Wenn ich mein eigenes Schreiben anschaue, stelle ich fest - weil ich noch kein Profi bin -, dass es mir geholfen hat, erst einmal die Geschichte zu schreiben, im Rohtext. Während des Schreibens kamen weitere Ideen, die Gesichte veränderte sich, obwohl ich nie von der ursprünglichen Idee abgewichen bin. Aber wie ich die Punkte verbunden haben, da hat sich dann doch einiges geändert. Wie immer Beispiele. Klar in der Grundstruktur versuchte ich mich an Campells Heldenreise zu halten.
Meine erste Grobskizze war. Eine magische Aura hat die Welt für 3000 Jahre friedlich regiert. Durch eine Katastrophe wurde diese in vier schwächere Kräfte aufgeteilt. Am Tag der Trennung suchten sich die Lichter vier Körper, in die sie eindrangen. In der Zwischenzeit wird erstmals das Reich von einem König regiert, der nicht mehr von der Aura regiert wird. Um die Welt zu retten, müssen sich die vier Auren wiederfinden.
So ungefähr die Grobfassung. Dann im nächsten Schritt.
Todd wird in seinem Alltagsleben gezeigt.
Findet heraus, er ist anders als andere Kinder.
Trifft auf den zweiten Lichtträger.
Der eine nutzt eine Hintertür um König zu werden.
Der andere macht sich auf die anderen zwei Lichtträger zu finden.
Das sollte die Geschichte sein. Wie aber der Alltag ist, wer der Gegenspieler ist, wie der eine zum König wird, welche Hintertür es genau ist und wie er die anderen findet, war völlig unklar.
So schrieb ich und stellte fest, dass beim Schreiben, es ratsam schien, andere Wege zu beschreiten, die ich vorher nicht gedacht hatte. Hier kamen die Ideen dann beim Schreiben.
Als ich dann fast fertig war, machte ich mich an den Prolog. Den alten konnte ich ansatzlos streichen, weil er erschien mir nicht mehr passend.
So ist meine Schreiberfahrung momentan, je weiter ich schrebe, desto mehr muss ich im Einzelfall Szenen verändern. UND was besonders schmerzvoll für mich war, ich musste ganze Szene streichen, die mir so wichtig erschienen. Die Zeit, die ich darin investiert haben, und dann einfach rauskopieren und ablegen. Wie schmerzhaft.
Steht aber der Rohtext und du bist mit dem Grundgerüst zufrieden, dann mag sich auch eine Lösung für die Anfangsformulierungen finden. Der berühmte erste Satz!!!!
Und all die Sätze und Überlegungen, die du angstellt hast, haben ihren Reiz. Du entscheidest dann, welche Variante am besten in den Roman passt.
- Wieso hör ich einer Geschichte zu:
Wenn man dem Erzähler einer Geschichte lauscht, stellt sich nicht die Frage ob sie wahr ist. Es stellt sich die Frage, kann ich mir das vorstellen?... ich hab ein Problem mit dieser Formulierung. sie klingt weder nach mir, noch nach der Geschichte. also nächste.
- Legenden. bleiben wir mal dabei:
Ich bin mit den Legenden dieser Stadt aufgewachsen, die von den ungewöhnlichsten Dingen erzählen und sehr lange habe ich nicht daran geglaubt. Bis ich mich plötzlich selbst in einer dieser Geschichten wiederfand.
aber ohne Vergleich nicht aussagekräftig genug. und mit vergleich wohl zu irreführend.
- Holzhammermethode:
Glaubt ihr an Magie? an Hexen, Drachen und Vampire? im Mittelalter tat man das. ich habe nicht daran geglaubt bis...
hmmm.... nee, Holzhammer ist nicht so mein Stil. außerdem mag ich es nicht, den Leser im ersten Satz direkt anzusprechen. eher so in Richtung, da is ne Gruppe Menschen im Raum, forder ich sie mal auf, mir zuzuhören...
- Schicksal... das ist immer ein guter Aufhänger... oder nicht?
es Gibt momente im Leben, da wünscht man sich, man hätte eine andere Wahl getroffen. doch was, wenn das Leben dir die Entscheidung abnimmt? wenn die bloße Tatsache dessen, wer du bist, dich auf einen Weg führt, der dein ganzes Leben verändert?
hmmm... nee, das klingt auch nicht nach mir. und außerdem klingt es so, als sei alles so festgefahren. mit einer solchen Einleitung würde ich wohl das ganze restliche Buch gegen die Wand fahren...
Die erste Variante schön. So nach dem Motto: Das Lagerfeuer knisterte. Der alte Mann hockte auf einem Stamm und fing an zu erzählen. "Ich möchte euch eine alte Geschichte erzählen."
Wenn dann noch auf dem Cover Fantasy steht, dann vermutet der Leser doch, dass es nicht nur eine Geschichte ist.
Die Legendenmethode, auch schön. Da weiß der Leser dann schon, dass der Erzähler zurückblickt auf bestimmte Ereignise. Finde ich auch gut, wenn ich weiß, der Erzähler hat es überlebt
Holzhammermethode auch schön. Auch hier wissen wir, der Prota überlegt es und wir wissen sofort, es geht um Magie, Hexen und Drachen. Warum nicht?
Ich persönlich fand deine Worte zum Schicksal schön. Aber wenn es nicht deine Worte sind, ok. Finde ich aber auch schön.
Und x-Faktor ist so eine Sache. Habe ich wirklich gerne geschaut. Das Grundmotiv da ist aber, dass der Leser raten soll, ob die Geschichte richtig oder falsch ist. Nun, die einzelnen Episoden waren kurzweilig. Herrlich.
Ich stelle mir aber gerade mal ein Buch vor, da kämpfe ich mich durch zig Hundert Seiten, um am Ende sagt mir der Erzähler am Lagerfeuer. Hey, ob die Geschichte wahr oder falsch ist, entscheidet selber. Also ich persönlich würde mich aufregen. Ich WILL ein Happy-End, weil ich ein Happy-End-Typ bin. Und dann das, lieber Leser entscheide selber. Neeeeeeeeeiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnn. Ich würde mich schwarz ärgern, also ich persönlich.
Ich glaube, die meisten Leser wollen in eine Welt eintauchen, die so möglich sein könnte, auch wenn sie erfunden ist. Klar gab es Serien, wo sich am Ende heraustellte, der Prota hatte die ganze 7 Staffeln nur geträumt. Auch das funktionierte, weil es ja für die Staffeln nicht wichtig war, die schön zerzählt waren. War dann halt ein witziger Twist. Alles nur ein Traum. Er stand auf und ging zur Arbiet
Wie Alice im Wunderland, hat sie es nun geträumt, weil sie ohnmächtig geworden war? Ist es wichtig. Nein.
Also, schreibe deinen Roman und dann den Anfang. Wir müssen schon genug grübeln, wenn wir schreiben, wenn wir aber bereits am Anfang stocken, dauert es doch ewig. Schreiben und gut.
L.