten Ansätzen basieren, mit Unterschieden in der Formulierung), bei der mir jede fast noch weniger gefallen hat als die vorherige und ich schaffe es einfach nicht, eine Einleitung zu schreiben, die dem Rest des Buches gerecht wird.

meine verschiedenen Ansätze:

- Wieso hör ich einer Geschichte zu:
Wenn man dem Erzähler einer Geschichte lauscht, stellt sich nicht die Frage ob sie wahr ist. Es stellt sich die Frage, kann ich mir das vorstellen?... ich hab ein Problem mit dieser Formulierung. sie klingt weder nach mir, noch nach der Geschichte. also nächste.

- Legenden. bleiben wir mal dabei:
Ich bin mit den Legenden dieser Stadt aufgewachsen, die von den ungewöhnlichsten Dingen erzählen und sehr lange habe ich nicht daran geglaubt. Bis ich mich plötzlich selbst in einer dieser Geschichten wiederfand.
aber ohne Vergleich nicht aussagekräftig genug. und mit vergleich wohl zu irreführend.

- Holzhammermethode:
Glaubt ihr an Magie? an Hexen, Drachen und Vampire? im Mittelalter tat man das. ich habe nicht daran geglaubt bis...
hmmm.... nee, Holzhammer ist nicht so mein Stil. außerdem mag ich es nicht, den Leser im ersten Satz direkt anzusprechen. eher so in Richtung, da is ne Gruppe Menschen im Raum, forder ich sie mal auf, mir zuzuhören...

- Schicksal... das ist immer ein guter Aufhänger... oder nicht?
es Gibt momente im Leben, da wünscht man sich, man hätte eine andere Wahl getroffen. doch was, wenn das Leben dir die Entscheidung abnimmt? wenn die bloße Tatsache dessen, wer du bist, dich auf einen Weg führt, der dein ganzes Leben verändert?
hmmm... nee, das klingt auch nicht nach mir. und außerdem klingt es so, als sei alles so festgefahren. mit einer solchen Einleitung würde ich wohl das ganze restliche Buch gegen die Wand fahren...

wie würdet ihr an sowas ran gehen? ich komme echt nicht weiter und brauche definitiv HILFE  :confused:

würde mich über eine rege Diskussion freuen.

und vielleicht finden wir gemeinsam eine Möglichkeit, zu einer guten Einleitung zu kommen.

Liebe Grüße,
Eure Nalee

Viskey:
Ganz platt: Warte mit der Einleitung, bis das Buch fertig ist, und schreib sie zum Schluß.

Für wissenschaftliche Texte ist das die allgemein anerkannt beste Methode. Denn natürlich weiß man von Anfang an, was man schreiben will, und worauf es hinauslaufen soll. Aber wirklich präzise kann man erst werden, wenn man alles schon hat.

Und ganz klar, jetzt blockiert es dich sowieso nur.

Naleesha:
und was mach ich bis dahin? schreibe ich eine "Platzhalter-Einleitung" nach dem Motto: Lorem Ipsum dolor sit amet?

(soll nicht so knallhart und negativ rüber kommen, wie es vielleicht klingt. wirklich.)

Trippelschritt:
Es gibt keine Werwölfe. Da hilft auch kein Erzähler, der etwas anderes behauptet. Wenn ich nicht an Werwölfe glaube, dann glaube ich auch dem Erzähler kein Wort. Da kannst Du schreiben, was du möchstest.

Und für den Leser und Werwolffan brauchst Du auch keinen Erzähler, denn der weiß ja, dass es welche gibt. Oder aber er ist zumindest bereit, so zu tun, als gäbe es sie.

Deshalb frage ich mich, was Du mit dem Erzähler überhaupt gewinnst.

Wenn du den Leser spekulieren lassen möchtest, ob es Werwölfe gibt, dann lass das Phänomen von Wissenschaftlern untersuchen, ihm einem Journalisten hinterherzusetzen oder lass Zoobesucher über einen Wolf im Zoo spekulieren, der mal da ist und mal nicht. Kurzum, mach ihn zu Teil des Vertrages, den ein Autor mit den Lesern abschließt

Ich muss aber auch zugeben, dass ich nicht so ganz genau verstehe, was Du eigentlich willst.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Naleesha:
was haben: Sherlock Holmes Hund von Baskerville, Vampir von Whitechapel, die Hexen von Salem und der Mythos des Lupus Lycantropis gemeinsam?

man hat im Mittelalter geglaubt, dass solche Dinge wirklich existieren. und Allen liegt ein Ursprung zugrunde. ein Ausgangspunkt, von dem aus diese Mythen entstanden sind.

beim Vampir war es die Geschichte von Vlad Tepes dem Pfähler und der Tatsache, dass nicht balsamierte Leichen sich im Grabe aufblähten, den Eindruck erweckten, als entstiegen sie des Nachts aus dem Grabe etc.

über den Glauben an Hexen brauch ich nichts anzuführen, da gibt es genügend "Beweise" dass man früher an sie geglaubt hat. und manche glauben gar heute noch, dass es Hexen gibt. (Wiccan, magische Amulette, die zuhauf verkauft werden etc...)

ich wollte etwas anderes machen, als ich das Buchprojekt vor gut 13 Jahren begonnen habe. ich habe gedacht: woher kommt eigentlich der Glaube an den Werwolf?

-In früheren Zeiten wurden Menschen geboren, die durch eine seltene Erbkrankheit eine starke Körperbehaarung aufwiesen.
Das gepaart mit dem intelligenten, sozialen fast schon menschlichem Verhalten einiger Wölfe, und das bevor es die Wolfsforschung überhaupt gab, legte den Grundstein für den Mythos. aber damit nicht genug.
ich sponn die Geschichte etwas weiter. natürlich glaubte man, dass diese stark behaarten Menschen sich in diese intelligenten Wölfe verwandeln. aber was, wenn Mensch doch immer Mensch blieb und Wolf doch immer Wolf? so entstand mein Gedanke, die Wolfsbrüder zu erschaffen. und um dem Werwolfglauben die richtige Richtung zu geben, habe ich die mächtigsten von ihnen befähigt, sich in Wölfe zu verwandeln.

Das Ding ist jetzt aber folgendes: ich möchte dem Leser hier sagen: ich habe eine Theorie für den ursprung des Werwolfglaubens. an den man im Mittelalter geglaubt hat.

Wenn ein Mensch nicht an Werwölfe glaubt und partout nicht daran glauben will, kann ich ihm selbstverständlich nicht sagen: das ist hier aber echt.

aber ich möchte die Möglichkeit eröffnen, dass der Mythos sich so abgespielt haben könnte.
und weil es keine historische Abhandlung sein soll, eben kein Found-Footage-Film, kein Journalist, der einen Bericht darüber schreibt und denen deshalb hinterherdackelt, sondern hauptsächlich Unterhaltungswert beisteuern soll, habe ich die Geschichte über Nick aufgezogen, der sie uns erzählt, als wäre sie ihm passiert.

Natürlich kann ich einem sturen Ungläubigen nicht vorkauen, dass das echt sei, aber ich möchte dem Leser den Gedanken mitgeben, den man hat, wenn man über die Hexenprozesse von Salem liest, den man hat, wenn man sich The Hounds of Baskerville durchliest. den man hat, wenn man sich eine Folge X-Faktor anschaut. dass man eben NICHT genau weiß, ob da was dran sein könnte oder nicht.

LG, Nalee

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln
Mobile View